Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0266
DOI Heft:
Heft 9
DOI Artikel:Däubler, Theodor: César Klein
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Cefar Klein
Cefar Klein. Der Regenbogen.
fie ganz felbftverftändlid) bean[prucl}en, fofort einnehmen können. Daßer kann man
vor [einen Bildern den Stil von heute recht eindeutig erklären. Segmente, halbe
Elypfen fcßneiden, ergänzen, entwickeln fiel) überall in- und zueinander. Kloßer kommt
das? Bei Cezanne keine Spur davon. Kloßl aber fcßon bei Georges Seurat; und
zwar in durchaus ungekünftelter Ärt. Und dann ebenfo, rein [pontan, alfo [ofort ftiL
bildend, nicht zu Stilifierungen verleitend, bei van Gogß. Bei weniger abftrakten
Künftlern bleiben folcße Kurven meiftens ziemlich undeutlich. Radikal abftrakt Ge-
richtete hingegen operieren geradezu noch mit Kreisaus[d}nitten. Und vor einer ziemlich
umfangreichen „Flucht nach Ägypten“ von Cefar Klein wurde mir’s ganz klar: von
der Mondficßel [tammt diefe Feftfeßung der Kurve in unferem Stil. Äuf diefem Gemälde
erfcheint fie nämlich wirklich: fcßwer gelb und daher überhängend, damit fie ftabil in
feuchtwarmer Luft bleiben könne. Gelbliche Furchen im Boden fügen fid) rhythmifd)
ans Geftirn, das fid) nicht allzuhoch oben in die Gefamtheit des Bildes einfugt. In
einer [pißen Kurve erfaßt, lehnt fid) auch die „Jungfrau mit dem Gotteskind“ auf der
Ulanderung ausrul)end, an einen Felsblock. Gelber, lebendiger als das Blinken des
neugeborenen Mondes, ftral)lt ihr und des kleinen Heilandes Licht aus unferer Erde empor.
Mit feuchter Luft, Luft überhaupt, überrafd)t uns Cefar Klein aus dem Handgelenk.
Die großen Impreffioniften, fcßon einige Maler aus Barbizon hatten fid) das Hervor-
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Cefar Klein. Der Regenbogen.
fie ganz felbftverftändlid) bean[prucl}en, fofort einnehmen können. Daßer kann man
vor [einen Bildern den Stil von heute recht eindeutig erklären. Segmente, halbe
Elypfen fcßneiden, ergänzen, entwickeln fiel) überall in- und zueinander. Kloßer kommt
das? Bei Cezanne keine Spur davon. Kloßl aber fcßon bei Georges Seurat; und
zwar in durchaus ungekünftelter Ärt. Und dann ebenfo, rein [pontan, alfo [ofort ftiL
bildend, nicht zu Stilifierungen verleitend, bei van Gogß. Bei weniger abftrakten
Künftlern bleiben folcße Kurven meiftens ziemlich undeutlich. Radikal abftrakt Ge-
richtete hingegen operieren geradezu noch mit Kreisaus[d}nitten. Und vor einer ziemlich
umfangreichen „Flucht nach Ägypten“ von Cefar Klein wurde mir’s ganz klar: von
der Mondficßel [tammt diefe Feftfeßung der Kurve in unferem Stil. Äuf diefem Gemälde
erfcheint fie nämlich wirklich: fcßwer gelb und daher überhängend, damit fie ftabil in
feuchtwarmer Luft bleiben könne. Gelbliche Furchen im Boden fügen fid) rhythmifd)
ans Geftirn, das fid) nicht allzuhoch oben in die Gefamtheit des Bildes einfugt. In
einer [pißen Kurve erfaßt, lehnt fid) auch die „Jungfrau mit dem Gotteskind“ auf der
Ulanderung ausrul)end, an einen Felsblock. Gelber, lebendiger als das Blinken des
neugeborenen Mondes, ftral)lt ihr und des kleinen Heilandes Licht aus unferer Erde empor.
Mit feuchter Luft, Luft überhaupt, überrafd)t uns Cefar Klein aus dem Handgelenk.
Die großen Impreffioniften, fcßon einige Maler aus Barbizon hatten fid) das Hervor-
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