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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

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Heft 10
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Burchard, Ludwig: Neue Bilderbücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0296

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Neue Bilderbücher


bift du?“ Das ganze Blatt ift
alfo ausnahmslos lithographiert.
Drucktext findet [ich in der
Mappe nur auf dem Scßußblatt,
das den lithographierten Citel
des Deckels in Lettern wieder-
holt. Än weiteren technifchen
Einzelheiten fei bemerkt, daß
der Künftler meift lithographifche
Kreide verwendet hat; nur ver-
einzelt ift der Buchftabe felber
mit dem Pinfel getufcht; auf
Blatt G ift die lithographifche
Cufche mit der Feder gezeich-
net. Durchweg ift die 3eichnung
nicht unmittelbar auf den Stein
aufgetragen, fondern vom Papier
erft umgedruckt worden, was
jedoch an fiel) keine wefentliche
Minderung der technifchen Qua-
lität eines Steindrucks zu be-
deuten braucht und auch hier
nicht bedeutet. — Die Kompo-
fitionen find nicht alle vom
Künftler neu erfunden worden.
Äbb. 1. Corinth: Äus dem „ABC“. Blatt C zum BeifPiel W eine
Reminiszenz an das gemalte
Selbftbildnis Corinths mit dem
anatomifchen Gerippe. Doch ift die Übernahme, was fict) bei einem Manne wie
Corinth von felbft verftet)t, keine ängftliche; die neue Faffung zeigt fogar gegenüber der
Feftigkeit und FJärte von Corinths früherem Stil üngebundenheit und flüchtige Locke-
rung, alfo den Verfuch, aus der verminderten Gefchmeidigkeit der Fjand, die eine Not
ift, eine üugend zu machen. Auch der alt werdende Corinth beftätigt den Saß, der
kürzlich in einer (Dürdigung1 desKünftlers ftand: „Ein Riefe nach Können undüempera-
ment, ein Kind nach Empßndung und Ehrlichkeit“. Da das ütiema des „fcüeibchens“
in diefem ABC wie auch fonft bei Corinth eine bevorzugte Stellung einnimmt, fo fei
zur näheren Beftimmung, wie Corinth das D)ema auffaßt, darauf hingewiefen» daß
auf der Clmfchlagzeicßnung nicht der Faun der Nymphe nachläuft, daß vielmehr um-
gekehrt die Nymphe als der angreifende üeil hmgefteilt ift.
Das andere ÖLIerk diefer Reihe — Corinth hat es md neun OriginalfteinzeicF)-
nungen gefcßmückt; dazu kommt die ebenfalls lithographierte Initiale — ift die Er-
zählung von Arnim, die heute fcF>on reichlich antiquiert ift und wohl vorwiegend des-
halb herangezogen wurde, weil fie das Sd)ickfal eines Kriegsinvaliden behandelt. Diefer
Invalide aus dem Siebenjährigen Krieg, deffen Kopfwunde die pfychopathologifche

1 Georg Bi ermann im Älmanad) auf das Jahr 1919. Verlag Friß Gurlitt. S. 21 ff.

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