Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0310
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Heft 10
DOI Artikel:Kirchner, Joachim: Dekorative Wandmalerei: zur Eröffnung der Frühjahrsausstellung der Berliner Sezession$nElektronische Ressource
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Dekorative Klandmalerei
Paul Scbeurid): Narziß.
gelungen. Tüchtige dekorative Ärbeit leiftete Paul Sdjeurid) mit [einem „Narziß“ oßne
den Tlunfd) zu haben, fiel) mit den Stilmitteln des Expreffionismus auszufpredßen. In
der Kompofition zeigen fid) traditionelle Motive: Die Betonung der Diagonalen, die Kul-
tivierung des Gmriffes im Sinne einer fcßön gefeßwungenen Linie, die flatternden Ge-
wandteile um die barocke Körperlichkeit, die warmen Fleifcßtöne, und die das Ganze
beßerrfeßende märchenhafte Stimmung im Stile einer Rokokochinoiferie — alles diefes
macht das ÜJerk fympathifd). ohne daß es irgend etwas ülefentliches über die Eigen-
art moderner Malerei ausfagen könnte. Es dürfte als O)eatervorl)ang ausgeftaltet
werden können. In verwandter Üdeife gehen Finetti, Richter und Büttner auf deko-
rative Klirkungen aus, wobei Richter trolj feiner lebhaften und einprägfamen Farben-
gebung nicht über den Eindruck eines vergrößerten Tafelbildes hinauskommt.
Beftimmend für die Befonderheit der künftlerifctjen Note diefer Äusftellung wurden
erft die Arbeiten der Expreffioniften der Berliner Sezeffion. ÜJenn auch Iher nietet alle
Erwartungen befriedigt werden konnten, fo ift doch manches Gute geleiftet worden,
was um fo höher eingefchäfet werden darf, als diefe jungen Künftler bis auf Klilly
Jaeckel, der in der Bafüfenfchen Keksfabrik zu raumfchmückenden Aufgaben heran-
gezogen wurde, h*er zum erften Male über ihr dekoratives Können auf großen Flächen
3eugnis ablegen füllten.
Magnus 3eller geht in der ftilifierenden Übertreibung der Formen am weiteften, Er-
innerungen an Kandinsky und Marc werden wach gerufen. In den ftark fprechenden
Silhouetten der Pferde, des vorderen [ich hocb aufbäumenden und des tyinteren vorn-
über finkenden, ift rhythmifcher Linienfchwung mit monumentaler Kraft vereinigt, leider
laffen die etwas automatifchen Figuren im Vordergründe des Bildes eine monumentale
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Paul Scbeurid): Narziß.
gelungen. Tüchtige dekorative Ärbeit leiftete Paul Sdjeurid) mit [einem „Narziß“ oßne
den Tlunfd) zu haben, fiel) mit den Stilmitteln des Expreffionismus auszufpredßen. In
der Kompofition zeigen fid) traditionelle Motive: Die Betonung der Diagonalen, die Kul-
tivierung des Gmriffes im Sinne einer fcßön gefeßwungenen Linie, die flatternden Ge-
wandteile um die barocke Körperlichkeit, die warmen Fleifcßtöne, und die das Ganze
beßerrfeßende märchenhafte Stimmung im Stile einer Rokokochinoiferie — alles diefes
macht das ÜJerk fympathifd). ohne daß es irgend etwas ülefentliches über die Eigen-
art moderner Malerei ausfagen könnte. Es dürfte als O)eatervorl)ang ausgeftaltet
werden können. In verwandter Üdeife gehen Finetti, Richter und Büttner auf deko-
rative Klirkungen aus, wobei Richter trolj feiner lebhaften und einprägfamen Farben-
gebung nicht über den Eindruck eines vergrößerten Tafelbildes hinauskommt.
Beftimmend für die Befonderheit der künftlerifctjen Note diefer Äusftellung wurden
erft die Arbeiten der Expreffioniften der Berliner Sezeffion. ÜJenn auch Iher nietet alle
Erwartungen befriedigt werden konnten, fo ift doch manches Gute geleiftet worden,
was um fo höher eingefchäfet werden darf, als diefe jungen Künftler bis auf Klilly
Jaeckel, der in der Bafüfenfchen Keksfabrik zu raumfchmückenden Aufgaben heran-
gezogen wurde, h*er zum erften Male über ihr dekoratives Können auf großen Flächen
3eugnis ablegen füllten.
Magnus 3eller geht in der ftilifierenden Übertreibung der Formen am weiteften, Er-
innerungen an Kandinsky und Marc werden wach gerufen. In den ftark fprechenden
Silhouetten der Pferde, des vorderen [ich hocb aufbäumenden und des tyinteren vorn-
über finkenden, ift rhythmifcher Linienfchwung mit monumentaler Kraft vereinigt, leider
laffen die etwas automatifchen Figuren im Vordergründe des Bildes eine monumentale
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