Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0326
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Heft 10
DOI article:Neue Graphik und Liebhaberbücher
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Neue Graphik und Liebljaberbücljer
durch das Tlort „Luxus“druck treffend gekenn-
zeichnet wird, weil Luxus Übertreibung ift. Tür
haben uns an diefe Bezeichnung gewöhnt und
fprechen fie aus Bequemlichkeit nach. Luxus-
drucke find für die Bücherhamfter; der Bücher-
freund will den Vorzugsdruck, wie ihn uns Hans
v. TIeber zuerft befeuerte und noch befchert:
das Buch, das das Hauptgewicht auf die Druck-
technik, auf das Fypographifche legt und ganz
ohne Illuftration beftetjen kann.
Solche Bücher, bei denen die drucktechjnifche
Vollkommenheit und der zum Inhalt paffende
Einband die Hauptfache find, werden unter den
modernen Luxusdrucken immer feltener. Mit um
fo größerer Freude nehmen wir die beiden
Bücher in die Hand, die die Gefellfchaft der
Freunde derDeutfchenBücherei ihren Mit-
gliedern jetzt verfpätet als Jahresgaben für 1917
und 1918 dargebracht hat: „Germania an ihre
Kinder. Heinrich von Kleifts eigenhän-
dige Niederfchrift“, in Nachbildung der Glr-
fchrift mit einer literarhiftorifchen Einleitung her-
ausgegeben von Georg Minde-Pouet, und „Äus
den Briefen der G ö f cf) e n f amm lun g des
Börfenvereins der Deutfeh enBuchhändler
zu Leipzig“, hrsg. von J. Goldfriedrich mit 12
Blatt Handfchriftennachbildungen von Klopftock,
Graf Stolberg, Göfchen, Seume, Iffland, Herder,
Fieck u. a. Beide Bücher, auch inhaltlich von
großer Bedeutung für die literarhiftorifche For-
feßung, wirken lediglich, auf alle Mädchen ver-
zichtend, durch Papier, Druck (einmal TI.Drugulin,
das andere Mal Poefcftel & Frepte in Leipzig)
und Einband (E. A. Enders in Leipzig), die treff-
lich dem Inhalt angepaßt find. Dafür hat aber
auch TIalter F iemann, ein Führer der deutfehen
Buchkunft, die Herftellung überwacht. Dem Papp-
band der „Germania“ hat er marmorierten Bunt-
papierbezug gegeben und ein ftilecfjtes Fitelfchild
aufgeklebt, dem Pappband der „Briefe der
Göfchenfammlung“ ließ er die gelblichgraue Na-
turfarbe,druckte ihm einen Holzfcfmitt des Göfchen-
Signets auf und faßte ihn mit einer diskreten
Gierleifte ein. Außerdem zeichnete er für den
Eitel diefes Buches noch einen Ornamentrahmen
in leicht brauner Fönung und entwarf für die
Gefellfchaft ein fetjr fmbfches Buchfignet: ein
von aufgehender Sonne beftrahltes, aus einem
aufgefchlagenen Buche emporwachfendes junges
Reis, das der Name der Gefellfchaft in fchöner
Antiqua oval umrahmt. Beide Drucke find nicht
für den Handel beftimmt und werden nur an
Mitglieder ausgegeben. Minde-Pouet.
* *
Der Verlag von Frih Gurlitt (Berlin) zeigt
einen Neudruck der Leiblfchen Graphik an,
der von O. Felfing ausgeführt worden ift. In
Anbetracht der Tüchtigkeit Leibis für die deutfehe
Graphik ift dies aufs lebhaftefte zu begrüßen. Die
Gefamtauflage beträgt 100 Exemplare. Nr. I-VIII
koften imSubfkriptionspreis M. 1000.—, Nr.IX-XX
M. 700, Nr. XXI-C M. 400. Die 11 Radierungen
find auf holländifchem Bütten gedruckt.
In den Hvalun-Drucken (Tlien) find foeben
vier graphifche Blätter des zu früh verdorbenen,
originell begabten Öfterreichers Egon Schiele
erfchienen. Sie werden auch in Deutfcßland leb-
haftem Intereffe begegnen. Es find zwei Ra-
dierungen: „Kümmernis“ und „Kauernde“ und
zwei Steindrucke: „Bildnis Paris Gütersloh“ und
„Mädchenakt“. Von erfteren find vorhanden:
50 Ex. auf Japan zu M. 150.—, 50 Ex. auf fran-
zöfifch Bütten zu M. 100.— und 100 Abzüge auf
Maffimilianicobütten zu M. 60.—. Die Litho-
graphien erfcheinen in 25 Abzügen auf Kupfer-
druckbütten (M. 80.—) und 100 Abzügen auf
Lithographiehadernftoff (M.50.—). — An fonftigen
graphifchen Arbeiten hat Schiele nur noch zwei
Porträtradierungen gefeßaffen, die in Tlien feßr
gefucht find. Auch die angekündigten Graphiken
dürften von den moderner orientierten Sammlern
bald fehr begehrt werden.
Hubert Tlilm hat einen Oeuvrekatalog er-
halten. Es ift ein handliches Bändchen, hübfcß
gebunden und mit 68 allerdings recht kleinen,
aber fcharfen Autotypien illuftriert (bei Ludwig
Möller, Lübeck). Das Geleitwort ift von Dr.
E. TI. Bredt-München, das Vorwort von Richard
Braungart, das befeßreibende Verzeichnis felber
von Anni Tlilm. Das Büchlein kommt in zwei
Ausgaben heraus: A mit einer originalen Ra-
dierung des Künftlers (200 Ex.) zu M. 18.—, B
(unnummeriert) gebunden M. 3.50. Es ift für
Liebhaber Tlilmfcher Graphik ein felbftverftänd-
licher Befitj.
Eine dem Gedächtnis Karl Fhylmanns ge-
widmete und in der Fat des 1916 gefallenen
Künftlers würdige 3ufammenftellung feiner haupt-
fächlichften Hobzfehnitte gibt der Für che-Ver-
lag (Berlin) heraus. Die Anregung ftammt von
Otto Schönhagen; die feinfinnige Einführung
verfaßte Prof. Dr. Friedrich Back in Darmftadt.
Die Ausftattung des preiswerten Bändchens ift
gefchmackvoll und von gediegener Einfachheit,
die Tliedergabe der phantafievollen und ted)~
nifch außerordentlich fieberen undechtholzfdßnitt-
mäßigen Blätter Fhylmanns einwandfrei.
H- Voss.
i
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durch das Tlort „Luxus“druck treffend gekenn-
zeichnet wird, weil Luxus Übertreibung ift. Tür
haben uns an diefe Bezeichnung gewöhnt und
fprechen fie aus Bequemlichkeit nach. Luxus-
drucke find für die Bücherhamfter; der Bücher-
freund will den Vorzugsdruck, wie ihn uns Hans
v. TIeber zuerft befeuerte und noch befchert:
das Buch, das das Hauptgewicht auf die Druck-
technik, auf das Fypographifche legt und ganz
ohne Illuftration beftetjen kann.
Solche Bücher, bei denen die drucktechjnifche
Vollkommenheit und der zum Inhalt paffende
Einband die Hauptfache find, werden unter den
modernen Luxusdrucken immer feltener. Mit um
fo größerer Freude nehmen wir die beiden
Bücher in die Hand, die die Gefellfchaft der
Freunde derDeutfchenBücherei ihren Mit-
gliedern jetzt verfpätet als Jahresgaben für 1917
und 1918 dargebracht hat: „Germania an ihre
Kinder. Heinrich von Kleifts eigenhän-
dige Niederfchrift“, in Nachbildung der Glr-
fchrift mit einer literarhiftorifchen Einleitung her-
ausgegeben von Georg Minde-Pouet, und „Äus
den Briefen der G ö f cf) e n f amm lun g des
Börfenvereins der Deutfeh enBuchhändler
zu Leipzig“, hrsg. von J. Goldfriedrich mit 12
Blatt Handfchriftennachbildungen von Klopftock,
Graf Stolberg, Göfchen, Seume, Iffland, Herder,
Fieck u. a. Beide Bücher, auch inhaltlich von
großer Bedeutung für die literarhiftorifche For-
feßung, wirken lediglich, auf alle Mädchen ver-
zichtend, durch Papier, Druck (einmal TI.Drugulin,
das andere Mal Poefcftel & Frepte in Leipzig)
und Einband (E. A. Enders in Leipzig), die treff-
lich dem Inhalt angepaßt find. Dafür hat aber
auch TIalter F iemann, ein Führer der deutfehen
Buchkunft, die Herftellung überwacht. Dem Papp-
band der „Germania“ hat er marmorierten Bunt-
papierbezug gegeben und ein ftilecfjtes Fitelfchild
aufgeklebt, dem Pappband der „Briefe der
Göfchenfammlung“ ließ er die gelblichgraue Na-
turfarbe,druckte ihm einen Holzfcfmitt des Göfchen-
Signets auf und faßte ihn mit einer diskreten
Gierleifte ein. Außerdem zeichnete er für den
Eitel diefes Buches noch einen Ornamentrahmen
in leicht brauner Fönung und entwarf für die
Gefellfchaft ein fetjr fmbfches Buchfignet: ein
von aufgehender Sonne beftrahltes, aus einem
aufgefchlagenen Buche emporwachfendes junges
Reis, das der Name der Gefellfchaft in fchöner
Antiqua oval umrahmt. Beide Drucke find nicht
für den Handel beftimmt und werden nur an
Mitglieder ausgegeben. Minde-Pouet.
* *
Der Verlag von Frih Gurlitt (Berlin) zeigt
einen Neudruck der Leiblfchen Graphik an,
der von O. Felfing ausgeführt worden ift. In
Anbetracht der Tüchtigkeit Leibis für die deutfehe
Graphik ift dies aufs lebhaftefte zu begrüßen. Die
Gefamtauflage beträgt 100 Exemplare. Nr. I-VIII
koften imSubfkriptionspreis M. 1000.—, Nr.IX-XX
M. 700, Nr. XXI-C M. 400. Die 11 Radierungen
find auf holländifchem Bütten gedruckt.
In den Hvalun-Drucken (Tlien) find foeben
vier graphifche Blätter des zu früh verdorbenen,
originell begabten Öfterreichers Egon Schiele
erfchienen. Sie werden auch in Deutfcßland leb-
haftem Intereffe begegnen. Es find zwei Ra-
dierungen: „Kümmernis“ und „Kauernde“ und
zwei Steindrucke: „Bildnis Paris Gütersloh“ und
„Mädchenakt“. Von erfteren find vorhanden:
50 Ex. auf Japan zu M. 150.—, 50 Ex. auf fran-
zöfifch Bütten zu M. 100.— und 100 Abzüge auf
Maffimilianicobütten zu M. 60.—. Die Litho-
graphien erfcheinen in 25 Abzügen auf Kupfer-
druckbütten (M. 80.—) und 100 Abzügen auf
Lithographiehadernftoff (M.50.—). — An fonftigen
graphifchen Arbeiten hat Schiele nur noch zwei
Porträtradierungen gefeßaffen, die in Tlien feßr
gefucht find. Auch die angekündigten Graphiken
dürften von den moderner orientierten Sammlern
bald fehr begehrt werden.
Hubert Tlilm hat einen Oeuvrekatalog er-
halten. Es ift ein handliches Bändchen, hübfcß
gebunden und mit 68 allerdings recht kleinen,
aber fcharfen Autotypien illuftriert (bei Ludwig
Möller, Lübeck). Das Geleitwort ift von Dr.
E. TI. Bredt-München, das Vorwort von Richard
Braungart, das befeßreibende Verzeichnis felber
von Anni Tlilm. Das Büchlein kommt in zwei
Ausgaben heraus: A mit einer originalen Ra-
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(unnummeriert) gebunden M. 3.50. Es ift für
Liebhaber Tlilmfcher Graphik ein felbftverftänd-
licher Befitj.
Eine dem Gedächtnis Karl Fhylmanns ge-
widmete und in der Fat des 1916 gefallenen
Künftlers würdige 3ufammenftellung feiner haupt-
fächlichften Hobzfehnitte gibt der Für che-Ver-
lag (Berlin) heraus. Die Anregung ftammt von
Otto Schönhagen; die feinfinnige Einführung
verfaßte Prof. Dr. Friedrich Back in Darmftadt.
Die Ausftattung des preiswerten Bändchens ift
gefchmackvoll und von gediegener Einfachheit,
die Tliedergabe der phantafievollen und ted)~
nifch außerordentlich fieberen undechtholzfdßnitt-
mäßigen Blätter Fhylmanns einwandfrei.
H- Voss.
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