Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0380
DOI issue:
Heft 12
DOI article:Edschmid, Kasimir: Rudolf Großmann
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Rudolf Großmann
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Rudolf Großmann. Äbend in der Fjeilsarrnee- Blatt 6 des „Herbarium“. Radierung.
IX. Druck der M a r e e s g e fe 11 f et) a f t (R. Piper & Co., München).
Diefe Diftanz und diefe Vorausfeljungslofigkeit ßoben ißn bald aus impreffioniftifcßen
Anfängen ßeraus. Die fpielerifcße Luft Parifer Varietes, Bals, 3>rkuffe läßt ißn naeß-
faßren mit dem Griffel. Er konftatiert fie. Seine Linie zießt das Lockende, Spielende
ßeraus, maeßt aus 3ufälligkeiten, kaum übertreibend, den Ffauptton, Beine, Cänzerinnen,
Pferde, Geficßter einen fiel) zur Atmofpßäre, zum gezeießneten Gerucß ißrer Bewegung
Der erotifeße Grundton löft fieß nießt auf in eine impreffioniftifcJße Aktion, er bleibt
feßwingen, beginnt von neuem in einer küßlen, den Vorwurf auf feine geßeimnisvolle
Endbezießung immer wieder ßinleitenden (Ueife, über der irgendwie ungreifbar das
Läcßeln des Künftlers fteßt.
ffibrd er grotesk, fo ift das nie ßumoriftifcß allein. Genau wie bei ganz banalen
Vorwürfen. Bei Blättern mit Scßweinen, bei Rafierftuben, bei Pokerfpielern. Beim
ganzen modernen Leben feßwebt immer die geßeimnisvolle Bezießung, die Aßnung
einer Bedeutung dahinter. Viel einfaeßer als Kubin, der mit vielem Geftricßel malerifcß
oft Stimmung feßaffen muß, ßolt er aus Straßen gefpenftifeße Atmofpßäre. Sie fteßen
ganz einfaeß mit Käufern da und Figuren, die fieß fimpel bewegen, oßne romantifeße
Mittel. Dennocß ßaben diefe einfaeß ßingezogenen Montmartregaffen Überfinnlicßkeit
in ißrer zum Fjimmel geöffneten Perfpektive.
Genau fo bei Menfcßen und Figuren, die er wie wenige zu Landfcßaft und üm-
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Rudolf Großmann. Äbend in der Fjeilsarrnee- Blatt 6 des „Herbarium“. Radierung.
IX. Druck der M a r e e s g e fe 11 f et) a f t (R. Piper & Co., München).
Diefe Diftanz und diefe Vorausfeljungslofigkeit ßoben ißn bald aus impreffioniftifcßen
Anfängen ßeraus. Die fpielerifcße Luft Parifer Varietes, Bals, 3>rkuffe läßt ißn naeß-
faßren mit dem Griffel. Er konftatiert fie. Seine Linie zießt das Lockende, Spielende
ßeraus, maeßt aus 3ufälligkeiten, kaum übertreibend, den Ffauptton, Beine, Cänzerinnen,
Pferde, Geficßter einen fiel) zur Atmofpßäre, zum gezeießneten Gerucß ißrer Bewegung
Der erotifeße Grundton löft fieß nießt auf in eine impreffioniftifcJße Aktion, er bleibt
feßwingen, beginnt von neuem in einer küßlen, den Vorwurf auf feine geßeimnisvolle
Endbezießung immer wieder ßinleitenden (Ueife, über der irgendwie ungreifbar das
Läcßeln des Künftlers fteßt.
ffibrd er grotesk, fo ift das nie ßumoriftifcß allein. Genau wie bei ganz banalen
Vorwürfen. Bei Blättern mit Scßweinen, bei Rafierftuben, bei Pokerfpielern. Beim
ganzen modernen Leben feßwebt immer die geßeimnisvolle Bezießung, die Aßnung
einer Bedeutung dahinter. Viel einfaeßer als Kubin, der mit vielem Geftricßel malerifcß
oft Stimmung feßaffen muß, ßolt er aus Straßen gefpenftifeße Atmofpßäre. Sie fteßen
ganz einfaeß mit Käufern da und Figuren, die fieß fimpel bewegen, oßne romantifeße
Mittel. Dennocß ßaben diefe einfaeß ßingezogenen Montmartregaffen Überfinnlicßkeit
in ißrer zum Fjimmel geöffneten Perfpektive.
Genau fo bei Menfcßen und Figuren, die er wie wenige zu Landfcßaft und üm-
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