Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

DOI Heft:
Heft 13
DOI Artikel:
Kirchner, Joachim: Franz Heckendorf
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0413

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Franz Seckendorf


Franz Seckendorf. Kanal.
nach einer Befreiung von dem herrfcßenden Kunftdogma verlangte, fondern weil ein-
zelne Forderungen ißres gefamten Programms bereits in den (Berken von Künftlern
des ausgehenden 19. Jahrhunderts verwirklicht waren, die anregend und befruchtend
auf die junge Generation wirken mußten. Mit Sans von Marees wurde der Sinn für
eine nach monumentalen Äusdrucksformen ftrebende dekorative Malerei geweckt, Sodler
hatte gezeigt, wie durch das Klingenlaffen desKonturs ftarke rhythmifche und [tilifierende
(Birkungen erreicht werden können, van Gogh hatte mit gefteigerter Äusdrucksfähigkeit
das optifch Gegebene zu überwinden und durch eine fymbolifche Interpretation die im
Kosmifd)en geifternden Kräfte aufzufinden verfucht und Cezanne hatte wohl nicht nur
durch das magifche Spiel feiner Farben entzückt, fondern zugleich das Bewußtfein
dafür gefcßärft, daß die Äufgabe der Kunft mit der geiftreicßen (Biedergabe leben-
zuckender Äugenblicksbilder nicht gelöft fei. Denn die Größe der Cezannefcßen Kunft
berußt nicßt ausfcßließlich auf der fouveränen Beßerrfcßung technifcßer Äusdrucks-
mittel, vielmehr muß feine befondere Fähigkeit, den einfachsten Gegenftand auf feine
allgemeinfte und wefentlicße Form zurückzuführen, als das bedeutfamfte Ergebnis diefer
„zur abfoluten Geftaltung drängenden Kunft“ bezeichnet werden.
Durch die Eindrücke fo gefcßloffener künftlerifcßer Perfönlicßkeiten innerlich be-
reichert und durch die befonderen 3ßdverhältniffe, die auf ein Äusklingen der im-
preffioniftifcßen Kunft hpndeuten, äußerlich begünftigt, tritt eine junge deutfcße Künftler-

391
 
Annotationen