Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0414
DOI Heft:
Heft 13
DOI Artikel:Kirchner, Joachim: Franz Heckendorf
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Franz Seckendorf
Franz Seckendorf. Orientalifcbe Flußlandfcbaft.
generation in Erfcfjeinung, zu deren Führern Franz Seckendorf gezählt werden darf. 3U
diefer Führerrolle fdjeint Seckendorf umfo ef)er berufen zu fein, als in feinen Werken
der Riille und die Richtlinien der neuen Kunftgefinnung mit einer faft programmatifchen
Beftimmtheit bervorzuleud)ten fcf)einen. Der ÜJunfcl) der neuen Kunft, ficf) nicht mit
der virtuofenhjaften Cüiedergabe beftimmter Einzelerfcheinungen des Kosmos Genüge zu
tun, fondern alles optifcl) Ödal)rnehmbare zu vergeiftigen und in die Sphäre des vifionär
Gefchauten zu überfein, dürfte vielleicht in Seckendorfs Oeuvre am reinften ver-
wirklicht fein. Deshalb wird der Verfuch, feine künftlerifctjen Intentionen zu be-
greifen, am eheften an den Expreffionismus heranführen.
Seckendorfs künftlerifcher Äufftieg ftand unter einem glücklichen Stern. Niemandes
Schüler, der eigenen Kultivierung aller in ihm ruhenden Fähigkeiten überlaffen, ftellte
er bereits als Achtzehnjähriger in der Berliner Sezeffion aus. Seine Kunft ftand damals
noch unter dem Eindruck der impreffioniftifchen Malweife, die allerdings mit einer
felbftändigen zum Stilifieren neigenden Note eigenartig bereichert erfd)ien. Mitte der
zwanziger Jahre machte fiel) dann plötzlich ein fprunghaft anmutender Umfd)wung im
Vortrag und in der Technik feiner Bilder bemerkbar. Durch rein perfönlid)e Ein-
gebungen, die durch die Kraft einer lebhaften Phantafie genährt und durch ftarke
Eindrücke der Natur unterftüt)t waren, gelangte er zu einem neuen Stil, der alsbald in
Kunftkreifen zu heftigen Debatten Anlaß gab. Es fehlte nicht an beifallfpendenden
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Franz Seckendorf. Orientalifcbe Flußlandfcbaft.
generation in Erfcfjeinung, zu deren Führern Franz Seckendorf gezählt werden darf. 3U
diefer Führerrolle fdjeint Seckendorf umfo ef)er berufen zu fein, als in feinen Werken
der Riille und die Richtlinien der neuen Kunftgefinnung mit einer faft programmatifchen
Beftimmtheit bervorzuleud)ten fcf)einen. Der ÜJunfcl) der neuen Kunft, ficf) nicht mit
der virtuofenhjaften Cüiedergabe beftimmter Einzelerfcheinungen des Kosmos Genüge zu
tun, fondern alles optifcl) Ödal)rnehmbare zu vergeiftigen und in die Sphäre des vifionär
Gefchauten zu überfein, dürfte vielleicht in Seckendorfs Oeuvre am reinften ver-
wirklicht fein. Deshalb wird der Verfuch, feine künftlerifctjen Intentionen zu be-
greifen, am eheften an den Expreffionismus heranführen.
Seckendorfs künftlerifcher Äufftieg ftand unter einem glücklichen Stern. Niemandes
Schüler, der eigenen Kultivierung aller in ihm ruhenden Fähigkeiten überlaffen, ftellte
er bereits als Achtzehnjähriger in der Berliner Sezeffion aus. Seine Kunft ftand damals
noch unter dem Eindruck der impreffioniftifchen Malweife, die allerdings mit einer
felbftändigen zum Stilifieren neigenden Note eigenartig bereichert erfd)ien. Mitte der
zwanziger Jahre machte fiel) dann plötzlich ein fprunghaft anmutender Umfd)wung im
Vortrag und in der Technik feiner Bilder bemerkbar. Durch rein perfönlid)e Ein-
gebungen, die durch die Kraft einer lebhaften Phantafie genährt und durch ftarke
Eindrücke der Natur unterftüt)t waren, gelangte er zu einem neuen Stil, der alsbald in
Kunftkreifen zu heftigen Debatten Anlaß gab. Es fehlte nicht an beifallfpendenden
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