Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0477
DOI Heft:
Heft 14
DOI Artikel:Bombe, Walter: Gemälde-Studien, 1
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Gemälde-Studien
Kölner Kunft- und Äuktions-gaus G. m. b. 5. Köln. Pljot. Marcello Moroni, Köln.
Äbb. 5. Cüerkftatt des Dierick Bouts. Flügelaltar des 1)1. Jacobus bei geöffneten Flügeln, rechte Hälfte.
gewiefen wird. Aus Rache fteckt die Verfcßmäßte, während der Soßn mit feinen
Eltern friedlich) fctjlummert, in feine Reifetafd)e eine filberne Scßüffel (Hintergrund). Bei
der Äbreife wird der ünfcßuldige als Dieb verhaftet und zum Code verurteilt, obwohl
feine Eltern den Richter knieend um Gnade anfleßen (Vordergrund).
9. Die Eltern des ünfcßuldigen erfcßeinen vor dem Richter, der ib>n zum Code ver-
urteilt Hatte, und berichten demfelben, wie der Heilige Jacobus ißren Sohin am Galgen
auf wunderbare CCIeife am Leben erhalten Hat (f. die Szene des Hintergrundes, wo der
Heilige den Gesenkten ftütjt). Als der Richter ungläubig ausruft: „Euer Soßn ift fo
wenig am Leben, wie diefe gebratenen Hühner“, da werden durch) ein CJunder die
Hühner am Bratfpieß lebendig und der Haßn beginnt zu krähen, worauf der Gesenkte
befreit wird (Acta Sanctorum, Julii, Bd. VI, S. 46).
11. (In 3ufammenh)ang mit 8. fteßend.) Ein Sterbender, der einen Riemen um den
Hals trägt, wird getröftet und erguickt von einem Heiligen, der ein zweites Mal im
Hintergründe erfcßeint, wie er den Körper diefes Mannes fortträgt. Derfelbe Sterbende
ift auf Cafel 8 als Leiche dargeftellt.
12. Die Anfcßwemmung der Reliquien in Gegenwart des Hofes, der das öüunder
beftaunt.
Nach) der Cracßt der Dargeftellten und nach) der Reife des Stils kommen die Jahre
zwifcßen 1470 und 1475 für die Entfteßung des intereffanten Clerkes in Frage. Die
Erzählung läßt den Verlauf der Gefcßeßniffe meßr erraten, als das er fiel) dem Auge
rafcß verdeutlichte; doch) fpricßt ficß der Gefüßlsinßalt des Stoffes durch) den verhaltenen
Ernft der Auffaffung erfolgreich aus. Künftlerifch) am höchsten fteßt die Szene der
Bücherverbrennung. Hi er wirkt die Kompofition und die Durchführung der Landfcßaft
befonders gefällig, alles Gegenftändlicße erhält eßarakteriftifeßen Ausdruck, und die
Vorliebe des Meifters für das Scßmuckßafte, feine Freude an koftbaren Stoffen und
leuchtenden Farben, die fein abgeftuft werden, vermag ficß reftlos auszuleben. CCIie
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Kölner Kunft- und Äuktions-gaus G. m. b. 5. Köln. Pljot. Marcello Moroni, Köln.
Äbb. 5. Cüerkftatt des Dierick Bouts. Flügelaltar des 1)1. Jacobus bei geöffneten Flügeln, rechte Hälfte.
gewiefen wird. Aus Rache fteckt die Verfcßmäßte, während der Soßn mit feinen
Eltern friedlich) fctjlummert, in feine Reifetafd)e eine filberne Scßüffel (Hintergrund). Bei
der Äbreife wird der ünfcßuldige als Dieb verhaftet und zum Code verurteilt, obwohl
feine Eltern den Richter knieend um Gnade anfleßen (Vordergrund).
9. Die Eltern des ünfcßuldigen erfcßeinen vor dem Richter, der ib>n zum Code ver-
urteilt Hatte, und berichten demfelben, wie der Heilige Jacobus ißren Sohin am Galgen
auf wunderbare CCIeife am Leben erhalten Hat (f. die Szene des Hintergrundes, wo der
Heilige den Gesenkten ftütjt). Als der Richter ungläubig ausruft: „Euer Soßn ift fo
wenig am Leben, wie diefe gebratenen Hühner“, da werden durch) ein CJunder die
Hühner am Bratfpieß lebendig und der Haßn beginnt zu krähen, worauf der Gesenkte
befreit wird (Acta Sanctorum, Julii, Bd. VI, S. 46).
11. (In 3ufammenh)ang mit 8. fteßend.) Ein Sterbender, der einen Riemen um den
Hals trägt, wird getröftet und erguickt von einem Heiligen, der ein zweites Mal im
Hintergründe erfcßeint, wie er den Körper diefes Mannes fortträgt. Derfelbe Sterbende
ift auf Cafel 8 als Leiche dargeftellt.
12. Die Anfcßwemmung der Reliquien in Gegenwart des Hofes, der das öüunder
beftaunt.
Nach) der Cracßt der Dargeftellten und nach) der Reife des Stils kommen die Jahre
zwifcßen 1470 und 1475 für die Entfteßung des intereffanten Clerkes in Frage. Die
Erzählung läßt den Verlauf der Gefcßeßniffe meßr erraten, als das er fiel) dem Auge
rafcß verdeutlichte; doch) fpricßt ficß der Gefüßlsinßalt des Stoffes durch) den verhaltenen
Ernft der Auffaffung erfolgreich aus. Künftlerifch) am höchsten fteßt die Szene der
Bücherverbrennung. Hi er wirkt die Kompofition und die Durchführung der Landfcßaft
befonders gefällig, alles Gegenftändlicße erhält eßarakteriftifeßen Ausdruck, und die
Vorliebe des Meifters für das Scßmuckßafte, feine Freude an koftbaren Stoffen und
leuchtenden Farben, die fein abgeftuft werden, vermag ficß reftlos auszuleben. CCIie
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