Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0483
DOI issue:
Heft 14
DOI article:Bombe, Walter: Gemälde-Studien, 1
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Gemälde-Studien
Kölner Kunft- und Äuktions-ßaus G. m. b. 5. Köln. Pbot. Marcello Moroni, Köln.
Hbb. 10. David Ceniers der jüngere. Sctienkenfzene (1635).
Caufe Cßrifti von Bartholomäus 3eitblom ([. Abb. 8). „Und der hl- Geift fuhr
hernieder in leiblicher Geftalt auf ihn wie eine Gaube und eine Stimme kam nieder
vom F)immel, die fprad): „Du bift mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen fmbe“.
Das letzte Wort „Complacui“ diefesCextes aus dem dritten Kapitel des Lukus-Evangeliums
lefen wir auf einem über der Gaube flatternden Spruchbande. Rechts am Ufer des
Jordans kniet Johannes, der einen Krug mit der Auffcljrift „Ego sum principium et
finis, Alpha et Omega“ über dem Frnupte des nur mit einem Schurze bekleideten Gäuf-
lings ausgießt. Rechts kniet ein Engel, der Chrifti Kleider trägt und mit andachtsvoller
Geilnahme der hl- Handlung folgt. Links in der Ferne erfcheint, von Bäumen und
Bügeln umgeben, eine Kirche mit rundem Curm. Die einfache, noch etwas herbe Größe
des Stiles, das blühende, warme, energifche Kolorit von milder Farbigkeit zeigt die
Eigenfchaften der Reifezeit des Meifters, die um 1490 einfetjt und in dem Beerberger
Altar ihren Fjöljepunkt erreicht. Der überzarte Farbengefchmack und die weiche Ver-
fdjwommenheit der letzten Periode ift unferem wahrfdjeinlich vor 1500 entftandenen
Bilde noch fremd.
Ein vorzüglicher Ifaak van Oftade möge [ich anfcßließen (f. Abb. 9). Wir blicken
in eine weite, dämmerige Scheune, die durch drei Figuren und ein paar Fjühner belebt
ift. Überaus reizvoll ift \)\er die Farbengebung, der eine [elbft von dem großen
Adriaen kaum überbotene Feintonigkeit eignet. Die Palette des Malers ift äußerft
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Kölner Kunft- und Äuktions-ßaus G. m. b. 5. Köln. Pbot. Marcello Moroni, Köln.
Hbb. 10. David Ceniers der jüngere. Sctienkenfzene (1635).
Caufe Cßrifti von Bartholomäus 3eitblom ([. Abb. 8). „Und der hl- Geift fuhr
hernieder in leiblicher Geftalt auf ihn wie eine Gaube und eine Stimme kam nieder
vom F)immel, die fprad): „Du bift mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen fmbe“.
Das letzte Wort „Complacui“ diefesCextes aus dem dritten Kapitel des Lukus-Evangeliums
lefen wir auf einem über der Gaube flatternden Spruchbande. Rechts am Ufer des
Jordans kniet Johannes, der einen Krug mit der Auffcljrift „Ego sum principium et
finis, Alpha et Omega“ über dem Frnupte des nur mit einem Schurze bekleideten Gäuf-
lings ausgießt. Rechts kniet ein Engel, der Chrifti Kleider trägt und mit andachtsvoller
Geilnahme der hl- Handlung folgt. Links in der Ferne erfcheint, von Bäumen und
Bügeln umgeben, eine Kirche mit rundem Curm. Die einfache, noch etwas herbe Größe
des Stiles, das blühende, warme, energifche Kolorit von milder Farbigkeit zeigt die
Eigenfchaften der Reifezeit des Meifters, die um 1490 einfetjt und in dem Beerberger
Altar ihren Fjöljepunkt erreicht. Der überzarte Farbengefchmack und die weiche Ver-
fdjwommenheit der letzten Periode ift unferem wahrfdjeinlich vor 1500 entftandenen
Bilde noch fremd.
Ein vorzüglicher Ifaak van Oftade möge [ich anfcßließen (f. Abb. 9). Wir blicken
in eine weite, dämmerige Scheune, die durch drei Figuren und ein paar Fjühner belebt
ift. Überaus reizvoll ift \)\er die Farbengebung, der eine [elbft von dem großen
Adriaen kaum überbotene Feintonigkeit eignet. Die Palette des Malers ift äußerft
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