Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919
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Heft 19
DOI Artikel:Pelka, Otto: Ältere Bersteinarbeiten
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forgen, fondern auch den eigenen
Finanzen infolge der vom Äuslande
eingehenden Beftellungen zu nüßen.
Eine Folge diefer eben angedeuteten
Verhältniffe ift der reiche Befiß von
Bernfteinarbeiten der ruffifcßen 3a-
ren. [Denn auch) im Laufe der Jahr-
hunderte durch fchlechte Konfervie-
rung und durch Brandfcßäden nicht
wenig zugrunde gegangen ift, fo
ift doch — es kann fich allerdings
hierbei nur um ein Urteil über die
3eit vor dem Kriege handeln, aus
der die lebten authentifchen Nach-
richten vorliegen — der erhaltene
Beftand in der Rüftkammer des
Moskauer Kremls, in der Eremitage
in St. Petersburg und im Großen
Schloß in 3arfkoje Selo noch fo bedeutend, daß er die Berliner und Dresdner Samm-
lungen um ein vielfaches überragt. Än den kleineren deutfchen Fürftenhöfen hatte
ebenfalls die Bernfteinmode, wenn auch nicht in dem gleichen Maße wie die Elfen-
beinkunft, die zweite große Liebhaberei des 17. und 18. Jahrhunderts, Eingang ge-
funden. Von Kaffel z. B. ift bekannt, daß dort der Bernfteinfchnißer Jakob Dobber-
mann feit 1716 für den Landgrafen Karl von Ffeffen in Bernftein vornehmlich und
fpäter auch in Elfenbein arbeitete. Ebenfalls haben fich in dem Mufeum von Gotha
und im Fjeffifchen Landesmufeum eine ganze Reihe von Bernfteinarbeiten erhalten, die
urfprünglich zum landesfürftlichen Privat-
befiß gehörten. Eine kleine, aber erlefene
Sammlung aus habsburgifchem Befiß wird
jeßt im Rliener Kunfthiftorifchen Mufeum
aufbewahrt und einige ebenfalls künft-
lerifch belangreiche Stücke befißt die Eften-
fifcße Sammlung. Nicht ganz auf derglei-
chen Flöße fteht eine Sammlung von etwa
vierzig Stücken im Mufeum in Schwerin,
die noch bis vor wenigen Jahren in dem
dortigen Schlöffe ein unbekanntes Dafein
geführt hatte, bis fie durch einen 3ufall der
Vergeffenheit entriffen wurde. In den
Sammlungen der nordifcßen Länder über-
wiegt die vorgefchichtlidje 3eit mit Aus-
nahme von Kopenhagen, wo fich im Schlöffe
Rofenborg eine Reihe z. C. bezeicßneter Ar-
beiten des 17. und 18. Jahrhunderts aus dem
Befiß der dänifchen Könige erhalten haben.
Ausführliche Nachrichten über die Sam-
Hbb. 5. Flakon; 18. Jabrb. üiien, Kunftbandei. meltätigkeit der franzöfifchen Könige und
Äbb. 4. Deckeldofe; um 1700. Gotba, Mufeum.
Der Cicerone, XI. Jahrg., Heft 19
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Finanzen infolge der vom Äuslande
eingehenden Beftellungen zu nüßen.
Eine Folge diefer eben angedeuteten
Verhältniffe ift der reiche Befiß von
Bernfteinarbeiten der ruffifcßen 3a-
ren. [Denn auch) im Laufe der Jahr-
hunderte durch fchlechte Konfervie-
rung und durch Brandfcßäden nicht
wenig zugrunde gegangen ift, fo
ift doch — es kann fich allerdings
hierbei nur um ein Urteil über die
3eit vor dem Kriege handeln, aus
der die lebten authentifchen Nach-
richten vorliegen — der erhaltene
Beftand in der Rüftkammer des
Moskauer Kremls, in der Eremitage
in St. Petersburg und im Großen
Schloß in 3arfkoje Selo noch fo bedeutend, daß er die Berliner und Dresdner Samm-
lungen um ein vielfaches überragt. Än den kleineren deutfchen Fürftenhöfen hatte
ebenfalls die Bernfteinmode, wenn auch nicht in dem gleichen Maße wie die Elfen-
beinkunft, die zweite große Liebhaberei des 17. und 18. Jahrhunderts, Eingang ge-
funden. Von Kaffel z. B. ift bekannt, daß dort der Bernfteinfchnißer Jakob Dobber-
mann feit 1716 für den Landgrafen Karl von Ffeffen in Bernftein vornehmlich und
fpäter auch in Elfenbein arbeitete. Ebenfalls haben fich in dem Mufeum von Gotha
und im Fjeffifchen Landesmufeum eine ganze Reihe von Bernfteinarbeiten erhalten, die
urfprünglich zum landesfürftlichen Privat-
befiß gehörten. Eine kleine, aber erlefene
Sammlung aus habsburgifchem Befiß wird
jeßt im Rliener Kunfthiftorifchen Mufeum
aufbewahrt und einige ebenfalls künft-
lerifch belangreiche Stücke befißt die Eften-
fifcße Sammlung. Nicht ganz auf derglei-
chen Flöße fteht eine Sammlung von etwa
vierzig Stücken im Mufeum in Schwerin,
die noch bis vor wenigen Jahren in dem
dortigen Schlöffe ein unbekanntes Dafein
geführt hatte, bis fie durch einen 3ufall der
Vergeffenheit entriffen wurde. In den
Sammlungen der nordifcßen Länder über-
wiegt die vorgefchichtlidje 3eit mit Aus-
nahme von Kopenhagen, wo fich im Schlöffe
Rofenborg eine Reihe z. C. bezeicßneter Ar-
beiten des 17. und 18. Jahrhunderts aus dem
Befiß der dänifchen Könige erhalten haben.
Ausführliche Nachrichten über die Sam-
Hbb. 5. Flakon; 18. Jabrb. üiien, Kunftbandei. meltätigkeit der franzöfifchen Könige und
Äbb. 4. Deckeldofe; um 1700. Gotba, Mufeum.
Der Cicerone, XI. Jahrg., Heft 19
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