Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

DOI Heft:
Heft 19
DOI Artikel:
Ausstellungen
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0655

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Äusftellungen

rifcbe Dokumente einer befferen 3eit, die das
noch lebendig empfand, was [eitler allmählich)
in akademifcf)er Konvention erftarrte, Rängen
zwifcbendurcb Fritj von Ubdes „Modellpaufe“
und eine Skizze Albert v. Kellers zu „Jairi
Töcbterlein“. Auch fonft findet man die eine
und andere Hrbeit von Gefcbmack und Können.
Äm ftärkften wirken Butterfacks wundervoll le-
bendige Landfcbaften.
Aus der plaftifctjen Darbietung, die im übrigen
ungleichen Maß enttäufcßt, fällt die edle Form
von zwei Bronzen Fjermann Fjahms auf. Hud)
einige Köpfe von Pilarß geben ein.
Anläßlich des 70. Geburtstages Fjabermanns
veranftaltet die Galerie Tbannbaufer eine
Äusftellung, die über fiebzig Gemälde fowie
einige 3eicbnungen und Paftelle umfaßt. Der
ganze ömkreis diefes Schaffens, das in den
beften Münchener Traditionen wurzelt, wird
lebendig. Die ftärkften Eindrücke vermitteln die
wundervollen frühen Bildniffe aus den fiebziger
Jahren. Der Fjinweis mag genügen, da in diefem
Fjefte noch ausführlich von Fjabermann die
Rede ift.
Im grapbifcben Kabinett derfelben Galerie
find Fjandzeicbnungen von Ernft Barlach aus-
geftellt, vor allem die Entwürfe für die Stein-
zeichnungen zu dem Drama „Der arme Vetter“.
Die ftatuarifcbe Führung des Umriffes, die nur
auf GQölbung und Tiefung berechnete Dimenfio-
nalität laffen unfcbwer erkennen, daß hier eine
plaftifcbe Begabung am GUerk ift. Obwohl diefe
Blätter finnlicber Fülle entbehren, find fie keines-
wegs Plakat. Die Formel der Linienführung ift
gänzlich unmatbematifcb; gefühlt, geahnt; nicht
errechnet.
Bei Caspari find Ärbeiten des Bildhauers
Fritj Claus zu feben. Runde lebendige Form;
bewegtes Temperament; lebhafter Rhythmus;
ein feelifcber Antrieb, der ftark gefühlsmäßig
gerichtet ift und durchaus nicht zur Abftraktion
neigt.
Der Bildhauer Fritj Bebn veranftaltet eine
Ätelierausftellung. Vor allem Köpfe und Tiere.
Man hat den Eindruck einer zum Grund zu
idyllifcher Tierplaftik (im Sinne Gauls) beftimmten
Begabung, die das monumentale Format zu Un-
recht forciert. Ein Katalogvorwort „München
als Kunftftadt“ bringt manchen fehjr berechtigten
Einwand gegen die biefigen kunftpolitifcben Ver-
hältniffe zum Ausdruck. Äber im Grund ift es
doch wohl ein fubalterner Standpunkt, den GUert
einer Stadt nach der Anerkennung abzufcbäljen,
die man in ihr findet. Güas man ihrer Ätmo-
fpbäre verdankt, mag auf einem ganz anderen
Blatt fteben. Kurt Pfifter.

Ämfterdam
Hm 13. September ift im ftädtifcben Mufeum
eine Äusftellung von oftafiatifcber Kunft
eröffnet worden, die von dem rührigen „Verein
der Freunde afiatifcber Kunft“ veranftaltet wird.
Die Äusftellung ift fowobl aus den Sammlungen
der Reichsmufeen, wie auch von Privaten des
In- und Auslandes reich befcbickt worden und
muß als ein außerordentlich gelungenes Unter-
nehmen bezeichnet werden, mit dem der junge
Verein ficb vielverfprecbend eingeführt hat. Fj.
Berlin
Die September-Oktober-Äusftellungen derBer-
liner Kunftfalons führen als Auftakte zur Güinter-
faifon naturgemäß noch wenig eigentliche Er-
eigniffe ein. Man muß chronikartig berichten,
daß eine neue Gruppe, das „Feld“, Produk-
tivgenoffenfcßaft erwerbslofer bilden-
der Kiinftler, eine Äusftellung in der Bau-
gewerkfcßule veranftaltet, in der 3ieratß, deffen
Arbeiten man auch am Lehrter Bahnhof be-
gegnete, als ein Künftler auffällt, der vom Im-
preffionismus ausgehend, mit ftarkem Raum-
gefühl begabt, neue Stilifierungen fucht. Im
übrigen findet man alle Stilarten vertreten und
bedauert wiederum, daß [ich fo oft Gruppen
aus fozialen Gründen, ftatt aus künftlerifcßer
Gemeinfamkeit zufammenfinden, was notwendi-
gerweife ihre Stoßkraft lähmen muß. — In der
Neuen Kunft ha ndlung, Tauenßienftraße, wer-
den Graphiken gezeigt, Bekanntes, wie Güolfs-
feld oder Erna Frank Daneben intereffieren
einige jüngere Namen, die Illuftratives ausftellen,
vor allem Fjoelloffs pbantaftifcbe Radierungen
qualvollerFolterungen, die, manchmal noch etwas
fadiftifcb erklügelt, zur künftlerifchen Einheit
goyesker Vifionen ftreben. Seine Formen haben
viel Fülle und Plaftik, mehr als die von Finge-
ften, der daneben geiftvolle, aber formal noch
etwas dünne Illuftrationen zu Fjolz’ Blecbfcbmiede
zeigt. — Die Stadt Berlin läßt ihren Kunftbefiß
in den Schulaulen ihrer Arbeiterviertel feben. Da
die Ankäufe rein paritätifcb auf den Äusftellungen
der versoffenen Jahre vorgenommen wurden,
ift wohl manches Gute darunter, von Corintb,
Leffer öry, den beiden Fjübner, Otto Mül-
ler, ohne daß indeffen ein leitender Gedanke
ficßtbar würde. Auch nicht der, die Kunft der
eigenen Stadt zu zeigen, da zwar Steffek mit
einem guten Porträt und zwei Pferdebildern,
Leiftikow mit drei Landfcbaften, Leffer öry,
Balufcbek u. a erfcbeinen, aber beifpielsweife
fogar Liebermann fehlt. Die Unzulänglichkeit
der Kunftpolitik, die bedauerlicherweife ftets in

629
 
Annotationen