Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0680
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Heft 20
DOI Artikel:Berrer, Julius Wolfgang: Johann Heinrich Eisenträger und seine Tätigkeit an der landgräflich Hessen-Kasselschen Porzellanfabrik
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dritter unter 24 angeführt ift, können wir annehmen, daß er damals fcßon Meifter war.
Genauere Ängaben erhalten wir durd) die Lohnliften von 1759, in denen er ausdrück-
lich als „Landfchaftsmaler“ bezeichnet wird: „aus Caffel, 29 Jahre alt, Monatslohn
12 Rthr. 24 Mgr.“1 Eifenträger war alfo 1730 in Kaffel geboren und ficher fchon mit
27 Jahren Meifter. Er [elbft Jagt in einem Brief vom 25. September 1766 an den
um die Porzellanfabrik in Kaffel fo fehr verdienten Staatsminifter und Oberfalzgräven
Sigismund Freiherrn Klaits von Efchen,2 daß er „bei der Braunfcßweigifchen echten
Porcellainfabrique als Bataillen- und Landfchaftsmaler eilf Jahre in Dienften geftanden“.
Eifenträger ift alfo 1755 im Alter von 25 Jahren nach Fürftenberg gekommen, wo er
vorher gearbeitet hat< ift unbekannt. Erft die Lohnliften von 1762 bringen feinen
Namen wieder und diefe Erwähnung ift infofern von Bedeutung, als wir aus ihr
erfehen, daß er zu den wenigen Fabrikanten gehört, die trotj der durch den Sieben-
jährigen Krieg entftandenen Notlage und daraus folgenden Einfchränkung des Betriebs
in der Fabrik behalten wurden. Eifenträger wird \)'m nach Nerge an zweiter Stelle
aufgeführt.3
Die Liften von 1765 bis 1769 führen ihn als Landfchaftsmaler an erfter Stelle neben
Oftertag.4 Eifenträger war einftweilen mit einer Reihe anderer Künftler nach Braun-
fchweig gezogen worden, da man Malern und Modelleuren dort mehr Anregung zu
geben h0ffte Ws m ^em Weinen, abfeits gelegenen Fürftenberg. In einem Aktenstück
von 17685 wird er neben ttleitfd), deffen Schüler FJartmann und neben Oftertag
wiederum als Landfchaftsmaler bezeichnet.
Obgleich die Fabrik in Fürftenberg, die gegen Ende des Siebenjährigen Krieges zum
Stillftand gekommen war, nach Friedensfd)luß bald wieder in Gang gebracht wurde
(Ende 1763), floffen die Einnahmen doch fo fpärlid), daß die
nicht damit gedeckt werden konnten.6 Dazu
Feuerung aller Lebensmittel, die im Sommer
1766 noch durch eine außerordentliche Frocken-
heit erhöht wurde. Die Quellen in Solingen
verfiegten und die Porzellanmühle konnte nicht
mehr betrieben werden, fo daß die Fabrik wie-
derum vorübergehend ftilliegen mußte. Diefe
3uftände machen es begreiflich, daß Eifenträger
im September 1766 fcßon den erften Verfuct)
machte, in feiner Vaterftadt Kaffel bei der dort
am 12. Juli d. J. eröffneten Porzellanfabrik An-
ftellung zu finden.
Das an den Begründer der Kaffeier Fabrik,
den Staatsminifter Freiherrn tüaiij v. Efchen,
dem diefe in feiner Eigenfchaft als Präfi-
dent der Domänenkammer amtlich unterteilt
1 Scherer a. a. 0., S. 16.
2 Staatsarchiv Marburg, Äktenftück Nr. 4605.
3 Scberer a. a. 0., S. 37, Hnm.
4 Scherer a. a. O., S. 38.
5 Scberer a. a. 0., S. 73.;
6 Stegmann a. a. 0., S. 77.
Äbb. 1. Fürftenberger Porträtmedaillon.
LandesmufGum Kaffet.
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Genauere Ängaben erhalten wir durd) die Lohnliften von 1759, in denen er ausdrück-
lich als „Landfchaftsmaler“ bezeichnet wird: „aus Caffel, 29 Jahre alt, Monatslohn
12 Rthr. 24 Mgr.“1 Eifenträger war alfo 1730 in Kaffel geboren und ficher fchon mit
27 Jahren Meifter. Er [elbft Jagt in einem Brief vom 25. September 1766 an den
um die Porzellanfabrik in Kaffel fo fehr verdienten Staatsminifter und Oberfalzgräven
Sigismund Freiherrn Klaits von Efchen,2 daß er „bei der Braunfcßweigifchen echten
Porcellainfabrique als Bataillen- und Landfchaftsmaler eilf Jahre in Dienften geftanden“.
Eifenträger ift alfo 1755 im Alter von 25 Jahren nach Fürftenberg gekommen, wo er
vorher gearbeitet hat< ift unbekannt. Erft die Lohnliften von 1762 bringen feinen
Namen wieder und diefe Erwähnung ift infofern von Bedeutung, als wir aus ihr
erfehen, daß er zu den wenigen Fabrikanten gehört, die trotj der durch den Sieben-
jährigen Krieg entftandenen Notlage und daraus folgenden Einfchränkung des Betriebs
in der Fabrik behalten wurden. Eifenträger wird \)'m nach Nerge an zweiter Stelle
aufgeführt.3
Die Liften von 1765 bis 1769 führen ihn als Landfchaftsmaler an erfter Stelle neben
Oftertag.4 Eifenträger war einftweilen mit einer Reihe anderer Künftler nach Braun-
fchweig gezogen worden, da man Malern und Modelleuren dort mehr Anregung zu
geben h0ffte Ws m ^em Weinen, abfeits gelegenen Fürftenberg. In einem Aktenstück
von 17685 wird er neben ttleitfd), deffen Schüler FJartmann und neben Oftertag
wiederum als Landfchaftsmaler bezeichnet.
Obgleich die Fabrik in Fürftenberg, die gegen Ende des Siebenjährigen Krieges zum
Stillftand gekommen war, nach Friedensfd)luß bald wieder in Gang gebracht wurde
(Ende 1763), floffen die Einnahmen doch fo fpärlid), daß die
nicht damit gedeckt werden konnten.6 Dazu
Feuerung aller Lebensmittel, die im Sommer
1766 noch durch eine außerordentliche Frocken-
heit erhöht wurde. Die Quellen in Solingen
verfiegten und die Porzellanmühle konnte nicht
mehr betrieben werden, fo daß die Fabrik wie-
derum vorübergehend ftilliegen mußte. Diefe
3uftände machen es begreiflich, daß Eifenträger
im September 1766 fcßon den erften Verfuct)
machte, in feiner Vaterftadt Kaffel bei der dort
am 12. Juli d. J. eröffneten Porzellanfabrik An-
ftellung zu finden.
Das an den Begründer der Kaffeier Fabrik,
den Staatsminifter Freiherrn tüaiij v. Efchen,
dem diefe in feiner Eigenfchaft als Präfi-
dent der Domänenkammer amtlich unterteilt
1 Scherer a. a. 0., S. 16.
2 Staatsarchiv Marburg, Äktenftück Nr. 4605.
3 Scberer a. a. 0., S. 37, Hnm.
4 Scherer a. a. O., S. 38.
5 Scberer a. a. 0., S. 73.;
6 Stegmann a. a. 0., S. 77.
Äbb. 1. Fürftenberger Porträtmedaillon.
LandesmufGum Kaffet.
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