Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0683
DOI Heft:
Heft 20
DOI Artikel:Berrer, Julius Wolfgang: Johann Heinrich Eisenträger und seine Tätigkeit an der landgräflich Hessen-Kasselschen Porzellanfabrik
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bei und beftellt, daß
diefer, einer der be-
deutenden Für-
ftenberger Figuren-
und Landfchaftsma-
ler, demnächft nach
Kaffel reifen werde,
er würde bei diefer
Gelegenheit, und
dies ift eine befon-
ders wichtige Notiz,
„eine kleine Figur,
eine üirolerin vor-
ftellend“, vonEifen-
träger mitbringen.
In demfelben Brief
vermittelt Eifenträ-
ger die Grüße Feil-
ners, des anerkann-
ten Meifters der Por-
zellanplaftik^Äußer
dem Beweis einer
regen Beziehung zwifchen den beiden Fabriken, die uns auch fpäter des öfteren beftätigt
wird, ift aus diefem Brief zu fchließen, daß Eifenträger, woßl angeregt durch Feilners
erfolgreiche Tätigkeit, fiel) auch mit Glück im Modellieren verfucht hat, und diefe Figur
als einen Beweis feiner Vielfeitigkeit zu fenden verfpricht, denn es ift nicht anzunehmen,
daß er als Probeftück eine, von einem andern Meifter, etwa Feilner, modellierte Figur
vorzulegen beabficßtigte, die ißn nur in der untergeordneten Cätigkeit eines „Staffierers“
zeigen würde. Diefe Vermutung erhält weiter unten Betätigung. Aud) die Nachfchrift
darf nicht überfehen werden. Darin bittet Eifenträger, ihm einen „hochfürftlichen
Geßen-Caßelfd)en Staatskalender“ auf das kommende Jahr (1767) zu fenden, „wo vorne
das Bruftbild und Klappen des Germ Landgrafen ftel)t“. Der Kupferftid) ift von
KI. C. Mayr nach einem Gemälde von J. G- Cifct)bein fen. geftochen. Das Original hat
Eifenträger, wie wir fehen werden, fpäter kopiert, auch hat er in feiner Kaffeier 3cit
mehrfach das Kalenderwappen verwandt, doch ift uns aus feiner Fürftenberger 3e't
kein derartiges Stück bekannt. Klir dürfen annehmen, dat} Stich und Klappen als Vor-
lage für das eigentliche, dem Landgrafen felbft zu überreichende Probeftück erbeten
wurden. Id) möchte Iper fd)on erwähnen, daß ich als einzig erhaltenes Probeftück jenes
Damenbildnis vom 18.Oktober 1767 anfpreche. Sowohl die volleSignatur mit derOrtsangabe
als auch das Datum und die Provenienz des Medaillons, das alter Befit} der Kaffeier Kunft-
fammlung ift, fd)einen mir diefe Annahme zu beftätigen. Dazu kommt eine, felbft nach
der Gransponierung in eine andere Ged)nik und in die Miniaturgröße noch deutlich erkenn-
bare Verwandtfchaft diefer charmanten jungen Frau mit dem Bolognefer mit einem Frauen-
bildnis des älteren J. G- Gifd)bein, der damals der gefeierte und einflußreiche Gofmaler des
Landgrafen war, dem Porträt der Gräfin Stadion im Schlöffe KIiH)elmstl)al bei Kaffel.
1 In den Jahren 1768 und 69 verfucht Klaitj vergeblich), diefen vielgewanderten und fo überaus
vielfeitgen Künftler als Ärkaniften nacb Kaffel zu ziehen.
Äbb.4. Kaffeier Fließe mit Reitergefecßt. Landesmufeum Kaffel.
657
diefer, einer der be-
deutenden Für-
ftenberger Figuren-
und Landfchaftsma-
ler, demnächft nach
Kaffel reifen werde,
er würde bei diefer
Gelegenheit, und
dies ift eine befon-
ders wichtige Notiz,
„eine kleine Figur,
eine üirolerin vor-
ftellend“, vonEifen-
träger mitbringen.
In demfelben Brief
vermittelt Eifenträ-
ger die Grüße Feil-
ners, des anerkann-
ten Meifters der Por-
zellanplaftik^Äußer
dem Beweis einer
regen Beziehung zwifchen den beiden Fabriken, die uns auch fpäter des öfteren beftätigt
wird, ift aus diefem Brief zu fchließen, daß Eifenträger, woßl angeregt durch Feilners
erfolgreiche Tätigkeit, fiel) auch mit Glück im Modellieren verfucht hat, und diefe Figur
als einen Beweis feiner Vielfeitigkeit zu fenden verfpricht, denn es ift nicht anzunehmen,
daß er als Probeftück eine, von einem andern Meifter, etwa Feilner, modellierte Figur
vorzulegen beabficßtigte, die ißn nur in der untergeordneten Cätigkeit eines „Staffierers“
zeigen würde. Diefe Vermutung erhält weiter unten Betätigung. Aud) die Nachfchrift
darf nicht überfehen werden. Darin bittet Eifenträger, ihm einen „hochfürftlichen
Geßen-Caßelfd)en Staatskalender“ auf das kommende Jahr (1767) zu fenden, „wo vorne
das Bruftbild und Klappen des Germ Landgrafen ftel)t“. Der Kupferftid) ift von
KI. C. Mayr nach einem Gemälde von J. G- Cifct)bein fen. geftochen. Das Original hat
Eifenträger, wie wir fehen werden, fpäter kopiert, auch hat er in feiner Kaffeier 3cit
mehrfach das Kalenderwappen verwandt, doch ift uns aus feiner Fürftenberger 3e't
kein derartiges Stück bekannt. Klir dürfen annehmen, dat} Stich und Klappen als Vor-
lage für das eigentliche, dem Landgrafen felbft zu überreichende Probeftück erbeten
wurden. Id) möchte Iper fd)on erwähnen, daß ich als einzig erhaltenes Probeftück jenes
Damenbildnis vom 18.Oktober 1767 anfpreche. Sowohl die volleSignatur mit derOrtsangabe
als auch das Datum und die Provenienz des Medaillons, das alter Befit} der Kaffeier Kunft-
fammlung ift, fd)einen mir diefe Annahme zu beftätigen. Dazu kommt eine, felbft nach
der Gransponierung in eine andere Ged)nik und in die Miniaturgröße noch deutlich erkenn-
bare Verwandtfchaft diefer charmanten jungen Frau mit dem Bolognefer mit einem Frauen-
bildnis des älteren J. G- Gifd)bein, der damals der gefeierte und einflußreiche Gofmaler des
Landgrafen war, dem Porträt der Gräfin Stadion im Schlöffe KIiH)elmstl)al bei Kaffel.
1 In den Jahren 1768 und 69 verfucht Klaitj vergeblich), diefen vielgewanderten und fo überaus
vielfeitgen Künftler als Ärkaniften nacb Kaffel zu ziehen.
Äbb.4. Kaffeier Fließe mit Reitergefecßt. Landesmufeum Kaffel.
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