Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919
Zitieren dieser Seite
Bitte zitieren Sie diese Seite, indem Sie folgende Adresse (URL)/folgende DOI benutzen:
https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0687
DOI Heft:
Heft 20
DOI Artikel:Berrer, Julius Wolfgang: Johann Heinrich Eisenträger und seine Tätigkeit an der landgräflich Hessen-Kasselschen Porzellanfabrik
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0687
aus derfelben Form wie diejenige
der drei Porträtfließen, aucß fie trägt
Palants eingeri^tes Modelleurzei-
cßen und das Datum 82, die Be-
malung muß alfo fpäter erfolgt
fein. Die dargeftellte Szene, die
nacß einem zeitgenöffifcßen Stieß
kopiert zu fein feßeint, zeigt eine
in Purpur gemalte Reiterfcßlacßt,
alfo einerießtige „Bataille“. Georg
Pforr, „der berüßmte Pferdemaler“,
war feßon 1771 aus der Fabrik
ausgefeßieden, von den übrigen
Malern kommt außer Eifenträger
keiner für ein fo ßervorragend ge-
maltes Stück in Betracßt. Äucß
zeigt ein Vergleicß mit den kleinen
Paradefzenen auf der üaffe Klil-
ßelm IX. und mit den in flotten
Strießen ßingefeljten Klappenlöwen KaITeIer Dofe. Landesmufeum Kaffel.
und Putten, daß wir ßier diefelbe
Künftlerßandfcßrift vor uns ßaben. In engftem 3ufamnienßang mit diefem Cableau fteßt
eine, ebenfalls in Kaffel aufbewaßrte tlntertaffe, die als Fabrikmarke den Löwen trägt
und in Purpurmalerei drei Kavalleriften vor einem Marketenderzelt zeigt.1 Die Soldaten
find diefelben, etwas karikierten Kerle, die wir von der Bataille ßer kennen, der GCIirt
kann feine naße Verwandtfcßaft mit den Putten auf der Klappen- und Qntertaffe nießt
verleugnen. Cßarakteriftifcß für die Erzeugniffe der Kaffeier Manufaktur ift eine, etwas
ins Blau fpielende, nießt ganz reine Purpurfarbe, die erft in der Spätzeit der Fabrik
allmäßlicß klarer wird. Dies berückficßtigend, müffen wir diefe Arbeit in die Änfangs-
jaßre der Fabrik verlegen, was die Ri^marke: Ä. 72. beftätigt.
In diefen 3u[ammenßang ift eine große, langovale Dofe der Sammlung v. Ofter-
mann, Darmftadt zu bringen. Äußer der Maffe und der Farbe fprießt für die 3U~
weifung naeß Kaffel der feine, feßarfe Reliefdekor, den wir, aus denfelben Formen
gepreßt, des öfteren auf Kaffeier Galanteriewaren finden, u. a. zeigt ißn aucß eine be-
zeießnete Dofe der Kaffeier Sammlung. Zum Überfluß finden wir die kleinen Purpur-
landfcßaften mit Staffage, nur wenig variiert, auf einer ebenfalls in Kaffel befindlicßen,
bezeießneten 3uckerdofe wieder. Vor allem aber zeigt das Fjauptbild im Dofendeckel,
ein Reiterfcßarmütjel in bewaldeter Landfcßaft, ftiliftifcß und teeßnifeß die größte Ver-
wandtfcßaft mit den beiden vorerwäßnten Stücken.
Mit den Brüdern jener ftruppigen, in ftricßeligem Eifenrot modellierten Putten der
Klappenuntertaffe ift eine, mit der Löwenmarke bezeießnete Ceekanne des Kaffeier
Mufeums dekoriert. Diefe Gaffenjungenputtos finden wir wieder auf einer ovalen,
kugeligen Dofe der Sammlung v. Oftermann. Hier ßaben fie fieß mit Ruten bewaffnet
und balgen fieß mit völlig zerzauften Fjaaren. Die Reliefrocaillen find wiederum die-
felben wie auf der 3uckerdofe, die Bäume kennen wir von der Mulangplatte ßer.
1 In dem vorerwäßnten Briefe an v. Frefe fpridbt E. von „Caffen mit Pferdeftücken“, die er
als Probearbeiten einfenden könne.
661
der drei Porträtfließen, aucß fie trägt
Palants eingeri^tes Modelleurzei-
cßen und das Datum 82, die Be-
malung muß alfo fpäter erfolgt
fein. Die dargeftellte Szene, die
nacß einem zeitgenöffifcßen Stieß
kopiert zu fein feßeint, zeigt eine
in Purpur gemalte Reiterfcßlacßt,
alfo einerießtige „Bataille“. Georg
Pforr, „der berüßmte Pferdemaler“,
war feßon 1771 aus der Fabrik
ausgefeßieden, von den übrigen
Malern kommt außer Eifenträger
keiner für ein fo ßervorragend ge-
maltes Stück in Betracßt. Äucß
zeigt ein Vergleicß mit den kleinen
Paradefzenen auf der üaffe Klil-
ßelm IX. und mit den in flotten
Strießen ßingefeljten Klappenlöwen KaITeIer Dofe. Landesmufeum Kaffel.
und Putten, daß wir ßier diefelbe
Künftlerßandfcßrift vor uns ßaben. In engftem 3ufamnienßang mit diefem Cableau fteßt
eine, ebenfalls in Kaffel aufbewaßrte tlntertaffe, die als Fabrikmarke den Löwen trägt
und in Purpurmalerei drei Kavalleriften vor einem Marketenderzelt zeigt.1 Die Soldaten
find diefelben, etwas karikierten Kerle, die wir von der Bataille ßer kennen, der GCIirt
kann feine naße Verwandtfcßaft mit den Putten auf der Klappen- und Qntertaffe nießt
verleugnen. Cßarakteriftifcß für die Erzeugniffe der Kaffeier Manufaktur ift eine, etwas
ins Blau fpielende, nießt ganz reine Purpurfarbe, die erft in der Spätzeit der Fabrik
allmäßlicß klarer wird. Dies berückficßtigend, müffen wir diefe Arbeit in die Änfangs-
jaßre der Fabrik verlegen, was die Ri^marke: Ä. 72. beftätigt.
In diefen 3u[ammenßang ift eine große, langovale Dofe der Sammlung v. Ofter-
mann, Darmftadt zu bringen. Äußer der Maffe und der Farbe fprießt für die 3U~
weifung naeß Kaffel der feine, feßarfe Reliefdekor, den wir, aus denfelben Formen
gepreßt, des öfteren auf Kaffeier Galanteriewaren finden, u. a. zeigt ißn aucß eine be-
zeießnete Dofe der Kaffeier Sammlung. Zum Überfluß finden wir die kleinen Purpur-
landfcßaften mit Staffage, nur wenig variiert, auf einer ebenfalls in Kaffel befindlicßen,
bezeießneten 3uckerdofe wieder. Vor allem aber zeigt das Fjauptbild im Dofendeckel,
ein Reiterfcßarmütjel in bewaldeter Landfcßaft, ftiliftifcß und teeßnifeß die größte Ver-
wandtfcßaft mit den beiden vorerwäßnten Stücken.
Mit den Brüdern jener ftruppigen, in ftricßeligem Eifenrot modellierten Putten der
Klappenuntertaffe ift eine, mit der Löwenmarke bezeießnete Ceekanne des Kaffeier
Mufeums dekoriert. Diefe Gaffenjungenputtos finden wir wieder auf einer ovalen,
kugeligen Dofe der Sammlung v. Oftermann. Hier ßaben fie fieß mit Ruten bewaffnet
und balgen fieß mit völlig zerzauften Fjaaren. Die Reliefrocaillen find wiederum die-
felben wie auf der 3uckerdofe, die Bäume kennen wir von der Mulangplatte ßer.
1 In dem vorerwäßnten Briefe an v. Frefe fpridbt E. von „Caffen mit Pferdeftücken“, die er
als Probearbeiten einfenden könne.
661