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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

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Heft 21
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Schmidt, Paul Ferdinand: Max Beckmann
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0707

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mit denen [ie die An-
fctjauungsweife, aber
and) nicht mehr, gemein
haben. Von irgend-
einer Anlehnung oder
gar Entlehnung ift nicht
die Rede.
Bedeutet uns die
3eid)nung in erftem
Grade den Cräger des
Ausdrucks und desMe-
taphyfifcljen, [o forgt
nun die Koloriftik als
zweiter Bildfaktor für
die ftimmungsmäßige
Auswirkung der Idee.
Durchgängig ift ein
grauer Grundton ange-
nommen, der freilich
fd)on in fich höchft be-
lebt ift von feinen mo-
dellierenden Fönen und
Schatten, welche der
Innenform plaftifches
Leben verleihen. Daraus
erwachsen nun aber,
nach einem beftimm-
ten Gefefs, ftarkfarbige
Flecken, die mit ihrer
Leuchtkraft das Bild
koloriftifch beherrfchen
und wie Blüten einem
grauen Feppict) ent-
fprießen. Die pfycholo-
gifcße dlirkung ihrer flbb.4. Max Beckmann. Selbftbildnis. Ölgemälde. 1917.
Farben — die jedesmal
eng begrenzt find — ift auf den Ausdruck des Bildes geftimmt und befifet eine unheim-
lich anregende Macht, nach dem Gefet} der Überrafchung und des üiiderfpruches. Den
feelifchen Gehalt reiner Farben (als folche wirken diefe ifolierten Flecken) für die
Malerei entdeckt und erobert zu haben, ift ja im wefentlichen ein Verdienft der jüngften
Entwicklung; Beckmann hat \)ier ein Prinzip der neuen Kunft in einer Verbindung
angewendet, die etwa bei P. Breughel eine entfernte Ähnlichkeit findet.
Schließlich ift die Kraft des eigentlich Malerifdßen als das dritte Element zu be-
trachten, das die Bilder zu einer unlösbaren Einheit zufammenfaßt. 3eichnung und
Kolorit gehen auf in dem Schmelz einer harmonifchen Oberfläche, in dem Gewebe des
Pinfelftriches und der unendlichen Modifizierung der malerifchen Form. Man könnte
faft wie bei Gemälden Leibis ein beliebiges Stück hcrausfcfmeiden, und es würde feinen

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