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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

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Heft 21
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Schmidt, Paul Ferdinand: Max Beckmann
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0708

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ödert als fcfyöne Malerei
bemalten. Es klingt er-
ftaunlict), aber es i[t
fchließlid) nur eine Kon-
[equenz aus der un-
gemeinen Befähigung
Beckmanns, daß feine
heutigen Bilder mit
ihrem Kolorismus und
ihrem zeichnerifchen
Netzwerk erft die Voll-
endung auch im rein
Malerifchen darftellen,
und daß die paftofen
Gemälde vor dem Krieg
wie eine ungefchlacßte
Vorftufe erfcßeinen.
tüas bei ißnen die üo-
nigkeit war, bedeutet
heute, ungleich ftärker,
der pfyd)ologifd)e Ko-
lorismus; und anftelle
des breiten Furiofo ihres
Farbenauftrages ift heu-
te die forgfältigfte und
wunderbarfte Cextur
modellierender und
trockner Dünnmalerei
getreten. So ift das
dlunder erreicht, daß
auch die Linie in ma-
lerifcher Qualität ein-
gefangen ift, daß auch
die leuchtenden Flecken
in dem Gefpinft der far-
bigen Oberfläche auf-
Hbb. 5. Max Beckmann. Ädam und Eva. Ölgemälde. 1917. gehen.
Äber malerifchesVer-
mögen und Vergeiftigung des Ausdrucks gehen Fjand in Fjand. ÜJie fern Beck-
mann allem Literarifchen ftel)t — das man ihm früher und heute wieder mit einigem
Mißverftändnis vorwirft — beweifen feine Landfcßaften und vor allem das phäno-
menale Stilleben von 1918, das jene Verflechtung der Vordergrunddinge und fein
malerifches Vermögen in Reinkultur enthält und ein fchlagender Beweis dafür ift, daß
die erfchütternde Rdirkung feiner religiöfen Kompofitionen durchaus auf formalen Be-
dingungen ruht. Denn diefes Stilleben von einigen Kakteen, Gefäßen und einem
Grammophon atmet diefelbe Stimmung des Qnheimlichen wie jene; es bedrückt uns
feelifch durch den Ausdruck, den die Materie als etwas Gefährliches mit dumpfer

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