Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0758
DOI Heft:
Heft 22
DOI Artikel:Behne, Adolf: Werkstattbesuche, 2, Jefim Golyscheff
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Golyfcßeff ift demnach) Dadaift . . . oder richtiger: er war Dadaift. Er i[t es des-
halb nich)t meßr, weil er [elbft im Dadaismus noch) immer etwas wie eine Richtung
fpürt, weil [elb[t der Dadaismus noch) immer ein Ismus ift und weil Golyfcßeff fich)
gegen alles wendet und auflehnt mit feiner Weiteren Refpektlofigkeit, was irgendwie
einen 3 u ft and ausbildet. Hierüber unterrichtet fein Flugblatt „Ä-ismus“.
Golyfchjeff beftreitet heute durchaus das Recht zu einer Schulbildung, ja auch zur
Perfönlichjkeitsbildung. Die heutige Kielt ift doch noch immer eine feriöfe Kielt. Und
was fich auf einem Boden aufbaut, der auch nur halbwegs noch mit dem Element
des Seriöfen durchfetjt ift, kann nur Bruch werden. Das Seriöfe ift das Erbe, das
Großväterliche, das Unechte, das Rückwärtsziehende, das Stumpf finnige. Kler heute
Schul- oder Perfönlich)keitsbildung betreibt, der bejaht, ob er will oder nicht, einen Keil
diefes Großväterlichen, Pt)iliftröfen. Sein Klerk muß belaftet fein. Die wicßtigfte Auf-
gabe heute lautet: Heiterkeit!
Der heitere Menfch ift unbefcßwert. Der heitere Menfch kann wieder bilden. Heiter
muffen wir alle werden. In diefer 3eit? Gerade in diefer 3eit! Denn wir wollen
doch fchjaffen! Und ein Schaffen ohne Heiterkeit ift Lüge! Es ift entfeßlid), daß fo
Klenige diefes Klicßtigfte erkennen: Freude bereiten, einfachste, primitivfte Freude!
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