Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

DOI Heft:
Heft 22
DOI Artikel:
Behne, Adolf: Werkstattbesuche, 2, Jefim Golyscheff
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0759

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Hbb. 3. Jefim Golyfcheff. 3eicbnung. Privatbefife Dr. B.
(Das Rindert uns an der Heiterkeit? Die Bildung! TUas ift alfo die dringendfte Aufgabe der
Gegenwart? 3erftörung der Bildung, üdas brauchen wir Bildung, wenn wir felbft bilden?
Bildung ift immer eine Feffel. Gibt es etwas Ohnmächtigeres als einen gebildeten
Künftler? Ich nenne einige: Änfelm Feuerbach, Max Klinger. Und auch einige un-
gebildete: die Neger und die Kinder.
Alles, was heute einen 3u[tand ausbildet, ift belaftet und daher verwerflich. Durch
alle Ismen hindurch — und auch durch den höchft verdienftlichen Dadaismus!! — will
Golyfcheff zur lebten Einfachheit. Er will Freude bringen, I>iterkeit auslöfen. Er will
zum Atom werden, einfach wie ein Kind fid) verfch nken. Deshalb weg mit allem
Großen, Ausgeprägten, 3urnckleitenden und Komplizierten . . . weg mit allem Ge-
bildeten! Seine 3eid)nungen, in einer reinen Einheit hingefchrieben, verwandt den
3eid)nungpn des Kindes — und verwandt manchmal auch den 3Gcf)nungen des erften
Künders der heiligen Heiterkeit, den 3eid)nungen Paul Scheerbarts — kann jeder
verftehen, auch das Kind Und Golyfcheff möchte in jedem Betrachter den Gedanken
erregen: daß er das auch felbft könne. Golyfcheff, refpektlos, klug und ein Ruffe, will

Der Cicerone, XI. labrq., peft 22

55

725
 
Annotationen