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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

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Heft 22
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Kunstpolitik
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Sammlungen
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0776

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Sammlungen — Ausheilungen

treten energifcß bekämpft. Deutfcbe Erfindung
fei allein der „Cenotaphe“-Stil im Kunftgewerbe,
diefe fcbamlofe und ekelhafte Mifchung aus
Empire und Louis-Philippe, die die Franzofen
1910 im FJerbftfalon eingeführt hätten. g.
Sammlungen
Vom Goetlje - Nationalmufeum in
ttleimar
Der rührigen Cätigkeit des neuen Direktors
Dr. F).(Habl verdankt das Goethehaus folgende
fehr wichtigen Bereicherungen, die letzthin im
Chriftianenzimmer zur Hufftellung gelangten:
1. Das Skizzenbuch Fjackerts von feiner Reife
in die Normandie (1766), über die auch Goethe
in der Biographie des Künftlers berichtet. 2. Ein
Silhouettenbuch des Grafen Beuft aus Knebels
Nachlaß mit hundert Bildern. 3. Dreihundert
Federzeichnungen Julie von Kahles nach älteren
Stichen zur Illuftration von Goethes italienifcher
Reife. 4. Eine Anzahl von zum mindeften zeit-
genöffifch intereffanten IJandzeidmungen der
einftigen Koburger Fjofdame Luife von Meyern-
Fjohenberg, darunter Porträts von Goethes Enkel
Klalter (Jugendbildnis), des Kanzlers Müller, Dr.
Ludwig v. Scboens und feiner Gemahlin Fjenriette
geb. v. Stein, der Malerin Louife Seidler und
Pauline Franckes, von Sulpice Boifferee und der
Gräfin Ida F)ahn-Fjat)n.
Über die Erwerbung einer fehr wertvollen
Miniatur des Lord Byron, die ebenfalls jet$t aus-
geftellt wurde, konnte fchon früher im anderen
3ufammenhange an dieferStelle berichtet werden.
Die Dofykönigsburg
die feinerzeit die Stadt Schlettftadt dem deutfdßen
Kaifer zum Gefchenk gemacht hatte, foll nach
Mitteilungen der franzöfifchen Preffe demnächft
in ein elfäffifches Nationalmufeum umgewandelt
werden.
Bay reutlj
Nach dem Vorfchlag des Generaldirektors der
bayrifchen Staatsfammlungen hat der Stadtrat
kürzlich die Errichtung einer Gemäldegalerie im
neuen Schlöffe zu Bayreuth befchloffen. Man
darf annehmen, daß diefe neue Sammlung in
der Fjauptfache hiftorifcßen Charakter haben
wird und die bisher'in den Schlöffern Bayreuths
verteilten Kunftfchäfje dauernd vereinigen foll.
Berlin
Es befteht der Plan, das alte Berliner Schloß
für die Sammlungen des Kunftgewerbe-
m u f e u m s einzurichten und diefes in den Bau
Schlüters dauernd zu überführen. Das wäre
unferes Erachtens eine vorzügliche Löfung der

Frage, wie man nach der Abdankung (Uilbelms II.
die freigewordenen Räume am beften dem Ge-
meinwohl nutzbar machen kann. Von allen Ber-
liner öffentlichen Sammlungen ift das Kunftge-
werbemufeum räumlich am unzweckmäßigen er-
baut. Die Architektur diefes Qaufes befchränkt
überall die künftlerifdße Hlirkung der Sammlungs-
gegenftändeundfo fehrauch die von v.Falke durch-
geführte Neuaufteilung wefentliche Mängel be-
feitigen konnte, fo ift doch nicht einmal annähernd
Vollkommenes erreicht worden. Hier die Räume
des Berliner Schloffes kennt, weiß von vorn-
herein, daß diefe ein geradezu ideales Mufeum
abgeben könnten, da zum großen Ceil das
Milieu den Charakter der Sammlungen künft-
lerifch direkt berührt.
Floffentlich bleibt es bei dem fchönen Plan,
der Berlin um eine neue Sehenswürdigkeit be-,
reichern würde. Die Räume des derzeitigen
Kunftgewerbemufeums füllen dann der Erweite-
rung des Völkerkundemufeums dienen, das fert-
iger fehr ftark unter Raumnot gelitten hat.
Pofen
Das Kaifer Hlilhelm-Mufeum erhielt den Na-
men „ G r o ß p o 1 n i f ch e s M u f e u m “; zum Direktor
wurde Dr. Gumowski gewählt.
Ausheilungen
Fjamburger Ausheilungen
Dem Vorbild der großen Leihausftellungen
jüngfter Kunft aus Fjamburger Privatbefiß, die
der Frauenbund zur Förderung deutfcßer bilden-
den Kunft, 1917 und 1918 veranftalt hat,1 ift der
Kunftverein gefolgt, fich auf die Vorführung
nur einer Sammlung befcfjränkend. In diefer
„Sammlung eines Fjamburger Kunfffreundes“ be-
fand fich 1917 allein die tanzende weibliche Figur
von FJodler, heute umfaßt ßie etwa 15 Bilder,
darunter vier Picaffo und je ein Bild von Scßmidt-
Rottluff, Pechftein, Nolde, Paula Becker-Moder-
fohn, Roßlfs, Macke, Chagall, IJerbin, Kees van
Dongen. Crolj diefes ftattlichen 3uwachfes inner-
halb zweier Jahre und troßdem die beften Na-
men vertreten find, kann man fich des Eindrucks
des zufälligen Entftehens diefer Sammlung nicht
ganz erwehren. Der Befißer fdßeint fich das eine
und andere Mal von Namen haben blenden zu
laten. Das Gefühl für Qualität, die werbende
Kraft der Liebe, die allein einer Sammlung ihr
einheitliches Gepräge verleihen, werden vermißt.
Noldes Kreuzigung ift die größte Enttäufcßung.
Das Bild, das von einem Flensburger Sammler
1 Vgl. Cicerone, X. Jaljrg., Fjeft 3/4, S. 59 und Fjeft 21/22,
S. 343.

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