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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919

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Heft 23
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Kahnweiler, Daniel-Henry: Maurice de Vlaminck
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https://doi.org/10.11588/diglit.21394#0795

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auf. (Ilieder zieht er auf langen Landftraßen mit feiner Leinwand unterm Ärm.
CLIieder zeigt er uns im Bilde, was fcßön ißm fcßien in der Natur, (Uerke männlicher
Reife befeuert er uns, voll doch) von jugendlicher Kraft.
Ich liebe diefen Maler und ich bebe feine ülerke. Ein großes, ftarkes Kind ift er,
das ftaunend vor dem eigenen dlerke fteßt. Äls Maler aber — ja, ift er denn ein
Maler? Von den Tendenzen der 3eit fpracß ich und wie auf Vlaminck fie wirkten.
(Uirkten denn fie? Kaum wie der ßüfternde Frühlingswind des Sees Oberfläche kräu-
felt. Einer Naturkraft ähnlich fchafft Vlaminck. Vergleichen möchte ich ihn mit einem
jener Flußgötter, den die Alten bildeten, urgewaltig ßmgeftreckt, im Arme die Urne,
aus der der mächtige Strom bricht. So, in göttlicher Fülle, ftrömt Vlamincks Kunft.
Kein Sicß-Quälen, kein Mühen. Paradiefifche Unbefangenheit. Ein Quellen, Fließen.
Jeden Morgen ift ißm neu feine (Uelt. So kann er ftets verfcßieden, anders fie uns zeigen.
Nicht franzöfifd) ift diefe überfchwengliche Kunft. In ihr fchäumt der flämifchen
Ahnen Blut. Reiche, fette Flamenkunft ift dies. Über jedem Künftler fcßwebt, un-
fichtbar und fidßtbar doch, ein Schußheiliger. Oder foll ich’s fein Urbild nennen im
Sinne der platonifchen Idee? Ingres ift des ftrengen Andre Derain ^eiliger. Über
Picaffo fchwebt Grecos fanatifcl) flammende Geftalt. Über Braque Jean Baptifte Chardins
liebliche Demut. Maurice de Vlamincks Schußheiliger nennt fiel) Peter Paul Rubens.

Äbb. 5. Maurice de Vlaminck.

Stilleben.
Mit Genehmigung der Galerie FIed)tl)eim-Dü|Teldorf.

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