Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919
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DOI Heft:
Heft 23
DOI Artikel:Hoeber, Fritz: Deutsche Kunstmesse: zur Ausstellung des deutschen Kunsthandels auf der internationalen Einfuhrmesse zu Frankfurt a. M.
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der Ausheilung: Julius Böller (München) zeigte
zwei fpanifcße Figuren des 15. Jahrhunderts,
Maria und Johannes, die durch den wunder-
vollen Adel ihrer gelaffenen Haltung jeder-
mann begeifterten (Abb. 4). Sehr bedeutend
verfpricht der plaftifche Spezialift (Halter Carl
(Frankfurt a. M.) zu werden, der in diefen
Lagen eine neue Kunftßandlung hier auf-
machte. Seine eigene, im Juli bei F. A. C.
Preftel verweigerte Sammlung, auf die auch
der „Cicerone“ hinwies, zeichnete fiel) durch
eine rein gefühlsmäßig getroffene 3ufammen-
ftellung hervorragender Einzelfkulpturen aus,
und auch die jeßt im Palais Oppenheimer ge-
[ehenen (Herke, eine mittelrheinifche Schmer-
zensmutter in Fjolz, um 1400 (Abb. 3), durch-
aus verwandt jener ergreifenden Pieta der
Frankfurter Skulpturenfammlung im Liebig-
haus, die wie eine kunftgefcßicßtlicße Vor-
ahnung Matthias Grünewaldfcher Expref-
fionen anmutet, ein mittelfränkifches Conrelief,
eine Leidensftation Chrifti, dokumentieren das
hohe geiftige Qualitätsgefühl des Sammlers.
(Heiter zeigten Plaftik: Dr. Fri^ Goldfchmidt
(Berlin), italienifche Renaiffancearbeiten in
Bronze und Buchsbaum von großer Feinheit,
Rheinifches, Franzöfifches, eine Brunnenfigur
des Nürnberger Peter Vifcher, J. & S. Goldfchmidt (Frankfurt a. M.) füddeutfcße 5olz-
fkulpturen, Martin Groß (Frankfurt a. M.) und Alexander fjaas (Frankfurt a. M.) Scßniö-
werke in Lindenholz, die auf den große unterfränkifeßen Meifter Cilman Riemenfcßneider
zurückführen (Abb. 5), endlich ((laltßer Fjautß (Frankfurt a. M.), Eheodor Löwenthal
(Stuttgart), Fjelbing (München) (Abb. 7) und A. Rotßfcßild (Frankfurt a. M.) (Abb. 2)
mittelalterliche Plaftik in einer ganzen Anzahl trefflicher deutfeßer, fpanifeßer und
franzöfifeßer Arbeiten.
Die alte Malerei und 3eid)riung vertraten Boerner (Leipzig), Burcßard (Berlin) —
Madonna mit Kind auf Quentin Maffys zurückgeßend, urli 1530 —, Paul Caffirer,
J. & S. Goldfcßmidt (Frankfurt a. M.), 3- M. fjackenbrocß (Frankfurt a. M.) — ein feßr
anmutiger Jean Alexis Grimoux: Mädchen mit Mandoline, um 1725 —, fjeinrieß Fjaßn
mit intereffanten klaffiziftifeßen Empire-Grifaillen als gemalte Capeten, Fjugo fjelbing
vor allem mit einem filbertonigen heiligen Antonius des Mantegna-Scßiilers Francesco
Buonfignori aus Verona (1455—1519) (Abb. 6), die Firma Mela (Frankfurt a. M.), Frau
Agnes Offermann (Niederdollendorf a. Rß.) mit einigen niederländifcßen Bildern des 16. und
17. Jahrhunderts, Schneider und Fjanau (Frankfurt a. M.) mit einer Fjeiligen Familie aus
der ßämifeßen-niederrheinifeßen Scßule um 1500 („Meifter der weiblichen Fjalbfiguren“ ?). —
Alle die genannten Firmen hatten natürlich auch in reicher Fülle antike Möbel und
Innendekorationen, wie befonders prachtvolle Ceppicße und Gobelins (Altkunft [Berlin],
Eberßard [Frankfurt a. M.J, Friedmann & (Heber [Berlin], Fjelbing, A. Rotßfcßild [Frank-
Äbb. 4. Maria u. Johannes, [panifeb. Pinien-
ßolz. — Vergoldung. Hnf. 15. Jaßrß.
Von einer Kreuzigungsgruppe.
(Äusfteller: Julius Böller, München.)
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