Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 11.1919
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Heft 3
DOI Artikel:Von Künstlern und Gelehrten
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Von Künftlern und Gelehrten
freute mich) über ign, wie über keinen; freute
mid), daß der junge Künftler in feiner geliebten
Geburtsftadt Berlin eine folcge Fundgrube von
Motiven entdeckte, daß er fich nicf)t genug
daran tun konnte, feine Beobachtungen im
Berliner Leben zu geftalten: Bahnhöfe, Spree-
kähne, Drofchken, Fabriken mit hohen Scgorn-
fteinen, Cgeatergalerien und nicht zulegt die
Berliner Menfcgen. Er fchilderte Arbeiter jeder
Ärt liebenswürdig und liebevoll.
ülagrlich, vieles hätte er noch erreicht, wenn
nicht das Scgickfal ihm den fcgaffenden Pinfel
aus der Fjand genommen hätte. Im nächften
Monat wäre Fjugo Krayn 34 Jahre alt geworden.
» Nun ruht er im Grabe. Die Grippe hat ihn
dahingerafft.
Die Mitglieder der Sezeffion rufen ihm trau-
ernd einen Äbfcgiedsgruß zu. Ift es ein Äb-
fchied auf ewig? Nein, denn immer wirft Du
in unferen Gedanken der ünfere bleiben, Du
lieber Fjugo Krayn, und Deine Kunft wird immer
dem deutfchen Lande gehören!
\ Karl Larffon -f
In Stockholm verftarb an Schlaganfall, 66 fahre
alt, der berühmte fcgwedifcge Maler Larffon,
der ja auch in Deutfchland eine große Gemeinde
von Verehrern hinterläßt. Larffons heitere
Ärt, die fich am freieften in feinen oft reprodu-
zierten Äquarellen ausiebte, gibt feiner Kunft
einen 3ug von Volkstümlichkeit, durch den er
pch mit anderen Meiftern feiner germanifchen
Raffe berührt. Seine Bilder, meift in lichten
Farben gehalten, find gegenftändüch und lite—
rarifch unterhaltend. Seinen Ruhm dankt L.
deshalb mehr der Beredfamkeit feines Pinfels
als der Ciefe feiner künftlerifcgen Intuition.
Alexander Mayer f
Äm 2. Dezember 1918 ift in dien Älexander
Mayer im Älter von 29 Jahren der Grippe er-
legen. Mayer hatte peg befonders derErforfchung
Peter Vifcgers gewidmet und hat trog feinen
jungen Jahren unfere Kenntnis der Nürnberger
Fjütte wefentlich erweitert. Im Äuftrag des
Deutfchen Vereins für Kunftwiffenfcgaft gab er
1911 die Genreplaftik am Sebaldusgrab heraus,
die vor allem durch ihre wundervollen Äufnahmen
der Einzelheiten von großer Bedeutung ift. Es
folgten dann 1913 zwei Beiträge im Münchner
Jahrbuch der Bildenden Kunft über einÄugsburger
Meffingrelief, das erVifdßer wohl irrtümlich zu-
wies, und fein großer Äuffag über dieEntwicklung
Peter Vifchers des Älteren, der viele neue Beob-
achtungen undvor allen Dingen die Erftaufnahmen
der Prophetengeftalten hoch oben am Sebaldus-
grab brachte. Äls feine legte Ärbeit erfegien
dann 1914 im Repertorium 37 fein Äuffag über
die Meifter des Römgilder Doppelgrabes. Fj. St.
Carl Refjorft f
Än den Folgen der Grippe ftarb am 21. Januar
im beften Mannesalter der bekannte Städtebauer,
der Kölner Beigeordnete und Stadtbaurat Carl
Regorft. Regorfts Bedeutung als Architekt ift
in Köln praktifch mehrfach in Erfcgeinung ge-
treten; denn er bezeiegnete zuerft den deg, der
zu dem modernen Cyp der Bebauung überleitete
und gat mit diefem in Köln felbft Vorbildliches
geleiftet.
deniger erfolgreich war fein derk als Organi-
fator der Kölner derkbundausftellung, die auch
ogne Kriegsausbruch mit einem gewaltigen De-
pzit hätte abfcgließen müffen, da Plan und Or-
ganifation allmählich ins üferlofe gewaegfen
waren. Äucg die bauliche Aufteilung des Cerrains
ift mit Recht getadelt worden. Regorfts Cod be-
deutet trogdem einen gerben Verluft für die
deutfege Kunft, die von der ungeheuren Schaffens-
kraft des Mannes, der ein Älter von nur 52 Jagren
erreicht gat, noch viel gatte erwarten dürfen. R.
Alexander von (Uagner f
Äcgtzigjägrig verftarb am 19. Januar in München
der bekannte Genre- und Ciermaler, der zwar
in Budapeft geboren, doch feit einem Menfcgen-
alter eng mit dem Kunftleben Bayerns verknüpft
war. Äls Meifterfcgüler Pilotys erhielt er bereits
mit dreißig Jagren eine Profeffur an der Münchner
Akademie und unter feinen zahlreichen Schülern
find es gauptfäcglich feine berühmten Landsleute
Munkaczy und Sinyei-Merse gewefen, die für
feinen Beruf als Legrer 3eugnis ablegen. Seine
eigene Kunft war gefällig und allzufegr dem
3eitgefcgmack untertan, aber fie wurde in einer
Epocge göcgfter Unkultur viel gekauft. R.
Amfterdam
In den deignaegtstagen ftarb im Älter von
66 Jagren die angefegene Malerin Cgerefe
van Duyl-Scgwarge (Cgerefe Scgwarge), die
fich vor allem durch igre verdienftvollen Bild-
niffe einen guten Namen erworben gatte. Sie
war Schülerin igres Vaters, des Porträtiften
Jogann Georg Scgwarge in Amfterdam und
Lenbacgs in München gewefen, und zeitweilig
wurde Leibi für igre Kunft die beftimmende
Perfönlicgkeit. Die Megrzagl igrer derke be-
pndet fieg in Privatbefig. Im Ryksmufeum
pndet man außer einem Selbftbildnis und den
populären drei Ämfterdamer daifenmädegen
das präegtig gemalte Porträt des Boerengenerals
Joubert (1890), in dem pe wogl den Fjögepunkt
58
freute mich) über ign, wie über keinen; freute
mid), daß der junge Künftler in feiner geliebten
Geburtsftadt Berlin eine folcge Fundgrube von
Motiven entdeckte, daß er fich nicf)t genug
daran tun konnte, feine Beobachtungen im
Berliner Leben zu geftalten: Bahnhöfe, Spree-
kähne, Drofchken, Fabriken mit hohen Scgorn-
fteinen, Cgeatergalerien und nicht zulegt die
Berliner Menfcgen. Er fchilderte Arbeiter jeder
Ärt liebenswürdig und liebevoll.
ülagrlich, vieles hätte er noch erreicht, wenn
nicht das Scgickfal ihm den fcgaffenden Pinfel
aus der Fjand genommen hätte. Im nächften
Monat wäre Fjugo Krayn 34 Jahre alt geworden.
» Nun ruht er im Grabe. Die Grippe hat ihn
dahingerafft.
Die Mitglieder der Sezeffion rufen ihm trau-
ernd einen Äbfcgiedsgruß zu. Ift es ein Äb-
fchied auf ewig? Nein, denn immer wirft Du
in unferen Gedanken der ünfere bleiben, Du
lieber Fjugo Krayn, und Deine Kunft wird immer
dem deutfchen Lande gehören!
\ Karl Larffon -f
In Stockholm verftarb an Schlaganfall, 66 fahre
alt, der berühmte fcgwedifcge Maler Larffon,
der ja auch in Deutfchland eine große Gemeinde
von Verehrern hinterläßt. Larffons heitere
Ärt, die fich am freieften in feinen oft reprodu-
zierten Äquarellen ausiebte, gibt feiner Kunft
einen 3ug von Volkstümlichkeit, durch den er
pch mit anderen Meiftern feiner germanifchen
Raffe berührt. Seine Bilder, meift in lichten
Farben gehalten, find gegenftändüch und lite—
rarifch unterhaltend. Seinen Ruhm dankt L.
deshalb mehr der Beredfamkeit feines Pinfels
als der Ciefe feiner künftlerifcgen Intuition.
Alexander Mayer f
Äm 2. Dezember 1918 ift in dien Älexander
Mayer im Älter von 29 Jahren der Grippe er-
legen. Mayer hatte peg befonders derErforfchung
Peter Vifcgers gewidmet und hat trog feinen
jungen Jahren unfere Kenntnis der Nürnberger
Fjütte wefentlich erweitert. Im Äuftrag des
Deutfchen Vereins für Kunftwiffenfcgaft gab er
1911 die Genreplaftik am Sebaldusgrab heraus,
die vor allem durch ihre wundervollen Äufnahmen
der Einzelheiten von großer Bedeutung ift. Es
folgten dann 1913 zwei Beiträge im Münchner
Jahrbuch der Bildenden Kunft über einÄugsburger
Meffingrelief, das erVifdßer wohl irrtümlich zu-
wies, und fein großer Äuffag über dieEntwicklung
Peter Vifchers des Älteren, der viele neue Beob-
achtungen undvor allen Dingen die Erftaufnahmen
der Prophetengeftalten hoch oben am Sebaldus-
grab brachte. Äls feine legte Ärbeit erfegien
dann 1914 im Repertorium 37 fein Äuffag über
die Meifter des Römgilder Doppelgrabes. Fj. St.
Carl Refjorft f
Än den Folgen der Grippe ftarb am 21. Januar
im beften Mannesalter der bekannte Städtebauer,
der Kölner Beigeordnete und Stadtbaurat Carl
Regorft. Regorfts Bedeutung als Architekt ift
in Köln praktifch mehrfach in Erfcgeinung ge-
treten; denn er bezeiegnete zuerft den deg, der
zu dem modernen Cyp der Bebauung überleitete
und gat mit diefem in Köln felbft Vorbildliches
geleiftet.
deniger erfolgreich war fein derk als Organi-
fator der Kölner derkbundausftellung, die auch
ogne Kriegsausbruch mit einem gewaltigen De-
pzit hätte abfcgließen müffen, da Plan und Or-
ganifation allmählich ins üferlofe gewaegfen
waren. Äucg die bauliche Aufteilung des Cerrains
ift mit Recht getadelt worden. Regorfts Cod be-
deutet trogdem einen gerben Verluft für die
deutfege Kunft, die von der ungeheuren Schaffens-
kraft des Mannes, der ein Älter von nur 52 Jagren
erreicht gat, noch viel gatte erwarten dürfen. R.
Alexander von (Uagner f
Äcgtzigjägrig verftarb am 19. Januar in München
der bekannte Genre- und Ciermaler, der zwar
in Budapeft geboren, doch feit einem Menfcgen-
alter eng mit dem Kunftleben Bayerns verknüpft
war. Äls Meifterfcgüler Pilotys erhielt er bereits
mit dreißig Jagren eine Profeffur an der Münchner
Akademie und unter feinen zahlreichen Schülern
find es gauptfäcglich feine berühmten Landsleute
Munkaczy und Sinyei-Merse gewefen, die für
feinen Beruf als Legrer 3eugnis ablegen. Seine
eigene Kunft war gefällig und allzufegr dem
3eitgefcgmack untertan, aber fie wurde in einer
Epocge göcgfter Unkultur viel gekauft. R.
Amfterdam
In den deignaegtstagen ftarb im Älter von
66 Jagren die angefegene Malerin Cgerefe
van Duyl-Scgwarge (Cgerefe Scgwarge), die
fich vor allem durch igre verdienftvollen Bild-
niffe einen guten Namen erworben gatte. Sie
war Schülerin igres Vaters, des Porträtiften
Jogann Georg Scgwarge in Amfterdam und
Lenbacgs in München gewefen, und zeitweilig
wurde Leibi für igre Kunft die beftimmende
Perfönlicgkeit. Die Megrzagl igrer derke be-
pndet fieg in Privatbefig. Im Ryksmufeum
pndet man außer einem Selbftbildnis und den
populären drei Ämfterdamer daifenmädegen
das präegtig gemalte Porträt des Boerengenerals
Joubert (1890), in dem pe wogl den Fjögepunkt
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