Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 150-176 (01. Juli 1902 - 31. Juli 1902)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.23861#0023

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Doimerslng, 3 JM 1W2.

Aweites BLatt.

44.

Zir. 15?.

Erscheinr täglich, Sonntags ausgenommm. — Preis mit Familienblättern monatlich 50 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post be»

zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschließlich Zustellgebühr.

Änzeigenpreis: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hicsige Gcschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen an bcstimmt
vorgcschriebencn Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommm. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafcln der Heidelberger Zeitung und den städt. Anschlagstellen. Fernsprech-Anschluß Nr. 82

Chronik.

(Pom 15. v s zum 28. Juni.)

Zuni 16. l Das Geruianische M u s eum in Nürnberg begeht
in Auwcsenheit des Kaisers und mehrerer Bundes-
fürstcn das Jubiläum scines 50jährigen Bestehens.
Beim Fcstmahl im Rathaus hält dcr Kaiser eine
Rede, die nüt einem Hoch auf den Prinzregenten von
Bahern schließt.

„ 17.: Das Kaiserpaar trifft in Bonn znm Sliftungs-

fest der Borussen nnd zum Jubilänin der dorttgen
Königshnsaren ein.

, 18.: Beim Festmahl der Borussen in Bonn hält der

Kaiser eine Rede, worin er schöne Worte an die
Jugend richtet.

„ 19.: König Älbert von Sachsen stirbt.

„ 19.: Die Zweite bad. Kanimer genehmigt die be-

deutenden Nachtragsforderungen für die Frciburger
Kurie.

„ 20.: Jn Aachen hält der Kaiser eine längere Rede,

die von dem Weltimperinm handelt, das der germa-
iiische Geist erstrebt. Jn Crefeld kündigt er die
Verlcgung eines Husarenregiments dorthin an.

„ 21.: Das Kaiserpaar besncht Ruhrort nnd Wcsel.

„ 23.: An Stelle des ziirücktretmden Mintslers v. Thiele

wird General Bndde znm preuß. Verkehrsminister
ernannt.

„ 23.: Die Leiche des Königs Albert von Sachsen

wird in Dresden feierlich beigesctzt. Die Regiernng
Sachsens hat dcr Bruder des Berstorbenen, Georg,
übcrnommen

„ 23 : Das Torpedoboot 8 42 wird von cinem mglischm

Dampfcr bei dem Elbfeuerschiff angerannt un' sinkt.
Der Kommandant und drci Mann finden den Tod in
den Wellen.

„ 24.: Die Krönung des Königs Ednard v o n Groß-
britannien wird ganz plötzlich vertagt da der
König sich einer Darmoperation unterziehm mnß.

„ 24.: Das Kaiserpaai befindet sich in Kiel zur Kieler
Woche.

„ 25.: Die Zweite bad. Kammer bewilligt die erste
Rate znr ^e legnng des Heidclberger Bahn-
h o f e s.

„ 27.: Der König von England befindet sich verhältnis-
mäßig gnt.

„ 28.: Dcr Vertrag betreffend die Verlängerung des
Dreibundes wird in Berlin nnterzeichnet.

Aie Uanama-Kimal-AE.

Die Bestimmungen der sogenannten Spooner-
Vill, welche von beiden Häusern des Kongresses der
Vereinigten Staaten angenonimen und ani 29. Juni vom
Präsidenten Roosevelt unterzeichnet worden ist, sind
im Wesentlichen solgende:

1. Der Präsident der Vereinigten Staaten wird er-
mächtigt im Namen nnd Anftrage der Vereinigten Staa-
ten unter Auswand von höchstens Dollars 40 000 000
den gesamten Besitz der Neuen Panama-Kanal-Gesell-
schaft in Frankreich, einschließlich aller Grund- und per-
sönlichen Rechte auf dem Jsthmus von Panama und in
Paris, einschließlich aller Zubehörden, insbesondere des
Äktienkapitals von nicht weniger als 68863
Aktien, welche sich in ihrem Besitze oder sür sie in dem
Besitz anderer besinden, zu erwerben unter der Voraus-
setzung, daß ein befriedigender Besitztitel auf alles er-
wähnte Eigentum erlangt werden kann.

2. Der Präsident wird ermächtigt, im Namen und
Austrag der Vereinigteu >staaten von dsr Republik
Colombia unter den ihm angemessen erscheinenden Be-

dingungen die ausschließliche und dauernde Kontrolle
über einen Landstreifen des Gebietes der Republik Colom-
bia, von mindestens sechs Meilcn Breite, welcher sich vom
karaibischen Meere bis znm pazifizischen Ozean erstreckt,
und das Recht der Benutzung und Verfügung über die
darauf befindlichen Gewässer zu erwerben. Mit dem
Besitz muß das Recht erworbcn werden, darauf cinen Ka-
nal anzulegen, dauernd zu betreiben und das Schutzrecht
darüber auszuüben.

3. Sobald der Präsident die in deu Sektiouen 1 und
2 aufgeführten Rechte, einen ansreichenden Besitztitel von
der Neuen Pauama-Kanal-Gesellschaft und die erforder-
liche Koutrolle iiber das bezeichnete Gebiet von der Re-
publik Colombia durch Bertrag erlangt hat, ist er er-
mächtigt, der Neuen Panama-Gesellschaft fiir ihr Eigen-
tum Dollar 40 000 000 und der Repnblik Colombia
die zu vereinbarende Summe zu bezahleu und dcr sür
beide erforderliche Betrag wird aus den im'Schatzamt
oder sonst verfügbaren Mitteln bewilligt uud das Geld
ist auf Anweisung deS Präsidcuten zu zahlen. Der Prä-
sident soll sodann, dnrch die Jsthmus-Kanal-Komnüssion
dic Herstellung des Känals, uuter möglichster Benutzung
der schou vou beiden Panama-Känal-Gesellschaften aus-
gesiihrten Arbeiten vom karaibischen Meer nach dem pazi-
fischcn Ozean veranlassen, wofür die schon oben angeführ-
ten Vorschriften wiederholt werden. Anßer fiir die
Herstellung des Kanals soll der Präsident auch fiir die
Änlegung von sicheren und zweckmäßig eingerichteten Hä-
seu an den Mündungeu des Kanals sorgen uud die er-
sorderlichen Anordnungen für den Schutz und die Sicher-
heit des Kanals und der Häfen erlassen.

4. Sollte der Präsident der Vereinigten Staaten außer
Staude sein, eincn befriedigenden Besitztitel anf das
Eigentum der Neuen Panama-Känal-Gesellschaft, nnd die
Kontrolle über das erforderliche Gebiet der Republik
Colombia, wie sie in den Sektionen 1 und 2 aufgeführt
siud, iunerhalb einer angemessenen Zeit uud unter ange-
niessenen Bedingungen zu erlangen, so soll der Präsident
für die Vereinigten Staaten zuerst durch Vertrag von
Costa Rica nnd Nicaragua unter ihm angemessen er-
scheinenden Bedingungen die ansschließliche und dauernde
Kontrolle übsr das Gebiet für einen Kanal vom karaibi-
schene Meer bis zum Pazifischen Ozean auf der sogenann-
ten Nicaragua-Route erwerben, welcher von
einem Punkt an der Kiiste des karaibischen Meeres, der
Nähe von Greytown, durch den Nicaragna-See nach
einem Punkte in der Nähe von Brito am Pazifischen Ozean
sührt, und dann die Herstellung dcs Känals veranlassen.

Hiernach steht zunächst nur sest, daß ein Känal be-
stimmt gebaut wird — wanu, hängt aber vou dcm Ergeb-
nis der Verhandlungen mit der Pauama-Gesellschaft und
den in Betracht komineuden mittclamerikanischen Staa-
ten ab.

Deutsches Reich.

— Die Ergebnisse der Obstbaumzählung, welche sür
den Umfang des Deutschen Reiches zumer st enMale
im Jahrs 1900 stattgefunden hat, werden in dem soeben
erschienenen Vierteljahrshefte zur >L-tattstik des Deutschen
Reiches 1902 II veröffentlicht.

Es wurden gezählt: 168,4 Mill. Obstbäume, 'davon ent-
fallen auf Upfel- 62,3 Mill. — 31 v. H., Birn- 25,1 Mill.

— 15 v. H., Pflaumen- (Zwctschgcn-) 69,4 Mill. 41 v. H.,
Kirschbäume 21,6 Mill. ^ 13 v. H. Auf 1 Ouadratkilometer
Gesamtfläche des Reichs kommen durchschnittlich 311 Obst-
bäume, davon 128 Pflaumen- (Zwetschgen-), 97 Apfcl-, 46
Birn- und 40 Kirschbäume. Jn Beziehung zur landwirt-
schaftlich benutzten Flächc kommc» auf 1 Ouadratkilometer
480 Obstbäume, davon 198 Pflaumen- (Zwetschgcn-i, 149
Äpfel-, 72 Birn- und 61 Kirschbäume. Auf je 100 Einwohner
der „ortsanwesenden", d. i. der Bevölkerung, überhaupt,
Ivaren 299 Obstbäume borhandcn, wovon 123 Pflaumen-
(Zwetschgen-), 93 Apfel-, 45 Birn- und 38 Kirschbäume
waren.

Nnr auf dic landwirtschafiliche Bevölkerung, deren Zahl
zulctzt im Juni 1895 festgestellt wurde, vertcilt gedacht, entt-
fielen auf je 100 Personen 945 Obstbäume.

Auf den Kopf der Bevölkcrung (56 367 178) kamcn nach
obigem im Jahre 1900 daher ziemlich genau 3 Obstbäume.
Die Zahl der Obstbäume genügt abcr für den Verbrauch der
Bevölkcrung noch nicht, da nach dcr Statistik des „Auswärtigen
Handels des Deutschen Zollgebiets" dte Mehreiusuhr von sri-
schem und einfach zubereitetem (gvdörrtem, getrocknetem :c.)
Obst der genannten bier Arten im Fahre 1900 2,2 Millionen
Doppelzentncr im Werte von 36,3 Millionen Mark und im
Jahre 1901 2 Millioncn Doppelzentner im Werte von 39,4
Millionen Mark betrug.

IIm einen, wenn auch nur gauz ungefähren Anhalt zu ge-
ben, welche Zahl Obstbäume etwa nötig sein würde, um 2 bis
2,2 Millionen Doppelzentner Obst zu erzeugen, sei erwähnt,
daß in Württemberg im zehnjährigen Durchschnitt 1891-1900
die Obsternte von 7 854 000 Bäumen genannter vier Arten
1 046 000 Doppelzentncr betrug, hiernach also eine Vcrmeh-
rung dcr ertragsfähigen Obstbäume um rund 16 Millionen
nötig sein würde.

— Ju Vem eben erschieneuen Vierteljahrsheft zur
Stattsttk des Teutschen Reichs veröffmtlicht das Kaiserl.
Statistische Amt zum erstenmal eine Finanzstati-
stik der deutschen B u n d e s sta a t e n, Die ge-
samten Staatsausgabcu (brutto) betrageu auf Grund
der Voranschläge für die Bundesstaaten 4316 Miüionen
Biark (darunter 165 Dttllionen Btark außerordeuttiche),
sür Reich und Bundesstaaten zusammen 6786 Millionen
Mark (darunter 381 Millionen Mark außerordentliche).
Die Staatseinnahmen (brutto) belausen sich auf 4294
Milliouen Mark (138 Millioneu Mark außerordentliche
aus Grnndstock uud Aulehen), sür Reich uud Bundes-
staaten zusammen aus 6762 Millioncn Mark (344 Mil-
lioneu Mark außerordentliche). Die Staatsschul -
deu betrageu für die Buudesstaateu insgesamt 10 987
Millionen Mark, für Reich und Buudesstaaten 13 383
Millioneu Mark. Als sogenannte ftmdierte Schulden
sind davon anzuschen 10 803, bezw. 10 119 Millionen
Mark. Auf den Kops der Bevölkerung treffen im Reichs-
durchschnitt an Staatsschulden 195-Mark, an Reichs-
uud Staatsschulden 237 Mark. Für Verziusung, Til-
guug und Verwaltung der Staats-, bezw. Reichs- uud
Staatsschulden smd 8, bezw. 9,57 Mark auf den Kopf
erfordertich. __

Ausland.

Bclgicn.

— A ntwerpe u, 28. Iuni. Aus A rgentinien
sind lster interessante Nachrichten eingetroffen, die auch in
Deutschland alle Beachtung verdienen. Hiernach sind
uuter anderem dort im März 12 293 Personen ei u g e-
w a n d e r t, dagegen 12 468 ausgewandert iusolge

Ueber -ie Erlebniffe eines Scheintoten.

giebt aus Grund eigeuer Ersahrung ein iu Berli n
chohnender H a n d w e r k s m e i st e r in der „Flamme"
einen interessanteu Bericht. Es handelt sich um einen
8all im Jahre 1864', wo der damals 33jährige Mann
hlötzlich, wie es scheint, an den Pockeu erkrankte, wenig-
stens ließ der herbeigerufene Arzt bei seinem Aubtick vor
Schreck die Lampe sallen und ordnete seiue schleuuige
Äeberführuug nach eiuem Krankenhause au. Der Pa-
tient wurde nach der 'sogenannten „Pockenstation" an
^er Pallisadenstraße gebracht.

. , Die Schrecknisse dieses Ausenthatts schildert der Ver-
lasser mit Lebhasligteit; wenn er bisher noch nicht krank
lv.ar, so wurde er es in jener Ilmgebung, die ihn mit dem
Oöchsten Widerwillen ersüllte. Dann folgten Fieber-
Ichantasicn, und als er in diesem Zustand den Wärtern
zuseyte, erging es ihm noch schlimmer. Schließlich
sierschrieb ihm der Arzt ein Pulver. Toch nun lassen wir
selbst erzählen.

Ich hatte schon mehrcre Pulver genvmmen, es lag
wie Blei in den Gliedern, ich konnte mich nicht be-
??ogen u,id hZrte nur ab und zu deu Arzt sragen: „Hat
Ir Krauke schou geschlafen?" Allmählich war meine
Ä'raft gebrochen. Eines Abends spät — der Doktor
E^r noch einmal meinetwegen da — lag ich mit ofsenen
^stlgen und phantasicrte laut; der Wärter erhielt den
viÄehl, mir noch ein Pulver zu gebeu. Jch weiß und
wre es heute noch: ich wolltc nicht odcr konutc dcn Muud
^icht ausmachen, turz, das Pulver wurde mir in den
"ind geschüttet, uachdem mau ihn mit dem Löfselsttel

geöffnet hatte. Jch Pnstete aber dem Wärter alles wie-
der ins Gesicht und hörte, wie er laut schrie: „Ach, er
stirbt ja!" Daun lag ich still, hörte aber noch, wie der
Arzt zu den andern Herren sagte: „Das ist ja auch nicht
anders zu erwarten bei einer solchen Erkältung und ich
wundere mich nur, daß er es so lange ausgehalten hat."

Jch lachte in mich hineiu, sühlte unch gauz wohl uud
war in dem Wahne, ich schrie sie an: „Jhr Ochsen, ich
bin gar uicht tot, Jhr macht mich uur ganz verrückt mit
Eurem Pulver." Aber ich lag doch still uud hörte uoch,
daß jemand, nachdem mir etwas aus Gesicht uud Leib
gelegt war, sagte: „Wir wollen ihn üis morgen liegen
lassen." „Jch dachte: „O diese Menscheu! Wo werde ich
uuu binkommen? Wenn das der Tod ist, so ist er sehr
spaßhaft, man hört ja alles!" Eine Angst vor dem
Scheintod kannte ich nicht, ich habe sie aber desto grausiger
beim Erwacheu kennen gelernt uud habe dieselbe jetzt uoch.
Jch fühlte die audern aus dem Boden des Zimmers sich
mir nahen. Mehrere hoben die Decke hoch uiid einer sagte:
„Er sieht ja gar nicht blau aus." — „Das ist verschie-
den," sagte der Wärter Wenzel.

Jch wurde noch eiumal betrachtet, au den Augen ge-
drückt, in das.Laken gebundeu, uud nuu ging es, uach-
dem dcr Wärter sich mit dem Kopfe durch mein Lakeu ge-
zwäugt, mit deu Worten: „iLiehst du, alter Junge, erst
so viel Kurage uud jetzt so still," die Treppe hinuuter,
wo bei jeder Stufe mein Kopf mit dem Geländer Be-
kcmntschaft machte. Jch hätte meinem Wenzel den Bart
vollends ausreißen mögen, ich schrie, schimpfte, tobte,
aber alles uur in Gedanken. Jch sühlte, daß ich in die
bessere Luft kam, und hörte semand sageu: „Lchou wieder
einer, das geht ja gut!" — Mein Wärter meinte: „Tas

isr ja doch der Pockenkönig! — Da schließ 'mal auf, der
Kerl ist ja ordeiitlich schwer." llnd mit einem Male lag
ich auf einem flacheu Gegenstand, hart gcbettet, hatte
aber meiue sonderbareu Betrachtuugen, daß die Toten
höreu köiinen, au Lebeudigseiu dachte ich ja uicht mehr,
ich mußte sa tot sein, weil alle mich sahen, uud ich sah
uichts. Nun wurde eiri knarrendes Schloß zugeschlosseu,
uud ich war oder lag wie ini Grabe. Jch dachte au meine
Verwandten, Mutter und Schwestcrn, bis mir die Ge-
danken schwanden. Ich sühlte weder Frost noch Hitze
und träumte von Gott uud deu Engelu. Sie zeigteu mir
den ganzen Himmel. „Ich bin ja uicht so fromm," sagte
ich, „ach, ist der Himmet schöu!" Da plötzlich fasse ich den
Eugel und habe statt dessen eine eiskalte Leiche in der
Hand! Jch bekomme die Augcu auf, sehe durch eiue
Spalte im Thorweg den hellen Vollmond scheiuen, der
innen alles faht erleuchtet.

Meiii Entsetzeu ist grauenhaft: ich sehe mich uackt
unter drei anderen Leicheu in Nacht und Winter. Kälte
siihlte ich uicht, weiß auch nicht, ob ich schrie — was ich
anfaßte, wich unter meiuer Faust, die Ständer sowohl,
auf denen die anderen Toten lagen, als auch die Thür,
die mit eiuem Krach ausflog, wie ich dauu durch deri
Schnee der gegeuüberliegenden Thür uud der Treppe
zustürzte,* an mein Bett komme, deu darin liegeuden
Kranken hiuauswerfe und mich, iu Schweiß gebadet, an
seiner Stelle bettete — das war alles nur das Werk von
Angenblicken. Jch soll geschrieen haben: „Wehe dem,
der mich berührt! Ich bin nicht tot, Jhr wollt nnch bloß
tot machen!" Jetzt tam der Wärter Wenzel und siel vor
Schrecken die Treppe hiuuntcr.

Ich bekam bald viel Besuch vou mir sremdeu Herren,
 
Annotationen