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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 150-176 (01. Juli 1902 - 31. Juli 1902)
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Dienstag 8 Juli 1W2. Awertes Blertt. 44. JatzrgLUg. — ^r. 156.

Erscheinr taglich, Sonntags ausgenommen. — Prcis mit Familienblättern monatlich 5V Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40, Pfg. Durch die Post be-

zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschließlich Zustellgebühr.

Änzeigenpreis: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Naum. Reklamezeilc 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen an bestimmt
vorgeschriebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Plakattafeln der Heidclberger Zeitung und den städt. Anschlagstellen. Fernsprech-Anschluß Nr. 82

Atter nnd Kamittenstand der Weichs-
öevökkerung.

Ueber Alter und F a in i l i e n st a n d der Reichs-
bevölkerung uach der Volkszählung vom 1. Dezember
1900 veröffenküchl dcr „Reichsanzeiger" eine Zusam-
menftellung, aus der wir Folgcudes entnehmen:

Von den 36 367 178 gezählten Einwohnern
(27 737 217 männlichen und 28 629 931 weiblichen)
waren 33 520 123 ledig (17 098 806 männliche und
16 421 317 weiMche), 19 794 965 verheiratet
«9 797 924 männliche und 9 794 955 weibliche),
3 162 159 verwitwet (809 238 männliche und 2 352 921
weibli-che), und 92 017 gefchieden (31 279 männliche und
60 738 weibliche). Fm Ganzen überwiegt das männliche
Geschlecht in den Altersstufen bis zu 21 Jahren, von da
an hat das wcibliche Geschecht die größere Ziffer, zuerst
mit einem Plus von 24 000 Persouen und dann steigend
bis aus ein Mehr von 135 000 in der Altersslufe von
60—65 Fahren. Von da an sinkt wieder dcr Ueber-
schuß des weiblichen Gefchlechts zusammen mit der W-
nahme dcr Gesamtzahl dcr Bevölkerung in den höhereu
Altersstufen, wächst aber trotzdem relativ. Zm Älter
von 70 bis 75 Iahren giebt es 366 589 männliche und
446 185 weibliche, im Alter von 75 bis 80 Iahren
210 793 münnliche und 267 984 weibliche, im Alter oon
80 'bis 90 Iahren 110 726 männli-che und 148 122
weibliche, von 90 bis 100 Iahren 3635 männliche und
6348 weibliche Personen. 100 und mehr Jahre zählen
9 Männer und 32 Frauen: unter lctztcren waren 2 le-
dig, 1 verheiratet, 29 verwitwet, davon 3 Personeu im
Aller von 105 und mehr Jahren, während von den über
100 Jahre alten Männern 3 lcdig, 1 verheiratet und
u verwitwet waren.

Bei den Ledigen zeigt sich ein ähnliches Verhältnis
ber Gcschlechter. Bis zum Alter von 30 bis 35 Jahren
überwiegen die männlichen Ledigen, von da an die weib-
Üchen, die in den höheren AlterSstufen das Doppelte der
Zahl der männlichen betragen. Bei den Verheirateten
Überwiegen umgekehrt aus gleichen Ursachen die Zahl der
bwiblichen in den jüngeren Altersstusen, während sich
bonr 35. Iahre an wieder ein Ueberwiegen der männlichen
Zeigt. Tas entspri-cht der naturgemäßen Ersahrung, daß
bie Männer sich in späterem Alter verheiraten als die
orauen. Jmmerhin giebt es 562 männliche Verheiratete
bn Alter von nur 15 bis 18 Jahren, denen allerdings
4921 wcibliche gegenüberstehen. Auch Witwer und Wit-
b>en in sehr jugendlichem Alter sind vorhanden: so waren
^4 Witwer und 148 Witwen erst 15 bis 18 Jahre, 33
48itwer und 379 Witwen 18 bis 20 Iahre alt. Jn allen
Altersstusen, am meisten aber in den mittleren, über-
bsiegen die Wilwen. Unter den geschiedenen Personen
^aren 6 Frauen ebenfalls crst 15 bis 18 Jahre, 16
rAanner rmd 27 Frauen 18 bis 20 Jahre alt. Die Ge-
^chiedenen sind am zahlreichsten in der Altersstuse von

bis 45 Iahren.

Deutsches Reich.

-- In Parlamentarischen Krcisen hält man an der
-b°sfnung fcst, daß die Zolltaris - Kommission doch
Ansang August mit der ersten Lesung des Zolltarifs ^
PUig werden wird, so schleppcnd au-ch bisher der Gang >

Suschens erster Korb.

Eine heiterc Reiseepisode von E. Sierra.
(Schluß.)

Eiu lcises Unbehagen kroch in Suschen empor-cs

hF» doch eigentlich unheimlich, so ganz aäcin mit cinem frem-
z,? Menschen stundenlang in cinem engen, gcschlossenen Raum
^ sitzen, jcdcr Möglichkeit hinaus zu kommen beraubt. —

konntc nicht alles passieren-mein Gott, was las

sPl nicht für Gcschichten von Uebcrfall und Diebstahl in den

^PNgen.-Aengstlich befühlte Susch-en ihre Tasche —

!d ^as Portemonnaie mit den sauer crworbenen vierzig Mark
Ntw ba. Damit wuchs ihr auch wicder der Mut und auf-
xi">end lehnte sie sich zurück und warf voll trohigcm Mut
Blick auf ihr stillcs Gegenüber.
ibj Zber wie fuhr sie zusammen, als sie dcren Blicke jetzt
so grotz und unheimlich forschend auf ihr Gesicht ge-
* sgh Angstvoll rückte Suschen auf ihrem Sih hin und
— aber je nnruhiger sie wurde, um so beschwörcnder,
^vÄOger wurden die Blicke der Fremdcn. Ja, es hatte für
s" ben Anschein, als ob sie nur auf einen güustigen Mo-
^ssiuerc, um auf sie los zu springen.

SedZÄlietzlich satz Suschen scheu und regungslos in eine Ecke
^04 in Blick mit der Frcmden. Und wie eine Taube
^'chi faszinierenden Blick einer Schlange wagte sie sich
'Äsiy^^ ^ühren. Vergebens zermarterte sie ihr Hirn um einen

Pn^^llboll irrten ihre Augcn zur Notbrcmsc-im äutzer-

.— — sie wollte sich nicht ohnmächtig ergeben.

^ ^ergisch^ sprungbereit, sctztc sie sich in ihrcr Eckc zurecht
T-F? fuhr sie angstbebend zusammen.

Aj. ^'»omde war hastig aufgesprungen und stand vor ihr.
^ der ^l^^bend schlug Suschen das Herz bis zum Halse —
^eg z»,r Notbrcmse war ihr abgcschnitten.

der Verhandlungen war. In der zweiten Lesung wird
aller Voraussicht nach in Bezug auf die M i n d e st -
z o l I s ä tz e sür Getreide die Regierungsvorlage wieder-
hergestellt werden, nur in Bezug aus Ger st e dürfte der
Bundesrat nachgeben und sich mit einer Er-
hölnmg des Mindestzvllsatzes um 60 Pfg. einverstanden
erklären. Nach dieser Richtung hin liegen bereits be-
stimmte Anzeichen vor. Der in erster Lesung angenom-
mene „Kompromißantrag" wiü den Mindestzoll sür
Gerste von 3 auf 5,60 Mk. erhöhen. Eine neue Schwie-
rigkeit für das Zustandekommen des Tarises ist durch die
von der Kommission beschlossene Herabsetzung der wich-
kigsten Textilzölle geschasfen worden. Von ofsi-
ziöser Seite wird versichert, die Regierung halte in diesem
Punkt unverrückbar an ihrer Vorlage fest und würde sl-ch
nicht von der Mehrheit der Tariskommission des Reichs-
tags ein Loch in den ganzen Bau eines neuen autonomen
Tarises reißen lassen. Es sei der Regierung nicht leicht
geworden, die Jndustrie darin zu überzeugen, daß hier
das richtige Maß für die Neugestaltung dcr Zollverhält-
nisse der Tertilindustrie liege, abcr nachdcm sich diese
Ueberzeugung gerade in den Kreisen-dcr Beteiligten Bahn
gebrochen habe, werde niemand verlangen können, daß
die Regierung ihre eigene Vorlage im Stich lasse.

Bremen, 4. Juli. Tie Geschästsl-eitung des deut-
schen Schulschiffvereins verösfentlicht eine längere Erklä-
rimg gegenüber einem von einem Hamburger Blatte ver-
öffentlichten und vielfach abgedruckten Artikel, der sich
absprechend mit der Unterbringung der auf dem Schul-
schifs „G r o ß h e r z o g i n Elisabeth" ausge-
bildeten Jungen 'beschäftigt, und behauptet, daß die Mehr-
zahl der Schiffsjungen keine Stellung als Leichtmatrose
erhalten könnte. Die Gcschäftsleitnng erklärt, diese Be-
hauptungen seien unrichtig. Von 115 Schisssjungen
des ersten Jahrganges seien 7 als Kadetten und 16 als
Leichtmatrosen ein zweites Jahr an Bord des S-chulschis-
fes geblieben. Die abgemusterten 92 Schiffsjungen seien
seit einiger Zeit sämtlich auf deutschen Schiffen ange-
mnstcrt, und zwar etwa 66 durch 'Vermittlung des Schul-
schissvereins, während die übr'igen die auch ihncn ange-
botene Dermittlung nicht benutzt hätten, sondern sich
durch eigcne Beziehungen Stellen verschafft oder ver-
einzelt die Seefahrt aufgegeben hätten. Die Sorge um
das sernere Schicksal der jungen Leute sei vollständig
überflüssig.

Bade«.

— Prof. Arth. Böthlingk, der bekannte Eisen-
bahnreformer, der in seiner Potitischen Thätigkcit, wie
auch in seinem Lehvberuse an der Karlsruher technischen
Hochs-chule durch seine ofsenkundige Abneigung gegen
llltramontanismus und Kleritalismus schon des Oefteren
von sich reden machte, hat eine tleine Broschüre erscheinen
lassen, die betitelt ist: „Absag-e an den Vorstand des natio-
nalliberalen Vereins in Karlsruhe." Tas Werkchen ist,
dem „Mannh. Anz." zufolge, in äußerst scharfer Form
versaßt und enthält heftige Augriffe gegen national-
liberale Parteisührer, wie anch gegen die nationalliberale
Partei im allgem-einett. Dieser Umstand wird, so meint
das genannte Blatt, ohne Zweisel der Broschüre eincn
gewissen Absatz sichern, besonders in den Kreisen, in denen
man Freude am Skandal hat. Swine Hauptbeschwerde
stellt Böthlingk wie folgt dar:

„Das non plns ultra hat sich indeß die nationalliberale -

Jetzr streckte die Unheimliche ihren langen, dürren Arm ge-

gen das in Angstschweitz gebadcte Suschen aus-und im

reinsten ostpreutzischen Dialekt tönte es ihr entgegen:

„Ach, Fränleinchcn! Erbarmen Sie sich — bitte steh'n
Sie mal auf — ich glaub', Sie sitzen auf meinem neuen Hut."

Unsäglich erleichtert — wie von unsichtbaren Fesseln befreit
— sprang Suschen in die Höhe.

Ach Gott jall — Da lag er wirklich, dcm die beschwörcnden
Blicke gegolten.

Suschcn beeilte sich, den in seiner Form nicht gebcsscrten
Hut der Frau zu überreichen, lebhafte Entschuldigungsworte
-stmnmelnd.

Währcnd die Frau jetzt, ohne cin Wort des Vorwurfs,
ebenso krampfhafte wie vergebliche Versuche machte, den Reiz
des ncucn Hutes wieder etwas zu heben, und dcn von Suschen
sv gransam geknickten Fedcrn liebevoll wieder aufzuhelfcn, ver-
langsamte sich die Fshrt des Zugcs, und nach einigen Augen-
blicken ivurde auf einer kleinen Station gehalten.

Mit eincm schweren, abschlietzenden Scufzer stülptc die
Frau den Hut auf den Kopf und stieg mit einem schüchterncn
Grutz aus.

Suschen blickte ihr nach, so lange sie noch cine Spur der
melancholisch herabhängenden Federn erblicken konnte — —
dann sah sie sich befriedigt im Kupee um — der unheimliche
Gast hatte sie verlassen — sie war jetzt Alleinherrscherin in
diescm Raum.

Eine Zeitlang sonnte sie sich in dem wohligen Gefühl des
Alleinseins. Dann aber, nm die Langeweile zu bannen,
öffnet sie ihr Etzkörbchen. Mit stiller Rührung entdeckte sie da-
bei, wie Schwester Else für sie gesorgt; denn trotz ihres von
der Langeweile unterstützten Appetits war Suschen nimmcr-
mehr imstande, dieser Herrlichkeiten bis Berlin Herr zu
werden.

Aber wozu war denn der freundliche Schasfner da? Er
verdientc ohnehin eine Belohnung, denn seit sie allein war,

Fraktwn der Zweiten Kammer im derzeitigen Landtag
geleistet, als dieser Tage in einem Nachtrage zum Staats-
haushalt 15 000 Mt. jährlich sür das Konvikt und Prie-
stersenünar zu St. Peter in Freiburg angefordert
wnrden. Für die 16 000 Mk. jährlichen Zuschnß aus der
Staatstasse zur Erhaltung eines in sanatis-chem, dezidiert
antistaatlichem Geiste geleiteten Konvikts und L-eminars
hat die ganze nationalliberale Fraktion, Mann für
Mann, ohne jeden Vorbehalt gestimmt. Wer mitten im
Volke steht und die Augen und Ohren auch nur halbwegs
ofsen hält, welß nur zu wohl, wie viel berechtigter Un-
mnt sich angesammelt hat. Eine auf das Schwert ge-
stellte, alles bevormnndende Bureaut'ratie, welche jede
Jnitiativc des Volkes im K'eime erstickt, kann unmöglich
das Ideal einer anf die Entwickelung des konstitntionellen
Staatswcsens gerichteten Partei sein. Für meinen Teil
will ich auch den leisesten Schein einer Verantwortung für
dic weitere Entwickelnng der Dinge in dieser Richtung
ablebnen und so ersuche ich hiermit den Vorstand des
nationalliberalen Vereins, meinen Namen aus der Mit-
gliederlistc zu streichen."

Wir glanben, daß die nationalliberale Partei den
Vorwurs, 15 000 Mark Staatsgelder sür römisch-kirch-
liche Zwecke genehmigt zu haben, in aller Seelenruhe
tragcn tann. Das Priesterseminar ift doch zur Ausbil-
dung der katholischen Geistlichen notwendig; irgend
wie würde und müßte das Geld zu seiner Unter-
haltung beschasft werden; wenn der Staat die Leistung
freiwillig anf stch genommen hat, so ist das nur ein Akt
des Wohlwollens gegen die katholische Kirche, den die
nationalliberale Partei jederzeit vertreten kann. Herr
Böhtlingk hat übrigens schon seit Langem von den Na-
tionalliberalen als solchen gesprochen, denen er sremd
ist und nnd die ihm sremd sind, so daß man mit Verwun-
dernng aus seiner A'bsage vernimmt, daß er noch in der
Mitgliederliste der Karlsruher nationalliberalen Partei
stand.

Preuße«.

Aus Westprenßen. Die Ansiedlungskomm^sion
hat in letzter Zeit eine größere Anzahl von Ansiedlungen
neu angelegt. Nach dem lebhaften Treiben, das sich in
diesen entstehenden Ortschasten -entwickelt, nnd nach der
Zahl der abgeschlossenen Kaufverträge zn urteilen, macht
sich in erfreulicher Weise ein größerer Zuzug bemerkbar.
Man glaube nicht, daß die Leute, die sich im Osten eine
neue Heimat suchen, etwa übereilt zum Kaufe schreiten.
Selbst wenn sic mit dem Gesehenen zusrieden sind, ziehen
sie hier nnd da Ertundigungen ein — der deutsche Baner
ist nun einmal mißtrauisch — mit Porliebe selbswerständ-
lich bei den schon Angesiedelten. Deren llrteil über die
Zustände giebt den Ausschlag. Das ist wohl der sicherste
Beweis dasür, daß die «Zrundlage der Ansiedelungsthä-
tigkeit gesnnd ist. Ganz nnleugbar ist, daß die Beamten
der Kommission aus ihren eigenen Fehlern
lernen, nnd daß sie mit ganzem Herzen bei der Sa-che
sind. Es ist nicht cben lei-cht, Leute, die aus dcn ver-
schiedensten Gegenden und Verhältnissen kommen, zu
einein Genieindeverbande zusammenzuschli-eßen. Die Ge-
rechtigteit erfordert, anzuertennen, daß diese schwierige
Ausgabc mit ganz vereinzelten Ausnahmen in vortresf-
licher Weise gelöst wird. Tie Ansiedler gewöhnen sich
schnell an die hiesigen Verhältnisse nnd sühlen sich auch
ganz wohl. Vtan merkt, daß sie die Notwendigkeit fühlen.

hattc er auf jeder Station hereingesehen und sich nach etwaigen

Wünschcn erknndigt. Das hatte ihr Herz gerührt.

Als cr anf der nächsten Station wiedcrum mit freundlichem
Grinsen an das Knpee hcrantrat, bot ihm Suschen von dcn
appetitlich znbereiteten Brötchen an und vcrsprach ihm, als sie
seinc grotze Freude geivahrtc, für spätcr anch noch einen Rest
Wein. Denn da sie kein Glas bei sich hatte, wollte sie ihre
Hnmanität nicht so Iveit treiüen und abwechselnd mit dcm
Schaffner aus cincr Flasche trinken.

Kaum Hielt nnn dcr Zng anf dcr nächstcn Station, so war
anch der freundliche Schaffner schon da, um sich an dem vcr-
sprochenen Wein nnd dcm Rest der Brötchen zu laben. Be-
scheidcn setztc cr sich in die äuherste Ecke.

Suschen hielt es jetzt für Pflicht der Menschenfreundlichkeit,
ihm scin Mahl mit einigen sreundlichen Worten zu würzen.
Treuherzig antwortete ihr der jungc Mann.

Plötzlich sctzte sich der Zug in Bewegung.

Erschrocken sprang der Schaffner auf und eiltc zur Thüre
-doch es war zu spät.

„Ach Gottl ach Gottl Fräuleinche, erbarmen Sie sich —
— nn' müssen Sic schon erlaubcn, dah ich bis zur nächstcn
Station hicr örin blcibe —- ich darf das Abteil im Fahren
nicht verlassen."

Was konntc Suschcn thun, als ihm die Erlaubnis hierzu
zu crteilen, da die Vertveigcrung ja nicht in ihrcr Macht lag.

Es war, als wären mit dcr Wicderbcwegung des Zugcs
die Schlcusen dcr Bercdtsamkeit des Schaffners gcöffnct. Mit
eincm trcuherzigen, fast licbcvollcn Ausdruck sah er dabci
scinc Kupeegefährtin an.

Anfangs horte Suschen ieilnehmend dcn Ncden des cin-
fachen Manncs zn, dic er nur zcitwcisc unterbrach, um cinen
kleincn Schluck ans dcr Flasche zu nehmen. Alsdann abcr teil-
tcn sich seinc licbevollcn Blicke wieder gewissenhaft zwischen
dcn Brötchen und dcren gütigen Gcberin.

Die gleichmäßig monotone Sprechweise des Mannes, das
bctäiibcnde Geratter dcs dahinbrausenden Zuges, verbimden
 
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