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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 203-228 (01. September 1902 - 30. September 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23861#0434

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Ouelle, wie er betont, daß der Botschafter deu Rest
seines Urlaubs in Gastein zubriugen will. Von der
Mur in Äarlsbad, somie einer ärztlichen Behandlung in
Bertin und daraus solgendein Ausenthalt am Meere hat
der Botschaster deu erhofsten günstigen Erfolg bisher
nicht e)czielt. Sollte auch die Gasteiner Kur ihre
Wirkung versagen, so wäre es nicht ausgeschlossen, daß
Ler Gedanke, aus dein Staatsdienste auszuscheiden,
festere Gestalt annähme. Tas ist wohl als eine Vorbe-
reitung auf den Rücktritt des Botschasters Fürsten
Eulenburg anzusehen.

— Wie der „Vorwärts" berichtet, beabsichtigt B e-
b e l, nach dem Münchener Parteitag in Bamberg,
der Residenz des Dr. Schädler, eine Volksver--
s a m m I u n g abzuhalten, um diesem Antwort auf seine
Rede auf dem Ntaunheimer Katholikentag zuteil werden
Zu lassen. Bekanntlich hat Schädler in Mannheim die
Bemerkung gemacht, es sei schade, daß Bebel und Singer
nicht anwesend seien.

— Die in der Presse verbreitete Nachricht, daß auch
der Oberleutnant Hildebrandt verabschiedet
worden sei, ist, wie die „Kölnische Zeitung" bestätigt,
unrichtig. Es scheint, daß ihn an den in Gumbinnen
zu seiner Ehrung getroffenen Veranstaltungen keine
Schuld trifft.

Elsaß-Lothringcn.

Mühlhausen, 2. Sept. Jn der gestrigen Sitzung
des Gemeinderats wurde Regicrungsrat Kayser voni
Bezirkspräsidium Colmar zum Berufsbürger-
m e i st e r gewählt, und zwar mit 36 von 36 abgegebenen
Stimmen.

Aus der Karisruher Zeitung.

— Seine Königliche Hoheit der Grotzherzog haben
sur dcn Rest des laufenden Jahres ernannt zu
Handelsrichtcrn fiir die Kammer für Handelssachen beim
Landgericht Mannheim: 1. den 5taufmann Julius Darm-
städter, 2. den Fäbrikanten Emil Mayer, 3. den Fabri-
kanten Dr. Kast Weyl und 4. den Fabrikanten Emil E n -
gelhard, sämtliche in Mannheim; zu Handelsrichter-Stell-
vertretern daselbst: 1. den Fabrikdirektor Otto H o f f m a n n,
2. den Fabrikanten Dr. Friedrich Engelhorn, 3. den
Bankdirektor Hans Vogelgesang, 4. den Kaufmann
Eugen Bumiller und 5. den Versicherungsdirektor Ncstor
M ü h l i n g h a u s , sämtliche in Mannheim; zu Handels-
richtern fiir die Kammern für Handelssachen beim Landgericht
Karlsruhe: 1. den Bankdirektor August van derKors in
Karlsruhe, 2. den Geueralkonsul und Bankier Leopold W ill-
stätter daselbst, 3. dcn Fabrikanten C. W. Maier in
Pforzheim und 4. den Fabrikanten Gustav Siegle daselbst;
Zu Handelsrichter-Stellvertretcrn daselbst: 1. den Kaufmaun
Richard Gsell in jlarlsruhe, 2. den Faürikanten Karl
Junker daselbst, 3. den Fäbrikdirektor Hermann Platz
daselüst, 4. den Privatier Hermann B e ck e r in Pforzhcim;
zu Handelsrichtern für die Kammer für Handelssachen beim
Landgericht Freiburg: 1. den Liommerzienrat Arthur P f e i l-
st i ck e r in Freiburg, 2. den Privatmann Ludwig Rau da-
selbst, 3. den Stadtrat Max Heidlauff in Lähr und 4.
den Fabrikdirektor A. Tritschler in Neustadt; zu Handels-
richter-Stcllvertretern daselbst: 1. dcn Bankdirektor Julius
Rvm m inge r in Freiburg, 2. den 5taufmann Karl Ruef
daselbst, 3. den Weinhündler Fritz Blanke.nhorn in
Schliengen und 4. den Fabrikdirektor W. Sutter in Neu-
stadt.

— Seine 5iönigliche Hoheit der G r o tz h e r z o g haben
dem Hofrat Martin Jordan, Vorsteher der Kaiserlichen
Botschaftskanzlei in St. Petersburg und dem Geheimcn Hof-
rat Ziegler, Vorsteher der Geheimen Kanzlei des Aiis-
wärtigen Amtes des Deutschen Reichs, das Ritterkreuz erster
Klasse des Ordens vom Zähringer Löwcn verliehen, sowie
dem Postsekretär Jgnaz Haag aus Geitzlingen, Amt Walds-
hut, die Vorsteherstclle bei dcm Postamte in Dinglingen unter
Ernennung desselben zum Postmeister übertragen.

Karlsr u h e, 2. Sept. Am Sonntag, 31. Ailgnst
fand vormittags 11 llhr in der Schloßkirche Mainan
evangelischer Gottesdienst statt, bei welchem Stadtpfarrer
Kaiser ans Konstanz die Predigt hielt. Der Großherzog
und die Großherzogin wohnten dem Gottesdienst nnt
ihren Hansgenossen an. Gestcrn Neittag traf Major von
Woyna zum Vortrag in Schloß Mainau ein und reiste
hente wieder nach Karlsrnhe zurück. Znr gestrigen Tafel
war eine größere Anzahl von Personen aus der llm-
gegend von Mainau eingeladen. Gestern Nachmittag
kamen, einer Einladung der Höchsten Herrschasten fol-
gend, der Kaiserliche Botschafter Freiherr von Marschall
und Gemahlin nach Mainau und bezogen eine Wohnung
im Schloß. Heute Mittag trafen der König nnd die
Königin von Wnrttembcrg ans Friedrichshafen in Schloß
Maiiiau ein, verblieben mit zahlreichem Gefolge zur
Tasel nnd kehrten später wieder nach Friedrichshafen
znrück. _

Aus Stadt und Land.

Heidelberg, 3. September,

-r- Todcsfall. Nach sicücuwöchiger Kraukheit infolge
eiues Schlaganfalles, der ihn in Engelberg traf, ist gesteru
Abend Herr Sklftuugsberwalter Leonhard Schmitt im Al-
ter vou 60 Jähren gestorben. Der Dähingeschiedene war ein
geborener Hcidelberger. Er stammte aus der Brauerei „Zkir
Glocke" und crlcrnre in ,'ciner Jugend das Brauereigeschäfr.
Von 187S—1882 war er Gemeinde-, bezw. Stadtrat. Als
solcher war er viel iu Kommissioneu thätig, gab auch zwci
Jahre hindurch das srädtische Adretzbuch heraus. 1882 wrrrde
er zum städtischcn Sparkasserrrechner, 1887 zum städtischen
Stiftrurgsvcrwalter erirannt. Auch gehörte er dem evaugelischen
Kircheugemcinderat au uud führte die Rechnungen der evangeli-
schen Kirchcngcmcindc. Dcr Verblichene war ein mrtzerordent-
lich liebenswürdiger Mensch; scin angenehmes dienschcveites
Wesen vcrschaffte ihm allgemeine Sympathie. Ungewöhnlich
grotz waren die Personalkenntnisse, die er sich in seinen verschie-
dencn Dienststcllen erworben hatte, und er war stets bereit,
mit seincm Wissen und sciner Erfährung zu dienerr. So reitzt
seiu Tod eine schwer cmpfundene Lücke in die Reihen der Alt-
Heidclbergcr. Das Dahinstheiden des wackeren braven Man-
ues, der in seincr Erscheinung etwas Vornehmes und sehr
Sympathisches hatte, erwcckt bei seinen zahlreichen Bekanntcn
wic überhaupt in der Einwohnerschaft Heidelbergs das schmerz-
lichste Bcdauern. Ein Mann von grötzter Ehrenhaftigkeit
und laritcrstem Charaktcr wird mit ihm zu Grabe getragen.

Ferienstraftänimcr. 29. Aug. Vorsihender L.-G.-R. G a u-
tier, Vcrtreter der Grotzh. Staatsanwaltschaft: Refereudar
Haagcr. 1. Wcgeu des Eisenbähnunfalles, dcr sich am

2. Juli auf dcm hicsigcn Bahnhofe bei der Kriegskurvc er-
ergnete, habcn sich hcute Lokomotivführer Christiau Köllner
von Graueltbanm imd Schaffncr Heinrich Weber von Scholl-
Lrunn zu vcrantwortcn. Am genaunten Tage erhielt der als

Zugführer fuuktionierende Schaffner Weber vom Filialdieust-
bureau die Mitteiluug, sein Zug, Güterzug 693, habe bereits
ettvas Verspätuug, er müsse abfahren. Er verständigte hier-
vou deu Lokomotivführer Köllner, der seinerr Zrrg sofort in
rasche Beweguug sctzte uird bci der Durchfahrt durch die Kriegs-
kurve versüumte, auf das Ausfahrtssignal zu achterr. Das-
selbe stand auf „Halt". Der Zug 693 geriet infolge dessen
auf ein Gefährgeleise, entgleiste, Maschine und Terrder bohr-
ten sich in deir Boden eiu und eine Anzahl Wageu ivurden
zcrtrümmert. Der Schaden belief sich auf etwa 6700 Mark;
vom Persvual wurde niemarrd verletzt. Köllner will die
Mitteiluug Webers dahin verstcmdeu habcn, möglichst schnell
abzufahren, autzerdem sei ihm das Wasserstandsglas zersprun-
gcn und er auf der Maschine durch einen Führerlehrling in
seiner Thärigkeit behindert gewesen. Durch den ausströmen-
den 'Dampf habe cr den ohnehin nicht gut sichtbaren Semaphor
uicht seheu köuuen und habe sofort als er ihn bemerkte, „refü-
siert". Die Beweiserhebung ergiebt, datz er es doch an der
nötigen Aufmcrksamkeit hat fehlen lassen und er wird deshalb
wegen Gefährbung eines Eiseubahntransportes zu 2 Wocheu
Gefängulis verurteilt. Weber, der seinc Aufmerksamkeit
hauptsächllch auch auf sciuen Zug zu richten hatte, und erst
damr auf die Siguale, wurde von der erhobenen Anklage
freigesprochen. — 2. Karl Maisch, 18 Jahre alter Schrift-
setzcr bon Degerloch, wird wegen eines Sittlichkeitsverbrechens
nach Paragraph 176 Abs. 3 R.-St.-G.-B. unter Annahme
mildernder llmstände und des Strafmilderungsgrundcs der
Jugend zu 6 Wochen Gefängnis verurteilt, worauf 4 Wochen
erlitteuer Uistersuchuugshaft angerechnet werden. — 3. Die
22jährige Dicnstmagd Barbara Beierle vou Schweiufurt
erschwindclte sich in mehreren Fällen unter falschem Namen
rmd der falschen Angäbe, es sei für ihre friihere Dienstherrin,
Gelddarlehen. Die schon neunmal wegen ähnlicher Delikte
vorbestrafte Angeklagte hat diesmal ihre Betrügercien mit
2 Jahren Zilchthaus zu büßeu. Die autzerdcm gegen sie er-
kannte Gcldstrafe von 150 Mark wird durch die erlittene
Untersuchungshaft als verbüßt betrachtet. — 4. Die Berufungen
des Gypsers Fricdrich Johamr Augustin und dcs Maurer
Johann Heinäich Reinig von Handschuhsheim, wclche in
Neueuheim in der Nühe der neuen Brücke gemeinschaftlich einen
Gärtner in brutaler Weise blutig geschlageu hcctten, uud des-
halb zu je 2 Wochen Gefäugnis verurteilt worden waren, wer-
deir als unbegründet zurückgewicsen. — 6. Anna Wagner
geb. Bamberger von Rhcims, eine 20jährige Zrgeuncrin, hatte
in Eppiugen beim Betteln aus einem Glasschrank einc Spar-
büchse mit 80 Mark Fnhalt gestohleu. Sie war deshalb wegen
Diebstahls zu 7 Monaten Gefängnis und wegen Bettelns
zu 10 Tagen Haft verurteilt worden. Auf ihre Berufung
wird ihr ein Monat der erlittenen Untersuchrmgshaft auf dre
crkannte Strafe angerechnet.

4- Ein lebhlifter Handel in Zwctschlien entwickeltc sich
gcstern in Rohrba ch und in Kirchheim . Die Zwetsch-
gen nrüssen in manchen Teilen Deutschlands schlecht geraten
sein, denn es herrscht hier große Nachfrage von auswärts
darnach. Agenten kauften erst zu 9, später zu 8 Mark den
Zentner. Die Zwetschgen gehen nach dem Rheinland und
nach Wesffaleu. Der Preis ist ein sehr guter, denu in aude-
ren Jahren erhaltcn die Landwirte erheblich weuiger dafür,
manckmral nur drei Mark für den Zentner.

Ein nngeblich bcdroblicher Vorgang. Von eiuem be-
drohlichen Vorgang, veraulatzt durch das ' Herabfallen eines
grotzen Felsstückes auf den Bahnkörper bcim Karlsthor wutzte
gestern eiu hiesiges Blatt zu berichten. Wic nun vorr zustäudi-
ger Scitc vcrsichert wird, haudelt es sich hier nicht um ein
unvorhcrgesehencs Ercignis, das, wenn cs beispielswcise zrrr
Nackstzeit eingetrcten wäre, allenfalls unberechcnbaren Schaden
hätte anrichten können, sondern um elncn Vorgang, anf dessen
Eintretcn mair gefatzt war. Die Entfernung des betreffenden
Felsstückes war im Jnteresse der Betriebssichcrheit gcboten;
sie ivnrde von mehrcren Arbeitern ausgeführt und dabei
wurden natürlich alle Vorkehrrmgen getroffcn, nm Unhcil irgcnd
welcher Art fcrn zu halten.

Auswaiidcrungswcscn. Durch den Etat des Auswärtigeu
Amtes für das Rechmmgs'jahr 1902 ist der Dentschen Kolonial-
gesellschaft ein Reichszuschrrtz für die Schaffung ciner Aus-
wandercrauskunftsstelle bewilligt worden. Die Kolonialge-
fellschaft hat daraufhin die unter der Oberarffsicht des Rciches
stehende Zentralauskuuftsstelle für Auswanderer in Berlin
errichtet und zu deren Leiter den Kaiserlichen Generalkonsul
a. D. Kvscr ernannt. Dic Zentral-Auskunftsstelle hat bereits
ihrc Thäiigkeit eröffnet. Sie erteilt auf mündliche oder schrift-
lichc Arffragen auswanderungslustlgen! Personen unentgeltlich
Astskunft über die in Ausficht genommenen Auswanderungs-
ziele. Die Geschüftsräume befinden sich in Berlin W.» Schel-
lingstratze 4.

Klcinfener. Hcute früh halb 6 Uhr brach in einem
für Wohimngszwecke vevwendeten, zum Gasthause zum Schiff
in Nenenhcim gehörigen Hintergebäude Feuer aus, üüer dessen
Entstchung zur Zeit noch nichts Näheres bekannt ist. Das
Feuer rickstete, bis es ge'löscht werden konnte, einen Gebäude-
und Mobrliarschadcn von übcr 400 Mark an. Durch das
Eingrcifen der Feuevwache und der 3. Kompagnie ider Feuer-
wchr konnte der Brand trotz dem starken Winde arff seinen
Herd beschränkt werden.

Polizeibericht. Eine Kellnerin und ein Diestmädchen
wnrden wegeu Urstherziehens, em Taglöhner, ein Dreher und
ein Schuhmacher wegcu Bettelns beziv. Landstreicherei verhaf-
tct. Drci Persvnen kamen wegen Ruhestörung zur An-
zeigc.

Ninnnlieimcr Hcrbstrcmren. Aus Aulaß der Mannheimer
Hcrbstrcnnen wird für die badische Staatsbahn und die unter
Sraatsvcrwaltung stehenden Privatbahncn Fahrprcisermützi-
gung in dcr Weise eingeräumr, dah alle am 23. und 29. Sept.
dieses Jahres gelösten einfachen Fahrkarten nach Mamrheim
auch zur Rückreise benützt werden dürfen, wenn sie vom Sekve-
tariat dcs Rennvereins abgestempelt sind. Um Mittcrnacht
dcs 29. Sept. erlischt die Giltigkeit sämtlicher Karten. Bei
Benühung von Schnellzügen sind Schncllzugszuschlagskarten
— je für Hin- und Rückfahrt besonders — zuzulöscn. Auf
Lokalzugsfahrkartcn und Kilometerhefteinträge crstreckt sich
die Vergünstigilng nicht.

80 Bom Mmröocrgebiet meldet die „Freib. Ztg." eincn
neuen Unglücksfall. Bei der am 1. ds. vorgenommcnen Befichti-
gung dcs 8. bad. Feldartillerieregiments Nr. 76 (Freiburgi
wurdcn zivcr Kanonicre der 2. Batterie Von Geschützen über-
fahren. Der cinc ist tot, der andere schwer vcrleht.

Snndlmrisen, 3. September., (B ü r g e r m e i st e r-
wahl.) Bei dcr heutigen Bürgermeisterwahl wurdc der bis-
hcrige Bürgermcister Franz Hambrccht wiedergewählt.

Nusstoch, 2. September. (Vollständig n i e d e r-
g c b r a n n t) ist heute Mittag ein zum Arrwesen des Mühlen-
besitzers Ludwig Coppert gehörige Dreschschuppen. Jn dcm nie-
dergebrannten Gebäude beftrstden sich autzer eiucm Drcsch-
wagen uoch Heu rmd Stroh, fo datz ein erheblicher Schaden
entstarid. Mcm vermntet Brandstiftung.

X Schwctstilgen, 2. September. (Z u r Kesselexplo-
sion.i Jm Larffe des gcstrigen Tages traf die Grotzh. Staats-
anwaltschast, das Grotzh. Bezirksamt und die Großh. badische
Kessekinspektion, vertrcten durch drei Herren, hier ein, um die
Unglücksstätte und die eventuelle Entstehrmgsursache einer
gründlichcn Untcrsuchrmg zu unterziehen. Soviel vcrlautet,
trifft den Heizer keine Schuld und soll die Explosion durch
einen Materialbrrich entstanden sein. Der durch das sckiwere
I Unglück bernrsachte Schadeu dürfte ca. 80 000 Mark betragen.

Der Betrieb kann durch Hilfsmaschinen aufrecht erhalten wer-
den.

Mannheim, 1. September. (Ueber d e n K-a t h o^-
likentag) betrug der Verkehr auf den städtischen Strahen-
bahnen 297 494 Personen und eingenonrmen ivurden znsam-
men 28 898,50 Mark. Aus die einzelncn Tage verteilt sich
der Verkehr wie folgt: Am 24. August wurden eingenommeu:
10 339,95 Mark von 96 461 beförderten Personen, am 25.
August 5 552,50 Mark von 59 613 Personen, am 26. August
4542,85 Mark von 50 614 Personen, am 27. Arrgrrst 4394
Mark von 46 146 Personen, am 28. August 3 769,20 Mark
von 44 660 Personen.

Baden-Baden, 1. Septelber. (V o n den Rennen.)
So schlecht die Rennen für die Deutschen begamren, ebenso
kläglich haben sie rrun am Samstag und Soirntag geendigt.
Arff der ganzen Linie haüen wir die Nebcrlegcirhcit dcr aus-
ländischen Zucht zu fühleir bekommcu. War es am Samsrag
dre Französin Dorine, die uns die Badcuer Prince of Wales
Stakes entsührtc und ihr Landsmann Pic, der das' Wasser-
fall-Hürdenreimen gewann, so fesselte Somrtag „Da kommt
sie" in der Badener Handicap Steeplechase für Oesterreich
den Sieg an ihre Hufe, währeud der zwcite Ocsterreicher
„Da capo" das Abschiedsremren leicht gclvairn. Auch der
Franzose Manuscrit- kouutc seinem Donnerstag erfochtencn
Sieg einen Iveiteren wcrlvollercn rm Frcmcrs'bcrg Hürden-
handicap folgen lassen. Also wiedcr aris der ganzen Linie ge-
schlagcn und meist auch noch die wertvollen zwcitcn Preise ins
Arrsland enrführt. Fast zwei Drittel der überhaupt für das
ganze diesjährige Meeting ausgcsetztcn Summcn wandcrre über
die Grenzen, hat also den Zwcck, zucrst dcr deutschen Pferde-
zucht dienlich zrr sein, nicht ersüllt. Dics gicüt zu denken und-
die Herrcn des internationalen Klubs werdcn es schwcr 'haben,
einen Modus zu sindcn, dah nicht etlva die Zeiten von 1885—
1886 wiederkehren, wo allc drei Plätzc der grotzen Rennen
von Ausländern belegt wurden. Es zeigt sich mrn, datz das
Fallenlasscn der drei Kilogramm-Erschwerung für englische
und französische Pferde ein voreiliger Schrrtt tvar, der nicht
mehr gut zu machen ist. Demr in der Absicht, den Gegner zum
Beschicken -dcs internationalen Platzes zu veranlassen, darf mau
in der Coulanre demselben gegenüber rricht so weit gehen,
datz man für die eigene Zucht keinerlei Chance übrig läßt.
Und wirklich sind von größeren Rennen nur das Fürstcubcrg-
Mcmorial und das Prinz Sachsen-Weimar-Rennen im Lande
geblieben, und dies auch uur, weil kein Auslünder mitging.
Nach Frankreich wanderten von grötzeren Remren der Grotze
Pveis, das Zukunftsrennen, dic Prince of Wales Stakes und
das Fremcrsberg Hürdenhandicap, nach Oesterreich die Grotze
Steeple-Chase und die Saide Steeplcchase. Zu erwähnen
wäre noch der unerreichte Rekord des WUnderjockey Reisf,
der in Baden-Baden fünfmal in den Sattel stieg und viermal
srcgte. Ivährend es den Anhängern Martins, eüenfalls eines
unserer besten Jockeys, nicht grit crging, indcm derselbe im
ganzen Meeting nur einmal siegen konnte.

80 Konstanz, 2. September. (E n t s p r u n g c n.) Vor-
gestern Abend sind laut „Konstanzer Zeitung" aus dem Be-
zirksgefängnis Kreuzlrngen (Schweiz) fllnf Untersuchungsge-
fangene entsprungen, nachdem sie dic Gitter der Zelle durch-
sägt hatten. Bis jetzt ist es nicht gelungen, der Flüchtlinge
wieder habhaft zu werden.

Kandet und Werkehr.

Mannheim, 2. Septbr. (Aktien.) Oberrh. Bank 115.50 G.
Rhein. Creditbank 142.50 G. Rhein. Hypoth.-Bank 183 30 G.
Brauerei Kleinlein, Heidelberg 160 G. Schroedl'sche Brauerei»
Mtien 175.— G. Portland Zement Heidelberg 107.— B.

Frankfurt, 2. Septbr. Effektensozietät. Abends 6*/. Uhr.
Kreditaktien 217 b., Disconto-Commandit 187.50 b., Darmitädter
Bank 138.90 b., Banque Ottomane 115.40 b., Deutsche Effekten-
und Wechsel-Bank 103 b. G., Marienburgcr 75.75 b. G. ult.,
Lombarden 19.20 b., Czakathurn-Agramer 31.70 b. G., Samburg-
Amerik. Packet 109 b. ult. u. cpt, Nordd. Lloyd 109.60 b. ult.,
3proz. Mexikaner 27—27.10 b., 5proz. amort. do. 40.50 b. G.
cpt., 40.25 b. G. ult., 4VsProz. Portugiesen 51.50 b., 3proz.
do. 30.80 b. G. ult., 30.75 d. G. cpt-, Tiirk. Lose 122.80 b. cpt.,
122.80-60-80 b. ult., Bochumer 186.50 b., Gelsenkirchen 173 b..
Harpener 166.80 b. G.. Hibernia 173.50 b.. Oberschlcs. Eisen-
Jndustrie 115.20 b.. Concordia 280.80 B. 70 G, Anglo Con-
tinent. Guano 91.30 b. G.. Alkali Westeregeln 200.80 b., Elektr.
Schuckert 92.70 b.

6'/. bis 6'/, Uhr: Lombarden 19.30. 3proz. Mexikaner 27.

Bei etwas ruhigerem Verkehr blteb auf allen Gebieten feste
Haltung vorherrichend.

Hopfen. Nürnberg, 30. August. Das Geschäft in letzt-
jähriger Ware ist vollständig unverändert gebliebeu. Hopfen in
der Preislage von 30—50 Mk. fanden schlanken Absatz, während
höhere Forderungen selbst für Primasorten nur selten bewilligt
werden. Jn neuen Hopfen waren die täglichen Umsätze 20—30
Ballen zu langsam nachgebenden Preisen. Heute kamen die ersten
Landhopfen, etwa 15 Ballen, wovon die besseren zu 65—75 Mk.,
die gertngen mangelhaft getrockneten bis 46 Mk. herab verkauft
wurden. Die heutige Bahnzufuhr, etwa 60 Ballen, größtenteils
Württemberger, fand nur zur Hälfte Absatz. Die Preise be-
wegten sich zwischen 80—95 Mk. und ist die Stimmung eine sehr
ruhige._

rrvaneriranosnacyrrcyrrn

N e ck a r.

Heidelberg, 3., 1,20. gef. 0,04m
Hetlbronn, 2.. 0,52, gef. 0.03m
Mannheim, 2,3,75, gef. 0,10m

Rhein.

Lauterburg, 2 , 4,22, gef. 0,10m
Maxa«, 2., 4,26, gef. 0,12m
Mannheim, 2.. 8.81, gef. 0.10m

Der Kaiser in Uosen.

Wilöpark, 2. Sept. Der Kaiser und die
Kaiserin reisten yeute Mittag halb 1 Uhr mit Son-
derzug von der Wildparkstation nach Posen. Rcichs-
kanzler Graf Bütow begab sich, begleitet von Wirkl.
Geh. Oberrsgierungsrat Conrad und Oberleutnant Gra-
fen Viktor zn Eulenbnrg, ebenfalls nach Posen.

Pose n, 2. Sept. Die Stadt ist bis in die Neben-
straßen reich geschmückt. Ueberall bemerkt man
Fahnen,Guirlanden,Velarien nndSchanfensterdekoration.
Die Feststraße bom Bahnhofe zum Generalkommando,
der Wohnnng des kaiserlichen Paares, ist mit einer dich-
ten. doppelten Neihe von Bannermasten nmsänmt. Am
Berliner Thore sind große Obelisken errichtet. Riesige
Tribünen sind ausgeschlagen. Bor dem zu enthüllenden
Kaiser Friedrich-Denkmal ist ein prnnkvolles Kaiserzelt
erbaut. Der F r e m d e n z u f l n ß ans der Provinz
Posen i st gewaltig. Die Hotels sind vollständig be-
setzt. Jn den Straßen herrscht reges Leben.

Pose n, 2. Sept. Um 6 Uhr trafen der Kaiser
und die Kaiserin, sowie der Kro n prinz hier ein.
Ans dem Bahnhos war großer militärischer Empsang.
Der Kaiser begab sich zu Pferde, die Kaiserin in ofsenem
Vierspänner in die stadt. Am Berliner Thor wurds
das Kaiserpaar von den städtischen Behörden empfangen.
Oberbürgermeister Witting hielt eine Ansprache, der
Kaiser erwiderte in einer Rede, in der er sür die
Kaiserin nnd sich den herzlichen Dank siir den Empfang
der Stadt aussprach nnd mitteilke, er habe zn dem h e u-
 
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