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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

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Nr. 203-228 (01. September 1902 - 30. September 1902)
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„Wartburg" vorgeht, erscheint nur geeignet, dem Gegner
Agitationsmittel zu liesern. Aus der Erörterung nuch
jedes religiöse Moment von vornherein ausscheiden. Es
sollte sich hier nicht darnm handeln, ob den Llatholiten
ein Gefallen oder den Protestanten ein Nachteil zugefügt
wird, sondern es sollte lediglich in Betracht gezogen wer-
Len, ob der Schritt mit dem Staatswohl, mit dem Wohl
des G e s a m t volkes vereinbar ist oder nicht; wir sind,
wie gesagt, der letzteren Ansicht. Wenn nun auch öie Geg-
ner ihrerseits die Frage zu einer religiösen stempeln wol-
len, so ist es zum mindesten unklug, wenn der Evangel.
Bund denselben Fehler begeht.

Aus der Karlsruher Zeitung.

— Seine Köingliche Hoheit der <8 roßherzog haben
dem Kammerdiener Ambrös Diebold, dem Silberdiener
Peter Geier und dem Hoflakcnen Franz Zopf in Karls-
ruhe die Erlaubnis zur Annahme und zum Tragen des ihnen
bon Sr. Maj. dem König von Sachsen verliehenen Allgemeinen
Ehrenzeichcns erteilt.

Karlsruhe, 24. Scpt. Dem an Stelle des ver-
storbenen Konsuls Courtlandt K. Bolles zum Konsul der
Vereinigten Staaten von Amerika in Kehl ernannten Herrn
Joseph I. Brittain ist seitens des Reichs das Exequa-
tor zur Ausübung seiner konsularischen Funklionen erteilt
worden.

— Wegen Fortdauer der Scuchengefahr wird das zur
Zeit bestehende Berbot des Handels mit Geflügel
im Umherziehen bis zum 1. April 1903 verlängert.

Ausland.

Lnxemburg.

Luxemburg, 21. Sept. Das Amtsblatt ver-
öffentlicht den Vertrag zwischen dem deutschen Reich und
Luxemburg, wodurch für Briefsendungen zwischen
Deutschland und Luxemburg die für das Jnnere Deutsch-
lands geltenden Portosätze eingeführt werden, also 10
Pfennig bis zum Gewicht von 20 Gramm. Der Ver-
trag tritt am nächsten 1. Oktober in Kraft. Ein zweites
Uebereinkommen regelt den Fernsprechveckehr zwischen
Lem Reich nnd Luxeniburg; der Fertigstellung der Lei-
tungen mird für die nächste Zeit entgegengesehen.

Frankreich.

— Ein ungenannter höherer Offizier schreibt in einein
Briefe an die „Petite Repüblique", dasz trotz der drei-
jährigen Ministerschaft des Generals Andree der K I e -
rikalismus in der Armee noch immer obenan
sei. Jm Kadettenhaus des Prytanee militaire leite der
Almosenier alles, weil man ihm das unbegreifliche Vor-
recht eingeräumt habe, die Disziplinarstrafen der Schü-
ler aufzuheben, die befriedigend gebeichtet HMen. Jn den
Krankenzimniern sei alles von religiösen Abzeichen ange-
füllt, und der Sohn eines Gendarmen habe dort unbe-
greiflicherweise den Entschluß gefaßt, Priester zu werden.
Jn allen Kadettenschulen geben die leitenden Offiziere
das Beispiel größter Frömmigkeit; im Offizierskorps
überhaupt wäre der Freidenker mehr als je vervehmt.
Sehr nnglücklich sei die Neuerung des Generals Andree,
daß die körperlichen Uebungen bei der Aufnahme in die
Offizierschule von Saint-Cyr einen höheren Wert er-
halten haben, öenn gerade in den Jesuitenschulen werde
Lie körperliche Ausbildung der künftigen Offiziere anf
Kosten der geisügen gefördert.

Paris, 23. Sept. Die antiklerikale Presse schlleßt
aus einigen Stellen der letzten Rede des Ministerpräsidenten
Combes, er werde während der Herbsttagung der Kammern
darauf dringen, daß die französische Pfarrgeistlichkeit wieder
zu einem Staatseide angehalten werde, wie in den Tagen
der großen Revolution. Daß wirklich davon die Redc ist,
wird von der „Libre Parole" bestätigt; sie will aus dem
Munde eines Bischofs erfahren haben, daß man im Kultus-
ministerium an einem diesbezüglichen Gesetzentwurfe arbeite.
Wenn es zu einer solchen llngeheuerlichkeit käme, meint
das Blatt Drumonts, so wäre das Schisma unvermeidlich
und der Papst könnte nicht umhin, die katholischen Priester
zu exkommunizieren, die sich dmr Gcsetze unierwerfen würden.

Pari s, 24. Sept. Wie der „Matin" mitteilt, haben
Lie Abgeordneten Flourens und Jules Roche für die vor
einigen Monaten gegründete frauzösisch-itchlienische
Bank je 25 000 Franken gezeichnet. Beide seien in den
Verwaltnngsrat dieser Bank gewählt worden, hätten je-
Loch nach kurzer Zeit ihre Verwaltungsratstelle wieder
niedergelegt. Die beiden Abgeordneten erheben in den
Bläktern Einspruch gegeu die Anschuldigung, datz sie
durch die Geschäfte der französisch-italienischen Bank, die
sich übrigens demnächst auflösen werde, irgendwo bloß-
gestellt seien.

Aus Stadt und Land.

Heidelberg,>2ö. September.

* Fleischpreise. Wir möchten hierdnrch nochmals darauf
hinweisen, datz in Heidelberg keine sogenannte Fleis ch--
not herrscht, die Fleischpreise sind heute genau dieselben, wie
vor Jahren. Wenn auch der Antrieb von Vieh etwas imch-
gelassen hat, so ist fiir die Heidelberger Metzger hier oder auf
dem Mannheimer Markt stets geirügend vorhanden gewesen.
Der Rückgang des Verbrauchs hat seinen Ursprung in den ver-
schlcchterten sozialen Verhältnisfen.

** S. K. H. dcr Erbgrosiherzog tras heute früh 3.SS Uhr
aus der Dtainau hier ein uud setzte um 4.8 Uhr seine Reise
uach Koblenz fort.

X Stadtratssitzung. Jn der Stadtratssitzung vom 25. d.
wurden u. a. folgende Gegenstände zur Kenntnis bezw. Erle-
Ligung gebracht:

1. Folgende Vorlagen an den Bürgerausschuß wurdeu sest-
gestellt: a) Die Schaffung eines Schuttablagerungsplatzes in
Schlierbach. b) Die Durchführung der Werderstvaße.

2. Dem vorliegenden Entwurs einer Betricbsordnung für
die elektrische Straßenbahn in hiesiger Stadt wurde zuge-
stimmt.

3. Der Entwurf des Tiefbauamts für eine cmderiveite
Numerierung der Häuser im Stadteil Schlierbach wurde ge-
nehmigt. Dabei sollen die Gebäude in den bou der Lmcd-
straße abzweigenden Seitengassen für sich besonders numeriert
werden. Gleichzeitig erhält der große Wolfsbrunnenweg die
Bezcichnuug „Schloß-Wölfsbruuuenweg" uud der Wolfsbrmr-

nenweg mit den seitherigeu Hausiiummern 70—76 dcn Namen
„Schlierbacher Wolfsbruuneuweg". Die Aenderungen sollen
aus Ende dieses Jahres, jedoch so in Vollzug gesetzr werden,
daß sie im Adreßbuch für 1903 Berücksichtigung finden können.

4. Das Straßenverzeichnis des künstigen Stadtteils Hand-
schuhsheim soll im neuen Adreßbuch für sich getrennt ausgesührt,
die dortige Einwohnerschaft aber in das alphabeiische Einwoh-
nerverzeichnis eingereiht werden.

5. Die Schreinerarbeiten für die Wagenhalle der elektrischen
Straßenbahn wurden dem Zimmermeister Alois Veth um sein
Siibmissionsangebot übertragen.

6. Folgende Geschenke zur städtischen Kunst- und Alter-
tümersanimlung wurden mit Dank angeuommen: des Fabri-
kanten Reitz in Rauenberg, bestehend in einer photographischen
Nachbildung der Origiualzeichuuiig des verstorbeneu Philibert
Grasen v. Graimüerg von der Burgruine Rothenberg bei
Wiesloch, der Bauunternehmcr Gcbrüder Nollert, bestehend in
dcn Beigaben zweier an der Speyerer Straße gefundenen römi-
schen Gräber, und der Geschwister Dietz in der Hirschgcrsse,
bestehend in eiuer bildgeschmückteu eisernen Osenplatte.

* Theater. Die Augchörigen dcr hiestgen Bühne werden
gebeten, weder schriftlich noch persönlich dcr Redaktwn der
„Heidelberger Zeitung" ihre Auftvartung zu machen.

Reklame für Hcidelberg. Seit Wilhelm Meyer-Förster mit
seinem trefflichen Schauspiel „Alt-Heidelberg" so große Erfolge
errungeu, ist dcr Name „Alt-Heidelberg" zu einem geslügelten
Wort gewovdcn. Findige Geschäftsleute haben einen Liqueur
bereits danach getauft, anderc neueste Modeartikel mit diesem
Ikamen belegt und am Samstag ist in Düsseldorf ein äußerst
elegantes und vornehm eingcrichtetes Restcmrant eröffnet wor-
den, das ebenfalls den Namen „Alt-Heidelberg" trägt. Eine
besondere Zicrde ist neben den im ronmnischen Stile gehaltenen
Wand- und Deckendekorationen ein grohcs Oelgemälde „M-
Heidelberg" darstellend. — Uns kami es recht sein.

s Bom Bataiüon. Die Rcservisten des hiesigen Bataillons,
welches her.te Morgen aus d-in Mc.uöver hicr eim.af, werden
morgen früh 7 Uhr entlaiscu.

Schwetzingen, 24. Scpt. (V e r s ch i e d e u e s.) Jn
der gestern stattgehabten Sitzung des Bürgerausschusses wurde
u. a. beschlossen, daß der Zinsfuß bei der städtischen Sparkasse
vom 1. Fanuar 1903 ab von 4 Proz. auf 8-K Proz, herab-
gesetzt werden soll, da die Eiimahme von Geldern bei der Kasse
zur Zeit eine geringe ist. — Auf deu heutigen Schweinemarkt
wurdeu 63 Michschweine gebracht, ivelche alle im Preise von
24—28 Mk. abgesetzt wurden. — Dagegen war der Jahrmarkt
sehr schlecht besucht. — Das Hopfengeschäft geht rasch seinem
Ende enigegen. Für bessere Ware haben die Preise etwas an-
gezogen, und wurden 7S—80 Mk. nebst Trinkgeld bezahlt.

Friedrichsfetd, 24. Sept. (D e r GrotzhLrzog
kommt.) Wie von hier bevichtet wird, beabsichtigt der
Großherzog der aui 16. Oktober stattfindenden Einwcihung
der ueueu Kirche beizuwohucn und bei dieser Gelegenheit einige
industrielle Etablissements, darunter die Fricdrichsselder „Nu-
del- und Zwiebackfabrik", zu besuchcn.

-I- Weinheim, 24. Sept. (Feuer. — Nnglücks-
fall.) Zum zweitenmale in den letztcn Wochen wurden wir
gestern Mittag abermals durch Feuerlärm in Schvecken versetzt;
es brannte in eiuem Seitengebäude der früheren Brauerei vou
Metz, derzeit Weiuhändler Meiser gehörig. Der Dachstuhl
braimte teilweise ab und eine größere Anzahl von Ständern
mid Fässern wurde ein Raub der Flammeu. Entstehimgsur-
sache ganz unerklärlich. — Jn dem mis nahen Birkenau kamen
gestcru Mittag der Fuhrknecht eiues Mannheimer Essigfabvi-
kantcn und ein hiesiger Taglöhner uuter das Fuhrwerk und
wurden beide überfahren. WLHrcnd der Fuhrmarm bedeutende
Verletzungen erlitt, mußte Taglöhner Reinhard halbtot ins
städtische Krcmkenhaus hierher verbracht wevden, woselbst er
bald daraus verstarb. Der Verunglückte, 30 Jahre alt, ist
Vater von zwei Kindern.

8L Mannheim, 24. Sept. (Dic Fleischverteue-
ruug) scheint in Mannheim im Keimc erstickt zu werden.
Zahlreiche Mctzger haben in ihren Schaufenstern oder Lädcn
seit mehreren Tagen Bckanntmachungcn ausgchängt, wonach sie
„ohne Preisansschlag" verkaufen. Die im Fleischhandel auf-
getretene Äonkurrenz und dcr rieucrdings angekündigte Ver-
kauf von Hoch'wild zu „zivilen" Preisen scheinen ans dcn
Fleisch- und Fleischwarenverkauf eiugewirkt zu haben.

X Aus dcm Odenwald, 24. Sept. (Das Schicksal
des E i ch s ch ä l w a l d e s) ist nach dem Ilrtcil Fachkuudiger
besiegelt, weshalb die Forstbehörde schon einige Zeit daran ar-
beitet, die Schälschlägc in Kiefernholz zu verwandeln; auch
Private und Gemeindeu ahmcn dieses Beispiel nach.

Wnldmichelbach, 24. Sept. (Flüchtig.) Die Ehe-
leute Moldrzik, welche bor sieben Wochen mit Hinterlassung be-
deutender Schiklden und unter Mitnahme nicht geringer Bar-
mittel flüchtig gegangen sind, Ivurden auf Veranlassung der
hessischen Behörden in Olten bei Zürich verhaftet. Da aber
die Schweiz wegen betrügerischen Konkurses nicht ausliefert,
wurdeu in letzter Zeit umfasscnde Erhebungen gepflogen, um
die Flüchtigeu, die auch dringend verdächtig sind, sich dnrch
Vrandstiftung von derVersicherungsgesellschaft einige Tausend
Biark erwirkt zu haben, der Brandstiftung zu überführen.
Die Betreffeuden befindön sich selbstrcdend in sicherem Ge-
währsam in Olten in der Schweiz. Jhre von hier mitge-
nommenen, in Kisten und Körbcn verpackten Wevtgegenstände
wurdcn in der Heimat des Moldrzik bei Vcrwandten in Posen
beschlagnahmt.

st Obcr-Abtsteinach, 24. Sept. (Neue Schulhäuser.)
Nachdem nun in unserem Kirchspiele sehr stattliche <Ähul-
häuser, dahier, in Löhrbach, Gorxheim, Buchklingen und
Flockenbach erbaut und ihrer Bestimmung übergeben worden
sind, hat man diese Wochc auch den ersten Spatenstich zu einem
stattlichen Schulhausneubau für zwei Klassen und entsprechen-
der Lehrerwohnmig in Untcr-Abtsteinach unternommen.

80 Karlsruhe, 24. Sevt. (D e r Besuch der Iubi-
l ä u m s - K u n st - A u s st e l l u n g) hat sich im Laufe des
Scpteniber noch bedeutend gesteigert. Nach dem jetzigen Stand
dürfte die Frequenz etwa das Doppelte der anfangs angenom
mencn Höhe erreichen.

80 Karlsruhe, 24. Sept. Jm Ständehaus findet zur Zeit
der mündliche Teil der 2. jurist. S t a at s p r ü f u n g statt.
Vorsitzender der Prüfmigskommission ist Landgerichtspräsi
dent Dorner; autzerdem wirkcn noch mit: die Oberlandes,
gerichtsräte Heydweiller nnd Fleuchaus, Ministerialrat Wild
und Erster Staatsantvalt Diiffner.

Karlsruhe, 24. Sept. (Der Präsident des Komi
tees des bad. Rennbereins), Freiherr v. Gemmin
g e n, Geueral der Kavallerie z. D., hat sein Amt aus Ge-
sundheitsrücksichten niedergelegt.

Baden-Baden, 24. Sept. (Steuern.) Ein günstiges
Ergebnis hat der diesjährige Abschluß des Katasters hinsicht-
lich des Standes der nmlagepflichtigen Kapitalrentensteuerkapi-
talien gebracht. Die letzteren bctragen für dieses Fahr
107 649 240 Mk. und haben über 2014 Millionen Mark M
genommen, die höchste Zunahme seit Bestehen des KapitälreNl
tensteuergesetzes.

80 Freiburg, 24. Scpt. (Forschungsreise.) Herr
Dr. G e r b e r, Sohn des hier wohncnden Privat. Christian
Gerber, Ivelcher als junger Forstbcamter hier thätig war,
und sich später in den Kolonialdienst stcllte, unternimmt zur
Zeit eine Expedition nach dem Jnnern von Deutsch-Südwest-
afrika, nämlich nach dem Kunene-Okawango-Sambesi. Die
ganze Cxpedition besteht aus fünf Weißen, 15 Mann einge-
borenem Personal (Hereros und Büschmänner), 4 Pfevden,

36 Zugochsen, Schlachtvieh u. s. w. Unter deu Weißen, die
Herrn Dr. Gerber begleiten, ist lt. „Freiü. Bote" noch ein bad.
Laiidsmanu, Gefreiter Gaß aus Mihl und ein H. Lauterborn
aus Ludwigshasen a. Rh., D-er Zweck der Reise ist die Unter-
suchung des nördlichen und östlichen Teiles des Schutzgebietes
aus ihrcu wirkschastlichen Wert.

Schopfheim, 24. Sept. (Hoher Besuch.) Anläßlich
der am 23. Oktober hier stattfindenden Landesversammlung
des Badischen Frauenvereins wird, hierhcr gelangten Nach-
richten znfolge, sowohl die Großherzogin Luise, wie die Erb-
großhcrzogin Hilda imsere Stadt mit einem Besuche beehren.

80 Bon der Donau, 24. Sept. (S k e l e t t f u n d.) Jm
Donauthalorte Neiidingen, wo zur Zeit das Flußbett korrigiert
wird, fandeu Erdarbeiter beim Aufgraben eines Feldweges
süns menschliche Skelette, deren einzelne Teile beisammen,
aber sonst regellos durcheinander lagen. Ueber ihre Herkunft
konntc bis jctzt nichts Bestimmtes festgestellt werden.

60 Bonnvorf, 24. Sept. (Aus der Haft e n t-
lasse n.) Der nnter dem Verdacht der Thätcrschaft bei dem
Branlde des Äurhauses Steinabad, cines Brandes in Wellen-
dingen und bei acht seit Anfang 1901 in Oberwangen vor-
gekommenen Bränden seit Ende d. I. inhaftierte 30jährige
Friedrich Gantert aus Oberwangen wurde aus Mangel an
Beweisen aus der Haft entlassen.

80 Konstanz, 24. Sept. (Vom Schlage gerührt)
wurde die Frau des Sesselmachers Burkart. Sie erhielt lt.
„Koust. Ztg." am Freitag von ihrem Manne, der, wie erinner-
lich, seit 1897 wegen Branidstistung eine 14jährige Zuchthaus-
strafc verbüßt, einen Brief, worin er wieder seine Unschuld
beteuert. Daraushiii begaü sich die Frau uach Loretto und
betete für ihren Mann. Zu Hause angekommen, sagte sie noch,
jetzt sci ihr wieder viel leichter, dann raffte sie ein Schlaganfall
dahin. Sie hinterläßt zwei uumündige Kinder.

Aus Baden, 24. Sept. (Brände.) Jn D i n g l i n g e n
fielen eincm Brande die Scheuer und das Wohnhaus des Land-
wirts Schätzle und die benachbarten Scheuern der Herrcn Hein-
zelmmrn und Klcrsterer zum Opfer. Die Geschädigten sind ver-
sichcrt. Das Vieh und die Fahrnisse konnten meist gerettet
werden. — Jn Kippenheimweiler wurdcn von ruch-
loser Hand zwei in der Nähe des Farrenstalles stehende Stroh-
haufcn angezündet, welche vollständig niederbrannten. Es
wnrden dabei 100 Zentner Stroh vernichtet. — Jn Mudau
brach vorgestern in dem Schuppen des Schreinermeisters Karl
Müller Feuer aus, das so rasch um sich griff, daß alsbald die
Scheuer dcs Müller mit Wohnhaus, sowie das Wohnhaus des
Maurers Heinrich Schäfer und noch drei weitere Schennen
mit Stallung ein Raub der Flammeii wnrden. Die Bcschädig-
ten sind versichert. Kindcr sollen den Brand vcrursacht haben.

Kleine Zeitung.

— Hochschulnachrichten. Virchows Nachfolqer ist
ein früherer Asststent Geh. Medizinalrat Orth, (Göttingen)
geworden. Prof. Orth wird sein neues Lehramt in Berlin
bereits zum Beginn des kommenden Wintersemesters an-
treten. — Aus Würzburg schreibt man: Jm
vorigen Semester fanden an der hiesigen Universität 71
Doktor-Promotionen statt. Davon treffen auf die
theologische Fakultät 1, auf die juristische 14, auf die
medizinische 30 und auf die philosophische Fakultät 26.
Ein starker Rückgang ist bei der Zahl der Promotionen der
Mediziner eingelretcn, deren Ziffer oft 100 erreichte.
Es ist dies eine Folge der neuen Promotionsordnung, nach
der nuc approbierte Aerzte promoviert werden dürfen.

Die badische Jnfanterie hat jemanL in der „St.
Vlas. Ztg." einem interessanten Rechenexempel unterzo-
gen. Er hat ausgerechnet, Laß Lie Ouersumme der Regi-
mentsnummern jeweils die fortlaufende Nummer Lec
Regimenter als Teil des Armeekorps ergiebt, wie die fol-
genden Zahlen beweisen: Jnf.-Reg. Nr. 109 — 1. bad.
Negiment, Nr. 110 — 2. Regiment, Nr. 111 — 3. Regi-
ment, Nr. 112 — 4. Regiment, Nr. 113 — 5. Regiment,
Nr. 114 — 6. Regiment, Nr. 142 — 7. Regiment. Nur
beim Regiment Nr. 109 ist die Quersnmme 10 als 1 zu
lesen.

Kandet und Aerkehr.

Mannheim. 22. Septbr. (Aktien.) Oberrh. Bank 120.— G.
Rhein. Credttbank 142.S0 B. 142.— G. Rhein. Hypoth.-Bank
182.— B. Braueret Kleinletn, Hetdelberg 160 G. Schroedl'sche
Brauerei- Aktien 175.— G. Portland Zement Heidelberg 107.—B.

Frankfurt, 24. Septbr. Effektensozietät. AbendS 6V« Uhr.
Kreditaktien 216.10 b., DiSkonto-Kommandit 187.10 b, Deutsche
Bank 208.40 b., Dresdener Bank 143.20 b., il'/^Proz. Portugtesen
50.50 B. 40 G.. Türk. Lose 123.20 b.. Laura 204—203.70 b.,
Bochumer 182.20 b. G , Gelsenktrchen 171.90 B. 80 G., Har-
pener 167.30 b. G.. Bad. Zuckerfabrik 71.60 b. G.. Elektriz.
Schuckert 83.50 b. G.

6'/, btS 6'/, Uhr: —.

Bei lustlosem Verkehr konnten sich dte heutigen Mittags-
Schlußnotterungen sast unverändert behaupten. Elektr. Schuckert
waren anschnlich höher.

Aiannheini, 24. Sept. Jn der letzten Aüssichtsvatssitzung
der Rheinischen Gasmotorenfabrik Benz u. Co., gelangte die
Jahresrechnung zur Vorlage. Danach beträgt der Reingewinn
nach 184 900 Mk. Abschreibungen rund 198 800 Mk. Der
Aufsichtsrat beantragt die Verteilung von 4 Prozent Dividende,
gleich 120 000 Mk. an die Aktionäre und Verwendung des
Restes zu weiteren Rückstellungcn. Die Generalversammlung
ist auf den 27. Oktober d. I. vormittags 11 Uhr festgesetzt.

Berli», 24. Sept. Jn der Angelegenheit der Schnckert-
Gesellschaft wird von maßgebender Stelle mitgeteilt,
daß es sich bei dem Eintritt in die Gruppe der Berliner Han-
delsgesellschast und der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft nie
um einen neuen Kredit von 7)4 Millionen Mark gehaüdelt hat.
Vielmehr war beabsichtigt, datz die neue Grnppe mtt dem ge-
samten Betrag an dem bereits bestehenden Kredit beteiligt
werden sollte. Die Verhandlungen sinü daran gescheiteä,
daß hinsichtlich der FLHrung der Geschäfte eine Einigung zwi-
schen den Mitgliedern des bestehenden Konsortiums und der
Berliner Handelsgesellschaft als Führerin der neuen Gruppe
bisher nicht zreielt werden konnte.

LSafferstaudSnachrichten.

sti e ck a r.

-ei-elbers, 25., 1,06, gef. 0,02m
Heilbronn, 24., 0,86, gef. 0,02m
«annhetm. 24., 3,43, gef. 0,0Sm

Rhein.

Lauterburg. 24., 4,06, gef. 0,07m
Maxau. 24., 4,16, gef. 0,04m
Rannheim. 24.. 3.51. gef. 0.11m

Neuefte Nachrichten.

Köln, 24. Septbr. Die Delegiertenversammlung der
JnternationalenVereinigungfürgesetzlichell
Arbeiterschutz beschloß das Reglement für das zu er-°
richtende tnternationale Arbeitsamt, das in den Haupt'
zügen besagt: Das internationale Arbeitsamt ist eist
wissenschaftliches Jnstitut. Es hat die ihm durch daS
 
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