Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Juli bis Dezember)

DOI chapter:
Nr. 256-280 (01. November 1902 - 29. November 1902)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.23861#0964

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
nicht iveit her. JnAbssondere zeigt er sich Rom gegeirüber
schwach. Wie die „Frankf. Ztg." erinnert. hat er wohl
mit dem Vatikan angeknripft und in einer Note folgende
Fordernngen aufgestellt: Herabsetzung der staatlichen
AnsgaLen fnr den Klerns, ALschasfung der icherslnssrgen
Bischofssitze uud Beschrcinkung der Klöster auf die im
Konkordat von 1851 bestimmte Zahl. Die Antwort des
Vatikans anf diese Note ist aintlich nicht bekannt gegebsn
worden, aber man erfuhr, was sie enthält. Sie ist der
reinste Hohn aus die Note Sagastas, denn der Vatikarr
stelltc seinerseits folgende Fordernngen: Erhöhung der
staatlichen Ausgaben für den Klerus, Vermchrung der
Mschosssitze und staatliche Anerkennung auch jener
Klöster, die im Widerspruch mit denr skonkordat gegrün-
det worden sind. Dann heißt es in der Nots weiter:
Wenn aber Spanien wirklich gar nicht in der Lage und
zu arm sei, um die nötige Vermehrnng der Mittel fiir
die Religion aufzubringen, dann wolle der Vatikan ge-
statten, daß eine Kvmmission von sieben Mrtgliedern er-
nannt werde, welches die Frage stndieren soll, wie even-
tuell die Beträge des Staates vermirrdert werden kön-
nen: in diese Kommission sollen Staat und Kirche je drei
Mitglider senden, den Vorsitz aber solle der Kardinal
Sancha, Erzbtschof von Toledo führen. Was ber den
Vcrhandlungen einer solchen Koittmissron, in der die
Krrche zum Vorans die Ntehrheit besitzt, herauskommen
wird, kanrr nwn sich denken. Das hat aber Herrn Sagasta
nicht gehindert, den Vorschlag des Vatikans anzuneh-
nieu. ' Bleibt er am Ruder, so wrrd also Rom darüber
entscheiden, ob Spanien seine Finanzlage durch Ein-
schränkung der übermätzigen Leistungen an die Krrche
ausbessern darf oder nicht. Schon dieser einzige Umstand
wirft auf die Lage Spanierrs ein bezeichnendes Licht.

Aus Stadt und Land.

-i- Fusiball. Hcute Samstag um 3 Uhr findet auf dcm
Spielplatz des Neucnheim College das alljährliche Wettipnl
Mvischeu den besten Ntannschaften beider englischer Schulen
statt Ani nächsten Mittwoch halb 3 Uhr tmrd srch ans dem
yleichen Fclde dic z-weite Mannschaft des Franffurter Futzball-
klubs mit eiuer aus Schülern beider. Colleges zusammenge-
setzten zweiten Mannschaft messen, währcnd eiue Stunde ipater
die ersre Frantfurter Mannschaft gegen eine ebcnfalls komtu-
uicrie erstc Maunschaft beidcr Colleges antreten wird.

Sinsheim, 13. Rovember. (F o h l e n m a r k t.) Der
Verband unterbadischer Pferdezucht-Genosscnschaften wird am
Dienstag, den 25. November dieses Jahres seinen ertzen Ver-
bandsfohlcnmarkt in Stnsheim abhalten. Nachdem genannter
Verband. welchcr die Züchtung cines mittelschweren brs schwe-
ren kaltblütigcu gängigen Ärbeitspferdes (Belgier)^ zum Zrele
hat, schon aiif verschiedcncn Ausstellungen der Deutschen Land-
Wirfichafts-Gcscllschast, zuletzt >dieses Jahr iu Maunherm,
gut ausgestellt und zahlreiche Preise geholt, ist hier znm
erstenmale Gclegenheit geboten, Zuchtprodukte derselben auf
einem Btarkte zu erwerben, Bei der grotzen Anerkennung,
welchc das kaltblütige Pfcrd infolge seiner Fruhrerfe, An-
spruchslosigkeit, Arbcitswilligkeit und Leistungsfahigkeit allent-
halben gefunden hat, ist nach dcm „Landb." zn erwarten datz tzch
anf dcm Marktc ein lebhaftcr Vcrkehr entwickeln Unrd.

Grosisachsen, 11. Novcmbcr. (Das Bfihnwarts-
hans Nr. 68 der M a i n n e ck a r - B a h n), das unweit
dcr -Liation Grotzsachscn gelcgen ist, brannle gestern Abcnd
volistnndig nieder, Von den Fahrnissen dcs Bahnwarts Valcn-
tin Heck vcrbrannten unter andercm die Bctten nnd zwci
Fahrrädcr. Der Mann ist schwer geschädigt, da er nur unzn-
reichend vefiicheri ist. Als llrsachc des Brandes wird ange-
nommcn, datz Funkcn einer Lokomotive sich in das Haus ver-
irrten.

Mannhcim, 11. Novcmber. (E i n c f r i v o l e T h a t)
licgt dem 19 Jahrc alten Gypser Franz Schmidt aus
Feudenheim zur Last, der sich gesteru vor der Strafkmnmer zu
verantworten hatte. Am 29. September war Schmidt in Ge-
sellschaft der Ghpfir Johauu Bauer und Frauz Boxheimer in
der Stadt herumgezogen. Als sic Abends gegen 7 llhr be-
trunken nach Hause torkclten, stolpertcu sie nm Eiugange dcs
FricdhofparkeS übcr eiucn rundcn Stamm, der an cinem Ende
auf cincm Bock, mit dcm andcrn auf dcm Boden liegend, den
Weg absperrie. Während scine Kamcraden lvciter tappten,
nahm Schmidt dcn Stamm am dicken Ende nnd lcgtc ihn
quer üver das Äcleis c der dicht ncbenan vorbeifnhrenden
Dampfbahn M a n nh e i m - F e n d e n h e i m. Gleich
daranf naytc cin Zug. Znm Glück gcwahrtc der Lokomotivfüh-
rer Marrin Wühlcr das Hindernis nnd es gclang seiner
Geistesgegenwart, den Zug noch znm Stehc» zn bringcn. Nach
dem Gutachten dcs Tirckwrs Nettcl von dec Mannheim-Wein-
hcimcr Nebenbahn ivar das Hindcrnis ivohl gecignet, eincn
Zug zur Entglcisnng zn bringen. Gcfährdet ivaren vor allcm
die Personcn, die sich anf der Plattform dcr Wagen anfhicl-
tcn, da dic Platfform als dic schwächstcn Konstruktionstcile
ber Wagen zerstört wordcn wärcn. Dcr Staatsanwalt hob
hcrvor, dah man stark versucht sci, zn glauben, datz dic That
nicht fahrlässigcrwcise, sondern aus Unfng geschah. Jndesscn
sci sickier, datz der Angcklagte stark angetrunken gewescn sei.
Er bcantragte n e u n Monatc Gefängnis. Die Verteidi-
gung (Rechtsanwalt Dr. Scclig) hiclt eine sinnlose Betrunkcn-

Eiiiigc tcilnehmcnde Nachbarn kamen ab und zu in die
Stube, sie hielten abwechselnd Wachc am Strande, in der Mei-
uung, daß dic Boote trotz —- und trotz alledem zurückkehren
könnteu, Die drei Augenpaare richtcteu sich jedesmal fragend
auf bie Eintrctenden, abcr immcr war cs ein Achfelzncken, wcl-
ches ihncn bcgegncte.

Der Morgen brach an, hellklar, der Wogenprall war nicht
mehr so heftig nnd gcränschvoll wie am Abcnd vorher. Aber
der Horizont nnd die unermctzliche Fläche der See war lccr.
Wcder Schisf noch Boot war zu schc», doch etwas anderes trieb
auf dcm Wasser daher, in rasendcr Eilc trugen es die Wcllcn
dem Strande zu, cin kleiner, dunklcr Gegcnftand — die grau-
sammtcne Sportmütze des Baron, die er getragen, als er zu
Alois in das Boot stieg.

Dcr Baronin efitarrte das Blut zn Eis in den Adern, als
sie die Kopfbcdcckung ihrcs Brndcrs crkmmte. „Mein armcr
Brudcrl" stohnte sic und iiini brachcn sich die Thränen Bahn.
Dic llmstehenden bctrachtetcn sie in stnmmer Rührung. Daß
ihr Brnder, der vornehme Hcrr, zur Rcttung der ihrigen in den
Tod gcgangen, sicherte ihr dic Sympathie der Frscherlcutc.
Äber auch Frau Hcffe und Gitta wurden bcmitleidet und man
sprach mit herzlichcr Teilnahme zu ihnen.

Was wiegt cin Trostwort, wenn unferc Brust von heitzestcm
Schmerz ze-rrisscn ist?

Ein Engel zählt die Thränc», dic lvir uuserem Liebften
nachweinen, oder wenn das Wch still im Jnncrn verblutet, so
trägt er dicses Herzblut zu Gottes Thron, damit unsere Sün-
dcn damit gekilgt werden.

Die blcichen, übcrnächtigcn und verweinten Gesichter am
Strande beleuchtcte matt ein heller Morgenstrahl.

Die Kindcr dcs alten Niklas waren ebenfalls gekommen.

heit für erwiesen und plaidierte auf Freisprechung. Das
Gericht erkannte nach dcm Antrage dcs Staatsanwalts. Gegen
solche Mte gedankenloser Rohheit sei im Jnteresse des Publi-
kums mit aller Energie anzukämpfen.

ZSehökdliche Mißgriffe.

Jn der Presse werden gegcnwärtig lebhaft zwei Fälle
ervrtert, die, wenn sie sich in der geschilderten Weise abge-
spielt haben, mit Rechr als schwere behördliche Uebergriffe
bczeichnet werden. Jn dem cinen Falle ist der Jnhaber des
V r a u n s ch w e i g i s ch e n Grundbesitz-Verkehrsinslituts we-
gen irrtümlicher Vcrsäumnis cines gerichtlichen Termins am
30. September verhaftet, mit schweren Verbrechern in eincm
Ranme untergebracht, mit einem Zuchrhäusler während der
llebefiührnng von Hannover nach Celle zusammengefesselt,
überbaupt wie ein Lberführter schwerer Bevbrecher behandelt
nnd ersi nach 10 Tagen aus der Haft entlassen worden. Jn dem
anderen Falle ist eine unbescholtcne Frau in Altona, die
durch cine Verkettung unglücklicher Umstände in den Verdacht
des Beirnges schuldlos gekommcn war, von der Polizei in
rücksichtslosester Weisc verhaftet und auf dem Polizeiamte wie
eine Siratzcndirne behandclt worden. Mit solchen Dirncn
blieb stc trotz ihrer wiederholten Einsprüche 11 Tage lang in
gcmeiusamer Haft bis sie in das Untersuchiingsgefängnis über-
gefühct wurdc und von dem zuständigen Richter vernommen
wurde. Die Vernehmung hatte ihre sofortige Entlassung aus
der Haft zur Folge, und bei dcr späteren gerichtlichen Ver-
handluug stellte sich ihre böllige Schuldlosigkell heraus. Der
Verreidiger crklärte bci dieser Gelcgcnheit, datz er gegcu die
Alrouaer Polizeibehörde Strafantrag wegen Freiheitsbe-
raubung, Beleidigung imd Körpervcrletzung gestellt habe. Das
ist dmchaus in der Ordnung, nnd den zuständigeiv' Zentral-
bchörden erwächst dic Pflicht, dafür zu sorgen, datz derartige
beyördliche Mitzgriffc nicht porkommcn könncn. Dazu wird
es nötig sein, datz eincrseits den Vorgesetzten der polizeilichen
Vvllstrccknngsbeamten dic cigcne Verantwortlichhkeit für die
Fchlgrisfe dieser Bcamten nachdrücklich eingeschäfit wird, und
andcrerseirs StaatsaMvälte und Untcrsuchungsrichter mit größ-
tcr Schnclligkeit dasür sorgen, datz, polizeilichen Uebergriffen
schleunigst ein Ende gemacht wird. Es kann das Ansehen der
Behörden nicht hebcn, wcnn sich Fälle wie die mitgeteilten
häiifen und durch die obcrstcn Behördcn' nicht schleunige und
gründliche Abhilfe geschaffen wird.

Uersonakriachrichlen.

Bcrsctzungeil und Crnennungen aus deni
Bcrcichc des Schulweseus.

S i n g e r, Edtviist Untcrl., von dcr Taubsllimmcnanstalt
Gerlachsheim an jene in Meersbnrg; Soine, Alexander,
Hanptl., von Heddesbach nach Altenheim. S o r g, Mina,
Witwc, Handarbeitslehrefin in Lörrach, wird Hauptlehrerin
daselbst; Speck, Theod., Schnlv. in Uffhauscn, A. Frciburg,
wirv Untcrl. daselbst; S p e r l i n g, Augnst, Schnlkand., als
Unterl. nach Schönau; S p i e s, Rudolf, Schukkand., als Un-
terl. nach Nntzloch; S p ö r e r, Herm., Schulkand., als Unterl.
nach Schillingstadt; S t a i g e r, Christian, Unterl., von Otto-
schwanden na chSand; S t c h l e, Fanny, Unterlehrerin, von
Oppenan nach Stcinbach; S t e i d l i n g e r, Eugen, Unterl.
in Bronkbach, wird Hauptl. in Ocstringen; Steigerwald,
Karl, Unterlchrer, von Unrerkirnach nach Balg; Nickel Ernst,
Unterle'hrer von Sulzbach nach Oberllnnden; S t o ck e r t,
Einil, Untcrl., von Waltersweier nach Grotzweicr; S t ö ck e l,
Lconhard, Schulv., von Mnrg nach Birndorf; Stöcklin, Wil-
helm, Untcrl., vom Rettimgshans Tüllingen nach Ottoschwan-
den, A. Emmcndingen; Stolz, Eug., Unterl. in Altfreistett,
als Schulv. nach Ottoschwanden; -S t o l z e r, Marie, zur
Lehrerstcllevcrwaltung an Höhcre Mädchenschule Mannheim;
S t r a u b, Eugen, Untcrl., von Grotzweier nach Oberwolfach
b. d. K.; Stritimattc r, Emil, Schnlv. in Bonndorf, wird
Hauptl. dasclbst; Strohcckcr, Gust., Hauptl., von Gutach
nach Mannheim; Strütt, Maximilian, zuletzt Schulv. in
Fricdingen, wird Hanptl. dasclbst; Sturm. Georg, Hauptl.,
von Eicrshcim nach Zimmern; S n l z, Marie, .Handarbellsl.
an Höh. Mädchenschule Konstanz, wird Hauptlehrerin daselbst;
Taufenba ch, Otto, Unterl. in Villingcn, als Hiffsl. nach
Dürrhcim; T a y l o r, Friedrich, Unterl. in Mannhcim, wird
Hauptl. daselbst; T h o m a, Karl, Untcrl., von Jhringcn an
Scminarübiingssckmle Karlsrühe I.; Thoma, Lndw., Hanptl.,
von Klepsau nach Philippsburg; T r a u h, Joh., Schutv. in
Ncckarbischofsheim, als Unterl. nach Hilshcim; T r ä n d l e,
Peter, znlcht Schulv. in Reuthe, Ivird Hauptl. daselbst;
T s ch i r a, Amalic, Untcrl. in Äarlsruhc, wird Hauptl. das.;
Vaith, Karl Aug., Hanptl., von Ballenberg nach Brombach;
Vögele, Alfred, Schulv., von Radolfzcll nach Kommingcn,
A. Engen; Vögt, Leop., Hilfsl., von Suggenthal nach Fau-
tenbach; V o g e l, Oskar, Schulkand., als Unterl. nach Vil-
lingen; V o g l e r, Gg., als Unterl. nach Brehmen, A. Tauber-
bifchofshcim; W ä g n c r, Katharina, Unterl. in Leimen, Ivird
Hauptl. dasclbst; Wagn e r, Karl, Unterl., von Ev. Tennen-
bronn nach Villingcn; Walter, Karl, Hauptl., vou Fahren-
bach nach Zuzcnhausen; W a l t e r, Michael, Rcalschulkand.,
von Volksschule Mannhcim an Seminar Ettlingcn; Walter,
Wilh., Untcrl. in Wagcnstadt, wird Hauptl. in Buchheim;
Wang. Franz, Unterl. in Stockach, wird Schulv. daselbst;
W e b e l, Adolf, Schiilv., vou Oestringeu nach Gaggenau;
W c b c l, Paul, Schulknnd., als Uuterl. uach Mcckesheim;
Webe r, Emil, als Schnlv. nach Ballcnbcrg; W c g c r,, Mich.,

um nach den Spuren des Schiffbruchs auszuschaueu. Sie
schautcn cbenso hoffnuugslos und trostlos darein, wie dic drei
Fraucli. Man fing cben an, sich in Dermillungcn zn crgchcn,
ob das lctzte Doot mit dcn Rcttcrn das crste errcicht haben
würde, und ob dcr Untergang gcmcinsam gowescn odcr ob die
Ersten von dcn Letzteren nichts gcwntzt?

Ein viclstimmiges Geschrei crhob sich plötzlrch.

Das große Schfff, dessen Flaggenspitze man gestern schon
gcschcn, ward sichtbar und trat alsbald so deutlich in Erschei-
miiig, datz kein Zweifcl blieb, datz es nach dcm nahen Hafen in
Nciifahrwasser stenerte.

Hinüber, rasch hinüber in den Hafen, bielleicht 'briiigt es
Kiinde von den Bootenl" rief cs dnrcheinander.

Und cinige von dcn Fischern liefen fort. Die andcrcn, die
zurückblieben, meinten, man mllssc erst dcn Kurs des Schiffcs
abwartcu .

Uud sie warteten geduldig, fast lautlos. Nach eiucr Stuude
schou war es ihnen klar, datz der Dampfer, der unter amerika-
nffchcr Flagge segeltc, auf deu Leuchtturm im Hafen zuhielt.

Weil die See uni vielcs rllhiger geworden war, spran-
gcn ennge Männer in ein Boot nnd hicltcn ebenfalls auf den
Leuchtturm zu.

Nur wcnige von den Zurückbleibcnden verlietzen auf cinige
Minllteii dcn Strand, um eine Stärkung eingunehmeu. Die
Spannung hielt alle iu Aufregung.

Und so verging wicdcrum eine Stnnde, da sah man endlich
das misgeschickte Boot sich dem Strande nähern und den schar-
feu, crfahrencn Augen der Seeleiite entging nicht, datz die Be-
satznng größer war, wie auf der Hinfahrt. Bald darmff wurde
von drüben cin Taschentuch gcschivenkt.

Unterl. in Karlsruhe, wird Hauptl. dasekbsl; Wehrlc, Emil,
Hauptk., von Bruchsal nach -Offenburg; Weigcrt, Otto,
Unwrlehrer in Karlsruhe, wird Hauptlehrer daselbst; Wes-
singer, Fridoltn, als Unterlehrer nach Bohlsbach; Weyer,
Gustav, Schulverwalter, von Glashütten nach Holzen,
Wilhelm, Adolf, Schulkandidat, als Unterlehrer nach
Kleinlaufenburg, Wingler, Marie, Unterlehrerin in Frei-
burg, wird Hanptlehrerin an der Höheren Mädchenschulc da-
selbst; W i n n e s, Philipp, Hauptlehrer, von Holzen nach
Linkenheim, Winter, Karl, Schulverwalter, von Worn-
dofi nach Wolpadingen; Winter Nikolaus, als Unter-
lehrcr nach Oberacheru; Winterer, Anna, Unterlehrerin,
von Offenburg nach Karlsruhe; Winz, Mfred, Schulkandi-
dar als Unterlehrer nach Oberschwöfitadt; Wittmann,
Änna, Unterlehrerin iu Offenburg, wird Hmiptlehrerin da-
selbst; W ö r n e r, Philipp, Schulverwalter, von Hofen nach
Marzell; Z a ch m a u n, Gustav, Schukkaudidat, als Hilfs-
lehrer nach Baden; Zapf, Ludwig, Unterlehrer in Eschel-
bronn, wird Hmiptlehrer in Brigach; Ziegler, Julius,
Schulverwalter, von Walldorf nach Bahlingcn; Zimmer-
mann, Friedrich, Hauptlehrer, von Kleineicholzheim nach
Walldorf; Zimpfer, Wikhelm, Schulverwalter in Höhefeld,
als Unterlehrer nach Altfrerstett; Zipf, Alb., Schulverwalter
in Wössingen, als Unterlehrer nach Mönchweiler; Zivi,
Joscf, als Urtterlehrer nach Wangen; Zollinger, Bene-
dikt, Schulverwalter, von Zimmerholz nach Bittekbrunn,
Zutavern, August, Unterlehrer in Villingen, wird Haupt-
lehrer in Jttlingen.

Kleine Zeitung.

— Wicsbadcn, 14. November. Polizeirat N n m P f,
ein Sohn des in ^rankfurt a. M. ermordetcn Polizei-
rats Rumpf, der zivei Iahre hier als Polizeiassesfor
t'hätig war, nnd im Aini dieses Jahres als Polizeirat
nach Stettin versetzt wurde, wurde vor einigen Wochen
irrsinnig und ist in eine Heilanstalt in Stcttin
imtergebracht worden.

— Berlin, 13. Novencher. Die Unter.schla-
giinLen bei der W e n z e l s - V o r s ch u ß k a s s e in
Prag betragen, wie von dort gemeldet wird, nach den
neuesten Zesffiellungen nahezu 7 Millionen Lironen.

Eincn Sclbstmord, wie die wildcste Phantasie
ihn sich nicht schrecklichcr anszumalen vermag, hat ein
Geisteskranker in der psychiatrischen Klinik des Wiener
Allgemeinen Krankenhaiises begangen. Vor einigen Ta-
gen war dort ein Privatbeamter eingeliefert worden.
Er litt an einer nnheilbaren Geisteskrankheit und wurde
von Tobsiichsanfällen heimgesucht, welchen Perioden der
tiefsten Erschöpfung folgten. Der Patient wurde daher
in einem starken Gitterbett untergebracht. Vorgestern
hatte der Kranke abermals einen Tobsuchtsanfall;
schreiend rütteltc er an den Eisenstangen des Bettes und
schlug mit Händeu und N'ißeii so rasend um sich, daß
man, um den Krankeu vor schwereu Sekbstbeschädigungen
zn schützen, darangehen ninßte, ihn zu fesseln. Das
war keine leichte Arbeit. Mit athletischer Kraft schüttelte
der Unglückliche immer wieder die Wärter von sich ab,
und crft nach den größten Anstrengungen. die mit Vor-
sicht gepaart 'scin miißten, gelang es schließlich, den
Rasenden zu übenvältigen. Plötzlich hörten ?lerzte und
Wärter ein iinheimliches Knirschen, ein blutiger Schaum
trat aus dem Munde des Kranken. Der Wahnsinnige
zerfleischte mit den Zähnen seine Zunge, und indem ec
dic blutige Masse zum Teile verschluckte, lallte er wieder-
holt: O wie schmeckt das gut! Diese selhst in der
Psychiatrischen Klinik kauni je dagewesene Szene rief im
Augenblick die tfierzte herbei. Man suchte die weiters
schreckliche SelbstversÜimmeliing zn vierhindern, durch
Betäubungsmittel dem Krankeu über den Aiffall hinweg-
zn helfen. Alles vergebens. Mit größter Vorsicht —
denn der Kranke schnappte wild nach den Händen, die sich
seinein Munde näherten — versuchte man, durch Anwen-
dnng verschiedener Jnstrumente die Zunge vor weiterec
Zermalmung zu schützen. Doch alle Anstrengungen, alle
neuen Versuche der Aerzte waren vergeblich. Die Zunge
des Rasenden bildete nnr noch einen Stumps. Nun
begann er seine Lippen zu zerbeißen. Endlich sank er vor
Erschöpfung znrück. Die ganze grauenhafte Szene hat
der „Wiener Zeitung" znfolge nur wenige Minuten ge-
danert. Selbst die Aerzte, die an den Anblick der furcht-
barsten Krankheitsbilder gewohnt sind und die alles ge-
than haben, iim den Rasenden vor dieser blutigen Sekbst-
verstümmeliing zu schützen.. waren aufs tieffte erschüttert.
Wenige Stunden spätcr erlöste der Tod den llnglücklichen
von seinen Oualen.

— Mantrs (Departement Seine-et-Ooise), 14. Nov.,
Das lenk'bare L n f t s ch i f f Lebcandys stieg
gestern auf. Es gelang ihm, über dem an die Seine
grenzenden Gelände Bewegungen nach allen Richtungen,
auch gegen Wind, mit 40 Kilometer Geschwindigkett aus-
zifführen.

— Rom, 14. November. Nach Privatnieldnng«n er-
solgten in letzter Zeit wiederholt Ausb rüche des

„Sie kommen... sie kommen." Ein vielstimmiges Jubel-
gesehrei nntwortete. Hnrrah, die Mützen und Hüte flogen in
dic Luft.

Sie kamcn wirklich. Sie waren alle gerettct worden durch
dcn grotzen amerikanischen Dampfer ,der sie aus hoher See iin
Kampfe mit den Wellen gctroffen und die efichöpften Fischec
nicht ohne Mühe und Aufopfcrung an Bord genommen hattel

lDa landeten sie schon.-

Ein halbes Dutzend Männer sprangen in das Wasser, uiN
das Boot an den Strand zu zichen. Jubelnde Freudenlauts
wurdeu gehört und ein Dutzend Arme streckten sich aus, den
Erschöpften hilfrcich beizustchen. Der a'lte Heise wurde von
kräftigen Schultcrn an das Land getragen, auch der alte Niklas
und Meyer folgtcn, freudig begrützt von den ihrigen und den
Versammelten. Die schlankcn Gestalten des Alois VolkmanN
uud des jungen Meyer sprangen cben qiis dem Boot — cs
fchlte nur einer...

'Alois war so wciß und farblos im Gesicht wic gestern,
wo er in See stach, er war cbcn gleich dabei, das Boot an den
Strand zu schleppen.. .

„Sind alle gcrettet?" ricfcn die Frauen am Strande.

„Jawohl, alle gerettet," klmig es freudig zurück.

„Aber der Barou, wo ist der Baron?" rief man durchein-
ander.

Da hobcn ihn eben zwei Männer mit starken Armen aus dec
Tiefe des Bootes, sein blutbeflccktes Geücht ward einen Augen-
blick sichtbar. .. Eine klaffende Wunde an der Stirn zeigte
sich unter dem wcißen Tuch, welches nötdüfitig darüderlag.

(Schluß folgt.)
 
Annotationen