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„Heidelberger Neueste Nachrichten" — „Heidelberger Anzeiger^
Samstag, 22. August 1ÄÄ>
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Kussosisnk Im ölsptungsrtsi,, im 8od>okgsrtsn, lm SrsdsmpLsl« ,n diLnctssnu ^
Lokal-Lhronik.
Heidelberg, 22. August 1936.
Die Bvbev angelll.
Vor ein paar Wochen begann bei den Buben in
unserer Nachbarschaft plötzlich der Trieb zum
2lngeln. Jrgend jemand hatte gesagt, bei solch trü-
bem und gewittrigcm Wetter, wie wir es damals so
oft hatte-n, sei das Angeln besonders lohnend, und
weil die Buben Ferien haben, so^bissen auch sie mit
Vergnügen an und angelten. Selbdritt, manchmal
aber auch zu Fünfen zogen sie an dcn Neckar,
die einen mit Angel, die anoern nur als Zuschauer.
Später stellte sich dann heraus, wie man nach wieder-
holter Rückkehr hören konnte, daß die Zuschaububcn
Wache stehen muhten, denn ,der Schütz" und andere
hatten ihnen anscheinend diese Angelet nicht gestatten
wollen. Ueber den Ersolg hätte man übrigens be-
ruhigt sein können, denn diese Anfänger fingen meist
überhaupt nichts ober ein bis zwei derart win-
zige Fische, daß jeder richtige Angler mitleidig
über sie gelacht hätte. Uebrigens gestanden sie später,
daß sie so schlau geworden waren, keine Angelruten
mehr zu benutzen, sondern nur noch eine Schnur, die
sie aus deic Userböschung mii einem Stein beschwerten,
so daß Vorübergehende nichis vom Angeln merlten.
Dadurch wurde aber selbstverständlich die Aussicht auf
Fische nicht größer, sondern nur noch kleiner.
Eines Tages war aber doch Crsclg dogewesen:
ihre verschiedenen Anglergruppen hatten zusammen
vier Fische bekommen, von renen allerkings zwei
für Kurzsichtige unaufündbar blicben, wnl sie gar so
klein waren. Es war große Ausregung an diesem
Nachmittag, als ste heimkamen, und die Helden, di« sich
anscheinend wie Olympiasieger vorkamen, erhielten die
Erlaubnis, ihre Beute selbst in der Küche emer der be-
teiligten Familien zuzubererten. Pfanne und Fett
n-urven ihnen zur Ver, igung gestcllt, und dann ging
das Backen los. Vom Brotzeln und Zischen war
vor lauter Lärm der Buben nichts zu hören. dcnn
jeder hatte beffere Ratschläge und Erfahrungen auf
Lager. Als die Zeit kam, in der die Backfische wohl
gut zum Effen gewesen wärcn, da wurde es immer
stiller in der Küche, und schließlich kamen die Jungens
mit sehr langen und enttäuschten Gesichtern heraus.
Es sei nichts gewesen, erklärten ste; die Fische seien
immer kleiner in der Pfanne geworden und seien
schließlich so zerfallcn und zerflossen, daß überhaupt
nichts davon geblieben sei, was man hätte
essen können.
Das war ein böser Reinfall, aber schon am näch-
sten Tag war ein anderer Plan entstanden. Wurde
es mit dem Backen nichts, dann mußte es eben mit
dem Räuchern gehen! Jn den Geschäften gab es
ja auch genug feine geräucherte Fische von den klein-
sten Sprotten bis zum grotzen Bückling. Als dann die
Expedition vom Neckar mit zusammen fünf sogenann-
ten Fisthen nach sechsstündigem Angeln von einem
halben Dutzend Bubon erschien, ging man in einem
Garten ans Werk. Ein Feuer wurde entzündet,
das viel Rauch entwickelte, und darüber wurde
auf Stäben eine Kiste aufgestellt, in der die sünf Fische
in Reih und Glied aufgehängt waren. Soweit erfuhr
man »durch Hörensagen" von dem Räuchereigroßbc-
trieb, aber sonst war die Oeffentlichkeit ausgeschlossen.
Die Buben blieben ganz unter sich, arbeiteten lange
und rochen zwanzig Meter weit nach Rauch.
Wieviel Zeit ein ordentlicher und schmackhafter
Bückling braucht, bis er fertlg geräuchert ist, das ist
mir nicht bekannt. Das Räucherwerk dieser Heidelber-
Aik Buben dauerte zwei Tage. Dann war alles
still. Man konnte fragen, wie und wen man wollte, —
es war nichts über den Ausgang zu erfahren. sie
haben es sich anscheinend gelobt, kein Wort übcr die-
sen zweiten Reinfall zu erzählen, denn es muß noch
ein schlimmeres Fiasko gewesen sein als das Bak-
ken der Fische. .
Seitdem ist es vorbei mit dem Angeln! Dle
Buben hatten die Nase voll davcm, und die Mütter
haben wohl die provisorischen Angelruten inzwischen
schon verbrannt. Aber übers Jahr ist vielleicht das
Mißgeschick vergeffen; dann geht der „Sport" von
neuem los, denn irgendetwas derartiges mutz die
Jugend doch in Gang haben. dl-
Die Siratzenballten der Siadt Heidelberg.
Desichtigung durch di« Ratsherren.
Oberbürgermeister Dr. Deinhaus hatte die
Ratsherren dieser Tage zu einer Desichtig u n g
der großen Strahenbautender Stadt Hei-
delberg eingeladen, an der auch Kreisleiter Seiler
teilnahm. 2ln den drei Daustellen an der Schlierbacher,
Wieblinger und Speherer Landstraße stellte der Ober»
bürgermeister die grohen Gesichtspunkte heraus, die für
die neuen Straßenanlagen mahgebend waren, während
Generaldirektor Dr. Munke und Daurat Dipl.-Jng.
Gründemann die technischen Einzelheiten erläuter»
ten.
Die Derlegung der Schlierbacher Land»
strahe aus dem engen Ortsinnern an den Neckar stellt
eine auherordentliche Derbesserung der Derkehrsver»
hältnisse im Ortsteil Schlierbach, sowie eine wesentliche
Derschönerung des Stadtbildes im Deckartal dar. Die
neue Strahe wird mit einer Dreite von 14 Metern al»
len Ansorderungen des Derkehrs gewachsen sein. Die
gleichzeitig mit der Anlage der Strahe eingebaute
Schwemmkanalisation wird die Dedeutung des Dorvr-
tes Schlierbach als bevorzugtes Wohngebiet erheblich
steigern.
Die Fertigstellung der Reichsautobah« bis
Druchsal im Oktober d. 2s. macht die Anlage einer Zu» j
bringerstrahe von Süden in das Heidelberger Stadt- '
gebiet erforderlich. Zu diesem Zweck wird die alw
SpeyererLandstrahein einer Dreit« von ö We»
ter ausgebaut, auf der der Fahrer künftig über die Drei«
bogenbrücke, Aing» und Dahnhofstrahe m unsere Stadt
gelangen wird. Die Derbindungsstrahe trifft an rhrer
Einmündung in die südliche Strecke der Aeichsauto»
bahn mit einer neuenKreisstrahevonSchwet»
zingen her zusammen, wodurch weiterhin eine neue,
von engen Ortsdurchsahrten lEppelheim, Plankstadt)
sreie Straßenverbindung Heidelberg—Schwetzingen ge-
schaffen wird.
Auch die Einführung der nördlichen
Reichsautobahnstrecke von Frankfurt—Mann-
heim wird im Lauf der Zeit noch verbessert wer»
den, so dah der Fremde bei der Ankunft in Heidelberg
den besten Eindruck von unserer Stadt gewinnen wird.
Welche Bedeutung diese Daumahnahmen der Stadt
für den Heidelberger Arbeitsmarkt haben, geht am
deutlichsten daraus Hervor, dah vom Wohlsahrtsamt
neben den Facharbeitcrn allein in Schlierbach 346 und
an der Speherer Landstrahe 123 zusätzliche Arbeits-
krafte eingesetzt werden konnten.
Das Echloß im Leben -es Sei-el-ergtt Sommers.
Sommerschlaf etnjt - jetzl Sommerlkben.
Wir Heidelberger müssen bankbar und glücklich
sein. Sanft lag während dieser Monate des hohen
Sommers in früheren Jahren unsere Stadt in ihrem
Tal, weltberühmt wohl und täglich häufig bewundert,
dennoch ein wenig gebannt von der trägen Luft dessen,
was übermütige Grotzstädter „Provinzialismus" nen-
nen, ohne die Lebendigkeit des Geistes. So war es doch
in früheron Jahren: die Universität war das wichtigste
Zentrum unserer Stadt, sie gab allem den Antrieb und
das Leben der Stadt schien allein davon abhängig, ob
junge Monschen aus den Toron der Universiiätsge-
bäude kamen, aus den Wegen der Wälder lachten, des
Abends irgendwo in den Gärten am Neckar saßen und
ihre Gespräche führten, oft seltsam gesteigert durch die
Schönheit unserer Heidelbergcr Abende. Vom Leben
der Hochschule erhielt unsere Landschaft ihren Glanz
und ihr Sprühen. Schlossen sich ihre großen Ein-
gänge, so legte sich eine Art von Schlummer über un-
sere Stadt.
Seit drei Jahren aber hat sich das von Grund auf
geändert. Stadt und Landfchaft verzichten auf i-hren
sommerlichen Schlas. Die großen Fahnen des Reiches
sind eine bunte Zierd« unserer Straßen, sie sind die
fröhlichen Wimpel der Herzen aller, die nun in Heidel-
berg sein dürfen. Die Stadt hat neue Jmpulse und
eine innere Erregung bleibt in den Menschen, auf die
die Eindrücke oer R e i ch s f e st s p i e l e trafon, gleich-
gültig aus welche Weise: ob als Spieler oder als Emp-
fangende. Was für uns jetzt geschieht, Tag für Tag
oben im nächtlichen Hof auf dem Schloß, das ist Er-
regung der Herzen und Erweckung der Seelen. Das ist
ein Ruf der großen Gestalten des deutschen Getstes, die
sich als Einheit, als ein Kranz aus allen Farben des
deutschen Wesens vor unsere Augen stellen...
Der Hof des Schlosses lebt nun Abend für
Abend mit dem aufsteigenden Dunkel von neuem und
beginnt von der Dichtung zu leuchten. Jm Klang der
Stimmen der Darsteller, in ihrem Spiel durchdringt
ims Wort und Wesen der Dichter. Dergaßen wir es
nicht zu oft im Gleichmaß der Arbeit, was uns der
Dichter bedeuten muß, der die lösenden Worte weiß?
Gibt es bei einem solchen Spiel noch „Kuliffen",
dem Begriff nach eine Trennung der Welt der Zu-
schauer, in der trügerischer Schein herrschen soll und der
des technischon Entstehens, als einer Sphäre nüchterner
Sachlichkeit?
Man sucht die Einheit. Man dringt aus dem Hof
des Schloffes in diejenigen Bereiche vor, die sonst nur
den M-i tw irken den und der Arbeit vorbehalten
sind. Der schmale Gang windet sich unter den Mauern
des dickon Turms hindurch, tritt durch eine Mauer-
lücke des Ludwigsbaues, und da tut das Reich des
Spiels sich auf. Leere Räume mit nackten Sandstein-
maüern wirken mit. Sie haben plötzlich eine Aufgabe.
Es geben die dünnen Spalten eines hölzernen Ver-
schlags einen Durchblick: Kostüme hängen da, die er-
sten Mittel des verwandelnden Zaubers. Ueber Treppen
geht es dann und durch Durchgänge unter schweren
Bogen. Menschen begegnen sich, die — ganz märchen-
hajt — gezwungen zu sein scheinen, Tracht und Wesen
vergangener Jahrhunderte zu tragen. Es ist das Lok-
ken des Zaubers, Las aus dem hellerleuchteten Raum
am End« eines Seitenganges von vielen bunten Klei-
dern herdringt, die ihrer Träger warten_
Rohe, grobgezimmerte Türen verschlietzen die
Räume, in denen sich Darsteller zu Gestalton der Dich-
tung wandeln. Dann und wann öffnet sich eine solche
Tür. Ein Schauspieler, dessen Namen jeder kennt, tritt
heraus. Aber schon ist er nicht er selbst, ist Lelio oder
die leichtfüßige Lavinia, oder gar der alte Herzog Ernst
mit schwerem Schritt. Jn einem Saal, vielleicht einst
das Prunkgemach der Kurfürsten, wandeln die Masken
Venedigs oder die Ritter Herzog Albrechts oder die
Bürger Augsburgs auf und ab, in Paaren schon, so
wie si« gleich darauf draußen im Schlotzhof sichtbar
werden. An den Garderoben schieben sich die Vor-
hänge beiseite und heraus treten schon die Nächshen,
im bunton Flitter ihres fremden Gewands. Jnmitten
des farbigen Trubels aber steht ein Buffet, ganz Ding
unserer Ietztzeit, das auch mit Bier, prallen Würstchen
und Zigaretten die Sphärc der Buntheit nicht an sich
heranzwingeff kann.
Die Masken huschen hinüber über die Fläche des
großen Saals des Ott-Hemrichbaues, der zum nacht-
dunklen Himmel ofsen ist und den nun u-nwirklich ein
bläulich weißes Licht erfüllt. Durch Mauerlücken, über
eine Wendeltreppe und dann über einen Balkongang,
auf dem farbenreiche Lämpchen glühen, findct sich der
Weg zu dem kleinen Raum, von dem aus die Figuren
des Spiels geleitet werden.
Das Fenster verhängen Zweige von Weinlaub,
durch ihre Schatten dringt der Blick himmter auf das
Spiel, das im Hofraum vor sich geht. Da ist es wi« ein
Reigen, der locker, graziös und freudig gleitet, oder
ein wilder Traum aus deutscher Vergangenheit, oder
ein Bild deutschen Schicksals. Froh klingen die Worte
hier herauf, oder stolz, oder als Schrei letzter Verzweif-
lung. Vcm den großon Tribünen her spürt man das
Herz derer, die zusehen: gepackt sind sie, ehrfürchtig ein
andermal, dann wieder geschüttelt vom fröhlichstcn
Lachen. Oben im kleinen Raum aber knacken Hebelchen,
glühen kleine Lampen auf, verlieren wieder ihr Licht
— von diesem kleinon bunten Spiel wird der große
farbige Tanz uuten im Hos geleitet.
Schwer ist es, den Platz hinter dem dunklen, wein-
laubverhangenen Fenster zu verlassen. Unten geschieht
das Spiel, entrückt und srei, von einem krästigen wir-
kenden Zauber. Es lockt don Betrachtenden nach unten,
hin in seine nächste NLHe. Aber dort in den dunklen
Gängen, in die der Neugierige vordringen will zum
Spiel hin, damit die sprechenden Gestajten grotz vor
ihm stehen, da fassen ihn plötzlich Häude und halten ihn
fest: „Richt weiter!* Jm Dunkeln stehen die stillen
Helfer und wachen darüber, datz alles in Ordnung ver-
laufe. Sie weisen durch das Gewirr der Gänge, der
schmalen hölzernem Brücksn wieder hinaus aus der
Welt des Werdens eines Traumes ... Hg.
SMM« der Reichsfests-iele.
Letzt« Woche der Reichsfestspiele.
August, 16 Uhr: ^komödie
„Götz
d«r
vo»
Sonntag, den 23.
Jrrungen"
Sonntag, den 23. Aug-ust, 20.30 Uhr:
Berlichingen" „
Montag, den 24. August, 20.30 Uhr: „Agnes Dernauer
Dienstag, den 25. August, 20.30 Uhr: „Pantalon un
seine Söhne"
.Götz von
Der-
.Pantalon unv
.Agn«s
B«r-
Mittwoch, den 26. August, 20.30 Uhr:
lichingen"
Donnerstag, den 27. August, 20.30 Uhr: »Gö^ "
Berlichingen"
Freitag, den 28. August, 20.30 Uhr:
seine Söhne"
Sonnabend, den 29. August, 20LO
Bevnauer"
Sonntag, den 30. August, 20.30 Uhr:
lichingen"
Shakespeares „Komödie der Jrruna^^
wird im Rahmen der Reichssestspiele zum leyr
Mal am Sonntag, den 23. August, uachur
tags 16 Uhr, im Schloßhof gespielt. . „
Am Abend um 20.30 Uhr ist die Aufführung
von Berlichingen' mit Heinrich Georgr
der Titelrolle.
Uhr:
.Götz von
Das Schlußlie- -er SlymvWen Spiele.
Ses Dichlers Beziebungen zu öei-elberg.
Di« letzte Stund« der Olympischen Spiele 1§36 in
Berlin war gekommen. Jn die ergreifende Stille der
erlöschenden Flamme, der sinkenden Banner tönte —
Mahnrus, daß das heilige Feuer ewig weiter lohe —
Beet-Hovens „DieFlamme lodert". Beethoven
hat das Lied mehrmals, zweimal für Einzelstimme
und zweimal für Stimme, Chor und Begleitung, ver-
tont. Die Worte müssen ihn also hoch beeindruckt
haben, daß er ste vier Weihegesängen unterlegte.
Jhren Dichter, Friedrich Matthisson, hat Beet-
hoven auch sonst nach dem Gedächtnis der Nachwelt er-
halten durch die unsterbliche Dertonung seines Liedes
„Adelasde".
Uns Heidelberger erinnert das Matthisson-
tal im Aufgang zum Schloß daran, daß auch dieser
zärtlich-allzuzarte Dichter — heute ein längst vergeffe-
-ner Lieblingsdichter einer empsindungsseligen Zeit —
unsere Fluren betreten hat. Als Erzieher baltischer
Grafensöhne lebte er von 1785 einige Jahre hier und
in Mannheim. Jn Heidelberg entstand Mathis-
sons berühmte „Elegie in den Ruinen ei-nes alten
Bergschlosses geschrieöen" — ein langatmig blasses, von
Wehmut, slacher Ritterbegeisterung und schwärmerischer
Empfindung beladenes Gedicht, das in nichts vom
Eigenen, vom Räumlich-Schicksalhaften des Schloßbe-
zirks durchtränkt ist und ebensogut anderswo auf einer
Bergburg hätte entstehcn können. Ebensowenig ist in
anderen Matthiffonschen Gedichten vom Geist und Reiz
unserer Landschaft zu verspüren. Er war eben Ver-
treter «iner Geistesrichtung, die nur im himmelblauen
Gebiet des Gefühls zuhause war, und der Landschaft,
Leben, Scholle und Geschick höchstens Rahmen waren
zum Seidengewirk ihrer Empfindungen.
Trotzdem bot Heidelberg dem Dichter viel. Im
Haus Jung-Stillings, des srüheu Goethege-
nossen, der ihm „vertrautester Freund in Heidelberz"
wird, trisft er berühmte Durchreisende: Lavater,
den Gesichtsllniendeuter, Reichardt, den romanti-
schen Tonsetzer, den blinden Drchter Pfeffel, Frau
von Laroche, Wielands und Goethes Freundin.
Auch Liebe klingt aus: wir hören von Eleonore von
Kalb, Schillers späteren Schwägerrn, und von „H—e",
einer — wie bezeichnend für die empsindende Zeit!
kränklichen Geliebten, einer schönen Heidelbergerin, oon
der wir leider nichts als Anfang und Ende des Namens
wissen.
Jn späteren Jahren, 1794, nach Aufenthalten in
der -Lxhweiz und in Frankreich, besucht Matthisson noch
einmal Heidelberg, und „ungeachtet mehrere Jahre
mir am Fuße der Alpen umringt von den erhabensten
Naturszenen vergangcn waren, so hatte dcnnoch die
Aussicht von der Plattform des alten Schlosses ganz
den jugondlichen Reiz des ersten Anblicks sür mich be-
halten". Das ist das einzigemal, datz der Dichter dem
Wirken der Heidelberger Landschaft aus ihn Worte lieh.
Als Muster seiner Licdkunst mögen die Worte des
„Opferlieds" hier folgen, dem durch die hohe
Weihe Beethovenschen Geistes di« Ehre ward, zum
seierlichen Abschluß der Olympischen Spiel« zu er-
klingen:
Die Flamme lodert, milder Schein
Durchglüht den düstcrn Eichenhain,
Und Weihrauchdüfte wallen.
O neig ein gnädig Ohr zu mir
Uu-d laß des Jünglings Opfer dir,
Du Höchster, wohlgefallen.
Sei ftets der Freiheit Wehr und Schild!
Dein Lebensgsist durchatme mild
Lust, Erde. Feu'r und Fluten!
Gib mtr als Jüngling und als Greis
Am väterlichen Herd, o Zeus«
Das Schöne zu dem Gutenl
Abe-ndeffen vorzüglich. Ueberhaupt der Appetit u
das Schlafen: Da blieb nichts zu wünschen übrig- ^
So liegen wir oft mit und ohne Klcider ste ,
der Tageszeit) im Sand. Aber Kleiderbürste? v ^
überflüssiges Möbelstück. Braucht man nicht. Der re .
Sand hat keinerlei Klebkraft und fällt nach dem 2,r
nen ganz vcm selbst ab, ohn« Spuren zu hinteriuii ,
Wir machen auch Ausflüge. Einmal nach Rorve
ney und einmal nach Helgoland. Unvergew
Erlebniffe: die sechsstündig« Seesahrt, das Ausb^.,i,
in Helgoland, die BesichtigMig der Felseninsel, .°"l„
strahlender Sonnenschern. Der Dampfer „Glucra^^.
bringt uns wieder nach Hause. Jetzt merken w>r ^
Unser Ferieneiland ist uns schon zur Heimat gewor ^
„Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder. . -Tjlll
wir werden wie die Kind« r. Wir spielen wie M
Sand oder planschen mit ihnen am slachen Strand "
lassen uns von den nimmermüden Wellen übersps" ^
Die Urlaubstage sind zu Ende. Wir packen w>e
unsere Koffer. Als wir vor 14 Tagen unseren EM» ,
hielten, empfing man uns überall mit dem
brachten Schlachtruf: „O, wie blaaaß!" Jetzt siub
keine Blaßgestchter mehr. Di« Sonne hat das
getan. Wic sagtee doch so schön der Jnselbürger ^
ster bei unserer Ankunft, als er uns gutes 4»^
wünschte? Er hoffe, daß wir nicht nur äußerliw- i i,-
dern auch innerlich dauerhaft braun dei^ ON ^
serer Erholung verlaffen mögen. Mit viel Sonne
Herzen und dankbar unserem Führer, der das
Werk der KdF sür das schaffende Volk geschaffen ,
geht es wieder der lieben badischen Heimat
in der Vorfreude auf die nächste sorgenlose Ur>a ^
reise im kommenden Jahr, und zwar wieder
L sl fts8iefereme 50 ?lg. c- oös
dkQUL ^sknereme 40 pfg.
Der DoranWag des Kreises Heidelberg.
Der am 14. Mai >936 vom Kreisrat beschlossene Vor -
anschlag des Kreises Heidelbera für das Rech-
nungsjabr 1936 iiegt nunmehr gedruckt vor. Jn der
Sitzung wurde der Voranichlai, mit einer Einnahme
von 531 100 Mark unv emer Ausgabe von 1 196 000
Mark aenehmigt. Der n n fl edeckteAufwand von
634 90o"Mark ist durch Kreislteuern zu decken. An S t e u -
ern werden erhoben Ms-,
beim Betriebsvermögen 4,6
81,0 Psg. Die Filial- und Warenyausjteuerzuichlage er-
bringen insgeiamt 1077 Mark.
Kr
Ln der aleichen Sitzung.wurde der Voranschlaa der
eispsleaeanstali «in s h e.i m m Emnahine
un-ü Ausgabe auf 315 400 Mark sestgesetzt.
KbS..Gau Bk-en rm -er Norblee.
Merzeyn Tnge rllls Ser Snfel Rust.
kvas ckns sonst nie möglich geworden wäre, mit
KdF schafsen wirs: Ferien i-n einem Nord-
seebad. Jn Mannheim steigen di« letzten Urlauber
in drn badischen Sonderzug ein. Vergeffen sind Werk-
statt, Biiro, Ladentheke und Schulstube. Kein hastiges
Suchen -nach einem freien Platz. Der umsichtige Reise-
leiter hat alle Mitfahrer schon eingeteilt. Jcde Fahr-
karte trägt die Nummer des Wagens. Bald haben
wir uns häuslich eingerichtet. Die herabstnkende
Nacht nimmt uns die Aussicht. Wir hören im Halb-
schlaf Frankfurt, Bad Nauheim, Gießen, Wetzlar, Sie-
gen, Hamni, Münster. Der neuc Morgen zeigt u-ns
slaches deutsches Land. Weide, Weide, Weide... Ost-
friesland. Di« hohen Funktürme von Norddeich
tauchen auf. Braungebraunte Urlauber verlaffen das
soeben eingelaufone Schiff. Sie haben viel Sonne und
Freude in sich ausgenommen. Jhre leuchtenden Blicke
verraten es. Uns bringt das Schisf durch das seichte
Wattenmeer nach der langgestreckten Jnsel Juist.
Die anderen Reisekameraden fahren teils nach Bor»
kum, teils nach Langeoog. Das Schifs kann
-nicht an die Jnsel heran. Das Watt ist hier zu slach.
Ein lustiges Bähnchen bringt uns von der Anlegestelle
über einen hohen Stelzendamm bis zum Bahnhof.
Eine Musikkapelle empsängt uns. Der Bttrgermeister
hält eine kurze, aber herzliche Begrüßungsansprache.
Der besorgte KdF-Amtsleiter der Jnsel übergibt uns
die Quartierkarten.
Wir suchen unsere Wohnung auf. Ucberall blitz-
blank: Fast alle Emwohner haben im Sommer Kur-
gästc. Jm Winter gehen sie jhrem Beruf nach. Alle
Straßen und Gehwege sind mit roten Backsteinen be-
legt. Auch di« netten Häuschen stnd sast durchwea aus
leuchtendroten Backsieinen odcr braunroten Klinkerstei-
nen erbaut. Verputz ist selten. Was uns am meisten
aussällt: Kein Auto und kein Motorrad aus der gan-
zen Jnsel. Wie das wohltut! Wir können ohne Um-
sehen über die Straße gehen. Kinder dürfon unbesorgt
spielen. Kein Motorgeknatter stört unsere Ruhe. W,r
sühlen uns schon so heimelich wohl.
Kaum haben wir ausgepackt, geht es zum Strand.
Das weite Meer! Der unübersehbar lange Strand!
So lang wie die Jnsel, 17 Kilometer. Die bunten
Strandzelte ziehe-n uns an. Hier ist gut sein. Sonne
und Seeluft, Salzwaffer und Sand sind die natürlichen
Heilmittel vom Nordseestrand. Sie sollen auch täg-
lich ausgiebig genossen werden.
Beim Weggehen am Abend sragen wir nach dem
Hausschlüssel. Das gibt es nicht auf der Jnscl. Das
Haus bleibt die ganze Nacht ofsen. Hier ist alles ehr-
lich. Ein herrliches Feuerwerk schließt den ersten
Abend auf der Jnsel ab.
Das Wetter meint es gute mit uns. Es ist hjel
beffer als zu Hause, wie wir aus der nachgesandten
Hcimatzeitung ersehen. Wir liegen entweder im Sand
unserer Strandburg oder lassen uns von den Wcllen
von allen Seiten massieren. Hie und da kommi auch
einmal eine ganz Große und lätzt u-ns das salzige
Seewaffer kosten. Manchmal machen wir auch eine
Wanderung über die endlosen Dünen hinweg bis
zum Ende der Jnsel. Strandhafer und Sand in wun-
derbaren Wellensormen bilden die stä-ndige Abwechle-
lung- Ein richtiger Obstbaum würde aus d«r Jnsel
als eine Sehenswürdigkeit bestaunt werden. Wir sani-
mel-n zum Andenken schöne Muschelschalen, die in riesi-
gen Mengon täglich angeschwemmt werden. Auf der
Wattseite gehen wir zurück. Dort weidet friedlich eine
Herde schwarzwcißer Kühe. Vorüber geht es am Flug-
platz, von dem aus man Rundflüge über die Insel
und nach dem henachbarten Norderney aussühren kann.
Müdegestapst vom Marsch im Sand mundct uns das
7 Das 3ahr IS3K bis jetzt ela Homgmihjahr.
Nachdem bereitS daS Jahr 1936 alS Honigjssisi ^is
völliger Versager war, hat das lausende Jahr
jetzt aüch sehr enttäuscht. Die Baum- und
blüte brachte infolge des naßkalten Frühjahrs sar
Ertrag. Ganz alte Jmkern können sich nicht tzert
daß sie bis zum August noch kein einzigesmal geichieo ^
haben, wie es bei vielen Bienenzüchtern in diesem
leider der Fall war. «tatt dessen mußten die none ^,,
den Bienen während des Sommers wiederholt g e 1 ^jt
tert werden. Viele Jmker waren mit ihren Biene»
einem großen Kostenaufwand in den Schwarz-ww^go-
gewandert, mußten sie aber infolge Versagens der
nentracht wieder zurückholen, damit sie dort
hungern. Die AuLsichten, daß der August und sepm
noch etwas Ertrag -bringen, sind leider sehr gering-
Was sages die höchste» Serichte?
Entscheidungerr des ReichsgerichtS «nd des
Reichsarbeitsgerichts.
25. S. 1936. Ein 10Vr- Jahre alter Knabe. der
Kinder mitKalk bewirft und dadurch i^
kann unter Umständen die zu seiner HaftbarmachunS ^
rende volle Verantwortlichkeit im S>nu
Z 828 Abs. 2 RGB. besitzen. (RG. VI 39/36.) § n
9. 6. 1936. Der Eigentumsvorbehalt
Waren zur Sicherung des Kaufpreises ist "'4v,',idnec
ein unbedingtes Sicherungsmittel. Gerät der -SKU pek
in Konkurs, so wird die Sicherheit des Lieferant« ^jt
Ware in Frage gestellt, wenn die Vorbehaltsware
anderen Waren zu einer einheitlichen Sache berar
worden sind und die nach der Verarbeitung neu
dene Sache in der Zwangsversteigerung erworben
Der Eigentumsvorbehalt geht in solchen Fällen
mäßig unter, der neue Erwerber ist mit der Erwe
auch Eigentümer oer Vorbehaltsware geworden- ,-,chel>
Eine Rettung desKaufpreisestnl hes
uwerwarteten Lagen ist nach der RechtsprechuuS ^c
Reichsgerichts in besonderen Fällen möglrch, »jgeu'
Lieferant der Ware -bei der Bereinbarung gie-
tumsvorbehalts zugleich vereinbart, daß ^^-rhe>'
ferant und Verkäufer der Ware im Falle ihrer ^ g
tung Eigentümer, bezw. Miteigentümer der n
Sache sein solle. Diese Vereinbarung ist rm Fau«
ZS-angsbergleichs bindend. <RG. II 298/35.) ,-„-rve^
11. 6. 193S. Der im Konkurs von der GläutE
sammlung gewäblt« G l ä u b i g e r a u s s ch u v -^c-
grundsätzlich bre Pslicht, die Handlungen des Konk
wglters z» Lberwachen, »nsbesondere den Ernpchsi^teU
die Verwendung der für di« Konkursmaffe "csi p^c'
Gelder. Wegen Verletzung ihrer" Aläu"
wachungspflicht können die Mitglieder öus shr
bigerausschusses nach ß 89 KO. auf Schadenserl Au-
Veruntreuungen seitens des Konkursverwalters ' ^gs,
spruch genommen werden. Voraussetzung duk
daß ein Gläübigerausschutz gewählt worden isi " j
die gewählten Mitglieder des Ausschufses sich bew
ren, einen gesetzlichen Gläubigerausschuß zu ^ pe-
ben sie sich in dem unverschuldeten ^rr'
funden, daß sie nur einen „Gläubigerrat" darsieu
ten, weil sie — im Gegensatz Zu der gesetzlichcn u»'
mung — unentgeltlich tätig werden >ou ^ pe-
war van der Gläubigerversammlung außerdem
schlossen worden, daß der „Konkursverwalter ^ -jjge» '
ist, allein über die eingegangenen Gelder )t> v . per
so fehlt je-des Verschulden, das eine Voransscv
Haftung aus 8 89 KO. ist. (RG. VI 18/36.) - hr
12. 6. 1936. Auch lugendliche Unte r t » w'
der Staatsjugendorganisationen können Erz>
Sinne des 8 174 StGB. sein. (RG. 1 I> SS3/360
Sonntsg, iltzll 23. Allgust
»i>. Nuz ee. Lioll«nxti-nbs 1, 1dl- 6806-
^ AatinSrittliedsi- 8onnt!iw«<1>sff«t
^Lbnsr/t V»'- ttönsserstrnks, >«>- - »
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„Heidelberger Neueste Nachrichten" — „Heidelberger Anzeiger^
Samstag, 22. August 1ÄÄ>
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Kussosisnk Im ölsptungsrtsi,, im 8od>okgsrtsn, lm SrsdsmpLsl« ,n diLnctssnu ^
Lokal-Lhronik.
Heidelberg, 22. August 1936.
Die Bvbev angelll.
Vor ein paar Wochen begann bei den Buben in
unserer Nachbarschaft plötzlich der Trieb zum
2lngeln. Jrgend jemand hatte gesagt, bei solch trü-
bem und gewittrigcm Wetter, wie wir es damals so
oft hatte-n, sei das Angeln besonders lohnend, und
weil die Buben Ferien haben, so^bissen auch sie mit
Vergnügen an und angelten. Selbdritt, manchmal
aber auch zu Fünfen zogen sie an dcn Neckar,
die einen mit Angel, die anoern nur als Zuschauer.
Später stellte sich dann heraus, wie man nach wieder-
holter Rückkehr hören konnte, daß die Zuschaububcn
Wache stehen muhten, denn ,der Schütz" und andere
hatten ihnen anscheinend diese Angelet nicht gestatten
wollen. Ueber den Ersolg hätte man übrigens be-
ruhigt sein können, denn diese Anfänger fingen meist
überhaupt nichts ober ein bis zwei derart win-
zige Fische, daß jeder richtige Angler mitleidig
über sie gelacht hätte. Uebrigens gestanden sie später,
daß sie so schlau geworden waren, keine Angelruten
mehr zu benutzen, sondern nur noch eine Schnur, die
sie aus deic Userböschung mii einem Stein beschwerten,
so daß Vorübergehende nichis vom Angeln merlten.
Dadurch wurde aber selbstverständlich die Aussicht auf
Fische nicht größer, sondern nur noch kleiner.
Eines Tages war aber doch Crsclg dogewesen:
ihre verschiedenen Anglergruppen hatten zusammen
vier Fische bekommen, von renen allerkings zwei
für Kurzsichtige unaufündbar blicben, wnl sie gar so
klein waren. Es war große Ausregung an diesem
Nachmittag, als ste heimkamen, und die Helden, di« sich
anscheinend wie Olympiasieger vorkamen, erhielten die
Erlaubnis, ihre Beute selbst in der Küche emer der be-
teiligten Familien zuzubererten. Pfanne und Fett
n-urven ihnen zur Ver, igung gestcllt, und dann ging
das Backen los. Vom Brotzeln und Zischen war
vor lauter Lärm der Buben nichts zu hören. dcnn
jeder hatte beffere Ratschläge und Erfahrungen auf
Lager. Als die Zeit kam, in der die Backfische wohl
gut zum Effen gewesen wärcn, da wurde es immer
stiller in der Küche, und schließlich kamen die Jungens
mit sehr langen und enttäuschten Gesichtern heraus.
Es sei nichts gewesen, erklärten ste; die Fische seien
immer kleiner in der Pfanne geworden und seien
schließlich so zerfallcn und zerflossen, daß überhaupt
nichts davon geblieben sei, was man hätte
essen können.
Das war ein böser Reinfall, aber schon am näch-
sten Tag war ein anderer Plan entstanden. Wurde
es mit dem Backen nichts, dann mußte es eben mit
dem Räuchern gehen! Jn den Geschäften gab es
ja auch genug feine geräucherte Fische von den klein-
sten Sprotten bis zum grotzen Bückling. Als dann die
Expedition vom Neckar mit zusammen fünf sogenann-
ten Fisthen nach sechsstündigem Angeln von einem
halben Dutzend Bubon erschien, ging man in einem
Garten ans Werk. Ein Feuer wurde entzündet,
das viel Rauch entwickelte, und darüber wurde
auf Stäben eine Kiste aufgestellt, in der die sünf Fische
in Reih und Glied aufgehängt waren. Soweit erfuhr
man »durch Hörensagen" von dem Räuchereigroßbc-
trieb, aber sonst war die Oeffentlichkeit ausgeschlossen.
Die Buben blieben ganz unter sich, arbeiteten lange
und rochen zwanzig Meter weit nach Rauch.
Wieviel Zeit ein ordentlicher und schmackhafter
Bückling braucht, bis er fertlg geräuchert ist, das ist
mir nicht bekannt. Das Räucherwerk dieser Heidelber-
Aik Buben dauerte zwei Tage. Dann war alles
still. Man konnte fragen, wie und wen man wollte, —
es war nichts über den Ausgang zu erfahren. sie
haben es sich anscheinend gelobt, kein Wort übcr die-
sen zweiten Reinfall zu erzählen, denn es muß noch
ein schlimmeres Fiasko gewesen sein als das Bak-
ken der Fische. .
Seitdem ist es vorbei mit dem Angeln! Dle
Buben hatten die Nase voll davcm, und die Mütter
haben wohl die provisorischen Angelruten inzwischen
schon verbrannt. Aber übers Jahr ist vielleicht das
Mißgeschick vergeffen; dann geht der „Sport" von
neuem los, denn irgendetwas derartiges mutz die
Jugend doch in Gang haben. dl-
Die Siratzenballten der Siadt Heidelberg.
Desichtigung durch di« Ratsherren.
Oberbürgermeister Dr. Deinhaus hatte die
Ratsherren dieser Tage zu einer Desichtig u n g
der großen Strahenbautender Stadt Hei-
delberg eingeladen, an der auch Kreisleiter Seiler
teilnahm. 2ln den drei Daustellen an der Schlierbacher,
Wieblinger und Speherer Landstraße stellte der Ober»
bürgermeister die grohen Gesichtspunkte heraus, die für
die neuen Straßenanlagen mahgebend waren, während
Generaldirektor Dr. Munke und Daurat Dipl.-Jng.
Gründemann die technischen Einzelheiten erläuter»
ten.
Die Derlegung der Schlierbacher Land»
strahe aus dem engen Ortsinnern an den Neckar stellt
eine auherordentliche Derbesserung der Derkehrsver»
hältnisse im Ortsteil Schlierbach, sowie eine wesentliche
Derschönerung des Stadtbildes im Deckartal dar. Die
neue Strahe wird mit einer Dreite von 14 Metern al»
len Ansorderungen des Derkehrs gewachsen sein. Die
gleichzeitig mit der Anlage der Strahe eingebaute
Schwemmkanalisation wird die Dedeutung des Dorvr-
tes Schlierbach als bevorzugtes Wohngebiet erheblich
steigern.
Die Fertigstellung der Reichsautobah« bis
Druchsal im Oktober d. 2s. macht die Anlage einer Zu» j
bringerstrahe von Süden in das Heidelberger Stadt- '
gebiet erforderlich. Zu diesem Zweck wird die alw
SpeyererLandstrahein einer Dreit« von ö We»
ter ausgebaut, auf der der Fahrer künftig über die Drei«
bogenbrücke, Aing» und Dahnhofstrahe m unsere Stadt
gelangen wird. Die Derbindungsstrahe trifft an rhrer
Einmündung in die südliche Strecke der Aeichsauto»
bahn mit einer neuenKreisstrahevonSchwet»
zingen her zusammen, wodurch weiterhin eine neue,
von engen Ortsdurchsahrten lEppelheim, Plankstadt)
sreie Straßenverbindung Heidelberg—Schwetzingen ge-
schaffen wird.
Auch die Einführung der nördlichen
Reichsautobahnstrecke von Frankfurt—Mann-
heim wird im Lauf der Zeit noch verbessert wer»
den, so dah der Fremde bei der Ankunft in Heidelberg
den besten Eindruck von unserer Stadt gewinnen wird.
Welche Bedeutung diese Daumahnahmen der Stadt
für den Heidelberger Arbeitsmarkt haben, geht am
deutlichsten daraus Hervor, dah vom Wohlsahrtsamt
neben den Facharbeitcrn allein in Schlierbach 346 und
an der Speherer Landstrahe 123 zusätzliche Arbeits-
krafte eingesetzt werden konnten.
Das Echloß im Leben -es Sei-el-ergtt Sommers.
Sommerschlaf etnjt - jetzl Sommerlkben.
Wir Heidelberger müssen bankbar und glücklich
sein. Sanft lag während dieser Monate des hohen
Sommers in früheren Jahren unsere Stadt in ihrem
Tal, weltberühmt wohl und täglich häufig bewundert,
dennoch ein wenig gebannt von der trägen Luft dessen,
was übermütige Grotzstädter „Provinzialismus" nen-
nen, ohne die Lebendigkeit des Geistes. So war es doch
in früheron Jahren: die Universität war das wichtigste
Zentrum unserer Stadt, sie gab allem den Antrieb und
das Leben der Stadt schien allein davon abhängig, ob
junge Monschen aus den Toron der Universiiätsge-
bäude kamen, aus den Wegen der Wälder lachten, des
Abends irgendwo in den Gärten am Neckar saßen und
ihre Gespräche führten, oft seltsam gesteigert durch die
Schönheit unserer Heidelbergcr Abende. Vom Leben
der Hochschule erhielt unsere Landschaft ihren Glanz
und ihr Sprühen. Schlossen sich ihre großen Ein-
gänge, so legte sich eine Art von Schlummer über un-
sere Stadt.
Seit drei Jahren aber hat sich das von Grund auf
geändert. Stadt und Landfchaft verzichten auf i-hren
sommerlichen Schlas. Die großen Fahnen des Reiches
sind eine bunte Zierd« unserer Straßen, sie sind die
fröhlichen Wimpel der Herzen aller, die nun in Heidel-
berg sein dürfen. Die Stadt hat neue Jmpulse und
eine innere Erregung bleibt in den Menschen, auf die
die Eindrücke oer R e i ch s f e st s p i e l e trafon, gleich-
gültig aus welche Weise: ob als Spieler oder als Emp-
fangende. Was für uns jetzt geschieht, Tag für Tag
oben im nächtlichen Hof auf dem Schloß, das ist Er-
regung der Herzen und Erweckung der Seelen. Das ist
ein Ruf der großen Gestalten des deutschen Getstes, die
sich als Einheit, als ein Kranz aus allen Farben des
deutschen Wesens vor unsere Augen stellen...
Der Hof des Schlosses lebt nun Abend für
Abend mit dem aufsteigenden Dunkel von neuem und
beginnt von der Dichtung zu leuchten. Jm Klang der
Stimmen der Darsteller, in ihrem Spiel durchdringt
ims Wort und Wesen der Dichter. Dergaßen wir es
nicht zu oft im Gleichmaß der Arbeit, was uns der
Dichter bedeuten muß, der die lösenden Worte weiß?
Gibt es bei einem solchen Spiel noch „Kuliffen",
dem Begriff nach eine Trennung der Welt der Zu-
schauer, in der trügerischer Schein herrschen soll und der
des technischon Entstehens, als einer Sphäre nüchterner
Sachlichkeit?
Man sucht die Einheit. Man dringt aus dem Hof
des Schloffes in diejenigen Bereiche vor, die sonst nur
den M-i tw irken den und der Arbeit vorbehalten
sind. Der schmale Gang windet sich unter den Mauern
des dickon Turms hindurch, tritt durch eine Mauer-
lücke des Ludwigsbaues, und da tut das Reich des
Spiels sich auf. Leere Räume mit nackten Sandstein-
maüern wirken mit. Sie haben plötzlich eine Aufgabe.
Es geben die dünnen Spalten eines hölzernen Ver-
schlags einen Durchblick: Kostüme hängen da, die er-
sten Mittel des verwandelnden Zaubers. Ueber Treppen
geht es dann und durch Durchgänge unter schweren
Bogen. Menschen begegnen sich, die — ganz märchen-
hajt — gezwungen zu sein scheinen, Tracht und Wesen
vergangener Jahrhunderte zu tragen. Es ist das Lok-
ken des Zaubers, Las aus dem hellerleuchteten Raum
am End« eines Seitenganges von vielen bunten Klei-
dern herdringt, die ihrer Träger warten_
Rohe, grobgezimmerte Türen verschlietzen die
Räume, in denen sich Darsteller zu Gestalton der Dich-
tung wandeln. Dann und wann öffnet sich eine solche
Tür. Ein Schauspieler, dessen Namen jeder kennt, tritt
heraus. Aber schon ist er nicht er selbst, ist Lelio oder
die leichtfüßige Lavinia, oder gar der alte Herzog Ernst
mit schwerem Schritt. Jn einem Saal, vielleicht einst
das Prunkgemach der Kurfürsten, wandeln die Masken
Venedigs oder die Ritter Herzog Albrechts oder die
Bürger Augsburgs auf und ab, in Paaren schon, so
wie si« gleich darauf draußen im Schlotzhof sichtbar
werden. An den Garderoben schieben sich die Vor-
hänge beiseite und heraus treten schon die Nächshen,
im bunton Flitter ihres fremden Gewands. Jnmitten
des farbigen Trubels aber steht ein Buffet, ganz Ding
unserer Ietztzeit, das auch mit Bier, prallen Würstchen
und Zigaretten die Sphärc der Buntheit nicht an sich
heranzwingeff kann.
Die Masken huschen hinüber über die Fläche des
großen Saals des Ott-Hemrichbaues, der zum nacht-
dunklen Himmel ofsen ist und den nun u-nwirklich ein
bläulich weißes Licht erfüllt. Durch Mauerlücken, über
eine Wendeltreppe und dann über einen Balkongang,
auf dem farbenreiche Lämpchen glühen, findct sich der
Weg zu dem kleinen Raum, von dem aus die Figuren
des Spiels geleitet werden.
Das Fenster verhängen Zweige von Weinlaub,
durch ihre Schatten dringt der Blick himmter auf das
Spiel, das im Hofraum vor sich geht. Da ist es wi« ein
Reigen, der locker, graziös und freudig gleitet, oder
ein wilder Traum aus deutscher Vergangenheit, oder
ein Bild deutschen Schicksals. Froh klingen die Worte
hier herauf, oder stolz, oder als Schrei letzter Verzweif-
lung. Vcm den großon Tribünen her spürt man das
Herz derer, die zusehen: gepackt sind sie, ehrfürchtig ein
andermal, dann wieder geschüttelt vom fröhlichstcn
Lachen. Oben im kleinen Raum aber knacken Hebelchen,
glühen kleine Lampen auf, verlieren wieder ihr Licht
— von diesem kleinon bunten Spiel wird der große
farbige Tanz uuten im Hos geleitet.
Schwer ist es, den Platz hinter dem dunklen, wein-
laubverhangenen Fenster zu verlassen. Unten geschieht
das Spiel, entrückt und srei, von einem krästigen wir-
kenden Zauber. Es lockt don Betrachtenden nach unten,
hin in seine nächste NLHe. Aber dort in den dunklen
Gängen, in die der Neugierige vordringen will zum
Spiel hin, damit die sprechenden Gestajten grotz vor
ihm stehen, da fassen ihn plötzlich Häude und halten ihn
fest: „Richt weiter!* Jm Dunkeln stehen die stillen
Helfer und wachen darüber, datz alles in Ordnung ver-
laufe. Sie weisen durch das Gewirr der Gänge, der
schmalen hölzernem Brücksn wieder hinaus aus der
Welt des Werdens eines Traumes ... Hg.
SMM« der Reichsfests-iele.
Letzt« Woche der Reichsfestspiele.
August, 16 Uhr: ^komödie
„Götz
d«r
vo»
Sonntag, den 23.
Jrrungen"
Sonntag, den 23. Aug-ust, 20.30 Uhr:
Berlichingen" „
Montag, den 24. August, 20.30 Uhr: „Agnes Dernauer
Dienstag, den 25. August, 20.30 Uhr: „Pantalon un
seine Söhne"
.Götz von
Der-
.Pantalon unv
.Agn«s
B«r-
Mittwoch, den 26. August, 20.30 Uhr:
lichingen"
Donnerstag, den 27. August, 20.30 Uhr: »Gö^ "
Berlichingen"
Freitag, den 28. August, 20.30 Uhr:
seine Söhne"
Sonnabend, den 29. August, 20LO
Bevnauer"
Sonntag, den 30. August, 20.30 Uhr:
lichingen"
Shakespeares „Komödie der Jrruna^^
wird im Rahmen der Reichssestspiele zum leyr
Mal am Sonntag, den 23. August, uachur
tags 16 Uhr, im Schloßhof gespielt. . „
Am Abend um 20.30 Uhr ist die Aufführung
von Berlichingen' mit Heinrich Georgr
der Titelrolle.
Uhr:
.Götz von
Das Schlußlie- -er SlymvWen Spiele.
Ses Dichlers Beziebungen zu öei-elberg.
Di« letzte Stund« der Olympischen Spiele 1§36 in
Berlin war gekommen. Jn die ergreifende Stille der
erlöschenden Flamme, der sinkenden Banner tönte —
Mahnrus, daß das heilige Feuer ewig weiter lohe —
Beet-Hovens „DieFlamme lodert". Beethoven
hat das Lied mehrmals, zweimal für Einzelstimme
und zweimal für Stimme, Chor und Begleitung, ver-
tont. Die Worte müssen ihn also hoch beeindruckt
haben, daß er ste vier Weihegesängen unterlegte.
Jhren Dichter, Friedrich Matthisson, hat Beet-
hoven auch sonst nach dem Gedächtnis der Nachwelt er-
halten durch die unsterbliche Dertonung seines Liedes
„Adelasde".
Uns Heidelberger erinnert das Matthisson-
tal im Aufgang zum Schloß daran, daß auch dieser
zärtlich-allzuzarte Dichter — heute ein längst vergeffe-
-ner Lieblingsdichter einer empsindungsseligen Zeit —
unsere Fluren betreten hat. Als Erzieher baltischer
Grafensöhne lebte er von 1785 einige Jahre hier und
in Mannheim. Jn Heidelberg entstand Mathis-
sons berühmte „Elegie in den Ruinen ei-nes alten
Bergschlosses geschrieöen" — ein langatmig blasses, von
Wehmut, slacher Ritterbegeisterung und schwärmerischer
Empfindung beladenes Gedicht, das in nichts vom
Eigenen, vom Räumlich-Schicksalhaften des Schloßbe-
zirks durchtränkt ist und ebensogut anderswo auf einer
Bergburg hätte entstehcn können. Ebensowenig ist in
anderen Matthiffonschen Gedichten vom Geist und Reiz
unserer Landschaft zu verspüren. Er war eben Ver-
treter «iner Geistesrichtung, die nur im himmelblauen
Gebiet des Gefühls zuhause war, und der Landschaft,
Leben, Scholle und Geschick höchstens Rahmen waren
zum Seidengewirk ihrer Empfindungen.
Trotzdem bot Heidelberg dem Dichter viel. Im
Haus Jung-Stillings, des srüheu Goethege-
nossen, der ihm „vertrautester Freund in Heidelberz"
wird, trisft er berühmte Durchreisende: Lavater,
den Gesichtsllniendeuter, Reichardt, den romanti-
schen Tonsetzer, den blinden Drchter Pfeffel, Frau
von Laroche, Wielands und Goethes Freundin.
Auch Liebe klingt aus: wir hören von Eleonore von
Kalb, Schillers späteren Schwägerrn, und von „H—e",
einer — wie bezeichnend für die empsindende Zeit!
kränklichen Geliebten, einer schönen Heidelbergerin, oon
der wir leider nichts als Anfang und Ende des Namens
wissen.
Jn späteren Jahren, 1794, nach Aufenthalten in
der -Lxhweiz und in Frankreich, besucht Matthisson noch
einmal Heidelberg, und „ungeachtet mehrere Jahre
mir am Fuße der Alpen umringt von den erhabensten
Naturszenen vergangcn waren, so hatte dcnnoch die
Aussicht von der Plattform des alten Schlosses ganz
den jugondlichen Reiz des ersten Anblicks sür mich be-
halten". Das ist das einzigemal, datz der Dichter dem
Wirken der Heidelberger Landschaft aus ihn Worte lieh.
Als Muster seiner Licdkunst mögen die Worte des
„Opferlieds" hier folgen, dem durch die hohe
Weihe Beethovenschen Geistes di« Ehre ward, zum
seierlichen Abschluß der Olympischen Spiel« zu er-
klingen:
Die Flamme lodert, milder Schein
Durchglüht den düstcrn Eichenhain,
Und Weihrauchdüfte wallen.
O neig ein gnädig Ohr zu mir
Uu-d laß des Jünglings Opfer dir,
Du Höchster, wohlgefallen.
Sei ftets der Freiheit Wehr und Schild!
Dein Lebensgsist durchatme mild
Lust, Erde. Feu'r und Fluten!
Gib mtr als Jüngling und als Greis
Am väterlichen Herd, o Zeus«
Das Schöne zu dem Gutenl
Abe-ndeffen vorzüglich. Ueberhaupt der Appetit u
das Schlafen: Da blieb nichts zu wünschen übrig- ^
So liegen wir oft mit und ohne Klcider ste ,
der Tageszeit) im Sand. Aber Kleiderbürste? v ^
überflüssiges Möbelstück. Braucht man nicht. Der re .
Sand hat keinerlei Klebkraft und fällt nach dem 2,r
nen ganz vcm selbst ab, ohn« Spuren zu hinteriuii ,
Wir machen auch Ausflüge. Einmal nach Rorve
ney und einmal nach Helgoland. Unvergew
Erlebniffe: die sechsstündig« Seesahrt, das Ausb^.,i,
in Helgoland, die BesichtigMig der Felseninsel, .°"l„
strahlender Sonnenschern. Der Dampfer „Glucra^^.
bringt uns wieder nach Hause. Jetzt merken w>r ^
Unser Ferieneiland ist uns schon zur Heimat gewor ^
„Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder. . -Tjlll
wir werden wie die Kind« r. Wir spielen wie M
Sand oder planschen mit ihnen am slachen Strand "
lassen uns von den nimmermüden Wellen übersps" ^
Die Urlaubstage sind zu Ende. Wir packen w>e
unsere Koffer. Als wir vor 14 Tagen unseren EM» ,
hielten, empfing man uns überall mit dem
brachten Schlachtruf: „O, wie blaaaß!" Jetzt siub
keine Blaßgestchter mehr. Di« Sonne hat das
getan. Wic sagtee doch so schön der Jnselbürger ^
ster bei unserer Ankunft, als er uns gutes 4»^
wünschte? Er hoffe, daß wir nicht nur äußerliw- i i,-
dern auch innerlich dauerhaft braun dei^ ON ^
serer Erholung verlaffen mögen. Mit viel Sonne
Herzen und dankbar unserem Führer, der das
Werk der KdF sür das schaffende Volk geschaffen ,
geht es wieder der lieben badischen Heimat
in der Vorfreude auf die nächste sorgenlose Ur>a ^
reise im kommenden Jahr, und zwar wieder
L sl fts8iefereme 50 ?lg. c- oös
dkQUL ^sknereme 40 pfg.
Der DoranWag des Kreises Heidelberg.
Der am 14. Mai >936 vom Kreisrat beschlossene Vor -
anschlag des Kreises Heidelbera für das Rech-
nungsjabr 1936 iiegt nunmehr gedruckt vor. Jn der
Sitzung wurde der Voranichlai, mit einer Einnahme
von 531 100 Mark unv emer Ausgabe von 1 196 000
Mark aenehmigt. Der n n fl edeckteAufwand von
634 90o"Mark ist durch Kreislteuern zu decken. An S t e u -
ern werden erhoben Ms-,
beim Betriebsvermögen 4,6
81,0 Psg. Die Filial- und Warenyausjteuerzuichlage er-
bringen insgeiamt 1077 Mark.
Kr
Ln der aleichen Sitzung.wurde der Voranschlaa der
eispsleaeanstali «in s h e.i m m Emnahine
un-ü Ausgabe auf 315 400 Mark sestgesetzt.
KbS..Gau Bk-en rm -er Norblee.
Merzeyn Tnge rllls Ser Snfel Rust.
kvas ckns sonst nie möglich geworden wäre, mit
KdF schafsen wirs: Ferien i-n einem Nord-
seebad. Jn Mannheim steigen di« letzten Urlauber
in drn badischen Sonderzug ein. Vergeffen sind Werk-
statt, Biiro, Ladentheke und Schulstube. Kein hastiges
Suchen -nach einem freien Platz. Der umsichtige Reise-
leiter hat alle Mitfahrer schon eingeteilt. Jcde Fahr-
karte trägt die Nummer des Wagens. Bald haben
wir uns häuslich eingerichtet. Die herabstnkende
Nacht nimmt uns die Aussicht. Wir hören im Halb-
schlaf Frankfurt, Bad Nauheim, Gießen, Wetzlar, Sie-
gen, Hamni, Münster. Der neuc Morgen zeigt u-ns
slaches deutsches Land. Weide, Weide, Weide... Ost-
friesland. Di« hohen Funktürme von Norddeich
tauchen auf. Braungebraunte Urlauber verlaffen das
soeben eingelaufone Schiff. Sie haben viel Sonne und
Freude in sich ausgenommen. Jhre leuchtenden Blicke
verraten es. Uns bringt das Schisf durch das seichte
Wattenmeer nach der langgestreckten Jnsel Juist.
Die anderen Reisekameraden fahren teils nach Bor»
kum, teils nach Langeoog. Das Schifs kann
-nicht an die Jnsel heran. Das Watt ist hier zu slach.
Ein lustiges Bähnchen bringt uns von der Anlegestelle
über einen hohen Stelzendamm bis zum Bahnhof.
Eine Musikkapelle empsängt uns. Der Bttrgermeister
hält eine kurze, aber herzliche Begrüßungsansprache.
Der besorgte KdF-Amtsleiter der Jnsel übergibt uns
die Quartierkarten.
Wir suchen unsere Wohnung auf. Ucberall blitz-
blank: Fast alle Emwohner haben im Sommer Kur-
gästc. Jm Winter gehen sie jhrem Beruf nach. Alle
Straßen und Gehwege sind mit roten Backsteinen be-
legt. Auch di« netten Häuschen stnd sast durchwea aus
leuchtendroten Backsieinen odcr braunroten Klinkerstei-
nen erbaut. Verputz ist selten. Was uns am meisten
aussällt: Kein Auto und kein Motorrad aus der gan-
zen Jnsel. Wie das wohltut! Wir können ohne Um-
sehen über die Straße gehen. Kinder dürfon unbesorgt
spielen. Kein Motorgeknatter stört unsere Ruhe. W,r
sühlen uns schon so heimelich wohl.
Kaum haben wir ausgepackt, geht es zum Strand.
Das weite Meer! Der unübersehbar lange Strand!
So lang wie die Jnsel, 17 Kilometer. Die bunten
Strandzelte ziehe-n uns an. Hier ist gut sein. Sonne
und Seeluft, Salzwaffer und Sand sind die natürlichen
Heilmittel vom Nordseestrand. Sie sollen auch täg-
lich ausgiebig genossen werden.
Beim Weggehen am Abend sragen wir nach dem
Hausschlüssel. Das gibt es nicht auf der Jnscl. Das
Haus bleibt die ganze Nacht ofsen. Hier ist alles ehr-
lich. Ein herrliches Feuerwerk schließt den ersten
Abend auf der Jnsel ab.
Das Wetter meint es gute mit uns. Es ist hjel
beffer als zu Hause, wie wir aus der nachgesandten
Hcimatzeitung ersehen. Wir liegen entweder im Sand
unserer Strandburg oder lassen uns von den Wcllen
von allen Seiten massieren. Hie und da kommi auch
einmal eine ganz Große und lätzt u-ns das salzige
Seewaffer kosten. Manchmal machen wir auch eine
Wanderung über die endlosen Dünen hinweg bis
zum Ende der Jnsel. Strandhafer und Sand in wun-
derbaren Wellensormen bilden die stä-ndige Abwechle-
lung- Ein richtiger Obstbaum würde aus d«r Jnsel
als eine Sehenswürdigkeit bestaunt werden. Wir sani-
mel-n zum Andenken schöne Muschelschalen, die in riesi-
gen Mengon täglich angeschwemmt werden. Auf der
Wattseite gehen wir zurück. Dort weidet friedlich eine
Herde schwarzwcißer Kühe. Vorüber geht es am Flug-
platz, von dem aus man Rundflüge über die Insel
und nach dem henachbarten Norderney aussühren kann.
Müdegestapst vom Marsch im Sand mundct uns das
7 Das 3ahr IS3K bis jetzt ela Homgmihjahr.
Nachdem bereitS daS Jahr 1936 alS Honigjssisi ^is
völliger Versager war, hat das lausende Jahr
jetzt aüch sehr enttäuscht. Die Baum- und
blüte brachte infolge des naßkalten Frühjahrs sar
Ertrag. Ganz alte Jmkern können sich nicht tzert
daß sie bis zum August noch kein einzigesmal geichieo ^
haben, wie es bei vielen Bienenzüchtern in diesem
leider der Fall war. «tatt dessen mußten die none ^,,
den Bienen während des Sommers wiederholt g e 1 ^jt
tert werden. Viele Jmker waren mit ihren Biene»
einem großen Kostenaufwand in den Schwarz-ww^go-
gewandert, mußten sie aber infolge Versagens der
nentracht wieder zurückholen, damit sie dort
hungern. Die AuLsichten, daß der August und sepm
noch etwas Ertrag -bringen, sind leider sehr gering-
Was sages die höchste» Serichte?
Entscheidungerr des ReichsgerichtS «nd des
Reichsarbeitsgerichts.
25. S. 1936. Ein 10Vr- Jahre alter Knabe. der
Kinder mitKalk bewirft und dadurch i^
kann unter Umständen die zu seiner HaftbarmachunS ^
rende volle Verantwortlichkeit im S>nu
Z 828 Abs. 2 RGB. besitzen. (RG. VI 39/36.) § n
9. 6. 1936. Der Eigentumsvorbehalt
Waren zur Sicherung des Kaufpreises ist "'4v,',idnec
ein unbedingtes Sicherungsmittel. Gerät der -SKU pek
in Konkurs, so wird die Sicherheit des Lieferant« ^jt
Ware in Frage gestellt, wenn die Vorbehaltsware
anderen Waren zu einer einheitlichen Sache berar
worden sind und die nach der Verarbeitung neu
dene Sache in der Zwangsversteigerung erworben
Der Eigentumsvorbehalt geht in solchen Fällen
mäßig unter, der neue Erwerber ist mit der Erwe
auch Eigentümer oer Vorbehaltsware geworden- ,-,chel>
Eine Rettung desKaufpreisestnl hes
uwerwarteten Lagen ist nach der RechtsprechuuS ^c
Reichsgerichts in besonderen Fällen möglrch, »jgeu'
Lieferant der Ware -bei der Bereinbarung gie-
tumsvorbehalts zugleich vereinbart, daß ^^-rhe>'
ferant und Verkäufer der Ware im Falle ihrer ^ g
tung Eigentümer, bezw. Miteigentümer der n
Sache sein solle. Diese Vereinbarung ist rm Fau«
ZS-angsbergleichs bindend. <RG. II 298/35.) ,-„-rve^
11. 6. 193S. Der im Konkurs von der GläutE
sammlung gewäblt« G l ä u b i g e r a u s s ch u v -^c-
grundsätzlich bre Pslicht, die Handlungen des Konk
wglters z» Lberwachen, »nsbesondere den Ernpchsi^teU
die Verwendung der für di« Konkursmaffe "csi p^c'
Gelder. Wegen Verletzung ihrer" Aläu"
wachungspflicht können die Mitglieder öus shr
bigerausschusses nach ß 89 KO. auf Schadenserl Au-
Veruntreuungen seitens des Konkursverwalters ' ^gs,
spruch genommen werden. Voraussetzung duk
daß ein Gläübigerausschutz gewählt worden isi " j
die gewählten Mitglieder des Ausschufses sich bew
ren, einen gesetzlichen Gläubigerausschuß zu ^ pe-
ben sie sich in dem unverschuldeten ^rr'
funden, daß sie nur einen „Gläubigerrat" darsieu
ten, weil sie — im Gegensatz Zu der gesetzlichcn u»'
mung — unentgeltlich tätig werden >ou ^ pe-
war van der Gläubigerversammlung außerdem
schlossen worden, daß der „Konkursverwalter ^ -jjge» '
ist, allein über die eingegangenen Gelder )t> v . per
so fehlt je-des Verschulden, das eine Voransscv
Haftung aus 8 89 KO. ist. (RG. VI 18/36.) - hr
12. 6. 1936. Auch lugendliche Unte r t » w'
der Staatsjugendorganisationen können Erz>
Sinne des 8 174 StGB. sein. (RG. 1 I> SS3/360
Sonntsg, iltzll 23. Allgust
»i>. Nuz ee. Lioll«nxti-nbs 1, 1dl- 6806-
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