Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Juli bis Dezember)

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.9513#0792

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Setts 2

Fernsprecher-S.-A. 7351—53.

„Heidelberger Neueste Nachrichten* — „Heidekberger Anzeiger"

Dienstag, 8. September 1936

Nr. 210

Frantteich

Mehr Berufssolbaten

Paris, 7. Sept. Im Ministerrat, der am Montag
vormittag unter Dorsitz des Präsidenten der Republik
im Elysee zusammengetreten war, gab Auhenminister
Delbos zunächst einen Bericht über die auswärtige
Lage. Auf Vorschlag des Kriegsministers Daladier
beschloß der Ministerrat, eine Gesetzesvorlage einzubrin-
gen, diedie nationale Verteidigungver-
stärken soll, und zwar durch eine Verbesserung
und Vermehrung des Kriegsmaterials sür
das Heer und die Luftwafse, sowie für die Kriegsmarine,
die Einrichtung eines „Spezialisten"-Korps, die Erhö-
hung der Zahl d er V eru f s sold aten und den
Ausbau der Verteidigungsmittel insbesondere
gegen Tanks und Panzerwagen. Der erste Abschnitt die-
ses Programms sür 1SZ7 beläuft sich aus 4280 Millionen
Franken.

Mkt mis.

und Kriegsmntrriril.

Die Regierung weist jedoch — so heißt es in dem
Sihungsbericht — in dem sie diese Maßnahmen für die
Sicherheit Frankreichs angesichts der gegenwärtigen
Lage Curopas ergreift, erneut auf die Gefahren
hin, diediefortgesehte Steigerung der mili-
tärischsn Lasten der Völker bedeuten könnten. Die sran-
zösische Regierung bestätigt ihren Cntschluß, im Lauf der
kommenden intcrnationalcn Versammlungen die notwen-
digen Initiativen zu ergreifen mit dem Ziel, eine allge-
meine Konfercnz für die B e g r c n z u n g, die überwachte
Verminderung und dis Cinschränkung der
Rüstungen herbeizuführen.

Der Marineminister hat dem Präsidenten der Repu-
blik des weiteren einen Geseheserlaß zur Llnterzeichnung
unterbreitet, dcr ihn bevollmächtigt, bis zum 31. Dezem-
ber 1936 eincn Kredit von 180 Millionen Franken zu ver-
wenden für Schiffsbauten, zur Beschaffung von Marine-
artillerie, von Flugzeugen ftir die Marine und zu Arbei-
ten in den Kriegshäfsn.

4 Kilonitltk vor Sm StbaWll.

Weiter mwSrtr.

Wird San Sebastian zerstört?

Renteria und Pasajes erobert.

An der Front vor San Sebastian, 7. Sept.
(Dom Sonderberichterstatter des DNB.) Die Lage an
der Nordfront ist für die nationalistischen Truppen
weiter sehr günstig. Ilnter Außerachtlaflung des noch
von den Roten besetzten Forts Guadalupe sind
Gruppen der Angreifer nach der Einnahme Iruns nach
Westen abgeschwenkt und haben sich zwischen Iruni und
Pasajez mit der von Oyarzun von Süden aus vorstoßen-
den Gruppe vereinigt. Gemeinsam führten sie unmittel-
bar daraus die Einkreisung des Industrieortes
Renteria durch, der kampslos beseht werde«
konnte, da die nationalen Vasken den Ort unmittelbar
vor dem Angrisf übergeben haben. Daraushin erfolgte
im Laus des Montag der Angriff auf die kleine
Hasenstadt Pasajes, wo die rote Miliz sich energisch
verteidigte. Nach längerem Feuergefecht konnten die Le-
gionäre in Pasajes eindringen, das nach kurzem Straßen-
kampf von den Marxisten in wilder Flucht verlas -
sen wurde. Die nationalen Truppen stehen somit nach
den Gesechten des Montag nur mehr vierKilometer
östlichvonSan Sebastian entfernt. Die natio-
nalistische Südtruppe hat ihre vordersten Stellungen bis
auf die gleiche Entfernung vorgeschoben, so daß nach
Schließung der von San Sebastian nach Westen zu noch
ofsenen Lücke mit dem G e n e r a l a n g r i s s aus die Stadt
gerechnet werden kann, der voraussichtlich noch in dieser
Woche durchgeführt werden wird.

*

Wie sich jeht erst herausstellt, haben die Roten schon
im Lauf des Samstag Kinder, Frauen und die kampf-
unfähigen Männer aus Rentaria und Pasajes nach San
Sebastian übergeführt, um zu verhindern, daß diese Leute
sich in das von den Nationalisten besetzte Gebiet retten
könnten. Mit dieser Maßnahme hofsen sie, gleichzsitig
die Z a h l ihrer Geiseln zu erhöhen.

Hendaye, 7. Sept. InSan Sebsstian dauern
die heftigen Auseinandersehungen zwischen den baskischen
Separatisten und den Anarchisten über die von lehteren
geplante Zerstörung der Stadt an.

ErWe der sMnischeii MMiniWe.

Flugzeuge über Madrid. — Palma de Mallorca
von Roten gesäubcrt.

Hendaye, 8. Sept. (Cig. Funkmeldung.) Der Nadio-
sender Coruna teilt mit, daß Flugzeuge der Rationalisten
zwei rote Vombenflugzeuge vom Typ Potez
abgsschossen hätten. In der Provinz Malaga sol-
len die Truppen des Generals Varela die Roten ent-
scheidend geschlagen haben, wobei diese 12 0 Tote,
einige Geschütze und große Msngen Munition verlorsn
hätten.

Der Sender Tetuan meldet, daß Madrid von
mehreren Flugzeugen der Nationalisten überflogen
worden sei, die Aufrufe abgeworfen hätten mit der
Mitteilung von der baldigen Crösfnung des Angrifss
auf die Hauptstadt. Die Bsvölkerung sei aufgefordert
worden, sich zu ergeben. Diesen Ausrufen seien Kar-
tenskizzen beigegeben wordsn, in denen die von den Natio-
nalisten besehten Gebiete eingezeichnet seien.

In der Provinz Teruel sollen die Nationalisten
ein heftiges Gefecht mit den Roten gehabt haben, wo-
bei diese im Dajoncttkampf 170 Tote auf dem Platz
gelaffen hätten. Außerdem HLtten die Nationalisten 200
Gesangene gemacht.

Palma deMallorca berichtet, daß di« ganze
Insel von den Roten gesäubert worden sei. Cs be-
finde sich kein einziger Katalane mehr dort.

Die lehten britischen Staatsangehörigen sollen
Madrid verlaffen.

London, 7. Ssptember. Der britische Geschäststrä.
ger in Madrid hat in einer lehten Warnung alle irgend-
wie abkömmlichen britischen Staatsangehöri-
gen aufgefordert, die Hauptstadt sosort zu ver-
ba s s e n.

Miil Edrnird iii BiilWie«.

Kurzer Desuch bei König Doris.

Sofia, 7. Sept. König Eduard von Eng-
land traf auf seiner Aückreise von Jstanbul am Mon»
tag um 8 Llhr hei Swilengrad auf bulgarischem Doden
ein. Auf ausdrücklichen Wunsch des Königs fand ein
offizieller Empfang nicht statt. Es hatte sich lediglich
das technische Personal eingefunden, das den Zug des
türkischen Staatspräsidenten, den dieser dem König zur
Verfügung gestellt hatte, weiterführte. Der erste Aufent-
halt von zwei Minuten war in Plowdiw, wo der
König von den amtlichen Persönlichkeiten begrüht wurde.

Auf dem Dahnhof 2! owoselzi, eine Stunde Vvn
Sosia entfernt, bestiege« König Dvris und Prinz
Kyrill den Zug. Llm 15.30 Llhr trasen sie in Ka-
sitschane ein, wo die Monarchen den Zug verliehen und
in das in der Aähe gelegene königliche Schloh Wranja
fuhren. Hier hielt sich der König ungefähr eine halbe
Stunde auf und legte dann die 14 Kilometer nach Sofia
im Kraftwagen zurück. Hier besichtigte er, begleitet Vvn
König Boris, die Kathedrale Alexander Newski und
das königliche Schloh. Einige Minuten vor 16 Llhr
kam er auf dem Bahnhof Svfia an, wo ihn bereits der
Sonderzug erwartete. 2m Hofwartesaal stellte ihm Kö-
nig Doris die Mitglieder der Regierung mit dem Mini-
sterpräsidenten Küsseiwanoff an der Spitze, den türki-
schen Gesandten und andere amtliche Persönlichkeiten vor.
Hierauf begrühte König Eduard kurz die am Dahnhof
erschienenen englische Kolonie. Punkt 16 Llhr verlieh
der Eonderzug den Dahnhof Sofia. König Doris und

Prinz Khrill begleiteten den Gast bis zur bulgarischen
Grenze.

Mische Kmitiilsliicht M Leslemlch.

56 ausländischc Vankjuden in Wien.

Vudapest, 7. September. Das am Montag zum er-
stenmal erschicnene rechtsgcrichtete Montagsblatt „Vir-
radat" (Morgendämmcrung), das in seinem Programm
Kampf für dievölkischenKräfte und Kampf
gsgen den Intcrnationalismus ankündigt, berichtet aus
Wien, daß seit der zwischen Dcutschland und Oesterreich
aetroffenen Vereinbarung vom 11. Iuli eine zunehmende
Äbwanderung jüdischen Kapitals aus
Oesterrcich nach der Schwciz und' Frankrcich festzustellen
sei. Die jüdischen Kapitalistcn Osstcrreichs hätten sich zu
einer Art Kartell zusammcngeschloffen, um das jüdische
Kapital nach dem Ausland zu retten.

In den letzten Wochen sollen, wie das Blatt berich-
tet, 56 ausländische jüdische Dankiers in Wien einge-
troffen sein, um mit den Wiener Vankiers darüber zu
beraten, auf welchem Weg angesichts dsr geltsnden De-
visengesetze dic Kapitalausfuhr aus Oesterrcich
möglich sei. Dcr jüdische Cigentümer eines der größten
österreichischen Industrieunternehmens habe bereits sein
Aktienpaket einer schweizerischen Gruppe verkauft; auch
die jüdischen Haus- und Grundbesitzer seien seit dem 11.
Iuli bestrebt, ihren Besih in Bargeld zu vsrwandeln.

— Jum Oberbefehlshaber in Palästina n^irde der
brittsche Generalleutnant Dill ernannt, der früher Chef
der Operationsabteilung im Kriegsministerium war.

öWlzeilbegiiin i« Ri««hei«i.

„Tristan und Isolde" unter Leitung von Karl Clmcndorss.

Am Mannheimer Nationaltheater hat mit Karl
Elmendorss eine Künstlerpersönlichkeit die musi-
kalische Oberleitung angetreten, deren Name von ihrem
Wirken tn München, Wiesbaden und Bayreuth hohen
Klang hat und die nun auch der Mannheimer Oper
ein so überragender Führer sein kann, wie sie dort in
der großen Tradition dieser Äühne auch in don letzten
Jahrzehnten mehrfach tätig gewesen sind. Vor allem
findet Elmendorff in Mannheim ein Orchester vor,
dc.s zu den besten deutschen Theaterkapellen zu zählen
ist.

So war denn auch die erste Vorstellung, mit der
der neue Generalmusikdirektor am Sonntag an die
Oeffentlichkeit trat und die Spielzeit begann, ein Werk,
das gerade an das Orchester große Anforderungen
stellt: „Tristan und Jsolde", Richard Wag-
ners reifstes und schwerstes Werk. Elmendorff hat es
auch in Äayreuth mehrfach dirigiert, und es ist wohl
noch bekannt, daß eine dieser Aufführungen vor-eini-
gen Jahren im Rundfunk fast durch die ganze Welt
übertragen wurde. Es ist daher zu verstehen, daß
diese Aufführung hier ganz wie ein „hohes.Wunder"
wirkte, — das Orchester in strahlend schöner Breite
und Wucht, doch immer wieder wohlabgedämpft gegen
die Bühne, in den lyrischen Stellen von einer wunder-
vollen Zartheit, die Sänger angefeuert durch diese
große musikalische Hingebung zu herrlichsten Leistun-
gen. Es war ein Auftakt, der viel Schönes erwarten
läßtk Und zugleich mit dem Generalmusikdirektor rich-
tete Jntendant Friedrich Brandenburg als
Spielleiter das Werk für die Bühne neu ein, — ganz
nach Wagners Jntentionen, die hier ein Menschenpaar
durch Schicksalsfügung aneinanderketten und zu mensch-
lich fast nicht mehr erfatzbaren Höhen führen, wo es
stch von der Welt löst und ins All hinüber-
schwmgt. Die breite, weitausholende Gebärde und die
Bühnenbilder vom stolzen Königsschiff bis zum zyklo-
pischen Gemäuer der beidcn Burgen in Kornwall und
Kareol unterstützen das ersolgreiche Streben des Spiel-
leiters. ^

Jn diesem Rahmen stehen Lristan und Jsolde und
ßindeu einander in Liebe, die Vorbestimmung war und

eigentlich im Sinn des Dramas des Zaubertranks ent-
behren könnte. Jn seliger Freude strömt diese Liebe
aus zwei Menschen dahin, und es rauscht jene herrliche
Nacht heraus, in der hier — aufjührungsmäßig ge-
sehen — der ganze heiße Zauber der Liebe im Klang
der Gesangsstimmen und in der von Bühne und Or-
chester geschaffenen Naturstimmung aufsprüht. Aber
aus dieser Nacht der Liebe erwächst auch dcr in qual-
voller Sehnsucht sich verzehreude Schluß. Erich Hall -
stroem gibt diesem Tristan ergreisende Gestaltung
und Ton, die immer überzeugender werden im Laus
der Handtung und auf dem Krankenlager ihren selt-
sam bezwingenden Höhepunkt erreichon, während
Paula Buchner wie eine Seherin in den Frohsinn
der Liebesszenen gleitet, die sie mit lebhaft-vewegter
und jugendlicher Freude erfüllt. um dann am Schluß,
in ergreifender Klarheit und VSrllärtheit den „Liebes-
tod" singend, mit Tristan hinüberzugehen in des We"-
atems wehendes All. Beide Künstler erfüllen a sz
Wünsche, die der Besucher hier an Gesang und Ge-
staltung stellen kann. Neben ihnen stehen mit schönen
künstlerischen Leistungen u. a. Wilhelm Trielofs
als Kurweal und Jrene Ziegler als Brangäne.

Das Publikum verstand das Besondere dieses
Abends, der das erfüllte, was Friedrich Nietzsche in
seiner Schrift über Wagner in Bayreuth forderte:
„Damit ein Ereignis Größe haben kann, muß zweier-
lei zusammenkommen: der große Sinn derer, die es
vollbringen, und der großc Sinn derer, di« es erle-
ben." Man war tief ergriffen und seierte doch m Be-
geisterung die Mitwirkenden. Ick. ?.

Kleine Notizen.

Am 22. und 25. Septcmber werden im Kurhaus in
Wiesbaden zwci große Konzcrte vcranstaltet, von denen
das eine englischer und das zweite ungarischer
Musik gewidmet sein wird. Leiter dcs englischcn
Konzerts wird voraussichtlich Gencralmusikdircktor Carl
Schuricht sein, während die Leitung des zweitsn
Konzerts ein ungarischer Dirigsnt von Rang und Namen
Übernehmen wird.

Der dänische Vachverein hat die Gewand-
Hauschor-Vercinigung in Leipzig eingcladcn, am 13. Ok-
tober in dcr Köpenhagcner Fraucnkirche die H-Moll-
Msffe von Bach unter Leitung von Proseffor Günther
Ramin aufzusühren.

Am FnmtteM ReuttalM.

Die Dr«l>e d« Waffenllesenmge«.

Eine Rede Vlums.

Paris, 7. Sept. Ministcrpräsident Blum hielt,
wie bereits kurz gemeldet, am Sonntag abend vor der
sozialistischen Landcsgruppe dcs Departements Seine im
Luna-Park eine längere Rede, in der er sich ausführlich
mit der Haltung der französischen Regie-
rung gegenüber den Creigniffen in Spanicn beschäfttgte.

Cr erklärte u. a., daß zwischen der Regierung
dsr Volksfront und Vertretern etnes Teils der Wäh-
ler der Volksfront Meinungsverschicdenheiten bestän-
den, die er nicht länger bestehen laffen möchte. Cr wiffe
sehr wohl, nach welcher Seite „in diesem schrecklichen
Abenteuer", dcm spanischen Vürgerktteg, das Intercffe
Frankreichs sühren müffe. Cr wisse,

daß die Erhaltung der spanifchen Re-
publik die Sicherheit Frankreichs und die seiner
westlichen Grenzen, sowie die seiner Verbindungen
mit Nordasrika garantiere.

„Cs besteht," erklärte Vlum wörtlich, „kein Zweifel
darüber, daß, wenn wir uns auf das internationale und
das öftentliche Recht stützen, nur dis legale Regierung
das Recht hatte, vom Ausland Waftenlieferungen zu emp-
fangsn. Dieses Recht müßts also ausdrücklich den Füh-
rern des Militäraufstands verweigext werden."
Andererseits, fuhr der Redner fort, würde das inter-
nationale Recht, ganz streng genommen, wie man dies
in einer Reihe von Cntschließungen zum Ausdruck bringe,
es morgen den Regierungen, die dies ftir angebracht er-
achtet hielten, erlauben, dis provisorische Regie-
rung von Vurgos als legal anzuerkennen, und vom
Zeitpunkt dieser Ancrkennung ab auf Grund des inter-
nationalen Rechts diese Regierunq derAusstän-
dischen ebenso wie die legale Regierung von
Madrid mit Waffsnlieferungen zu versorgen.
Diese tatsächliche Anerkennung habe zu verschiedcnen
Zeitpunkten möglich erschienen. Auf alle Fälle habe sich
alles so abgespielt,

als ob gewrffe MLchte die aufständische Regierung
bereits als legal anerkannt und sich das Recht
zuerkannt hätten, diese sogenannte Negierung,
ebenso gut wie andere es mit der legalen Regie-
rung HLtten machen können, mit Wasfen zu ver-
sorgen.

Diss widerspreche vielleicht dem internationalen Recht.
Aber welches Gegsnmittel gebe es als die Gewalt, als
das Ultimatum, und mit welchsn Folgen? Wenn man
dem internationalen Recht nicht durch Gewalt Achtung
verschafte, und wenn es nicht gelinge, die Rechtmäßigkeit
auf internationaler Grundlage durch die Anerkennung der
gegebenen Tatsachen herzustellen, vor welcher Lage würden
wir uns dann befinden?

„Wir sind dazu gelangt, ein internationales Abkom-
men aufzustellen, in dem die verschiedenen Regierungen
sich verpflichten, die Ausfuhr von Kriegs-
material nach Spanien zu verbieten. Hier ist
die beste Vorbedingung, um eine Art Neutralität
aufrechtzuerhalten." Cs habe sich darauf zwar, behaup-
tete Blum an dieser Stelle seiner Rede, ergeben, daß
während einer Zeitspanne, die die Regierung nicht ge-
wollt habe, deren Hände gcbunden gewesen seicn, während
andere hätten fortfahren können, dis Äufständischen mit
Waffen zu versehen. (!)

Nun habe ihn, Löon Blum, eine sehr starke Abord-
nung der Gewerkschaften gebetsn, eine Politik
zugunsten der Madrider Regierung einzu-
schlagen. Cs gebe aber seiner Auftaffung nach keinen ein-
zigen Beweis dafür, daß irgendeine Regierung seit der
Annahme dss Neutralitätsvorschlags ihr Wort gebrochen
habe.

Wenn man von ihm verlange, seinen bisherigen
Standpunkt und den der Regierung aufzugeben, so
antworte er heute: Rein.

Cr wünsche nicht, seine einmal gegebene Unterschrift zu
verraten, ohn« den Mut zu haben, ste einsach zurückzu-
ziehen.

Ministcrpräsid-nt

„Wir haben Freunde," so fugte der Nnmpe ^
hinzu, „die die Haltung der Regicrung ms > ^ gxde
zeichnen. Lr werde nicht zugeben, daß etwas d ^ „^ve
der französischcn Republik mindern konnte, uno e ^ ^ ^.
nichts versäumen, um die Sichsrhsrt ry. ^.„^nd°r
teidigung zu gewährleisten. Aber ern . f. zll °
Faktor der nationalen Chre sei der fri°.dlich ^ jn
des Landes. Frankreich werde die Sicheryen , ^s
qeqenseittgem Veistand und in der Abrüstuna N er

zur lehten Minute seiner Regicrungstätigkeit we'
aber alles tun, um einen Krieg zu v
der n." Festi-

„Ich weigere mich, am Frieden und «n ^

gunq dieses Friedens durch das franzoyschc
zweifeln. franzöfischen Ministcrprästde^M

wurde von den zahlreichen Zuhörern mit levyali"
stimmung aufgenommen. Die Menge sang mit e -
Faust die Internationale.

Dlums RĻe gebilligt.

Der Ministerrat hat die Rede, die Ministerpr „
dent Blum am Sonntag abend im Luna-Park geh^
hat, einstimmig gebilligt.

SlllMlMs Wt« BlM.

Di« marxistischen Metallarbeitergewerkschasten
sordern erneut Aufgabe der Nichteinmischungs'
polittk.

Paris, 8. September. (Cigene Funkmeldung )
der Pariser Arbeitsbörse sand am Montag abend
Versammlung der Vertreter der Metallarbei
gewerkschaften statt, die sich mit der Auswir" ^
der Sozialgesetze und besonders mit der Haltung
französischen Regierung gegenüber den Er
niffen in Spanien beschästigte. Die Gewerkschaft-^
treter sorderten erneut die sofortige Ausgad °
französischen Neutralitätspolitik und
sen, eine Abordnung zum Ministerpräsidenten M

Der marxisttsche Gewerkschaftsbund soll aufgeftrl'^
werden, seine Haltung in der Frage des sreien Wa
fenhandels mit Spanien noch einmal zu bestä
In einer Cntschließung wird zum Ausdruck gebrachtz
die Regierung bei der Aufhebung des
suhrverbots gegenüber Spanien auf die Unterstützung
300 000 Metallarbeiter rechnen könne. ^s

Ministerpräsident Leon Blum hatte im Lauf
Nachmittags eine Anterredung mit dem Generalsekre
der Koinmunistischsn Partei, Thorez, um ih" "
einmal die Haltung der Regierung au^'".
dcrzusetzen. Obgleich über diese Unterredung eine a
liche Verlautbarung nicht veröffentlicht wurde, 0 ^
man in sonst gut unterrichteten Kreisen zu wiffeN'
Blum an das Programm derVolksfro'
innert habe, dem sich neben dsn Kommunisten



eine

tek'

Wasfena"^'
von

martisttschen Gewerkschaften angeschloffen hätten^- - ^

daß
n t -r-
auck di-
ribgleich

beide nicht an der Regierung beteiligt seien.
eine oder andere dieser beiden Gruppen öffentlich

Mißbilligung über die von der Volksfrontregierung

ter sozialistischer Leitung durchgcsührte Politik zum ^
druck bringe, so werde die Regierung die notwen
gen Schlußfolgerungen ziehen. (!) .

Der Ministerpräsident soll in diesem ZusammenhaN^
die Absicht geäußert haben, die Kammer z"
außerordentlichen Sihung einzuberufen, damit sir
allein befugtes KoNtrollorgan Stellung nehmen könne-

187-s- Kllometer a-erwun-en!

Swßsrllm LWungm deuhKrr zrvvellnmlm«.

Frankfurt a. M.. 7. September. Als eine über-
ragende Leistung deutschsr Technik haben
sich die Daimler-Benz-Motoren des Luft-
schifts „Hindenburg" erwiesen, mit denen jetzt 167 000
Kilometer Fahrtstrecke mit sahrplanmäßiger Genauigkeit
zurückgelegt wurds, ohns daß ein einziger Motor aus-
gewechselt zu werden brauchte.

Disser große Crfolg deutscher Leistung wird beson-
ders deutlich, wenn man bedentt, daß die 167 000 Kilo-
meter einer vierfachen Crdumkreifung entsprechen. Dabei
hatte die Motorenkraft des Luftschiffs alle Unbilden des
Wettsrs zu überwinden und schwersten Stürmen zu
trohen. Das umfangreiche Fahrtenprogramm, bei dem
es oft nur wenige Stunden Landungsaufenthalt gab.

ließ dabei kaum Zeit, dis Motorsn einer arun , ^
Durchprüfung, geschweige denn einer ftebcryoiu
unterziehen. Die Nordatlantikfahrten des
„Hindenburg" sind mit erstaunlicher Regelmay ^ ^
durchgeführt worden, ohne daß sich auch nur an em
Motoren die geringste Panne eingestellt hättc. ,,her-
Dieser Crfolg fpricht für sich felbst und 'st rin
zeugsnder Beweis von dem hohcn 2V e r t ^
fcher Technik und dsn Leistungen des deutichi ßhben
arbsiters. Fünf von den sechs Luftschisimotoren o^^OO
weit über 1000 Vetriebsstunden, zwsi davon sog
Stunden hinter sich! „,wmot0'

Deutschem Werkmannsgeist ist in den 2°ppy^.^,rsff'
ren wieder ein hervorraqendsr Beweis für un>i ^^r-
liche Qualität, Wirtschaftlichkeit und vor allem -
lässigkeit zu verdanken.

Dic srmzöfisch-MnIscheii Adkonimc».

Ein Zwei-MMardenkredit.

Marschau, 7. Sept. Wie amtlich mitgeteilt wird,
wurden im Anschluß an das Festeffen, das Staatspräsi-
dent Lebrun in Rambouillet zu Chren von General
Rydz-Sigly gab, die Abkommen para-
phiert, die die technischen Cinzelheiten dsr Zusammen-
arbeit festlegen, durch die das französisch-polnische
Bündnis wieder belebt werden soll.

In sonst gut unterrichteten Kreisen crklärt man schon
jeht, daß das Hauptabkommen die Finanzie-
rung der polnischenRüstungen betreffe. Cs
handle sich, so schrcibt das „Ccho de Paris", um die Cr-
össnung eines 2-Milliardenkredits, der auf ungefähr fünf
Iahre verteilt werden soll und zur Veschaffung moder -
nen Kriegsmaterials bestimmt sei. Man sei
der Llnstcht gewesen, daß dieses Opfer genüge, um das
sranzösifche Bündnis wieder zu beleben. Dem
Bündnisvertrag selbst habe man nichts hinzugefügt und
auch keine neuen politischen Garantien
vereinbart.

Mosda« bei der Weit.

Rote Fahnen auf der Kathedrale von Nancy.

Paris, 7. Septembcr. Am Montag früh bot sich der
Bevölkerung von Nancy ein überraschendes Bild. Vom
Turm der Kathedrale wshten zwei große rote
Fahnen herab. Das gleiche Schauspiel hatte sich übri-
gens schon am 1. Mai ereignet. Lrft gegen 18 Uhr ge-
lang es einem Ingenieur, der Fachmann für Antennen-
anlagsn ist, dis beiden Fahnen heruntsrzuholen und an
ihre Stelle eine große Trikolore und eine Fahns in den
lothringischsn Farben zu hiffen. Dor der Kathedrale
hatte sich eine große Menschenmenge angesammelt,
die dem Ingenieur reichen Veifall spendete.

*

Die Michelin-Werke von Steikenden beseht.

Paris, 8. September. (Ciqene Funkmeldunq.) In
der großen Automobilbereisungsfabrik von Michelin
in Clermont-Ferrand trat am Montaq dis gesamte
Belegschaft in dsn Streik und besetzte die Be-
triebe. Den Anlaß zu diesem Streik gab eine Diszi-
plinarstrafe, die die Direktion geqen einen Arbei-
ter verhängt hatte. Der Arbeiter war weqen grober Be-
schimpfung eincs Vorgesetzten auf acht Tage ausgesperrt
worden. Sosort nach der Desetzung der Äctricbe wurde
dis rots Fahne an den Cingangstoren gehitzt.

Deiltsches Reiiff.

Der Diplomaten-Sonderzug zum Rcichspart
hsute Dienstag früh um 9.45 llhr am Anhalter -c
in Verlin abgefahren. Die Vertreter von 41 --

schen Staaten nehmen am Parteitaq teil. -nglsi^
Cnglische Iuristen in Dcrlin. Drcisi'a
Iuristen, die auf Cinladung des NS-Rechtsway ^^tasi
nach Dcutschland gekommcn warcn, wurden am ' ^ uv^
in Berlin vom Rcichsminister Dr. Frick rwp! ciuristt"
willkommen geheißen. Cr erklärte, die anglischcu^^^,^
würden in Deutschland Gelegenhcit haben, ^??./Hitlck-
Volkes unter dem Schuh der Regierung Uo > ^ hev-
kcnnen zü lerncn. Die englischen Iurftten 'f'dr a"«
tigen Dienstag nach München weiter und w ^gje-'
Nürnberg, Rothenburg, Frankfurt a. M
baden besuchsn.

Reue Schulen in den Grenzländern- ^ ficv

Vayreuth, 7. September. Am SonnMg^^'^^ säwb

dem ^Keits'
zu einsr

Rcichsw'N

geleiste-e

beit und' zu den künftigcn Äufgabsn des NSSV^ pur-b
hob dabei besonders die Stärkung der Gre i ^ m d
den Bau neuer Schulen in Schleli ^^uten
bayerischen Ostmark hervor, denen weitere
Ostpreußen und Sachsen solgen würden

VorlSnfiges Ergebnis des Gordon-Bemett"

„Velgica" an 1.. „Deutschland" an 3- La^

Warschau, 7. Sept. Langsam begmnt ^

im Gordon-Vennet-Wettbewerb zu klarsn.
die Landemeldung des zweiten polnisch° b°r°ftf,,-k
lonia 2„ eingegangen ist - der Dallon ist E.

1. Ssptember bei Tscharnosersk im Lenmst^^ tel°0^.

"N-rg°^ngcn, konnte aber^e^st am^ der^p „ß

im „Haus der deutschen Lrziehung" tn -cauvA-sih
liche Gauwalter dss NSLV. unter dem ^
Reichswalters Gauleiter Wächtler
taauna zusammen.

In der Vormittagssitzung gab dsr
grundsähliche Crklärunaen über die bishcr^^^

«ldunq geben —, fehst „jnimt aM

nische Vallon „L. O. P N-^Mann"^ ^cha«
er rn

den unbewohnten Tundren nordopnw

gelfk


metern^den erst'en Platz °in, vor „Zürich '

und „Warschcm^^^^x.

Zürich,,^

Kilometer, „Deuftchland" »no^ilometer,
meter. Dann solqen „Polonia 2 ' 400 ^ ,

sen", 1200 Kilometcr, „Maurice Mallot - ^ M K'i
„Augsburg", 930 Kilometer, und „-irur
meter.
 
Annotationen