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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Juli bis Dezember)

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„Heidelbsrger Neueste Nachnchten" — „Hekdekberger Anzeiger"

Dienslag, 8. September 1936

SeSe«

Lokal-Chronik.

Heidelberg. 8. Seplember 1S36.

»Billa Karla.-

^nne ein Häuschen im Grünen. eine
leick. ^tunde von der Stadl enifernt, das nichi so
seines gieichen haben wird. Es heißt ,Vilia
aew^» " liegt — man kann wohl so sagen —
!'""mizeu in einem richiigen Viüenvieriei, denn
»yebei stehen die Villen „Anna", „Loiie" und noch
ens,. wcjiere, deren Namen ich vergessen habe. Ganz
se^Uckend ist das Häuschen, und ebenso niediich smd
d--n Bewohner. Man kann auch „zieriich" sagen,
sasst^ ist kiein: die Villa ebonso wie die Jn-

Allerdings siud es nichi eiwa Menschen, sondern
si^ersch veinchen, r,jx hjxx wohnen, aber ihrer
sin>° ^'Eie. hnben oas zweistöckige Haus ganz für
Isy und dazu einen großen Garien oder Hof ais Aus-
^uf. Väier und Müiier und zahireiche Kinder ren-
da durcheinander. stcigen zum Oberstock hinauf,
.Mhlen iu ihrec Sireu, suchen eiwas zu nagen, schnup-
"i>i der Nase, daß die ganze Mundpariie sich
Ubewegi und wackcii, — ganz so, wie wir es von den
nverwandien Kaninchen kennen. (Die Meerschwein-
dea tvuroen baid nach der Enideckung Amerikas aus
- llen südlrcher Häifie nach Europa gebrachi und hie-
" Zuerst „indianische Kaninchen".)

Es ist ein bewegies Leben hier in Haus und Hof,
lluirli alles durchcinander in diesen vielleichi achi
zehn Famiiien, von denen jcde eine andere Farbe
baid weiß und geib, baid schwarz-weitz, oder weitz-
-wun und stanz weiß. Enizückend siehi auch die iang-
s?Nge braune Famiiie aus, die Aehnlichkeü hai mu
^einen Pekinghunden. Das Allerschönste aber stnd die
^Uuge'n. Wie ali sie sind, weiß ich nicht, — ich
j7me: ein paar Wochen; aber wenn sie über den Kies
es Hofes zu uns Zaungästen rennen, die wir aus
llls ^ seüsame Gewussei biickcn, dann siehi es aus,
°/.vb sie keine Beine, sondern R ä d e r häiien. Denn
sunichis von den kieinen Beinchen zu sehen, wenn
E laufen; sie scheinen richiig zu rollen.

diese „Villa Karia" stehi, wird man wissen
vllen. Sie ist leichi zu sinden, sie stehi im Tier-
8>.viien, gleich rechis um die Ecke. Wer sich zehn
»."UUien dori aufhäli, ob aii oder jung, er wird sein
Etgnügen haben! —

Mariii Geliurt.

Zum 8. Sepiember.

» . ^eises Herbstmahnen gehi durch das Land.
^tisam, vor wenigen Tagen noch brannte die Glui einer
Au»" Sonne auf die späisommeriich prangende Evde.
In(. - "m Abend biieb es iau und sornmerlich miid, wenn
'zi"M schon die Nacht über der Erde iag. Und jetzt
" .l'vs Moogens schon die dünnen Schleier ersier
sie r "l>er die Wiesen und Wäider und am Abend lagern
iw wieder über den Gefilden und veriropfen iangsam
vllinählich bunter werdenden Laub.

^ Mariä Geburil Siille Wehmut beschleicht uns. Mit
stzjMiNai spüren wir den Herbst. Cin kühies Lüftchen
b.E" mit den ersten fahlen Biäitern, die leise und unhör-
lg^von den Bäumen riesein. Jn schwellenden Trauben
bis letzte Reife. Jn den Gärien röien sich die
Allzu früh fälli der Abend herein. Jmmer siiller
l>Urc wstgesmüder wird die Vogelweli. „An Mariä Ge-
tzg Üiegen die Schwalben furi," sagi der Volksmund.
ben' lvmmi der Herbst. Fast ängstlich suchen wir nach
ichen, die das Spätjahr bereiis im Naiurbild ein-
hat.

gy,. Es werden noch helle schöne Tage kotnmen, wahrhafi
bmpENe Tage mit blauem, funkelndem Himmei über

Vb.

^bender Heide und mii einer güiigen, warmen Sonne

den Gärien, in denen die Farbenfeuer der Dahlien
^ Asiern iodern. Lind uttd miid, heiier und sonnig kön-
lich, Sepiembertage sein, aber alles ist berhaltene Fröh-
Noch .ist ,Ausgang und Uebergang. Wie lange

und die gazzze Natur liegt welk und tot.

25 3ahre „MSrzgarten".

28 Garten in der Märzgasse stehi jetzt
als kieine städiische Aniage der Oeffentlichkeit
H h,'uerfügung. Früher war er ein sehr iiefliegender
und Weingarten, der dann von seinem
thu l^r Stadt vermacht wuvde. Die Stadt benutzte
N x mngere Zeii als Abteilung der Stadtgäri-
l>>e u i ^ur Anzuchi von Pflanzen. Dann aber kam 1911
dlq^stUiwanhlung des Ludwigsplatzes (jetzt Universüäts-
.viyj- uiit der Tieferlegung des Kaiser-Wilhelm-Denk-
bey?. und nun wurden die Schuttmassen von dori gro-
s ? zur Auffüllung des Mävzgartens verwen-
llNßpEwuß auch dieser Garien auf Straßenhöhe kam. Da
de^E'vVm inzwischen die Stadigärtnerei genügend an-
Platz bekommen hatte, so wuvde nun aus dem
aijtz^ " an der Mävzgasse unter teilweiser Beibehaitung
Vty^. Bäume eine kieine öffentiiche Aniage ge-
erfos'' die immer stark besuchi ist. Vor einigen Jahren
»NchUie nochmals eine gärtnerische Umgestaitung, die
E>»e Vergrößerung des Kinderspielpiatzes bracht«.

Der nationalsozialiftische Mnsterbetrieb.

für diese Auszeichnuna.

neue Verordnung ües Führsrs über die

Die Voraussctzungen
Kejch^ie

ste^vvng von Betrisben 'ais

nationaisoziaiistrscher

Aus-

Mu-

"E>eb wird von der „Deuischen Ärbeitskorrespon
pll(j„ eingehend kommeniieri. Es werde in gewissen
künstig genügen, ansielle des saubersten Geschäfis-
Ut Kv hem interessierten Beobachter oder Kunden die
gehißte Äetriebssahne zu zeigen. Wenn sie das
»Nj, der Deutschen Arbeitsfront in Gold
v.ch glloldenen Fransen trage, wisse jeder, daß er
i?E!es v diese Firma verlassen könne. Denn
-Nh .Haus sei ein nationaisozialistischer Musterbetrieb
solcher Jnhaber der höchsien Ehrung, die für
^ben 'oeirisb im naiionalsozialistischen Deuischiand ver-
,, Zi wevden könne.

Rdoiijyrch nichts wevde die enge Verauickung der Sozi-
"VrchP mit der Wirtschaftspolitik besser bewiesen als
p>>e Lwse Verovdnunq. Es müsse in soichen Betrieben
Nqi^hnthese zwrschen Wirtschaft und so-
ü.» <>E m Leben gesunden worden sein, die dem Geist
Me "Echen Arbeitsfront entspricht. Auch dak eine
vrstkiassige soziaiistische Haitung ihren Nieder-
Aogar in der wirtschaftiichen Bilanz finde, sei
.»j^.leden Zweifel erhaben. .Auf die Dauer sei ein
^chaftiicher Äufst>eH überhaupt nicht denk-


vyne daß die soziaiistische Vollkommenheit ein eni-
-^„vndes Wori mitspreche. Dem deuischen Betriebs-
., <^!ei hier ein neues Hochziei gesteckt worden.

Kvrdp'E Anstrengungen wahrhaster Naiionaisoziaiisten
5uZ-„!> bon nun an dara-uf gerichiei ?e>n, -die ehrende
,,e><tsVchnung des Führers am Naiionalfeleriag des
!:>>< jjveii Volkes zu erringen. Es han-die stch dabei nicht
k?Nz >Nx einmalige, au-f ein ncrhes Ziei gerichiete Konk-ur-
„ c» >i, jondern die neue Aus-zeichnung verlange eine
Mei-?) S e, nachIassende Bemühung. . da sie
Nlliipivlls nicht erneuert werde. Sie sei d>e sozmüstische
vie jsder Betriebsführer und jedes Gesoigschasts-
aufzustellen habe.

Werbt für unstt Zheuttt!

sur Frage ber Matermieten.

Vcm Jniendani Kuri Eritch.

Jeder Zwang beim Theaterbcsuch ist von
Uebel, denn kein Genuß, auch kein Kunstgenuß, ist
vollweriig, wenn man sich ihm nichi frei und nur dem
inneron Bedürsnis heraus hingeben kann. Viele
Menschen sind geneigi, diese Taisache auf die Theaier-
mieien zu beziehen und sie daher abzulehnen. Sie
übersehen aber, daß eine Theaiermieie weniger ein sich
selbst auferlegier Zwang als die Regelung der Befrie-
digung eines Kuiiurbedürfnisses darstelli. Jch giaube,
wir alle habsn eingesehen, daß ohne gewisse Regeiung
sich unser Leben überhaupt nichi so gestaiici, wie wir
es wollen. Es gibi vieie Menschen, die gern das Thea-
ier besuchen und jedesmai, wenn sie eine Vorstellung
sahen, überaus befrredigl waren; die dann auch erkiä-
ren, daß sie sjch nun fest vorgenommen haben, viei
öfter ais bisher ins Theater zu kommon, die aber
irotzdem auch weüerhin höchst selien dori zu sehen sind,
obwohl sie maieriell dazu gui in der Lage wären. Man
höri sogar, daß die Beireffenden am Schiuß einer
Spieizeü äutzern, datz sie sich ärgern, von der Mög-
üchkeit des Theaterbesuchs keinen Gebrauch gemacht zu
haben. Wie kommt das? Nach dem Naiurgesetz der
Trägbeii erforderi der gelegeniliche Besuch einer Ver-
anstaltung jedesmai einen Enischluß. den zu fassen
man dann oft nichi die nötige Energie aufbringi und
so die beireffende Veranstalinng unbesuchi vorüber-
gchen iäßi. Hai man stch abcr durch eine Mieie
zum Theaierbesuch verpflichiei, dann gehöri schon eine
überdurchschniiüiche Träaheü oder aber eine außer-
ordoniüche Enischiußlostgkeii dazu, nichi ins Theaier
zu geben und seine Mieie verfallen zu iassen.

Man sage nichi, das seien Lächeriichkeüen, die
überhaupi nichi ins Gewichi fallcn. Ein kleiner Um-
stand, — schon beißi es: „Fch kann das Siück ja über-
morgen oder nächste Wocke auch noch sehen." Aber
übermorgen oder nächste Woche paßi es dann garnichi.
U'Nd die Gelegenheü ist verpaßt. Die Siamm-
Mieie ist hjer das noiwendiae Gegenge-
wichi, das uns davor bewahri, allzuleichi nachzu-
gcben. Man weitz: Miüwoch oder Dienstag oder
Freitag oder Donnersiag ist eben Theaterabend; da
treten dte Dinqe, die etnem sonst vielleicht abhalten
würden, garnichi erst in Erschemung; wenn doch eiwas
dazwischenkommi. so mutz es wenigstens die Mühe d«Z
Umtauschs der Tbeaierkarte wert sein, um vom Be-
such abzuhalien. Es ist unvorstellbar, daß dieser kieine
sich seibst auferlegie Regelungszwang semand
im Genutz eines Theaterabends bebindert. ?ca, mir
erscheint er fast als wertvollste 'Seiie der Siamm-
Mieie, ohne die anderen großcn Vorteile dabei über-
sehen zu wollon. Die Verbüiigiing des Bezugs
durch die Miete wird kaum jemand ais nachteiiig an-
sehen. Der feste Platz ist nicht zu unierschätzen, die
Bequemlichkeit in der Bezählung, die Tatsache, datz
man nur als Stamm-Mieter einen wirklichon Ueber-
blick über das Gesamtschaffen des Tbeaiers bekommi,
daß man als soicher zu den d.arstellenden Künstiern
ein ganz anderes Verhällnis hat als der Zufalls-Be-
sucher. daß der Stamm-Mieter in ganz besonderem
Maß die Aufmerksamkeü aller am Theaier Tätigen ge-
nietzt, — alles das si-nd Dinge, die stark für die Siamm-
Mieie sprechen.

Für diejenigen, denen es unmögüch ist, stch auf
einen bestimmten Abend der Woche festzuiegen, bietei
die Wahlmieie einen wertvollen Ersatz, der einen
großen Teil der Vorteile der Stammplatzmiete aufzu-
weisen hat; die Tatsache jedoch, daß die Wahlmieter,
sobaid es ihnen irgend möglich ist, zur Stammpiatz-
miete hinüberwechseln, ist ein Beweis dafür, daß der

Theaierfreund seibst die Stammieie aks angenehmer
empfindei.

Besonders Gescheiie erllären, daß ste erst ven Er-
foig eines Siücks abwarien wollen, bevor ste eine
Vorstellung besuchen. Jhnen stand srüher die Kaiego-
rie der sogenannien „Premiereniiger" gegenüber, aber
die gibi es heuie nichi mehr. Das hängi mü der
Wandiung der Emstellung zum Theaier zusammen:
frühcr war es in erster Linie Sensaiion, heuie ist es
Kuiiurbedürfnis.

Wenn es aiso nur die Kaiegorie der besonders
Gescheüen gäbe, wie sollie es überhaupi zum Er-
folg cines Siückes kommen? Vor einem schwachbe-
suchien Theaier kann es keinen Erfolg gebon. Auf
wessen Meinung wollen sich die Beireffenden also stüi-
zen, um zu eitischeiden, ob sie eine Vorstellung be-
suchen sollen oder nicht? Nur auf die Presse? Die
gehi in der Beurieilung oft ganz andere Wege als das
Publikum. Etwas Vertrauen zu der Spielplan-
gestaltung der Theaterleitu-ng mutz schon da sein. Und
isi das Derirauen da, — warum dann keine Siamm-
Mieie, ohne die jedes Kuüuriheater zum geistigen
und materiellen Hungertod verurteili ist?

Will ein Theaier aber aufbauen, so
mutz es alles daransetzen, den Kreis der Siamm-
Mieier ständig zu vergrötzern und auszu-
bauen. Die Siamm-Äieien sind der beste Gradmeffer
für die künstierische Gesamtieistu-ng eines Theaiers, sür
die ja nicht ein Zufallserfoig, sondern nur die Stetig-
keii der Leistungen maßgebend ist. Nur diese erzeugi
die notwendige Voraussetzung emer Miete, nämiich
das Vertrauen.

Seit dem Jahr 1933 hal das Städtische Theater
in Heideiberg eine überaus ersreuiiche Entwickiung ge-
nommen, und die Stammpiatzmieten smd zah-
lenmäßig ständig gewachsen. So brachte gieich
die erste Spieizeit eine Verdoppeiung der Zahi der Mie-
ier. Jm zweüen Jahr kamen weiiere 100 Mieier da-
zu, im driüen Jahr weiiere 200. Mii der wachsenden
Zahi der Siamm-Mieier konnte auch die Leistungs
fähigkeit des Theaiers wessniiich gestei
geri werden. Beirachien wir wiederum das Zah-
ienmätzig«; mehr Soiisten, der Chor wurde verstärkt,
eine Tanzgruppe neu aufgestellt und von Jahr zu
Jahr vergrößert, das technische Personal stark ver-
mehrt, wodurch die Ausstattungsmöglichkeiten ver-
bessert wurden.

Wir wollen aber und können auch nicht still-
stehen, denn Siillstand bedeutei Rückschriii, die
künstlerischen Anforderungen der Besucher aber wach-
son. Die festen Mieten müssen also weiter ausgebaut
werden. Zu diesem Zweck ruft das Theater seine bis-
herigeil Mieter auf: „Helft uns werben!"
Die persönliche Werbung ist die stärkste. Der Bekann-
tenkreis jedes einzelnen Theaterfreundes bietet ganz
andere Gelegenheiien zur Werbung, als ste dem Thea-
ter geboion sind, das sich steis nur an die Oeffenilich-
keit wenden kann. Das Theater will durch seine Lei-
stungen das Seinige dazu beitragen, die Werbungen
seiner Mieier und Freunde zu rechiferiigen. Der Dank
soll auch dadurch zum Ausdruck gebracht werden, daß
jedem Mieter, der einen neuen Mieter dem Theater
zuführt, zwei Gutscheine zur Verfügung gestelli
werden; wsr zwei neue Mieier w»bi, erhäü fünf Gui-
scheine, wer drei neue Mieter wirbt, erhäli zehn Gui-
scheine. Mii anderen Worien: für den ersten neuge-
worbenen Mieier gibi es zwei, für den zweiien drei
und für den driiten fünf Gutscheine, die gegen Ein-
triitskarten eingelöst werden konnon. Das Theater
hofft, dadurch noch einen besonderen Anreiz für die
Mietwerbung zu geben.

Sle Luftfabrt-Wanderschau ln der öarmonle".

Elne Ausstellung des Seutfchen LMportverbandes.

Gestern abend traf die Deuische Lufifahri-
Wanderschau in Heidelberg ein und hat ihr
Quartier in der „ Harmonie" bezogen, wo ste von
heuie bis einschließlich 10. September zu sehen sein
wird. Ein schmucker Kraftwagen mit Anhänger beher-
bergt auf der Reise von Ort zu Ort die zahlrcichen
Modelle, die einen interessanton Einblick gewähren
in die Eniwicklung der Fliegerei, vor
allem naiüriich der deutschen Fiiegerei. Die Wandcr-
schau unierstehi dem Lufifahriministerium und Wird
erläuieri von dem Kriegsfiieg-er M e i st e r k n e ch i,
einem alien, erprobien Füeger, der auch nach dem
Krieg der Fliegerci treu blieb und z. B. in über hun-
deri Werbeveranstaüungen mii dem Fallschirm abge-
sprungen ist.

Unier seiner sachknndigen Führuyg entsteht vor
dem Besuchcr cin lebendiges Bild von 40 Jahren
deuischcr Luftsahrt, veranschaulicht durch kleine Mo-
delle, von dcnen i»oes Zeugnis ablegt von stoizer
Pionierarbeii, von Wagemut und Einsatzbereitschaft
der deuischen Flteger. Aber sie berichien auch von den
Heideniaien unserer Kampffiieger, die — immer ein-
satzbereii — für ihr Vaieriand ihr Leben wagton. So
ist diese Schau eine Stätte der Erinnerung und zu-
gieich des stillen Gedenkens.

Die vier Gruppen der Schau führen uns
von den Anfängen der Fliegerei zu den Ma-
schinen des Kriegs, sie zeigen weiter die Sporiflug-
zeuge und die Verkehrsmaschinen bis zu dem berühm-
ten Blitzflugzeug He 111, das, im Jahr 1936 erbaut,
eine Durchschnütsgeschwindigkeit von 420 Kilometer
erreichi. Es ist ein weiier Weg bis zu diesem Expretz
der Luft und dennoch erscheini uns die Zeitspanne
außerordentlich kurz, in der er zurückgelegt wurde-
Mü Siaunen beirachien wir die Modelle der ersten
Gruppe, den Hängegleiter Lilienthals. mit dem dieser
Pionier der Lustsahrt im Jahr 18W lödlich verun-
glückte. Wie großartig mutei uns daneben der Drei-
decker, den Hans Grade 1908 baute, oder gar sein Em-
decker, mü dem er heute noch bei Veranstaltungen
fliegt. Wir sehen weiterhin ein Modell des Kanal-
überquerers Bleriot, können den Zweisitzer der Ge-
brüder Wright betrachien, die ihrerseüs auf Liiienthal
fußken.

Und dann kommen die Modelle der berühmten
Kampfflugzeuge eines Jmmelmann, eines
Boeicke und Richthofen, die Rumpiertaube, Fokker und
Albatros. Auch eine Nachbiidung von Richthofens
rotem Kampffiugzeug mü dem Eisernen Kreuz sehü
nicht. Obgieich der Versaillcr Verirag die dcutsche
Fiiegcrei vernichtet zu haben schien, waron die Piv-
niere des Flugsports doch weiter unermüdiich am

Werk. So sahen wir in d-er driiten Gruppe die Nach-
biidungen der verschiedenen Sporifiugzeuge,
sehen Junckers' Gwnzmeiallfiugzeuge oder die erste
Kicmm-Maschine, iernen die Messerschmiedmaschinen,
die Dornier-, die Fieseler- und die Heinkei-Flugzeuge
kennen. Die Curiiß-Howk-Maschine, die Ernst Udei
aus Amerika miibrachie, fehü auch nichi. Und schiieß-
lich kommen die grotzen Verkehrsslugzeuge an
die Reihe, der Dornier-Superwal, das Blitzfiugzeug
von Heinkei, die dreimoiorige Junckers Ju 52, die
Ju 86 mit den erston Schweröimotoren und die Hein-
kel He 111. Ais ietztes sehen wir die Modelle der ge-
bräuchiichsien Se g elfi ug z e u g e, darunier „Rhön-
Bussard" und „Rhön-Adier", und das einzige slie-
gende Modell, das ein vierzehnjähriger Junge er-
baute.

Es ist eine außerordentüch lehrreiche Schau, die
vor allem auch unsere Jugend begeistern wird. Sie er-
füllt u-ns mit Stoiz über die Leistungen der deutschen
Fiiegerei, aber auch mii Dankbarkeii gegen diejenigen,
die ihr neuen Ruhm verschaffen. So fehlen denn
nicht die Biider des Führers und des Generais
Göring, nicht die der abgestürzten Kampfsiieger. Wir-
kungsvoll ergänzt wird die Schau durch einen mehr-
mals iägüch laufonden Film von der Deutschen Lufi-
fahri.

Zum Weinfest in der Stadthalle.

Am Samsiag, den 19. Scptember.

Bunie Plakate werden in den nächsten Tagen von
-den Anschlagsäuien für das grotze Weinfest der
NS-Gemeinschaft „Kraft durch Freude" am
16. September eindringüch werben. Zur Erösfnung der
Weinwerbewoche wird dieses Fest in sämtlichen Rä-umen
der Stadthalle durchgeführt. Aber nichi n-ur die fröhlichen
Weisen der vier Tanzkapellen und die ausgswählie Reihe
von Borivagskün-stlern werden für Stimmung sorgen,
sondern die Erzeugung der Stimm-ung Aeibi vor allen
Dingen dem Paienwein aus E^chstetten am
Kaiserstuhl vorbehaüen. „Es iiegt, ich sehs dem
Bevge an, ein guier Tropfen drin!" So könnte man
singen, wenn man Lie sonnigen Reberchügel im Kaiser-
stuhigebiet em-porsteigt. Es ist fürwahr „a-usgefangener
Sonnenschein", den wir in HeideMerg uns in diesem
Jaihr vom Kaiserstuhi verschrioben haben. Auf den Ver-
such kommt es an.

Die erste Möglichkeit, den vie-Igepriesenen Patenwein
der StadtHeideiberg z-u probieren, bietei sich bei dem gro-
ßen Weinsest am 19. September in der Stadthalle. Da-
rurn gehört heute schon in den Vormerk-Kalender: Am 16.
September ireffen wir uns alle in der Siadthalle. Es
ist a-uch der Treffpunkt aller KdF-Urlauber.

Das Ende der altes BolksfchaüefEs.

Die ueuen ab 1937 einheitiich, aber mit HeimatteL

Nach den Anordnungen des Reichserziehuntzs-
ministers müssen vom Schuljahrsbeginn 1S37 an alle
Schüier des zweiten Schuijahrs im Befitz
des neuen Volksschuiiesebuchs sein. Auch
mit der Einführung des Lesebuchs sür das dritte
und vierte Schuljahr ist zum Schuijahrsbeginn
1937 zu rechnen, so daß dann einschiietziich des Lese-
buchs für das fünste und sechste Schuijahr drei
Bände des neuen Lesebuchs zur Verfügung stehen.
Somit werden am Schluß des iaufenden Schuijahrs
die alten, die polüische Zerspiitierung widerspiegein-
don Lesebücher endgüitig verschwinden. An die Stelle
von über 100 Lesebuchwerken mit über 300 verschiede-
nen Bänden ist ein einziges Reichsvolksschullesebuch
getreten.

Wie Oberregierungsrat Dr. Galandi vom Reichs-
erziehungsministerium im deuischen Schulverwal-
iungsarchiv darüber im emzelnen ausführt, stimmt
der Jnhali des Lesebuchs zum überwiegenden Teil im
ganzen Reichsgebiet überein. Nur ein kleiner
Teil wird mü heimatlichen Stoffen den
Eigenarien der deuischen Siämme Rechnung iragen.
Zu diesem Zweck sind 22 sogenannie Lesebuch-
landschafien abgegrenzi worden. Der Jah-
resumsatz an Volksschuüesebüchern beträgt nach stati-
stischen Erhebungen vier bis fünf Millionen Mark.

Um bei der Neuregelung die Gefahr einer wiri-
schafilichen Erschüiierung und Verschiebung des Ar-
beiiseinsatzes zu vermeiden, hai das Reichserziehungs-
ministerium nebon der inhalüichen auch die wirtschaft-
liche Planung des Reichsvolksschullesebuchs in die
Hand genommen. Rund vierzig Verlagsge-
schäfte wurden auf diese Weise an der Herausgabe
des Lesebuchs beieiligt, wobei jedem Verleger ein be-
stimmtes Absatzgebiet zugewiesen wird. Um
eine Monopolisierimg zu verhindern, wird der Veriraz
mii jedem Verleger nur auf die Dauer von vie r
Jahren abgeschlossen.


icsuksn Sis prsiscvsrt

bs, Oo^ulal^sok

23 s

»Latzt uns finge« und ftShlich sein..

BolkSlledersinge« om kommende« SamStag.

Unter diesem Leitsvruch stohi das öffentlich«
Liedersingen der RS-Gomeinschafi „Kraft
L-urch Freude". A-uch iu Heiidelberg erfroueu sich die
öffeutlichen Liodersingen schon einer grotzen Beliebtheit.
Es wnrden sogar Stimmen ia-ut, die die kurze Pause seit
dym ietzten Liodersingen auf dem Universitätspiatz zu
lang empfanden. Das nächste Liedersingen findet am
Samstag, den 12. Septem-ber, abends 20 Uhr auf dem
Universitätspiatz (bei schlechier Wüierung in der Auia der
Neuen Universiiät) statt.

„Betriebsgemelnschaftsmittel", statt Ardeitgeber-
darlehen.

Zu den Aufgaben der Betriebsgemeinschafi gehöri
neueMngs auch die Besserung der Wohnnngs-
unid L eb e n sv e rh ä i i n i s s e der Gefoigschafis-
miigiieder, wobei das Heim-stättenamt der DAF die
Führung übernommen hat. Auch die deuische Jndustrie
öai über üie Arbeiisgemeinschaft zur Förderung des Ar-
beiierwohnstättenbaues bereiis erhebsiche Miüel für die-
sen Zweck bereiigestelli. der Deuischen Siedlung vcr-
tr>ü.der Refereni des Reichsheimitäüenamies. Oüo Wei-
zel, in diesem Zusammenhang die Forderung, diese Dar-
lehen künfiig Beiriebsgemeinschafismüiel zu nennen.

Wenn der Beiriebsführer Darieheri oder Zu-
schüffe für Sie-diungs- undWohnungsbau-
ten bereitstelle, so sei das im allgemeinen nur mögsich
aus den vom Betrieb und damit von der Beiriebsgomein-
schafi erzieüen Ueberschüssen oder Rücklagen.
Es ontspreche deshaib nichi dem Geisi naiiona-isoziaiffii-
scher Gesinnung, die der Gofoigschast zur Verfügung ge-
stellien Miitei als Axbeitgeberdarishen zu bszeichnen. ^n
den seiiesten Fällen werde wohi der Arbeiigeber in
Schmäierung seiner privaien Einnahmen die Mitiei ge-
währen. Es handle sich hier um eine soziallffiische Lei-
stung der Gemeinschafi unü in dieser Forderung erfülle
sich auch ein Programmpunki dex NSDAP aus Beiei-
ligung des Arbeiters am Betrieb.

Erleichterun-en in der Kurzardeitersörforge.

Durch eine neue Bcrordnung.

Die K u rza rb e i tersür sorg e fft durch den
Prasrdenten der Reichsarfftait sür Arbeitsvermittiung und
Axberts-iosenversicherung neu geregeii wovden. Dabei
Meben sichwesentiiche Erleichierungen im
Bezug der Kurzarbeitersürsorge. Auch die Ünterstut-
zu-ngslefftungen, die die Reichsanstait qewährt, sind teff-
weise erhebüch erhöhi, msb-esondere für kinderreiche Ka-
miiien.

Die Erieichterungen beruhen vor allem darin, daß die
Betriebe nach der neuen Verordnung auch in Üer all-
gemeinen Kuvzarbeiter-Unierstützung keine Warte-
zeit mehr zurückzuiegen brauchen, bevor Kurzarbeiier-
fürsorge gezahlt wird. Auch bei einer Unierbrechung der
Unterstützun« wivd keine Wartezeü mshr aufsriegt.

Außerdem brauchen die Beiriebe bei Kurzarbeit kei-
nen A.rbeitspian mehr beffn Arbeitsamt einzurei-
chen, wie dies in tzer allgemeinen Kur-zarbeiterunier-
stützung ersorderlich war: ste können aiso ihre Arbeits-
einteiiuna den leweiligen Bedürfniffen besser und schnel-
ier anpassen als bis ietzi. Der Uebergang von der Ün-
terstützungswoche aus die Beiieiwoche wirkt in
gleicher Richtung: er -bedeutet außevdem eine Verwai-
iungsveremfachung. In der verstärkien Kurzarbeiier-
untepstützung waren diese Erleichterungen schon bisher
zugestanden worden.

Zur Höhe der Unterstützungsleistungen fft zu bemer-
ken, oaß die allgemeine Kurzarbeiterunterstützung nun
auch fur füns, sieben, neun und els Ausfalltage in
-der Bettelwoche gezahit wivd.

- An der verstärkten Kurzarbeiterunterstützung ergibt
stch die Erhöhung der Lefftunyen ohne weiteres daraus,
daß bei ents-prechendem Arbeitsaussall der Lohn nicht
mehr wie bisher nur bis 72 Arbeitsstunden, sondern jetzt
brs zu80 Arbeitsstunden in der Beiteiwoche aus-
egiichen wird. Ei.ne soziaie Stafseiung n-cich -er Zahl
er. Famisienangshorigen wird dabei ausrechterhalten.
Beibehaüen ist ferner die Bestimmung, daß verstärkte
Kurzarbeiterunievstützung nur in den gewerblichen De-
trieben bezahii werden darf. deren Gewerbegruppe zu
dieser Unierstutzung vom Präsidenien der Reichsansioli
besonders zugeiaffen fft.

Es fft anzunehmen, daß die Kurzarbeitersüvsorge «m
vermchrien Maß dazu beiirägt, üen Gedanken der
Betriebsverbundenheit zu stärken: diss ist
nach den Emgangsworien der Berordnuna auch ihr be-
on.derer Zweck. Die neue Vevovdnung jst im Deuischen
Reichsanzeiger Nr. 208 vom 7. September 1936 verkündet
worden.

—* Der Temperaiursturz der letzten Tage macht
ich wenig angenehm fühlbar, zumai er gieich gewaltig
einsetzte. Wir hatten gegen End« der vergangenen
Woche noch Tage mit 28 Grad Tagestemperatur, chso
beinahe tropische Tage im Si-nn der Wettermeffung;

»-O' - frau z»mmemann - Ae nennen es LeitnnsslvalVer...

sagt l)r. Weigt. Aber dieses Wasser ist
meistens leider viel zu hart, um eine
schaumkräftige Waschlauge zu geben.
Das beste Waschmittel verliert darin
an WLrkung.

Weich wie Regenwaffer wird Vrunnen-

und Leitungswaffer, wenn man einige
Handvoll Henko Bleichsoda darin ver-
rührt. Aber achten Sie auf eins: Das
Waffer braucht eine Viertelstunde, um
richtig weich zu werden. Dann erst die
Waschlauge bereiten.

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