Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Juli bis Dezember)

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.9513#0986

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Nr. 223

Seite 8

Fernsprecher°S.°A. 7351—53.

„Heidelberger Neueste Nachrichten" — „Heivelberger Anzeiger"

Mittwoch. 23. September 1936

Saöen, tzesten, Saarpfalz.

Vluttat in Ladenvnlij.

Den Bruder im Streit erschossen.

Ladenburg, 22. Sepr. Hier hat am Montag
der 24 Jahre alle Hans Fuchs seinen 27jähri-
gen Bruder Karl Fuchs im Verlauf eines Streits
durch cinen Schutz, der Lunge und Herz tras, töd -
lich verletzt. Der ältere Bruder starb alsbald
in der Heidelberger Klinik. Hans Fuchs stellte sich den
Behördcn und wurdc ins Mannhcimer Gesängnis ein
gcliefcrt.

Die schwere Bluttat, die sich im Gasthaus „Zum
Löwen" abspielte, ist auf F a m i l i e n z w i st i g t c i -
ten zurückzuführen, die die beiden jungen Lcute im-
mer mehr entzweiten. Bereits am Sonntag war es
zwischcn den Brüdern zu cinem Zusammenstotz ge
kommen, der abcr keine weiteren Folgen hatte. Als
der Streit am Montag mittag aus geringfügiger Ur-
sache wicder aufflackerte — das Motorrad des
Täters stand seinem Bruder bei der Arbeit hin-
dernd im Weg — nahm das Verhängnis rasch sci-
nen Lauf. Es kam wiedcr zu einem erregten Wort-
wechsel, in dessen Verlauf sich Hans Fuchs mit einem
Tranchiermesser bewaffnete, was scinen Bru-
der veranlatzte, vom Speicher ein Stuhlbein her-
unterzuholen. Jnzwischen nahm Hans Fuchs in seinem
Zimmcr eine Pistole an sich und bcgab sich an das
Gangfcnster im zweiten Stoüwerk. Als der im Hof
stehende Bruder mitBriketts nach ihmwarf,
seuerte er einen Schutz ab. Die Kugel tras Rarl
Fuchs am obercn rcchten Schulterblatt und trat unter-
halb der Rippen wieder aus. Der Schwerverletzte
wurdc sofort ins Krankenhaus nach Hcidelberg ver
bracht, wo er eine Stunde später starb.
stellte sich selbst der Gendarmerie. i
geistig etwas zurückgeblieben.

Die Familie hat schon zwei Söhne im jugendlichen
Alter verloren; der eine schied freiwillig aus dcm Le-
ben, der andere fiel von der Scheune und starb an den
Folgen. Der Vater ist bereits vor einigen Jahren ge-
storben.


Der Täter
Getötete war

Wildgewordenes Rind rast in den 5riedhos.

Zerstörungen in einer Bildhauerei. — Durch
zwei Schüsse gctötet.

Mannheim. 22. Sept. Beim Transport emes
1^4 Jahre alten Rindes vom Stadtiichen schlachthot
ritz sich dieses von dem mit dem Transport 'beauftragten
Viehtreiber auf der Kronpriuzenstratzc los und sprang
in Richtung des Städt. Friedhofes. Jn der Ehelmsstrahe
rannte das inzwischen völlig wild g ew or d e n e T ie r
in das Anwesen einer B i l dh a u e r e i, wo es sunf Grab-
steine umwarf und diese beschädigte. Von hier aus setzte
es seinen Weg nach dem Hauptfriedhof fort, wo es
von einem Polizeibeamten eingefangen und semem
Treiber »ergeben wurde. Das Lier war ledoch ,o wstd,
dah es sich nochmals losritz und durch den ^riedhof
rannte. Jn der nördlichen Friedhofecke wurde es von 'dem
Polizeibeamten wiederum eingeholt und, um weiteren
Personal- und Sachschaden zu vesthindern, durch z w e i
Schüfse aus der Dienstpistole g e t ö t e t. Per>onen
wurden bei dem ganzen Vorfall glücklicherweise nicht ver-
letzt, jedoch sammelte sich eine grötzere Menschenmengc
auf dem zu dieser Zeit gut besuchten Friedhof an. Der
in der Bildhauerei entstandene «achschaden dürfte emige
hundert Mark 'betragen, während auf dem Frtedhof nur
geringer Sachschäden entstanden ist.

DAF-Illgendreserelitilinell tagen.

Karlsruhe, 22. Sept. Am Wochenend fand in
Karlsruhe eine Schulung sür die Kreisjugend-
sachbcarbeiterinnen der Reichsbetriebs-
gemeinschast Eisen und Metall in der
DAF Gau Baden statt.

Die Schulung brachte Referate der Reichsreferen-
tin Dora Musewald und der Gaujugendsachbear-
beiterin über die weibliche Arbeitskraft in den Metall-
betrieben, über Reichsberufswetttamps, zusätzliche Be-
russschulu-ng, Betriebsheimabende und praktische Be-
triebsarbeit und gab dadurch den neu eingesetzten
Kreisjugendsachbearbeiterinnen wertvolle Anregung
sür ihre kommende Arbeit.

Der Sonntagmorqen begann mit einer schlichten
Morgenfeier, die unter dem Gedanken stand:
„Wir stnd eine Gemeinschaft der Tat." Gaujugend-
walter Pg. Friderich vertiefte diesen Gedanken
durch seinen Vortrag über „Sozialismus", der keine
großen Worte verträgt, sondern gelebt werden muß
und unseren vollen Einsatz erfordert.

Bor 15 Iahren: Das Oppauer UnglM.

Ein trauriger Gedcnktag jährt sich.

Oppau, 21. Sept. Am Sonntag sährte sich die^furcht-
bare Erplosion in der Anilin- und Soda-
fabrik zum 15. Mal. Am 21. September 1621, vor-
mittags geaen 7,M Uhr, geschah das schreckliche Ungluck,
das ü'ber 500 Todesopfer fordcrte. Die Detonation
hörte man viele Kilometer weit. Ein grotzer Teil der Fa-
brik wuvde zerstört, ebenso eine Anzahl Göbaude im be-
nachbarten Oppau. Die Zerstörung von Fenstericheiben
urkd anderem erstreckte sich aber nach allen ^erten auf
mehr als dreikia Kilometer, so u. a. auch bis Heidelberg.

Der Reichsarbeitsdienst ehrt Carl Benz.

Kammcrforst bei Bruchsal, 22. Sept. Jm Lager
„Kammerforst" des R e i ch s a rh e i t s d i e n st e s fand
am Sonntag die feierliche Enthüllung eines
Ebrenmals für den arotzen Erfmder Carl Benz
statt, dcssen Ehrennamen die Abteilung trägt. Zu der
schlichten Feier waren auch die Witwe des Autopioniers

Der deutsche Pattikalarismus.

Ein Vortrag von Profcssor Rörig lBerlini
auf der Karlsruher Historikertagung.
Karlsruhe. 22. Sept. Die Tagung des Gesnmtverems
Üer deutschen G e s ch i ch t s - u n d 2lll t e r t u m s e
eine in Karlsrube wurde am DienSMg Mit ei
zweiten öfsentlichen Sitzung fortgoietzt. Zu Beginn
der Vorsitzende Universitatsprof. Prorektor Dr. S o p
iBerlin, öas Antworttetegramm des rs u h r e r s. Las n
stürmischem Beifall aufgenommen.wuvde -

Dann nahm Univerntatsprofenor sritz R o r i,g i-oe
lins oas Wort zu seinem Vortrag uber: '.Uriacueu
und Äuswirkungen öes deutichen Parti r
larismus". Verfuche. den Partitularismus aus oer
Pflege der Stammeseigenart. aus geographiichen Voraus
setzungen oder einer bestimmten unaibänderlichen deuUcyeu

i schö-
iskraft

Der Tossenheimer H o l z a p f e l ta n z ist ein , ,
ner, alter K i r chw e i h b r a u ch, der seine Lebenskraft
auch in diesem Jähr wieder bewies. Der Platz, an der er
sich traditionellerweise äbspielt, die Mühlbrücke, war am
Sonntag schon lange vor Beginn derartig 'besetzt, dah
man fürchten mußte, es bliebe für -die Veranstaltung
selbst kein stiaum mehr. Gegen Uhr traf dann der Zug
der Holzapseltänzer mit den Tänzerinnen und mit der
Musikkapelle an der Spitze an der Mühkbrücke ein. Die
Tänzer trugen die alte Tracht: Langschäfter, rote Weste,
schwarze Hose, dazu kurzen schwarzen Kittel unü Dreispitz
als Kopfbedeckung. Die Veranstaltung wurde eingeleitet
mit einer launigen Rede des Ortsvertreters, der den Zu-
hörern alle Ereignisse bedeutender Art vortrug, die sich

lAusn.: Moser.s

im Lauf des Fahres zugetragen hattsn. Der Tanz, der
dann aufgeführt wurde, erhielt viel Beifall unö wurd«
lebhaft 'bewun'dert. Dem Paar Hans GauS —Luise
Schröder fiel däbei der Preis zu. ein schöner Hammel,
der ihnen freudige Gratulationen ein'brachte.

Am Sonntag äbend fand dann ebenfalls auf der
Mühlbrücke, das Banngieidgericht statt, bei dem
die Bannweidbuben ü'ber die im Lauf des Jahres vor-
gekommenen Vergehen zu Gericht saßen. Auch dieser
Brauch war wieder eine Ouelle unbekümmerten Humors
und er half mit, zusammen mit dem reizenden Holzapfel-
tanz der Dossenheimer Kerwe ein besonderes Gejiräge
zu ge'ben und diefon festlichen Sonntag zu einem in jeder
Weise gelungenen Feiertag zu machen.

SKullinsötaglmg der ba-tschen Sbftbauem in Mötoch.

Ser babische Sbstbau an eriler Stelle lm Reich.

Wiesloch, 22, September. Am Montag und Dienstag
fand in der Festhalle in Wtesloch zum „Erbprinzen" von
der Landesbauernschaft Baden eine O b st -
bauliche Schulungstagung statt Den Vorsitz
führte Hauptabteilungsleiter 2, Schmitt lKarlsruhe).
Nachdem er die Grütze der badischen Bauernschaft über-
bracht hatte, begrützte er den Vertreter des Reichsnähr-
standes, die zahlreichen Bezirksvorsitzenden, 12» Teilneb-
mer aus ganz Baden und die übrigen Gäste.

Die schlechte Obsternte dieses Fähres, so führte er
aus, erfordere eine dringende Beratung. Man müsse alles
tun für den badischen Obstbau, der an erster
Stelle des Reiches steht. Gerade der Obstbau ist sür
den Kleinbesitzer auf eigener Scholle ein wichtiger Ernä-
rungszweig. Nachdem er auf die Abänderung des Namens
in Gartenbauverein (Fachgruppe Obstbau) hinge-
wiesen hatte, gaü er Obstbaurat B ! aser (Karlsruhe) das
Wort. Dieser legte in einem ausführlichen Reserat

Zwcck und Ziel des Gartenbauvereins

dar. Vor 40 Fahren gegründet hat sich der Obstbau als
sehr wertvoll gezeigt. Obstbau fördern. heitzt Volkswohl
heben. Mit der Aufhebung der Viclzahl der Vereine war
auch eine Neuorganisation notwendig. Jn den ledten
drei Jahren habe stch die Mitgliederzahl von 28 500 auf
40 600 gesteigert. Man ist eifrig bemüht, bis zum ersten
Januar die neuen Satzungen herauszubringen. Auch das
Halten der Fachzeitschrift für Fortütldung sei notwendig.
Die Versorgung der Famitien mit heimischen Erzeugnissen
(Eigenversorgung) wird die Liebe zur Heimat und Scholle
fördern. Es ist keine Privataufgabe, sondern Staatsauf-
gabe, mit der der Gartenbauverein beauftragt ist. Die
Äersammlungen finden viermal iährlich statt. Grotzen
Baumzahlen in Baden stehen dieses Iahr noch grötzere
Bedarfslücken an Obst entgegen. Durch bessere Pflege und
Schädlingsbekämpfung soll die Obsternte wesentlich ge-
steigert werden. Mit Dank an die bisber geleistcte Arbeit
und der Auffovderung zur weiteren Mitarbeit schlotz der
Redner seine Ausführungen.

Geschäftsführer Frick (Karlsruhe) erläuterte nun

die Regelung ver Absatzfrage.

Das Marktschutzgesetz habe sich in Mittel- und Oberbaden,
besonders oiber an der Bergstratze, als sehr zweüSiniiich
erwiesen. Weinheim und Handschuhshcim. die als geschlos-
senes Anbaugebiet erklürt wurden, seien geradezu niuster-
gültig, Im übrigen Land hat man bis jetzt kleinere und
grötzere Märkte zusarnmengeschlossen und ihre Einheit in
20 Erzeugungsgrotzmärkten geregelt, Preisschwankungen
und Preisschleuderungen. die sich einschlichen, konnten nur
durch Zusammenarbeit von Erzeuger, Händler und Ber-
braucher wiederum durch 'die neue Marktordnung geregelt
weden.

Um acht Uhr abends fanden sich die Teilnehmer wie
derum im Erbprinzensaal ein, wo die offizielle Begrü
tzung durch die Vertreter der Stadtgemeinde Wiesloch
(Landrat Schäfer und Bürgermeister B e n d e r> stattfand.

Am Dienstag vormittag begann die eigentliche fach-
liche Schulung, die eingeleitet wurde durch ein Referat
von Dr. Käs (Karlsruhe) über die Kaltlagerung von
Tafeläpfeln. Ueber Bekämpfung der Friihjahrsfröste
sprach Dr. K e tz l e r, Trier (Reichsamt für Wettcrdienst).
Während man früher nach dem alten Satz verfahren ist:
„Auf jeden leeren Raum Pflanz einen Baum", spielen
heute beim EdelMtbaum Bödenbeschafferiheit und klima-
tische Verhältnisse eine grotze Rolle. Die neuen Erfah
rungen auf dem Gebiet der obstbaulichen Schädlingsbe
kämpfung zeigte in Wort und Bild Dr. Kotte (Augusten
berg), während Kreislandwirtschaftsrat Brucker (Hei-
delberg) die Bekämpfung durch Blauspritzung erörterte.

Am Nachmittag folgte eine Besichtigung 'der
Obstanlagen der Heil- u. Pflegeanstalt Wiesloch, in der sich
die Spritzversuche sehr gut bewäbrt haben Einer Besich-
tigung der Obstausstellung im Anstaltsfestsaal folgte ein
Vortrag über „Oüstbau und Obstverwertung in der Heil-
und Pflegeanstalt" durch Anstaltsdirektor Dr. M ö ck e l.
Dann schlotz der Landesvorsitzende Schmitt mit einem
herzlichen Dank an Redner und Teilnehmer, s Vvie einem
Sieg-Heil auf den Führer die Tagung. Anschlietzend fand
noch eine Führung durch die Anstalt statt.

und die beiden söhne Eugen unü Richard erschienen,
außerdem Direktor Woellcke von den Daimler-Benz-Wer-
ken, Der Lagerführer Oberfeldmeister Müller hielt -die
Weihersde. Die Feierstunde wurde durch Weisen der Werk-
kapelle der Daimler°Benz AG verschönt.

75 Iahre Turn- und S-ortverein Sinsheim.

Sinshcim, 22. Sept. Der Turn- und
Sportverein 1861 leitete sein 7Sjähriges
Jubiläum bereits am vorletzten Sonntag mit
sportlichen Wettkämpsen ein. Die eigentliche Festseier
crfolgtc jedoch am Samstag abend im Stadtparksaal.
Nach cinem von Rudolf Schröder gesprochcnen
Festvorspruch wnrde in einem chorischen Weihe-
spiel der nationale Durchbruch vor Augen geführt.
Vereinsführer Studienrat Heitz ging in seiner Fest-
ansprache auf die Geschichte des Vercins ein, dessen Ent-
wicklung m seinen Grundzügen doch stets anfwärts
gezeigt hat. Bürgermeister Rieg übermittelte die
Glückwünsche der Stadtgemeinde und gab die Versiche-

Stto SLLrrsLIsi?.

Jn Forbach im Murgtal wurde Otto Schlietz-
ler am 16. Oktober 1885 geboren, wo sein Vater als
Bauunternehmer damals gerade die Kirche baute. Schon
mit 14 Jahren kam er in die keramische Werkstatt Nerbel
in Mosbach, die er 1S02 mit der Karlsruher Kunstgewerbe-
schule vertauschte. Also ausgerüstet mit der soliden Grund-
lage eines gediegenen handwerklichen Könnens bezog der
junge Bildhauer dann im Jahr 1S05 die Karlsruher
Kunstakademie als Meisterschüler von Professor Hermann
V 0 lz und blieb hier bis 1912. Studienreisen in Jtalien

— Ritkämpfer im Weltkrieg vom Beginn bis zum Ends

— das sind die weiteren Etappen im äutzeren Lebenslauf
des Künstlers, der sich dann in dis Stille Schwetzin -
gens zurückzog, um hier ganz semer Kunst zu leben.
Mehr und mehr dstang sein Schaffen'nun auch an die Oef-
fentlichkeit, fand seine verdiente Anerkennung (u. a. Gol-
dene Medaille auf der Düsseldorfer Kunstarsstellung 1928)
und führte ihn schließlich wieder an die Hochschule
der bildenden Künstein Karlsruhe, wo er
nun seit 1933 als Lehrer tätig ist.

Schlietzlers künstlerischer Entwicklungsgang zeichnet
sich durch seine vollkoMrnene Geradlinigkeit aus. Es gibt
bei ihm kein Abirren, kein Zugeständnis an irgendeine Ge-
schmacksrichtung. Wir haben in Heidelberg das Glück ge-
habt, ihn in regelmätzigen Abständen in iden Ausstellungen
des Kunstvereins zu sehen und immer wieder war es das
Gleiche, das uns an den Plastiken Schlietzlers auffiel: die
Ruhe und Geschlossenheit der Formen, die fast klassisch zu
nennende Abgewogenheit, diebei aller autzeren Glätte doch
stark verinnerlicht ist Die Seele spricht aus allen seinen
Schöpfungen und die Natur in ihrer äbsoluten Reinheit.
Jm Porträt schwingt das Persönliche ebenso wie das All-
gemeingültige. So bekommt Schlietzlers Kunst etwas
Zeitloses, weil sie das Leben schlechkhm widerspiegelt.
Die grotze Relief-Plastik im Zuschauerraum des Heidel-

berger Theaters und der Adler am Heidelber-
ger Saar-Denkmal sind Arbeiten seiner Hand.

Or. VV. 8ck.

Am 4. Juli 1877 wurde zu St e i n e n im Badischen
Wiesental Hans Adolf Bühler als Sohn einer bäuer-
lichen Familie geboren. Weil er schon frühzeitig Geschick
zum Zeichnen bewies, gab man ihn zu einem Maler und
Anstreicher in die Lehre, bis er — nachdem er vorher die
Knnstgewerbeschule besucht hatte — im Jahr 1898 die
Karlsruher Kunstakademie bezog. Hier war er in der
Hauptsache Meisterschüler von Hans Thoma, fand aber
auch starke Anregungen auf seinen Reisen in Jtalien an
den Werken Signorellis und Michelangelos. Daneben
aber waren es Vornehmlich die Dramatik Grünewalds und
die Feierlichkeit von Hans Baldung Grien, die ihn immer
wieder anzogen, wozu schlietzlich noch von neueren Mei-
stern der Karlsruhex Schmid-Reutte und der Schweizer
Hodler traten. Selbst die französischen Jmpressionisten
dürften nicht ohne Einflutz auf ihn geblieben sein,

So sind die Einflüsse, die von autzen her kamen, man-
nigfacher Art. Und dennoch haben sie alle zusammenge-
wirkt, um eme wirkliche Künstlerpersönlichkeit von aus-
geprägter Eigenart zu schaffen. Bühlers Malerei hat
stets den Zug ins Grotze, ins Monumentale, aber auch ins
Phlosophisch-Mhtische. Die reine Landschaft ist verhältnis-
mätzig selten bei ihm, mehr noch fesselt ihn der Mensch,
für den die Landschaft nur den Rahmen bildet. Es liegt
eino grotze Feierlichkeit und Herbheit in diesen Werken,
in denen niemals einer Mode gehuldigt wurde. Es kommt
Bühler fast nur auf die Konzentration des Ausdruckes an,
dem sich Form und Farbe unterzuordnen haben. Für die
Halle der Freiburger Universität schuf er einen „Promo-
theus", für eine Mannheimer Villa Fresken, um nur
etwas zu nennen. Jm Heidelberger Kunstverein war Büh-
ler wiederholt zu sehen. Or. >V. 8ck.

rung, mitzuhelfen an der Erstellung würdiger Sport-
stätten. Der Kreissührer des Fachamts 1 Turnen,
Bartmann (Schönau), sprach die Glückwünsche des
Kreisführers sür Nordbaden und Gauvolksturnwarl
Kuhnmünch die des Gaufachamtsleiters Dr.
Fischer aus.

Bei der von Kreisführer Bartniann vorge-
nommenen EhrN'Ng verdienter Mitgliedcr wurden
ausgezeichnet: Mathildch.Knaus, Karl Leonhard, Ru-
dolf Lohosf, Wilhelm Hertel, Dr. Hngo Bcck, Josei
Unterwagner, Albert Hettinger, Karl Weihmann, Karl
Friedrich Wirtb, Julius Häutzler, Julius Bischoff und
Ferdinand Weißinger mit der silbernen Kreis-
eh-rennadel. Kerner wurden Dr. F. M. Fischcr,
Jakob Frei und Ludwig Schick in Anerkennung ihrer
Verdienste zu Ehrenmitgliedern ernannt.
Turnerische und gymnastischs Darbietnngen der vxr-
schiedenen Abteilungen und Sangeseinlagen des „Lie-
derkranz" bildeten das gehaltvolle Rahmenprogramm.

Bei der ' T o t en e h r u n g am Sonntag gedachte
der Sprecher Dr. Beck besonders der Verdienste des
Mitbcgründers Stadtschreiber Jakob La u r- Nachmit-
tags folgte dem F-est z u g ein reichhaltiges turnsport-
lichem Progrannn, bei dem jeder Turner das Beste zu
zeigen sich bemühte. Eine große Zuschauermengc vcr-
folgte aufmerksam die schöiien Uebnngen. In einem
gemütlichen Beisammensein klang die Jubelfeier
abends aus.

)?( Eppelheim, 22. Sept. (Obstdiebe am Werk.)
Bei seinem Kontrollgang in -der Nacht aus Dienstag 'be-
obachtete ein Wachmann von der Wach- und Schlietzgesell-
schaft M-annheim in dcr Nähe des Wasserwerks
Eppelheim zwei jnnge L e u t e, die sick verdächtig an
Obstbänmen zu schaffen machten. Äls der Wachmann ein-
schreiten wollten, nähmen sie Reitzaus in Richtung Plan'k-
stadt. .

::: Schönau, 22. September. (Vonder Kirch-
weihe.) Wie alljäbrlich fand am Sonntag, Montag und
Dienstag die Schönauer „Kerwe" statt, Aus dem
Marktplah herrschte der übliche Kerwerummcl, wcköei
Karusiell, SchietzbU'den und andere Stände vcrtreten wa-
ren . Jn verschiedenen Lokalen fand Tanz statt, wobei anch
der gnte Patenwein von Rauenberg ausgeschenkt wurde.
Nach den Strakenverkehrsordnstngen ist der engbegrcnzte
Marktplab als Vergnügungsplab nicht mehr aeeignet, wes-
hglb derartige Veranstaltungen künftig auf den Sport-
platz verlegt werden.

: ?: Heddesbach. 22, September. (E i n Kraftrad -
unfall.) Ein A r b e i t s d i e n st m a n n aus eiuem
Lager der Umgebung fuhr am Sonntag in Seddesbach
gegen einen Schotterhaufen. Hierbei wurde ex mehrere
Meter vom Ra'd geschleudert, sodatz er sich einen schweren
S ch ä d e l b r u ch zuzog.

:-: Weinhcim, 22, Sept. (K i n d v e r b r ü h t.)
Das 2lb>jährige Kind der Familie Lohrbächcr,
hier, fiel am Sonntag in einen Topf mit kochen -
dem Wasser und verbrühte sich derart, daß es in
das Weinheimer Krankenhaus eingeliefert werden
mnßte. An den Folgen dieser Verbrtthungen ist es am
Montag gestorben.

-?- Reilingen, 22. September. (Eine Beiset-
z u ng.) Der in Neckargemünd durch einen Unfall ums Le-
ben gekommene Stepban Krämer wurds nnter grotzer
Anteilnahme der Bevölkerung b e st a t t e t. Kränze wur-
den niedergslegt von: Faköb Eichhorn im Namen der
Ortsgruppe der NSDAP, von Bürgermeister Eichhorn im

in

mus in Deutschland tei —- , .

n i g t u m s, das den Adel geradezu herausfovderte
üem staatlichen Vakuum mit Ausbildung territorialer
Herrschaftsgewalt vorzugehen. Als Ausgangspunkt emer
historischen Ersassung ergöbe sicv die GegenNperpellung
der innerstaatlichen Entw-icklungen von Deuttchland uno
Frantreich von etwa 930 un'd 1250: Deutschland, eine oon
Heinrich I. und Otto I. begründete Zu,ammeniatzung
politisch-staatlicher Macht um 950, der in Franlreich eine
seudale Zersplitterung gegenü'bersteht, um 1250 dagegen
in Frankreich der Planmätzige Ausbauöer ko-
niglichen Macht und des töniglichen Staates, m
Deutschland Ler Beginn einer von da an unaufhaltsamen
staatenbildung des Ade l s.

Die Ursache dieses merkwüvdigen Gegensatzes und
damit des -deutschen Partikularismus ist in den Folgen
Ser Kaiser-Politik in Jtalien zu suchen, die sich
nach Heinrich III. deutlicü und schäöigenö sür den Gang
üer innerdeutschen Entwicklung herausgestrllt hat. Sie
hat den Leutschen König an dem echtesten Königskampl
verhindert: am Kamps gegen -die Staatenbildung öes
Adels, nicht etwa gegen den Adel als solchen.

Nach einer Würdignng öer Neübildung der süd-
d e u t s ch e n M i t t e l st a a t e n zu Anfang des vorigen
Jahrhunderts, d-es neuen Verhültnisses, in das Fürsten,
Lan-ö- und Stadtbewuhner zueinander traten, üerührte der
Vortragende noch die B e s o n d e r h e i t e n der pr e u -
tzischen E n t w i ck l u n g, die zuerst wieder eine staat»
lichkeit von europäischer Bedentung in eincm rein deut-
schen Staat entstehen ließ: er bildete die seste Grundlage.
auf der Bismarck die Reichsverfassung ausbauen konnte.
Die Verdienste Grotzherzogs Friedrich I. von Ba»
Len um 'die Reichsgründung wurden besonders
unterstrichen. Der Spannungszustand zwischen Staaten
un-d Reich war öurch Bismarcks Verfassung wohl berühigt,
aber nicht be'höben. Der neuen Staatengründung gegen»
ü'ber, die mit solcher Kraft alles staatliche Leben aus der
Einheit des Volkes gestaltet un-d auf 'dieses bezieht, hat d-as
Problem des staatlichen Partikularismus Sinn und Be-
deutung verloren. Eine Staatengründung, die Heimat -
gefühl und Vevbundenheit des Menschen mit öer Scholle
mit 'solchem Ernst wertet, die München Hauptstadt ider Be-
wegung und Nürn'berg 'die Städt der Reichsparteitage
werden lietz, kann nicht in den Verdacht kommen, den
Reichtum deutschen Lebens zu zerstören.

. Der Vortrag fand stärksten Widerhall bei einer be-
geisterten Zühörerschast. Anschließend traten wisder die
einzelnen Abteilungen zu-sammen. Jm Lauf des Nach-
mittags erfolgten Führungen und Besichtigun -
gen und am Mittwoch wird ein Ausflug in d-en nörd-
lichen «chwarzwald die bedeutsame Tagung beschlietzen.

Namen der Gemeinde, der der Verstorbene einige Iahre
als Feldhüter gedient hatte, von Ratschreiber Schnepf für
die Beamtenschaft und vom Ortsgruppenfübrer der
NSKOV, Peter Gögele.

)-< Rauenberg, 22. Sept. (Rauenberger Pa-
t e n w e i n) ist nun auch nach Schönau bei Heidelberg
gekommen und wurde dort von der Werkkapelle Freuden-
berg. öen Vertretern der Gemeinde, Turner und Turne-
rinnen, sowie dem Jungvolk festlich empfangen. Landes-
ökonomierat Rösch übergab den Patenwein dem Schön-
auer Bürgermeister « t u m p f, der einen herzlichen Will-
kommensgruß sprach. Reigen umrahmten den kurzen fest-
lichen Akt, nach Less-en Beendigung üem Wein kräftig zu-
gesprochen wurde.

)—( Sinsheim, 22. September. (V e r s ch i e d e n e s.)
Der Tag desdeutschen Volkstums wurde hier
gemeinsam von den Schulen im Schulhof der Oberreal-
Ichule begangen. Nach den Einführungsworten von Pro-
fessor G,r ietzhaber behandelte Gewerbelehrer Beu -
g e I.i n in ejngehender Weise das Problem des Ausland- -
deutschtüms. — Fn der Jnnungsversammlung des Bauge-
werbes sprach Obermeister Auer (Bad Rappenau) über
Steuer-, Tarif- und Urlaubsfragen.

"„" Finkenüach, 22. September. (E i n U n f a l l.)
Der 68-jährige Arbeiter Adam Merker fiel in der
Scheune eines biesigen Erbbofes wohl infolge eines
schwindelanfalles von einer Leiter rücklings anf
den Scheunenboden. Hierbei verletzte er sich hestig an
der Hand.

)!( Mosbach, 22. «ept. (N e u e s D i e n st g e b ä u d e
derNS-Kreisleitung Mosbach.) Das grotze
stattliche Gckbäüde in der Ha-uptstratze in Mosbach aM
Stadtausgang gegen Neckarburken—Dallau, in dem seit-
her 'das Wasser- und Stratzenbauamt. ferner öer Bezirks-
fürsorgeverband^ Mosbach nntergdbracht waren unö bas
aützerdem vier Familien beherbergte, wird zur Zeit innen
und^ autzen neu bergerichtet, um aü Anfang Oktober der
N-s - K r s i s l e i t u n g Mosbach als Dienstgeüäu'de
zu dienem Ei das neue Heim werden sämtliche angeschlos-
wnen N«-Dienststellen einziehen, so daß eine strassere
vhb ubernchtlichere Verwaltung der einzelnen Aemter ge-
wahrleritet wirü. Die Ein-weshung des Hauses, zu -der
üian mit der Anwesen'heit von Gauleiter und Reichsstatt-
halter Robert Wagner rechnet, wird gleichzeitig mit der
ZLb n I ah r e ss e i e r der Ortsgruppe Mosbach der
N«DAP am 17. und 18. Lktober erfolgen. Für die Fest-
tage ist ein reiches Programm mit Konzert und Grotz-
kundg-ebung vorgese'hen. so datz diese Tage Freüden- und
Cchrentage sür den gesamten Kreis Mos'bach sein wevden.

Bad Wimpfcn, 22. September. (Tag des deut-
I ch e nVolkstums.) Die hiesigen Schulen beaingen ge-
meinsam den Tag des deutschen Volkstums.
Nach einem Marsch durch die Stratzen der Stadt vsrsam-
melten sich Lehrer, Schüler un,d die Gäste. unter ihnen
Ortsgruppenleiter Hasenmayer, in der festlich geschmückten
Turnhalle. Von Schülern beider Schulen wurden Lieder
und Gedichte vorgetragen. In seiner Ansprache würdigte
«tudienrat « chrader die Bedeutung des Tages.

. ):( Adelsheim, 22. Sept. (Unfall auf der Bau-

it e l l e.) Aus der Baustelle der Reichsbähn zwischen Senn-
feld un'd Adelsheim am sogen. S ch w a b e n b u ck e l, wo
leit mehreren Wochen umfangreiche Erd- und Abtragungs-
arbeiten des Gelän-d-es für.das zu errichtende zweite B-ähn-
gleis 'durch eins Neckarsulmer Hoch- un>d Tiefbausirma

durchgeführt werden, ereignete sich am vergangenen Frei-
tag nachmittag ein schwerer llnfall. Durch das Unter-
gra'ven eines Felsens lösten sich Erdm-assen, die den ledi-
gen Arbeiter Karl Grnswürger von Schlierst-adt mit-
rissen. Von emer Terrasse wur-de Genswürger etwa 2)^
Meter tief a.uf die SLienen der Förderbähn geschleudert,
woöurch er schwere Schädelverletzungen erlitt.

:: Pforzheim, 22. Sept. fDer Tod des
Trinkers.) Die Leiche eines Erhängten wurde
beim Wasserwerk im Calmbachtal bei Neuenburg auf-
gefunden. Der Selbstmörder war der 55 Jahre alte
Anton Schmid aus Pforzheim, gebürtig aus Nürn-
berg, der Mitte Iuli aus der TrinkerheilaN-
st a l t Branbach entlasseu worden war.

Am dem Imdliche« BereiMede«.

Hauvtversammlungen und andere Vcranstaltunaen.

Oftersheim: Der Kreisverband Schwetzingen im
Deutichen Reichskriegerbünd (Kyffhäuserbund) veranstal-
tete auf den Schietzständen der Militär - und r i c -
g e r k a m e r a d s ch a f t ein grotzes Preisichietzen, bei
dem infolge dsr starken Konkurrenz gute Ergebniise erzielt
wurden. Kreisführer Maier betonte in einer Ansprache
die Bedeutung des Schietzsvorts. Kreisschietzwart Kub«
nahm die Preisverteilung vor, bei der 60 Kameraden be-
ruckstchtigt wevden konnten. Die ersten zehn Preise fielen
an: Heinz Deimann (Schweiziugen) 59, Karl Oeltzhöffer
(schwetzingen) 59. Heinricb Klua (Oftersheim) 59, Oskar
Kuhn (Oftersheim) 58, Alois Diezinger (Schwetzingen),
Karl Pfister (Oftersheim), Karl Lennert (Altlutzheirn),
Rudolf Weber (Oftersheim), Röbert Leonhard (Altlutz-
heim), Heinrich Hauser (Oftersheim) und Jakob Habn
(Plankstadt), alle ie 57 Ringe.

m Oestringcn: Unter der Leitung des Vereinsfübrers
Vinzenz Waas hielt der Futzballklub seine ordent-
uche Hauptversammlung ab. Di« ivortliche Ausbeute iw
letzten Jahr war grotz. wurde doch die Meisterschaft er-
rungen und fait der Anschlutz an die Bezirksklasse erreicht-
Auch m fmanzieller Smsicht kann der Verein zufrieden
iem. Fünf Mannschaften mit rund 70 aktiven Spielern
Nnd eme gute Grundlage fur deä Verein. Zweifellos stnd
auch für das neue Spielmbr gute Ergebnisse zu crwarten.

Eppingen: Bei dem Königsschietzen der Sckützen-
er^ichten: Albert Richard Wirtb 157,
1c>2 Ern,t Rotznagel 139, Otto -Seckcr 137
und Wilhelm Zaitz 123 Ringe. Das Schietzen wird fort-
geietzt.
 
Annotationen