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Heidelberger neueste Nachrichten: Heidelberger Anzeiger — 1936 (Juli bis Dezember)

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,Heidelberger Neueste Nachrichten" — „Heidelberger Anzeiger'

Freitag, 20. November 193b

Intereffen im Mittelmeer und der franzöfi.
schen Schisfe in den spanischen Häsen zu sorgen.

Von der beutschen Aufkündigung der Versailler.Flutz-
schiffahrtbestimmungen ist kaum noch die Rede. Cs
schoint, als ob die Dynamik der Creiqniffe und die unbe-
irrte Versolgung der auhenpokitischen Ziele
durch Deutschland der französischen Preffe etwas den
Atsm verschlägt.

Jm „Cxeclsior" leqt der Auhenpolitiker des Blattes
den Grund sür die beschleuniate Anerkcnnung der Franco-
Regierung durch Rom und Vcrlin dahingehend aus, datz
die von der spanischen Militärjunta qegen Barcelona
geplante Flottenaktion zur Verhinderung weiterer
lowjetruffrscher Wassenlieferungen an das rote Spanien
„legalisiert" werden sollte.

Dank der deutsch-italienischen 2lnerken»unq könne
nun nach internationalem Recht Franco Han.
delsschiffe anhalten und durchsuchen
laflen.

Der „Petit Parisien" sieht in der Anerkennung der
Franco-Regierunq ein bedeutendesdiplomati-
fches Ereignis. Die Tatsache, von zwei Grotzmäch-
ten ansrkannt zu sein, werde die Stellung Gene -
ral Francos nicht nur bei dem Teil der spanischen
Bevölkerung festigen, deren Sympathie ihm schon jetzt
sicher sei, sondern auch seine Achtung in den Augen der-
jenigen hebsn, die heute noch auf der andcren Seite der
Darrikaden ständen. Die mächtige moralische llnter-
stühung, die diese Anerkennung für dic Nationalisten be-
deute, werde sie ermutigen, bis zum endgültigen Triumph
fortzufahren. Denn man dürfe nicht vergeffen, dah
Deutschland und Italien in Spanien von jeher
großes Ansehen genoffen hätten.

Zum Schlutz sei noch der auhenpolitische Leitartikel
der radikalsozialistischen „Republique" erwähnt, in dem
hervorgehoben wird, datz General Franco, der nunniehr
von 105 Millionen Curopäern anerkannt sei, mit Nach-
druck gegen die Unterstützung der Caballero-„Regierung"
durch andere Mächte protestieren könne. In acht Tagen
würden womöglich zehn und mehr Staaten den General
Franco anerkennen. Deshalb habs die deutsch-italienische
Anerkennung eine unabschähbare Tragwcite. Frankreich
habe niemaks klarere Köpfe und festere Herzen nötiger ge-
habt, die es führen mützten, als jetzt.

Me MMW >>> EoOiid.

Kerne besondere ileberraschung.

London, 19. Novbr. In amtichen Kreisen hat di«
Rachricht von der Anerkennung der spanischen na-
tionalen Regierung durch Deutschland und Ita-
lien keine besondere Ueberraschung hervorge.
rusen.

Cs wird darauf hingewiesen, dah dieser Veschlutz be-
reits in der anlählich des Besuchcs des italisnischen
Auhsnministers Liano in Deutschland veröffentlichten
Derlautbarung angedeutet worden sei. Cngland ist der
Ansicht, dah die Arbeiten des Nichteinmischungs-
ausschusses durch den Schritt Deutschlands und Ita-
liens nicht berührt werden. Cs wird vielmehr be-
tont, dah das Fortbestehen des Nichteinmischungsaus-
schufses jeht noch dringlicher geworden sei und dah
alle Schritte zu seiner striktesten Anwendung getan wer-
den mühten. (!)

Gleichzeitig erwartet man in London, datz Oest « r -
reich und llngarn, sowie mehrere südamerika-
nische Staaten dem Vorgehen Deutschlands und Ita-
liens folgen werden.

In diesem Zusammenhang wird in London der Nach-
richt, daß General Franco eine Blockade des H a-
fens von Barcelona angekündigt hat, um die Be-
lieferung der Marxisten mit sowjetrussischem Kriegsmate-
rial zu verhindern, einige Vedeutuna beigemeflen.
Dieser Veschlutz Francos, der auf die stänoig zunshmen-
den sowjetrussischen Waffeneinfuhren nach Katalonien zu-
rückzuführen ist, wird zusammen mit dem deutsch-italie-
nischen Schritt als ein Zeichen dafür angesehen, datz ein
wichtiger neuer Abschnitt in dem spanischen Konflikt
eingstreten ist.

Reuter meldet aus Berlin, datz die Anerken-
nung Francos durch Deutschland sür London
immerhin etwas überraschend gekommen sei. Die
amtliche Cinstellung gehe dahin, dah die Anerkennung
Francos ganz natürlich sei, weil er nun den grö tz-
ten Teil Spaniens unter seiner Kontrolle
habe.

Cin positives Verständnis für die Veweg-
gründe des deutsch-italienischen Schrittes zeigt das Ro-
thermere-Blatt „Daily Mail", das u. a. schreibt:

Die beiden europäischen Grotzmächte Deutsch-
land und Italien haben der Bande von Kommuni-
sten uno Mördern, die die Roten in Spanien regiert, end-
gültig den Rücken gekehrt und sich rechtzeitig auf
Seiten derzukünftigen spanischen Regie-
rung gestellt. Hitler und Müssolini erksnnen
damit General Franco als den Vefreier Spaniens an.
Sie sind fich bewuht, datz hinter ihm alle religiösen,
patriotischen und gesunden Clemente der Nation stehen.

SeuMe MsrMaft m» Mensragr.

t, auch der Naturwiflenschaften.
stehen Fachleute des Vivliothek-

Der Ms drr Rettmg.

Die Lröfsnung des Forschungsinstituts für die
Iudenfrage.

München, 19. November. Am Donnerstag wurde in
der grotzen Aula der Münchener Universität die „ For
schungsabteilung Iudenfrage des Reichs
instituts für Geschichte dss neuen Deutschland" feierlich
erössnet. Zum Cmpsang der Chrengäste war vor der
Aniversität und in der Treppenhalle bis in die Aula hin
ein ein Chrenspalier des Studentenbundes angetreten.

ilntsr Musikklängen wurde in feierlichem Zug der
Stellvertreter des Führers, Reichsminister Rridolf
Hetz, in den Saal qeleitet, hinter ihm die anderen
Chrengäste und der Lehrkörper der Universität in Amts-
tracht. Der wiffenschaftliche Leiter der neuen Forschungs
abteilung, Profeffor Karl Alexander von Müller
begrükte als Chrcngäste den Stcllvertreter des Führers,
Ministerpräsident Siebert, als Vertreter des Reichs-
statthalters General Ritter von Cpp, Staatssekretär
Hofmann, den Ministerpräsidenten von Vraun-
schweig, Klagges, sowie Vertreter zahlreicher wiflen-
schaftlicher Institute und Aniversitäten, darunter die
Rektoren der Llniversitäten München, Verlin, Heidel-
berg, Frankfurt am Main, Tübingen, Iena, Crlangen
und München, sowie zahlreiche Pcrsönlichkeitsn aus der
Vewegung und dem deutschen Knnstleben.

Den Zweck der neuen Abteilung des Reichsinstituts
kennzeichnete der Redner dahingehend, datz sie eine
Waffenstätte fürdenKampf derGeistsr
in einer seiner wichtigsten Schlachten einrichten, in
strenger wiffenschaftlicher Zucht einen jungen Staat von
Kämpfern für ihn heranbilden und in ihnen den Trieb zu
schöpserischer Leistung wecken und emporrufen solle.

Er dankte wsiter dem Drästdenten und Schöpfer des
Reichsinstituts, Drofessor WalterFrank, fürdie
Bildung dieser Abteilunq und sprach die Hoffnung aus,
datz es möglich sein werde, dank der Llntsrstützung der
Bewegung und des Staates hier in München eine eigene
qrotze ergänzende Fachbücherei für die Iudenfraqs ins
Leben zu rufen. Mit Stolz erlebe die deutsche Wiffen-
schaft, datz auch sie jeht vom Führer wieder aufgerufen
sei, in dem grohen Kampf um die Freiheit und die Lhre
und Zukunft unseres Volkes.

Dann überbrachte der Lhef des Wiffenschastsamtes
im Reichserziehungsministerium, Ministerialdirektor
Profeffor Dr. Vahlen, die Grüße des Reichswiflen-
schaftsministers Rust.

Im Mittelpunkt der Feier stand die hochbedeutsame
Rede des Präsidenten des Reichsinstituts Profeflor
Walter Frank über das Thema „Die deutsche
Wissenschaft und die Iudenfrage".

Die Crinnerung an die Räterevolte vor acht-
zehn Iahren in Münch'en, dem Höhepunkt der bol-
schewistischan Welle, die damals Israels unumschränkte
Hsrrschaft auch über Mitteleuropa aufzurichten drohte,
stellte Walter Frank an die Spitze seiner Rede. Cr
zeigte, wie in der liberalen wiffenschastlichen Welt selbst
die rein tatsächliche Crwähnung des Iuden-
tums und seiner Rolle verfemt wurde. Cr zeigte
weiter an dem Beispiel des Gutachtens der Philofophi-
schen Fakultät der Llniversität Heidelberg
über den Fall Gumbel die inners Brüchigkeit
und Llnwahrhaftigkeit der damaligen sogenann-
ten „objektiven" Wiflenschaft. An der Iudenftage cnt-
hüllte sich die sogenannte wiflenschastliche Objektivität
als die armlichs Unterwerfung des Crkenntniswillens un-
ter die tatsächlichen Machtverhältniffe des liberalen Zeit-
alters. Der Redner verglich das Stadium der national-
sozialistischen Revolution in der Wiffenschast 1933/34
mit dem Stadium, in dem sich die politische Revolution
des Nationalsozialismus in den Iahren 1929 und 1930
besand. Cs galt zu erweisen, datz die neue Wiffenschaft
nicht nur zu agitieren, sondern zu regieren ver-
stand. Proseffor Frank wandte sich gegen die Behaup-
tung, datz eine Diktatur der Wissenschaft an-
gestrebt werde, mit dem Hinweis darauf,

datz es sich nicht um Diktatur, sondern um die Füh-
runq im wiffenschastlichen Leben unserer Nation
handle.

Es folate eine Darstellung der Aufgaben und des Auf-
baues der Forschungsabteilunq Iudenfrage des Reichs-
instituts am 1. Ostober 1935 wurde Wilhelm Grau
als Reserent für die Iudenfrage und als Vearbeiter der
Geschichte der Iudenfrage von der französischen Revolu-
tion bis zur nationalsozialistischen Revolution berufen.
Am 1. April 1936 wurde die besondere Forschungsabtei-
lung Iudenfrage geschaffen. In der Leitung dieser
Abteilung wurde der Grundsah der Crgänzunq . der älte-
ren und der jüngeren wiffenschaftlichen Generation ver-
wirklicht, der im gesamten Ausbau des Instituts mah-
gebend war. An d're Spitze der Abteilung wurde Profes-
sor Karl Mexander von Müller gestellt, weil nichts
befler als die Wahl dieser Persönlichkeit den Willen
hätte ausdrücken können, auch an die Crforschung der Iu-
dsnfrage mit dem weiten Vlick einer deutschen und univer-
salen Bildung heranzutreten. Die geschäftsführende Lei-
tung der Abteilung wurde in die HLnde von Wilhelm
Gräu aelegt. Der Leitung stellte man einen Stab von
Fachreferenten und von Forschcrn zur Seite. Die Fach-
referenten stammen aus allen Disziplinen der Wiffen-

schast,

ten

Neben den Gelehr-
und Archivwesens.
Cine große Reihe von Arbeitsplänen für die auf lange
Sicht berechnete Forschungsarbeit ist bereits begonnen,
eine größere Reihe wird solgcn. Den umfaffenden For-
schungen zur Iudenfrage soll in München die grotzange-
legte technische Voraussehung durch die Gründung der
gröhten europäischen Vibliothek zur Iudenfrage geschaf-
fen werden.

München, die Hauptstadt der Bewegung und
die Hauptstadt der deutschen Kunst, soll auch wieder
eine hauptstadt derdeutschenWissen-
schaft werden und von hier aus soll eine der
wichtigsten Abteilungen des Reichsinstituts ihre
geistigen Wirkungen über die ganze Welt aus-
breiten.

Von München aus soll, wie weiter erklärt wurde, der
Angriff der deutschen Wissenschaft gegsn dis
westliche Ideologie gesührt werdsn.

Profeffor Frank nahm die Kundgebung des Reichs-
instituts in der Llniversität München zum Änlaß zu einer
grundsählichen Aeutzerung über die Zukunft der deutschen
Hochschulen. Cr kam dabei auch auf dis Schwarmgeister
zu sprechen, die bei der großen politischen Llmwälzung des
Frühjahrs 1933 den Äiflenschaiten und den Hochschulen
überhaupt jedes Lebensrecht absprechen wollten, und ge-
gen die ein scharfer Trennungsstrich gezogen werden
müffe. Mit Detonung erklärts er, datz die Zeit der
Wissenschaft und derHochschulennicht vor-
bei ist,' daß aber wohl die Zeit einer erneuerten
Hochschule gekommen ist.

Zur Croberung der Hochschulen und zur Lösung der
Hochschulkrise sieht er nur einenWeg: die in-
nere Crneuerunq der Wiffenschaftsidee und dis Samm-
lung von neuen Menschen, die diese Idee einmal auf den
Lehrstühlen der hohen Schulen vertreten können. Zur
Crreichung dieses Zieles müßten, wie weiter erklärt
wurde, aus der nationalsozialistischsn Revolution her-
aus auherhalb der alten Llniversitätten geistige
Zentren geschaffen werden, in denen die neue Idee
der Wiflenschaft Macht wurde, in denen stch die geistigen

Funktionen einer neuen Hochschule herau. -^en b«c
denen langsam und planmähig dre neuen ^ ^ ^^rndn'
Wiffenschaft hinüberwechseln konnten auf dic .
brücken der Llniversitäten. „^ghrer dr°

Gegen die Vefürchtung, datz jetzt, »vo der C ^. j gin
Wiflenschaften des Laboratoriums zur M r r » j^^ dh

grotzen Wsrk des Vierjahrespl a n e s Mk-

geistigen Wissenschaften in ben Schatten
den, erklärte Walter Frank: .

Wenn die geistigen Wiflenschasten, st "^schast'
Wiffenschaften des Laboratormms d,e >O...„'c,tS

, __

liche Ausrüstung der Nation betreiben, „ p e c
arbeitcn an dcr geistigen Au f r u s ^
Nationalseele, dann werden ste stw .. j„ dci
der jene öffentliche Achtung erringen, dic I
vergangencn Epochen unserer Geschrchle " >

Anschlietzend an eine, frühere Aeußerung

Zuden der Dorkriegszeit, ^^„cht

d^
vrt

sührenden

Harden, die Schuld an der ^

Iuden im geistiqen Leben Deutschlands V . ^ scicn
allem die Deutschen selbst; denn ihre ^ vef

ungeistig und ihre Geistigen unpolitisch, veryw
Dortraqende, dah von der neuen wiffenschajtnw d>c
diese Lücke, in die sich als einflutzreiche Verni ^jjrdc-
Iuden eingesügt hatten, qeschlosssn weroe
Denn es soll sich heute nicht das Schicksal des
Reiches wiederholen: dah der Staat seinen 9 ^4^'
Gang sern von Geist geht und datz der Gerst aus
litik nach Sils Maria slieht. . - i§

„Nicht die Cinsamkeit des Staate

schlotz der
G e i st e s

Redner,

wollen

„und nicht die Cinsam

keit

>e»

d-

wir, sondern die ergän-
Zweisamkeit einer vom Geist getragenen
t i k und eines von der Politik beflügelten
Mögen darum die deutsche Wiffenschaft und '
schen Hochschulen den Ruf wohl verstehen, der hs.^-c
dieser Stelle aus an fle ergeht. Cs ist nicht der -
Zerstörung, sondern der Ruf der Rettung
derjenige, der der stärkste Anwalt der nationalwc ,§n
schen Revolution bei der Wiffenschaft und bei d^ ^
Schulen ist, wird zugleich auch der stärkste A"wo
Wiffenschaft und der hohen Schulen sein bei der na
sozialistischen Revolution.

Dle Londoner Wlharmoniker ln 8u-wlgsha-en.

Konzert tm Srlorabon-Haus -er 3.G. Farben.

Das Konzert der Londoner Philharmoni-
ksr unter Leitung von Sir TbomasBeecham in
Ludwigshafen war ein musikalisches Creignis von hohem
Rang. Cs ist dies der erste Besuch einss repräsentativen
Instrumentalkörpers aus Cngland in Südwestdeutschland.
Wir erinnern uns daran, daß vor mshreren Iahren ein
englischer Studentenchor, ein Glee-Club, durch Deutsch-
land reiste, um die Musizierart des kleinen Kreises, wie
sie in Cngland heute noch wie in alter Zeit lebendig ist,
uns bekannt zu machen. Cs war eine kleine Vcranstal-
tungsreihe, ein Llnternehmen ohne grotzen Wiederhall
(leider; denn man vermittelte damals autochthone engli-
jche Musik), ein Llnternehmen von mehr privatem Lha-
rakter. Der Besuch der Londoner Philharmoniker ist et-
was anderes, ist eins Angelegenheit dss Staates gewor-
den. Cr dient vor allem dazu, den Austausch des Kul-
turgutes der Nationen zu fördern. In diesem Sinn re-
präsentiert für uns das Londoner Philharmonische Or-
chester die disziplinierte Orchesterkultur in Cngland.

Der Leiter, Sir Thomas Beechäm, tritt
nicht nur mit umfassendem Können und reicher Gestal-
tungskraft für die neue europäische Musik überhaupt
cin, sondern ist insbesondere als Jnterpret deutscher
Musik die eigentliche Triebfeder für die Pflege deut-
scher Musik in England geworden. Er wirkt dadurch
iu vornehmster Art völkerverbindend. Wir kennen und
schätzen in Deutschland die Jnterpretationsknnst Bee-
chams; man hört ihn gern im Rundfunk, man bewun-
dert die innere Reinlichkeit, mit der er z. B. in vielen
Schallplattenaufnahmen an Mozart herantritt. So
war es eine besondere Freude, diesen Mcmn mit sei-
ner Spielerschar persönlich wirken zu hören und in
seine vornehme und inspirierende Arbeitsweise einen
Einblick zu erhalten.

Der reichgeschmückte Saal dcs Feierabcnd-Hauses in
Ludwigshasen war vicht besetzt. Man sah viele offizielle
Persönlichkeiten, sah eine festlich gestimmte Versammlung,
bei der auch die llnisormen des neuen Heeres stark ver-
treten waren. Sir Thomas Veecham ivurde bei seinem
Crscheinen herzlich begrützt

Das Orchester spielte ein weitgespanntes europäisches
Programm Die englischcn Komponisten waren dabei mit
Vaughan Wiliams und Frederick Delius vertre-
ten; ersterer mit einer Ouvertüre zu den „Wespen" des
Aristophanes, einem intelligentsn und durchweg interes-
sierenden Stück, und letzterer mit zwei Impressionen, unter
denen dis zweite nach dem norwegischen Volkslied am
meisten zu sefleln vermochte. Hier käm kammermufikalischs
und klare Durcharbeitung von seiten des Orchesters vor-
tresflich zur Geltung. Von Rimsky-Korsakow

hörte man Stücke aus der Oper „Der goldene Hahn",
meisterlich instrumentierts schildernde Müsik von ausge-
zeichneter Wirkung. Cine selten gehörte Dvorak - Sin-
fonie, die vterte in 6-ciur, die sich mehr in Cngland als
in Deutschland festzusehen vermochte, beschloß das Kon-
zert, mit wahrer Meisterschaft des orchestralen Cinsatzes
vermittelt. Wenn man bei all diesen Stücken schon die
fein ausgeglichene Art des Orchesters und die schlackenlose
Wiedergabe bewundern konnte, so war für uns besonders
intereflant die Interpretationsart der Ls-ckur-Sinsonie
von Mozart. Hier herrschte durchweg sauberstes, glas-
klares und wcrkbewutztes Spiel.

Sir Thomas Beecham sührt sein Orchester in
einer äutzerst vornchmen, distinguierten Art. Seine
Geste ist sehr ausdrucksstark, srei von Pose. Alles, waS
er bot, war bis ins Kleinste durchgearbeitei; das inten-
sivste Eingehen auf alle Einzelheiten des Werks lätzt
ein Gesamtbild erjcheinen, das reinsten Eindruck ver-
mitteln lann. Sein ruhiges, aber straff durchgehal-
lenes und nie überstürztes oder unklares Tempo füllt
durchweg auf. Alles ist gezügelt, vornehm in der Hal-
tung. So wurde gerade das abschließendeMozartwerk
in der Abgeklärtheit der Wiedergabe ein hesonders star-
kes Erlebnis.

Die Gäste und ihr Leiter wurden mit Beisall über-
schüttet und mit Bluinenspenden bedacht. Or. IV. O.

*

Die englischen Gäste waren am Nachmittag, von
Heidelberg und Mannheim kommend, in Lud-
wigshafen eingetroffen. Sie wurden von Oberbürger-
meister Dr. Ecarius undDirektor Keller von der
JG Farbenindustrie auss herzlichste willkommen gehei-
ßen. Nach Abschluß des Konzerts fand im Kasinosaal
der JG Farbenindustrie zu Ehren des Londoner Phil-
harmonischen Orchesters und seines hervorragenden
Dirigenten ein Empfang statt.

Eine besondere Ueberraschung wurde nach Beendi-
gung des Konzerts Sir Thomas Beecham mit seinem
Orchester gebotsn. Mit einem neuartigen Aufnahme-
gerät, „Magnetophon" genannt, das in jahre-
langer Zusammenarbeit der JG Farbenindustrie mit
der AEG geschaffen wurde, konnte Sir Thomas Bee-
cham den erst vor wenigen Minutei, durch sein Orchester
aufgeführten Werken lauschen. Die freudige Bewegung
des Dirigenten über diese Leistung war offonstchtlich,
denn die Wiedergabe der ausgenonimenen Werke er-
folgte in absoluter Deutlichkeit und voller Klangschön-
heit. Die Erprobung dieser neugeschassenen Aufnahme-
apparatur ersolgte bei diesem Anlatz zum erstenmal.

Mnttiim in Wkfti mi» Slaal.

RaltonlilsvziaMche WeNanschamma, BtwäWng tn »rr SA, volttischer

tergeben können, und zwar so, daß diese Mann^^l-
Mittler zum Volk wiederum gläubige -n
sozialisten erziehen können. So sehr wie ich autz/n» sa

Vurg Vogelsang, 19. Novbr. Die NS.-Korrespon-
denz meldet: Der vorletzte Tag der Gauamtsleiter-
tagung auf Vurg Vogelsang in der Cifel wurde mit
emem grundsätzlichen Referat Alfred Rosenbergs
eröffnet und fortgesetzt mit bedeutsamen Ausführungen
des Stabschefs der SÄ. Lutze, über den Weg, den die
SA. in Zukunft gehsn wird. Mschließend ergrisf Reichs-
minister Dr. Frick das Wort.

Reichsleiter Alfred Rosenberg
umriß in großen Züqen die weltpolitische Situation
Curopas, in der die Nationalaufsaflungen und Kulturen
aller europäischen Mächte und Länder gemeinsam vom
Weltbolschewismus bedroht seicn. Die bolschewi-
stische Gefahr, die früher für Dcutschland eine in-
nenpolitische Angelegenhsit gewesen sei, habs sich zu einer
europäischen Frage ersten Ranges entwickelt,
wie es sich im Veijpiel Spaniens am bedeutsamstcn aus-
drücke. Das Interefls Deutschlands an der Crhaltung
und Aufbau der eigenen und der europäischsn Kultur be-
stimme seine Verbindung mit allcn, auch den sogenannten
kleinen europäischen Staaten und regele die freundschaft-
lichen Veziehungen zu den Ländern, die sür einen Äus-
tausch kulturcller und wirtschaftlichcr Werte offen stünden.

Stabsches der SA. Victor Lutze
legte ein Vekenntnis ab, daß die SA. das Instrument
ist, das immer in der engsten Fühlung mit der qesamten
Äewegung stehen muß. Indem er darauf hinwies, daß
viele der Gauamtsleiter ftüher selbst SA.-Männer waren,
die genau so wie er treppauf ,treppab mit Plakatcn und
Flugblättern gelaufen und dem Gegner auf der Stratze
mit ver Faust entgegengetreten stnd, zeigte er, wie durch
diesen Kampf in der SA. eine Auslese muttger
und gläubiger Männer entstanden itt. Der
Stabschef fprach dann weiter über die Entwicklung der
SA., wie sie sich von der Machtübernahme bis heute ge-
staltet hat. Cine vordringliche Aufgabe ist es qewesen,
durch Prüfungen von SA-Führern und SA.-Männern
die wirklichen Führer sestzustellcn. Pg. Lutze führte dann
weiter aus, wie er sich den SA.-Führer und SÄ.-Mann
dcnkt. „Ich muß verlangen," so sagte er, „daß die SA.-
Führer stch nicht nur als Vorgesetzte fühlen, sondern ich
muß auch von dem Führer verlangen, datz er geistig
und weltanschaulich führend vor der Front
steht." An die Führer stelle er eine zweite Forderung:
Cr verlange von einem Führer, daß er in Zivil und llni-
form, da, wo er gehe und stehe, eine Werbung sür den
Nationalsozialismus ist.

Der Stabschef zeigte weiter den Weg, den die SA.
geht. „Der Führer muß für seine Männer ein Beispiel
sein, was er als heiligen Glauben durch den Führer
in sichaufgenommen hat, mutz er an seine Männer wei-

sür ein machtvolles und starkes Deutschland c'"
sehr bin ich aber auch der Auffaflung, datz man
tisch nicht mit Machtmitteln regieren kann, sono
das Volk mit dem Herzen gewonnc" §jte>
den muß." So habe er, führte der Stabsch-I ge-
aus, immer die Weltanschauunq in den Vordcrg ,jn'
ftcllt. „Wir wollen wie cine gläubige Gcw pen
schast für den Führer stehen, fo daß /Hts ä"
grotzen Äufgaben, die ihm gestellt sind, nicht „ zst dtt
jchauen braucht." Die Sendunq unserer Zukunir ^
Schaffung einer solchen Gemeinjchaft durch die
Vorbild sür das ganze Äolk.

Reichsmiinister Dr. Frick

benutzte die Geleqenheit, um in ausführlichen

irnd

ein^

dec

dringlichen Darlegungen den führenden Akanu
Bewegunq den Sinn und Zweck des nationalsoz'a
Staatsausbaues vor Augen zu halten. Er hiet'

über den Neubau des Reiches und erkwr
zu: Neu-bau des Reiches ist nicht die Herstellung c'" ^^sett
leeren Konstruktion, sondern das Werden ""0 ^„hjgeN
aus Grunid einer blutmätzig gebundenen, W
Bolksgemeinschaft. M

Mit dem Umbruch der Weltanschauung »st g.' ssr,

Aenderung aller Rechtsformen v

Hand gegangen. An die Stelle des herkömmlichc"

denkens ist die Jdee des artgleichen Volksganzen »

Di« werdende Staatsordnung ist nichts anderes
Uebertragung des nationalsozialistischen
aus den Staat. „Parlamentarismus und 1»^?! . Ztc»^
kungsweise passen nicht zum deutschen Volk, an 'd . hrc»

in

mutzte der von einem verantwortliche n
geleitete wahre Bolksstaat treten." ,

Partoi gewachsen ist — ein Wille und e'" §,ec
rer — muß auch auf den Staat übertragen w«"-
nationalsozialistische Führerstan ^
daher nur ein Einheitsstaat sein.
nationalsozialistischen Bewegung allein

wicd der dcn'

des Staates vollendet, so wie es der Führcr,.^, zc>s"

SchÜeb^.ew

Parteitag in Nürnberg verkündel hat. i e ^

der Reichsminister Frick dann noch die g c " s> .Z vnnf
den Gesetze auf, die den Neubau des
ersten Tag an. da Adolf Hitler die Macht ube
hat, eingeleitet haben. Aoe-!

Am Donnerstag nochmittag traf noch §r' h^ern
beIs auf der Ordeusburg ein, der mit den ^schal'
der Gauamtsleitertagung in angeregtem ta>n,^„ Aili
lichem Wechselgespräch über die grotzen '''
gaben und Probleme sprach.

politischen

WtkNailit Zusammenardkit Berita-R«»'

Ste Bei«We des Sreßea zawi«s«rn Nais.

dem faschistischen Italien und dem d e u t s^^,'r g»-
österreichischen und dem ungarischcu " .-.j Vst

Rom, 19. Novbr. Die Nachtsihung des Großen
Faschistischen Rates dauerte sechs Stunden.

Die am Donnerstag vormittag verösentlichte amtliche
Mitteilung besagt, datz nach zweistündigen Ausführungen
Mussolints über die politische, internatio-
nale und innsre Lage, sowie über die militärische
und wirtschaftliche Lage vom Großen Faschistischen Rat
eine Rethe von Crklärungen genehmigt worden ist.

, . F"". militärischen Lage in Italienisch-Ost-
uft^ka w^rd nach Kemitnisnahme des neuesten Verichts des
Vizekömgs Marschall Graziani diefem und seinen
Generalen lebhafts Anerkennung gezollt und betont,
datz ste zur Zeit „an dor Spihe ihrer 'uiiermüdlichen natio-
nalen und eingeborenen Kolonnen die Vesehung des gan-
zen Gebiets des Imperiums und die Vefriedung der 'Ve-
völkernng vornehmen."

Zur militärischen Dorhereitunq der
Natron, über die Mussolini Angaben machte, oie mit
lebhaftem Interesss und großer Vefriedigunq ausqenom-
men wurden, ist der Rat der Anstcht, daß fie „in diesem
bssonderen Zeitpunkt vor allem für die Luftwaffs und die
Kriegsflotte beschleuntgt werden muß."

, Bemühungen für die höchstmögliche wirt -

schajtiiche Äutonomie, besonders für die Zwecke
der Landesvertetdtgung, sollen mit allem Nachdruck fort-
aeseht werden. „Ieder aktive oder auch nur theoretische
Widerstand gegen diese Richtlinien ist Sabotaqe, die
streng bestraft werden muß."

Zugleich wird in diesem Zusammenhang anläßlich des
ersten Iahrestages des Veginns des Sanktions-
allen am Crzeugungsprozeß Veteiligten —
Arbeitgebern und Arbeitnehmern -- die Anerken-
nung des Rates dafür ausgesprochen, daß sie zum Zer-
schlagen der Völkerbundsoffenstve beigetragen haben.

Die Aktion dsr Faschistischen Partei zur Aeber-
wachung derPreisentwicklung wird gutgebei-
ßen und die Partei aufgefordert, „ste unter Derücksich.
Liaung aller nrcht nur inneren, sondern auch internatio-
nalen Faktoren weiter zu entwickeln". Dem Devisenkom-
missar wird nach Kenntnisnahme der wirtschaftlichen und
Wahrungslage Cntlastung erteilt.

Im weiteren Verlaus der Sihung nahm der Grotze
Faschistische Rat den Bericht des Autzenministers Liano
entgegen. Nach Kenntnisnahme der in Verlin und
Wten unterzeichncten Protokolle gab der Rat seiner Ge.
nugtuung darüber Ausdruck, datz damit die Grundlagen
sür eins wirksaoie Zusammenarbeit zwischen ^

legt worden ist. Für die erzielten Ergebrnsft
Rat dem italienischen Autzenminister dcn lebhnj ^
fall aus. ^

Ferner erteilte der Rat nach Anhörung dc- ,in
des italienischen Votschafters Grandi dcr u^-jjjjgkci'
Londoner Nichteinmischungsausschuß entfaltetcN
seine volleZustimmung. ,.„e ad>"'j

Im lehtcn Teil der Sitzung wurdcn ci»c Pqr"
nistrativer Fragen der Staatsverwaltung Z»sa'

befprochsn und Veschlllsse genehmigt. I" d"^
menhang wurde auch ein Ausschuß, bcstchcno^,,, P«
Kammervorsihcnden Graf Costanzo Lia»o, o-
teisekretär Starace, dem Iustizministcr ^ "Ijons'N'L
Crziehungsminister Bottai und dcm KFpo ZuiaM
ster Santini gebildct, der Vorschlägc "" «aMwcr
mensehung und die Aufgabcn der neuen Dcr„i/r'u
Fasci und der Korporationen" machen so": näm'

schuß hat dem Großen Faschistischen Rat vm
Tagung darüber zu berichten.

* i.-tnoch''^

Cin Zeitpunkt für die nächste Sitzung
festgeseht worden.

Riesendaululbrllch iu Nord-3opilkr-

lleber 330 Vergleute geötet. ^ I

Tokio, 20. Novembsr. (Cigene F»uk"^ , „ ata
Nord - Iapan hat sich eine surchtbare R a .^^jsch

strophe ereignet, bei der mehrere h»ndcr ^ ar

Vergleute ums Lebcn gekommen sind- , .gn,a, ^
cignete sich in dem Vergarbeiterdorf ^'"^„,el
fünfzig Kilometer südlich Aomori aus ^ .„e"

In dieser Gcgend war schwerer S t » r ^ D"'
dergegangen. der sämtliche DSmme zcrstörtc
vollkommen überschwemmte. Mehr als -ern 9 .

»igVergleut« der zum Mitsubflchi ^ ^ herc'"

renden Kupfergrube Osaruzawa kamen d>n^niitc
brechenden Waflermaffsn ums Lebem ,,„t>cstä"ft
nur dreißig Tote geborgen werden. xodcs

Gerüchte sprechen sogar von mehr al.
opfern.
 
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