5eile 2
Fcrnspreche»S.'A. 7351—53.
,Heidelberger Neueste Nachrichten" — „Heidelberger Anzeiger"
Dienstag, 22. Dezember 1936
von der Mutter oder der Schwester auf dem Arm gs-
tragen wurden. Der Andrang wurde bald so grotz, datz
auch der „richtige" Weihnachtsmann, St. Nikolaus und
weitere Helfer mitsuchen und mit ausgeben mutzten. So-
weit es anging, wurden die Wünsche besriedigt, sei es
durch den „Flregenden Hamburger", durch Puppen oder
Autos, durch Tanks, Eisenbahn, Schlänkerbabies und
Gesellschaftsspiele. Mit einem herzlichen „Danke schön!"
nahmen die Kinder das Dargebotene entgegen.
Fast eineinhalb Stunden lang bescherte Reichsmini-
ster Dr. Goebbels die Kinder und half so mit eigener
Hand ein Volksweihnachten gestalten wie es sein soll
und wie es schöner und harmonischer nicht verlaufen
konnte.
Drei Millionen glückliche Kinder.
DreiMillionen deutsche Kinder hat
der gestrige Wend glücklich gemacht. In allen Städten,
Dörfern, Flecken, wo arme dsutsche Kinder zu Hause
sind, wurden die Lichtcr an dcn Weihnachtsbäumen ent-
zündet, mchr denn 23 000 Feiern waren gerüstet,
das Vand des Rundfunks, der die Stimme von Dr.
Goebbcls herübertrug, vereinte sie zu einer einzigen
qrotzen Weihnachtsfeier. Am Glück der Kinder, in deren
Augen der Glanz der Lichter sich mit der Freude der
Stunde vermischte, hat das ganze deutsche Volk seinen
Anteil. Wenn je, so ersüllt sich an den Weihnachtstagen
die Wahrheit des Wortes, datz Geben seliger denn Neh-
men sei.
Einem Kinderherzen Glück gebracht zn haben: es
gibt wohl keinen schöneren Lohn, den ein Gebender
empsangen kann. Eindrücke dieser Art, wie sie an
einem solchen Abend in Kinderseelen geschrieben wer-
don, kann keine .-seit auswischeu. Aus den drei Mil-
lionen Kindern, die gcstern beschcnkt wurden, werden
eines Tages Männer und Frauen geworden sein. Sie
werden die gestrige Stunde nicht vergessen haben und
ste werden diesem Volk zurückvergelten, was an ihnen
getan worden ist. Glückliche Kinder: das ist auch ein
glückliches Volk.
„Kommunismus ist Anarchie, Mord und Gewalt!"
Ciner dsr führenden Vertreter der schwedischen
Rechtsparteien, Reichstagsabgeordneter Nielssen,
äutzert sich in dem konservativen Wendblatt „Nya Dag-
ligt Mehanda" über die Gefahren des Kommü-
nrsmus wie folgt:
„Zu den Crscheinungen, die in unserer Zeit gseignet
sind, !lnruhe und Furcht vor der Zukunst zu erwecken,
gehören der Kommunismus und die mit ihm ver-
wandten Strömungen, dis in der Welt und auch in unse-
rsm eigenen Land unverhüllt und unaufhaltsam wachsen.
Cs istseltsam, datz erwachsene Menschen diese
Gefahr nicht sehen. Alles, was der Kommunismus
getan hat, und alles, was er anstrebt, ist, unsere Ge-
sellschastsordnung niederzureitzen u»d zu zerstören,
die Grmrdlagen unseres wirtschaftlichen und sozialen Le-
bens zu unterhöhlen, die religiösen Werte, die das
höchste Gut des Lebens für viele Kreise, Generationen
hindurch darstellten, zu verspotten und zu ver-
h ö h n s n.
Cs sollte, so scheint es, für jeden denkenden Men-
schen offenbar sein, daß der Kommunismus noch
niemals etwas aufgebaut und noch nie
irgendwelche Wsrte geschaffen hat, sondern
überall, wo er zu Macht ünd Cinflutz gelangre, die
Werte, die die bisherigen Generationen unter Arbeit,
Mühe und Cntsagung geschaffen haben, niederriß und
vernichtete. Ls ist zu beklagen, ja unsatzbar,
datz wir uns hier im Land zur Schasfung eines wirk-
samen Gesehes gegen eine Vswegung, die derartige Ziele
hat, bisher nicht cinigen konnten. Älle Versuche rn dieser
Richtung sind gescheiiert.
Nicht nur die Sozialdemokraten schähen die
WLHlarbeit der Kommunisten gering ein, sondern auch
ein Teil der bürgsrlichen Parteien ist gegen das Ge-
setz gewesen, das geeignet gewesen wäre, in wesentlichem
llmfang die volksvergiftende Propaganda der radikalen
Parteien zu unterbinden. Man fragt stch, soll das schwe-
dische Volk solange schlummern, bis die Agenten
Moskaus ihre Zrele auch bei uns erreicht haben.
Kommunismus ist Anarchie, Auflösung dcr be-
stehsnden sicheren Verhältnisse, Mangel und Not, innere
llntuhe, Gesehlosigkeit, Mord und Gewalt."
Mikerdmd, Iialien «nd Adesstnien.
Um die Anerkennung der italienischen Oberhoheit.
London, 21. Dezember. Wie amtlich mitgeteilt wird,
hat die britische Rcgierung der italienischen Regierung
eine Mitteilung zukommen laffen, in dcr sie erklärt, datz
die englische Gesandtschaft in Addis Weba in ein
Generalkonsulat umgewandelt wird. Diese Cnt-
scheidung, so wird amtlich mitgeteilt, habe mit den eng-
lisch-italienischen Verhandlungen über das Mittelmeer
nichts zu tun und stehe in keinem Zusammenhang mit der
Frage der Anerkennung der Croberung Abeffiniens.
Ebenso ist die französtsche Gesandtschaft in Addis
Abeba in ein G e n e r a l k o n s u l a t umgewandelt
worden. Man hält es für möglich, daß der Völker -
bund im nächsten Jahr die Oberhoheit Jta-
liens in Abessinien endgültig anerkennt. Dann wird,
so wird erklärt, auch für Frankreich und England die
Möglichkeit gegeben sein, die ofsizielle Anerkennung zu
vollziehen.
SaS Remstk v«m Lag.
Mordversuch in 4V0 Meter Höhe.
Eine Frau schießt auf den Flieger.
Paris. 21. Dezember. Cine eigenartige Affäre
hat sich am Sonntag in der NLHe von Paris abgespielt.
Der französische Flieger und Ingenieur L'Allemand
war mit seiner Freundin, der französischen Fliegerin
Schmsldsr-Caphullet zu einer Vergnügungsflug
aufgestiegen und zwar in einem Flugzeug, das beiden ge-
meinsam gehörte. L'Mcmand, der das Flugzeug führte,
fühlte plöhlich einen schlagartigen Schmerz im Rücken
und merkte, daß seine Kräfte ihn rasch verlietzen. Das
Flugzeug befand sich etwa 400 Meter über dem Crd-
boden. L'Allcmand gelang es, das Flugzeug noch zur
Landung zu bringen/er stürzte aber, als er das Flug-
zeug verlietz, ohnmächtig vor dcn Menschen zu Doden,
die dem Flugzeug zu Hilfe geeilt waren. Im nächsten
Augenblick erhobsich dasFlugzeUg wieder und
flog davon. Der verlehte Flieger wurde sofort in
ein Kranksnhaus gsbracht, wo eine Schußverlehung fest-
gestellt wurde, die zwar ernst, aber nicht lebensgefähr-
lich ist.
lleber das Motiv dieser Tat Lußerte sich L'Allemand
nicht. Doch versichern Freunde des Paares, Frau
Schmslder-Chaphullet, die in Scheidung lebe, habe von
L'Ällemand erwartet, datz er sie nach vollzogener Schei-
dung heiraten werde. LÄllemand habe dies jedoch
wahrscheinlich verweigert, was seine Gelisbte zu der
Tat veranlatzt haben dürfte. Die Kugel ist ganz nahe
am Rückgrat vorbei in den Körper gedrüngen ünd konnte
bisher noch nicht herausgenommen werdsn, doch glauben
die Aerzte an gute Heilungsaussichten.
Frau Schmelder-Thaphullet landete einige
Zeit später an der Küste von Südengland in der
Nähe von Portsmouth.
Drei Personen, darunter ein Polizist, sahen das
Flugzeug vom Kanal aus auf das Land zusteuern, als
sie bei der hereinbrechenden Dunkelheit am Sonntag nach-
mittag einen Spaziergang an der Küsts machten. Sie be-
merkten, daß der Motor stillstand. Ctwa achtzig Meter
landeinwärts machts das Flugzeug eine Landüng, dis
mehr nach einem sanften Wstürz aussah. Fahrgestell und
Propeller zerbrachen. Crst als der Pilot seine Kappe
abnahm, um eins Kopfwunde untersuchen zu laffen, be-
merkten sis, datz es eine Frau war. Sie sprach erst
nur französisch. Als man sie daraus aufmerksam machte,
datz sie sich in Cngland befindet, erklärte sie erstaunt,
sie habe nichts davon gemerkt, datz sie über den Kanal ge-
slogen ssi. Sie habe plöhlich keinen Vrsnnstoff
mehr gehabt. Sie hatte weder einen Paß noch englisches
Geld. Cin Landwirt lud sie zu sich ein. Cr ersäh aus
den Morgenzeitungen, um wen es sich handelte und ver-
ständigte die Polizei, die die Französin mehrere Stun-
den vcrhötts. lleber das Crgebnis des Verhörs wurde
nichts mitgeteilt.
Iüdischer Cmigrantenschwindel in Vudapest.
Vudapest, 21. Dezember. Dis Polizei kam vor
einiger Zeit einer großzügig aufgezogenen „Organisa-
tion" auf die Spur/die angeblich für aus Deutschland
geflüchtete Cmigranten Dammlungen durchführte.
Die Leiter dieser Sammelaktion waren aus Deutschland
ausgewanderte Iuden. Die Crmittelungen ergaben,
datz die Iuden nur für ihreTasche sammel-
ten und gar nicht daran dachten, anderen irgsndwelche
llnterstützüngen zuteil werden zu laffen. Die Gslder
brachten sis im Äudapcster Nachtleben durch. Die
jüdischen Verbrecher wurden zu Freiheitsstrafsn ver-
urteilt, nach deren Verbüßung sie des Landes verwiesen
wcrden.
Großes Fährunglück in Sowjetrußland.
Moskau, 21. Dezember. Wie die „Prawda" berichtet,
hat sich auf dem Baikalsee ein schweres Fähr-
unglück ereignet. Beim Uobersetzen geriet ein mit
sisben Pevsonen besetztes Fährboot in Nebel und ver-
lor die Orientierung. Erst 24 Stunden später wurde es
vom Wind an Land getrieben. Jm Boot fand man vier
der Jnsassen tot auf. Sie waren erfroven. Die
drei übrigen sind ertrunken.
Das Unglück, das — wie die „Prawda" sagt — nicht
das erste dieser Art auf dem Baikalsee ist, soll nach dem
Blatt auf Fahrlässigkeit bei der Staatlichen Schisfahrts-
gesellschaft zurückzusühren sein, die nichts zur Durchfüh-
rung eines gsordneten Fährbetriebes getan habe.
Schweres Cisenbahnunglück in Südafrika.
London, 21. Dezember. Auf der Strecks von Port
Elizabeth nach Kapstadt entgleiste am Montaq früh
em Lisenbahnpug. Dabei vsrlorsn acht Per-
sonen das Leben, 35 wurden verleht. Von den
Verlehten befindet sich eins größere Anzahl in Lebens-
gefahr.
Der Skiidnl Li«der-Mst«seli>.
Wasfenlieserungen und gefälschte Akten.
Paris, 22. Dezember. (Cig. Funkmeldung.) Die
Verhaftung der Sekretärin Linder vom franzö-
sischen Außenministerium und des Inden Rosenfeld
beschäftigt dte Partser Preffe weiterhin sehr stark, ob-
gleich dis amtlichen Stellen stärkste Zurückhaltung üben.
Rosenseld war bereits aus Frankreich aus-
qewiesen worden. Trohdem hatte er sich um die
sranzösische Staatsbürgerschast beworben. Das Cinbürge-
rungsverfahren wurde jedoch durch gewiffe Schriftstücke
erschwert, die bei Rosenfelds Personalpapieren im Au-
tzenministerium liegen. Aus diesen Dokumsnten geht her-
vor, datz der Iude eine wenig empfehlenswcrte Per-
sönlichkeit ist.
Die verhaftete Sekretärin Linder hatte früher in
Rosenfelds Diensten gestanden und unterhzelt immer noch
enge Äeziehungen zu ihm. Sic entsernte die be-
lastenden Schriftstücke aus den Akten und ersehte sie durch
falsche Papiere, in denen dem Iuden die besten
Prädikats gegeben wurden. Aus diesen Dokumenten war
dis Unterschrift eines hohen Beamtsn des Quai
d'Orsay gefälscht worden, der inzwischen gestorben ist.
Die Sskretärin Linder hat weiter ihren Freuüd
Rosenfeld über allc Verhandlungen laufend unter-
richtet, die in Znsammenhang'mit Waffenlieferungen
zwischen verschicdenen französischen Fabriken und dem
Äusland gepflogen wurden. Das französische Außenmini-
stsriuiü inutz zu solchen Verhandlungen Gutachten
abgsbsn, ehe sis zum Wschlutz gebracht werden können.
Auf diese Weise war es Rosenfeld möglich, sich im ge-
gebenen Augenblick einzu s ch a lte n, um sein Ge-
schäst zu machen.
Gegen die Sekretärin Linder hat der Llntersuchungs-
ttchter Anklage wegen klrkundenfälschung
srhoben. Der Inde Rosenfeld wird stch vorläufig
nur wegen Nichtbeachtung eines Ausweisungsbefehls zu
verantworten haben. Wegen des Wasfenschmug-
gsls nach Spanien wird die Untersuchung gegen ihn
noch weitergeführt.
Mitteilung troh des Dementis des französtschen Luft-
fahrtministers und trotz der gerichtlichen Klage, die der
Minister gegen das Vlatt wegen der Veröffentlichung
von „Falschmeldungen" eingereicht hat.
„Wir dementieren das Dementi des Lust-
sahrtministers", so schreibt das „Echo de Paris", „und
wir sügen sogar hinzu, daß auch das zweite Devoi-
tine°Kanonenflugzeug, das wir noch in Händen der tech-
nischen Wteilung des Luftfahrtministeriums glaubten,
ebenfalls nach Varcelona unterwegs ist und augenblicklich
wegen einer Motorstörung in Limoges liegt."
Das Vlatt gibt im übrigen nähcre Cinzelheiten
über diese Lieferüngen und nennt dis Namen der Flug-
zeugführer, die mit der Durchführung des Auftrags be-
traüt worden seien.
3ft d«s NiSleiWisching?
Auch das zweite französtsche Kanonenflugzeug nach
Varcelona gesandt.
Paris, 22. Dezember. (Cig. Funkmeldung.) Das
„Lcho de Paris", das am Montag eine Meldung ver-
breitet hatte, wonach die sranzösische Regierung das
modernste französische Kampfflugzeug,
einen Devoitine-Kanonenapparat, an die spanischen Vol-
schewisten gelisfett habs, bestätigt am Dienstag diess
Nm die Frciliffinz Tschiingdaischedr.
Donald und Sung nach Nanking zurückgckehrt.
Nanking, 21. Dezember. (Ostasiendienst des DNV.)
Aus Siansu kommend, trafen am Montag nachmittag
zunächst Tschiankaischeks Berater, der Australier Do-
nald, und wenig später der Gouverneur der Bank
von China und Schwager des Marschalls Sung, auf
dem Nankinger Flugplatz ein. Beide begaben stch sofort
in die Wohnung des stellvertretsnden Ministerpräsiden-
ten Kung zum Vortrag.
In Nanking war die Stimmung am Montag abend
peffimistischer, als bekannt wurde, daß Tschanghsueliang
ofsensichtlich Marschall Tschiangkaischek vorläufig
nicht sreilassen will. Anscheinend wünscht er G a -
rantien für eine genaue Durchführung etwaiger
Vereinbarungen von seiten der gefamten Nan-
kingregierung und vsrlangt, daß Mitglieder der
Regierung mit umfaffenden Vollmachten nach Sian-
fu kommen. Cs heitzt, Tschanghsueliang sei zwar bereit,
dem Wort Marschall Tschiangkaischeks zu vertrauen, er
fürchte aber, datz nach seiner Freilaffung sich wieder an-
ders Cinslüsse geltend machen könnten.
Frau Tschiangkaischek nach Sianfu abgeflogen.
Nanking, 22. Dezember. (Eig. Funkmeldung.) Frau
Tschiangkaischek ist mit ihrem Vruder T. V.
Sung und dem englischen Verater Tschiangkaischeks,
Donald, am Dienstag vormittag von Nanking nach
Sianfu abgeflogen, um die Verhandlungen mit dem
meuternden Marschall Tschanghsueliang fortzu-
setzen.
MitersinieMeide.
Von C. G. Kolbenheyer.
Im Schnegewölk stchst du, ein Glutenhauch,
Gestirn. Kaum war es Tag, schon liegt dein Vrand,
Cin lehtes Glimmen, auf dem Spiegelband
Des Flufles. !lnd im zarten Kälterauch
Crtrinkt, nicht eine Meile wsit, das Land.
Die abendscheuen Dogelschwärms schwirrsn
(Sie fürchten diese Nacht) von Strauch zu Strauch.
Still steht die Luft. Wie ein verhaltnes Klirren
Hebt es sich kurz, nur kurz, dann schweigt es auch.
Die gleiche weitze Decke allsr Stratzen —
Weitz und bedeckt, die Mühsal auf der Crde.
Cs stirbt ein Iahr, lautlos, entsühnt, gelaffen,
Gibt dem Geschick heim, was da dauern werde.
Voi RnWchlei «id llilgliizei.
Was der Volksmund erzählt . . .
Keine Zeit des Iahres ist so dicht gedrängt voll Ge-
heimnis, so bestcrnt mit Festsn wis die Wochsn um die
Wintersonnenwende, die dcr Natur nach licht-
lvssste Zeit des ganzen Iahres. Taaelang steht die Sonne
sast still auf ihrem niedrigstcn Punkt, der natürlichs Kreis-
lauf des Lebens scheint unterbrochen, in den Pflanzen
ruhcn die Süfte, viel Gctier schlummcrt in der Crde, es
ist wie einc tiefe stumme Pause zwischcn Tod und Reu-
geburt. In dieser Zeit tiefster Schwäche des tttebhasten
Lebens aber haben, so sagt der Volksmund, die Geister
Macht wie niemals sonst. In den Nächten besonder-
spürt ber Mensch, der zugleich der Natur und dem Gei-
sterreich angehört, ihr Wältsn und Naunen.
Die heiligen „Zwölf NLchte" von Cnde Dezember
bis Anfang Ianuar war die Zsit, in der Wodan mit dem
ganzen Geisterhser durch die Lüfte brauste, da allerlsi
^A-nholde" aus ihrem sonst unsichtbaren Zwischenreich
plötzlich ins irdisch Sichtbare traten, um die Menschsn zu
crschrccken und ihnen, wenn möglich, Schaden anzutun. Da
mied jeder die einsamen Wege, alles was von Fleisch
und Blut war drängte sich zusammcn, Mensch und Vieh
in die trauliche Wärme von Haus und Slall. ums Herd-
feuer und um den Kienspan. Aber das allein war nicht
genuq, uralter, seit undenklicher Zeit von den Vätern
überLieferter Drauch wurde geübt, Rauchwerk verbrannt,
Opfcr gsschlachtet, um die mitleidlosen stnirdischen gnä-
dig zu stimmsn, Leib und Leben, Feld und Flur zu
schühen und fruchtbar zu erhalten.
Das Bewutztsein, von höheren. unerforschnchen Mach-
ten abzuhängen, gehört dem heidnischen Eötterglauben wis
dem Christentum glsichsrmatzen an. Das Licht, das in
Stall und Krippe von Vethlehem aufgegangen ist, durch-
strahlt die geisterdurchraunten, aeheimnisvoll heiligen
Nächts dsr Vorzeit. Ununterscheidbar wie Wein in Was-
ser mischen sich seitdem hetdnisches und christliches Brauch-
tum. Immer noch ist ein geisterhaftes Wandern durch
unsere winterlichen Nächte, ein langer Zug von Gestal-
ten folgt dem Kind in der Krippe oder geht ihm voraus.
In dem Vewußtsein der breiten Maffen zwar, besonders
in den stLdtisch entwurzelten, sind von all den alten volks-
tümlichen Festen außer dsm Heiligen Abend selber nur
noch der Nikolausabend und der Silvesterabend lebendig
und allenfalls der Dreikönigstag. Wer man muß in abgc-
legene Dörfer hinauswandern, ganz besonders in solche
der bayerischen oder tirolerischen Alpen, um zu erfahren,
wie überraschsnd viel von altem Volksglauben noch lebt
und wirksam ist. St. Nikolaus isi keineswegs der
einzige Heilige, deffen Fest in dieser Advendszeit mit
besonderen Gebräuchen aefeiert wird. Cins Woche nach
ihm, am 13. Dezember, folgt St. Luzie, eine im allge-
meinen mehr gesürchtete als verehrte Gestalt, besonders
bei den Kindern und Dienstmädgen. Denn es wird ihr
nachgesagt, daß sie, dis „Luzelfrau" in der ihr geweihten
Nacht prüfend durch Haus, Küche und Keller streiste und
faule MLgde unsanst strafte. In dieser hausfraulich rich-
tcnden Tätigkeit trägt ste deutliche Züge der Frau Holle-
Schwerer aber lätzt stch srklären, wie diese Gestalt zu dem
ihr ebenfalls zugehörenden dämonischen Zug der Kinder-
frefferei kommt. Mit einem langen Mefler soll sie den
von ihr eingeholten Kindern den Bauch aufschlihen, glü-
hsnde Ziegelsteine hineintun und ihn dann wieder zu-
nähen. Andererseits hat die Luzelfrau absr auch Macht,
vor bösen Geistern und Zauberei zu schühen. Um sie dazu
geueigt zu machsn, wird in oberösterreichischen Äauern-
häusern Räucherwerk angezündet und von allen Vewoh-
nern durch Stuben, Kammern, Stall und Stadel ein !lm-
gang veranstaltet und dazu ein Spruch gebetet.
Bis zur Gregorianischen Kalenderreform galt der
Luzientag als der kürzcste Taq des Iahres. Der
wirklich kürzeste aber, der 2!., ist der Thomastag, an
dem den MLdchen ein Blick in die Zukunst erlaubt ist und
Liebssglück oder Leid im Voraus ersahren werden kann.
Mit dem Thomasabend fangen die Rauhnächte
an, dis bis zum Dreikönigstag dauern, besondere Chren
unter ihnen genietzen aber die Thomasnacht, dis Christ-
nacht, die Silvesternacht und die Nacht vor Dreikönig.
In diesen Nächten wird Haus, Stall und Feld mit Weih-
waffer und Rauchwerk umschritten. Ihre eiqene Vedeu-
tung haben auch die drei Donnerstage vor der heiligsn
Nacht, zumal der lehte, der in vielen Gegenden mit lär-
menden Ümzügen von Hos zu Hof endet. Manche der hier
geübten Bräüchs, so beispielsweise die der Salzburger
„Äerchtlnacht" erinnert dsutlich an Karnevals- und Vor-
jrühlingsbräuchs und vsrratsn gcmsinsamsn Ursprung.
kunsk und Vissenschafk.
Am
dsr
sine
sEin Werk von Erich Lauer im Rundfunk.f
gestrrgen Montag zu später Wendstunde brachte
Deutsche Rundfunk eine „Sonnwendfeier",
Dichtung von Gerhard Schumann mit der Musrk des
srüher in Heidelberg ansäffigen Komponisten Crich
Lauer. Dre SA. war Trägerin der Feier. Lausr, der
seine Musik selbst dirigierte, hat die bei ihm bekannte
schlichte Drktion auch in diesem Werk wieder angewandt.
Sein Apparat ist nicht grotz: Bläserchor, einstimmiger
Männerchor; die Anforderungen blerben ebenfalls rn
überall erreichbaren Grenzen. Die Bläser behandelt
Lauer in wuchtiq dahinschreitender Fanfarenmelodik; die
Führung der Singstimmen ist der Herbheit und Strenge
der neuen Melodik angemeffen. Lausr hat mit diesem
Werk erneut gezsigt, datz er die Technik musikalischer
Feiergestaltung vortrefflich beherrscht und in der Melo-
dik ausgezeichnet dis Stimmung festzuhalten versteht.
Ssin Cinfall ist prägnant, fesielnd, ohne nach Orrginali-
tät zu haschen. O.
sDer Maler Iohann Anton Cngelhard f-.j Nach
langem, schwcrem Leideir starb in ^arlsruhe, 64
Iahrs alt, der Maler Iohann Anton Cngelhard.
Ciner alten Frankfurter Patrizierfamilie entstammend,
wurde er zunächst Schüler von Haffelhorst, seine weitere
Ausbildung faiid er in Karlsruhe bei Vaisch und Zügcl.
Sein eigsntlichstes Gebiet wurde später die Landschaft,
jene großzügrae Darstellung der Bsrgwelt. der weiten
Täler und Wresengründe, die ihm im ganzen Reich zahl-
rerche Frsunde gewann. Vor allem im deutschen Norden
mrd Osten waren Cngelhards Vilder bekannt und belrebt.
Warmherzrg und lebhaft, an allem Anteil nehmennd, was
die badische Künstlerhand bswsqte, stand Cnqelhard stets
in der ersten Reihe derer, dre sich sür die künstlerischs und
soziale Hebung des jungen Nachwuchses ernfetztsn.s Fünf-
undzwanzig Iahre hindurch war er als Kunstwart des
Badischen Kunstvsxeins tätig, bcim Aufbau dsr Fach-
gruppe Maler und Graphiker der Reichskammer der Vil-
denden Künste in Daden konnte ihm seine lange Crfah.
rung ebenfalls gute Dienste leisten.
jChemniher Bücherpreis.s Die Gesellschaft dsr Vü-
chsrfreunde zu Chemnih hat ihrs diesjährrge Chren-
gabe rn Höhe von 500 Mark dem Dichter Dr. Otto
Freiherr vonTaube rn Gauting bsi München ver-
liehen.
Kulturgesell-
. . . ft. die unter
„ _ --- ^ichters E. G. Kol-
benheyer stehende Rulturorganisatwn der Sudeten-
deutschen im Reich und in Deutsch-Oesterreich hislt in
Berlin ihre Jahreshauptversammlung ab. Der Ver-
lauf der Taguna vermlttelte einen lebendigen Eindruck
pon der Arbeit für das sudetendeutsche Kulturschafsen,
Mschied des Rotteichesr.
Die §rriegsmarine ehrt den scheidenden Admrr
det
Verlin, 21. Dezember. Admiral Foerst
mit Ablauf des Monats Dezember aus dem
Drenst der Krregsmarrne ausscherdet, holte " chef
21. Dezenrber 1936 seine Flagge als F l ^
nieder. Konteradmiral Carls wurds mrt dcr
nehmung des Dienstes als Flottenchef beauftrag'
Am Montagnachmittag fand dw ^e r """
geae
ensla!
schiedung des Flottenchefs^Admiral Fosrst "
-- „.oen ^
Kriegsmarine in Kiel statt. An Stelle des E ,
in den spanrschen Gewäffern lregenden Flottenl
„Wmiral Graf Spee" hatte das PanzerschM_^„^g
miral Scheer" für dsn heutigen Tag bie
eines Flottenflaggschiffes übernommen. kchifs^
Auf der achteren Steuerbordseite des ,Iu>'
„Wmiral Scheer" hatte eine seemännische Drvfl ^ht
stellung genommen. Die Chrenkompag"^
unter den Röhren des hinteren Geschühturare -
übrige Vesahung steht auf der Steuerbordserte
radeaufstellung. Punkt 14.30 llhr verläßt ^ csalü
Foerster seine Kajüte und schreitet mit den'eai
reepaästen die Front der seemännischen Divrsrvn » ^ji-d
begibt sich an Bord der bereitliegenden Gig- croe^
von Offizieren dss Panzerschiffes gepullt. AdmiM'
ster übernimmt selbst das Steuer, während der^L,jgx,
dant der „Wmiral Scheer", Kapitän zur See > ^j^.t.
den scherdenden Flottenchef rn der Gig an Land
Beim Verlaffcn des Pairzsrschiflss werden ^jcsen-
Foerster die milrtärischen Chrenbezeugungen ssj cvre'
Querab vom Panzerschiff bringt der Crste
gattenkapitän Virkner, drei Hurras für ve»
dsnden Flottenchef aus, die Admiral Foerster » „ j/
crwidert. Dann ertönen vom Kreuzer „Nürnbem
Im gleichsn Augenblick Aeht tani?!^l
„Ädn»K
Schutz Salut . „ .
dis Admiralsflagge vom Panzcrschisf „ „„„
Scheer" nieder, die nun am Vug der Gig flaiterr .g
Zeichen dafür, datz Admiral Foerster sein Kom>
niedergelegt hat. ^
Aus den im Hafen liegenden Schiffen, den Kr^pje
„Köln", „Nürnberg" und der „Karlsruhe", niaren
Besahungen in Paradeaufstsllung angetreten, d>
miral Foerster zum Wschied ein dreifaches Hurr
riefen. „g
An der Scheer-Brücke, vor der Dienstwoh"
des Flottenchefs, legt die Gig an. Auf der Drücke v
sich inzwischen seine engsten Mitarbeiter eingefundc
von ihrem Vorgesehten Wschied zu nehmen.
ziere der Gig bringen auf den Flottenchef ein drer^j.
Hurra aus. Dann verabschiedct er sich von den <
arbeitern seines Stabes mit den Worten „Auf
sehen, Kameraden!"
IevtWs Rcich. .....
Tonneberger Kinder im Haus bes MinisterpräsidH ü'
Göring. Die schwierige Lgge, in dem sich das suo > .„f-,
ringische^ Wirtschaftsgebiet mit ichner.
gedehnten Spielzeugfabrrkation viele Jahre hindurai
fand, konnte dank der tatkräftigen Matznahmen
iiationalsozialistischen Dienststellen für einen suten -„g
behoben werüen. Um dem Ministerpräsidenten
den Dank -des Gaues Südthüringen für seine.^i..chen-
kung an dem wirtschastlichen Wisderaufstieg ausznlpr .se
überreichten am Montag fünf Mädel nnd vier 4
ihm Geschenke der -sonneberger Spielzeuginduitru- >
Deutsches Ersenbahnmaterial für China.
eines Vertragsabschluffes zwischen einer deutscheü
mengruppe und dem chinesischen EisenbahnminNte st
wird deutsches Eisenbahnmaterial >ni
von 40 Millionen chinesischen Dollar nach China geu
werden. Der gegenwärtige Vertrag ist das Ergebnm
Verhandlungen, die aufgrund eines am 22. Januar -
geschlossenen Vorvertrags geführt worden sind und w>
Jahr gsdauert haben. Er ist ein neuer Ausdruck de
einigen Jahren von deutschen Firmen aufgenomM üj,
vertrauensvollen Zusammenarbeit mit der m
schen Regierung auf dem Gebiet des Eisenbahnbaues-
Sie sWjettijsische Friiei-Armee.
Woroschilow: „Wir sind schon längst vercit zu>"
Kampf!"
Moskau, 21. Dezember. Im großen Kreml-^ . „
wurde am Sonntag dieVeratung der
dsr roten Kommandeure eröffnet, die von den Soü>!-,
als große Propagandaveranstaltung zur Mi! > ^
sierung der Sowjetfrauen aufgezogen
An den Beratungen nchmen Stalin und alle ''
der der Regierung, sowie dis Sowjetmarschälle teü- ^ ^.
Die Cröffnungsrede hielt Kriegskommiffar 22 e ^
schilow, der nicht nur die „kulturelle" Vetätiguus ^
Frauen der Kommandeure der roten Armee
sondern auch besonders lobend erwähnte, daß die
jetfrausn „sich zu richtigen Kämpfern in den ^ ^ „
schiedenen Spezialitäten der Kriegsku»^
herausbildeten. Außer der rotsn Armee
Sowjetunion noch eine zweite Armee, die
rnachtvoll und unbesiegbar sei, die Armee
Frauen der roten Kommandeure. „Auch diess^
werde einst aufstehen, wenn „der Kriegsfeind . „j,
suchen sollte, die Sowjetunion zu überfallen." ^^ yN
low rief: „Im Kampf für den Friedsn sind wir >
längst bersit zum Kainpf für den Schuh
rsr Anabhängigkcit."
In den Vorträgen der verschiedenen Fraucnvcr
rinnen wurden unter lebhaftem Beifall der rote" ^ m
ralität immer neue Veispiele von Frauen crzählt, ^jjrct
Scharfschützen,
werden.
Fliegsrn, Tankführern usw- au-
-lus aller Welt. ,,
— Ein deutscher Dampser gesunken. Dsr Danü^„
.. Afrika " der Reederci Schulte und Druns,
(AtlaS-Reederei), der mit einer Ladung von 11 -> jst
nen Crz auf der Reiss von Narvik nach Cmden 'hci
an der norwegischsn Küste, nördlich von Drontn
schwerem Wetter gesunken. Der deutsche Zzc-
„Frielinghaus" konnte von der 38 Mann starre
sahung 37 Angehöriqe übernehuien. Ungewiyy^
steht lcdiglich um das Schicksal des Kap'tans.
befurchtet, datz er ertrunken ist. „ „nte^
— Cuie balbe Million englisch« Schulkmd _ 2^4
ernährt. Nach dem soeben veröffentlichten -o §r-
bericht dsr GcsundhcitsLbteilung dcs ^ engnlM e b ^
ziehungsminii'eriums sind in Cngland und Waies ^
als einc halbe Million Schulktnder
jedes neunte Kind, unterernährt. ^ „n"
hielten in dem Berichtsjahr nur 143 000
Mädch«n Freitischs,
Knabcn
Fcrnspreche»S.'A. 7351—53.
,Heidelberger Neueste Nachrichten" — „Heidelberger Anzeiger"
Dienstag, 22. Dezember 1936
von der Mutter oder der Schwester auf dem Arm gs-
tragen wurden. Der Andrang wurde bald so grotz, datz
auch der „richtige" Weihnachtsmann, St. Nikolaus und
weitere Helfer mitsuchen und mit ausgeben mutzten. So-
weit es anging, wurden die Wünsche besriedigt, sei es
durch den „Flregenden Hamburger", durch Puppen oder
Autos, durch Tanks, Eisenbahn, Schlänkerbabies und
Gesellschaftsspiele. Mit einem herzlichen „Danke schön!"
nahmen die Kinder das Dargebotene entgegen.
Fast eineinhalb Stunden lang bescherte Reichsmini-
ster Dr. Goebbels die Kinder und half so mit eigener
Hand ein Volksweihnachten gestalten wie es sein soll
und wie es schöner und harmonischer nicht verlaufen
konnte.
Drei Millionen glückliche Kinder.
DreiMillionen deutsche Kinder hat
der gestrige Wend glücklich gemacht. In allen Städten,
Dörfern, Flecken, wo arme dsutsche Kinder zu Hause
sind, wurden die Lichtcr an dcn Weihnachtsbäumen ent-
zündet, mchr denn 23 000 Feiern waren gerüstet,
das Vand des Rundfunks, der die Stimme von Dr.
Goebbcls herübertrug, vereinte sie zu einer einzigen
qrotzen Weihnachtsfeier. Am Glück der Kinder, in deren
Augen der Glanz der Lichter sich mit der Freude der
Stunde vermischte, hat das ganze deutsche Volk seinen
Anteil. Wenn je, so ersüllt sich an den Weihnachtstagen
die Wahrheit des Wortes, datz Geben seliger denn Neh-
men sei.
Einem Kinderherzen Glück gebracht zn haben: es
gibt wohl keinen schöneren Lohn, den ein Gebender
empsangen kann. Eindrücke dieser Art, wie sie an
einem solchen Abend in Kinderseelen geschrieben wer-
don, kann keine .-seit auswischeu. Aus den drei Mil-
lionen Kindern, die gcstern beschcnkt wurden, werden
eines Tages Männer und Frauen geworden sein. Sie
werden die gestrige Stunde nicht vergessen haben und
ste werden diesem Volk zurückvergelten, was an ihnen
getan worden ist. Glückliche Kinder: das ist auch ein
glückliches Volk.
„Kommunismus ist Anarchie, Mord und Gewalt!"
Ciner dsr führenden Vertreter der schwedischen
Rechtsparteien, Reichstagsabgeordneter Nielssen,
äutzert sich in dem konservativen Wendblatt „Nya Dag-
ligt Mehanda" über die Gefahren des Kommü-
nrsmus wie folgt:
„Zu den Crscheinungen, die in unserer Zeit gseignet
sind, !lnruhe und Furcht vor der Zukunst zu erwecken,
gehören der Kommunismus und die mit ihm ver-
wandten Strömungen, dis in der Welt und auch in unse-
rsm eigenen Land unverhüllt und unaufhaltsam wachsen.
Cs istseltsam, datz erwachsene Menschen diese
Gefahr nicht sehen. Alles, was der Kommunismus
getan hat, und alles, was er anstrebt, ist, unsere Ge-
sellschastsordnung niederzureitzen u»d zu zerstören,
die Grmrdlagen unseres wirtschaftlichen und sozialen Le-
bens zu unterhöhlen, die religiösen Werte, die das
höchste Gut des Lebens für viele Kreise, Generationen
hindurch darstellten, zu verspotten und zu ver-
h ö h n s n.
Cs sollte, so scheint es, für jeden denkenden Men-
schen offenbar sein, daß der Kommunismus noch
niemals etwas aufgebaut und noch nie
irgendwelche Wsrte geschaffen hat, sondern
überall, wo er zu Macht ünd Cinflutz gelangre, die
Werte, die die bisherigen Generationen unter Arbeit,
Mühe und Cntsagung geschaffen haben, niederriß und
vernichtete. Ls ist zu beklagen, ja unsatzbar,
datz wir uns hier im Land zur Schasfung eines wirk-
samen Gesehes gegen eine Vswegung, die derartige Ziele
hat, bisher nicht cinigen konnten. Älle Versuche rn dieser
Richtung sind gescheiiert.
Nicht nur die Sozialdemokraten schähen die
WLHlarbeit der Kommunisten gering ein, sondern auch
ein Teil der bürgsrlichen Parteien ist gegen das Ge-
setz gewesen, das geeignet gewesen wäre, in wesentlichem
llmfang die volksvergiftende Propaganda der radikalen
Parteien zu unterbinden. Man fragt stch, soll das schwe-
dische Volk solange schlummern, bis die Agenten
Moskaus ihre Zrele auch bei uns erreicht haben.
Kommunismus ist Anarchie, Auflösung dcr be-
stehsnden sicheren Verhältnisse, Mangel und Not, innere
llntuhe, Gesehlosigkeit, Mord und Gewalt."
Mikerdmd, Iialien «nd Adesstnien.
Um die Anerkennung der italienischen Oberhoheit.
London, 21. Dezember. Wie amtlich mitgeteilt wird,
hat die britische Rcgierung der italienischen Regierung
eine Mitteilung zukommen laffen, in dcr sie erklärt, datz
die englische Gesandtschaft in Addis Weba in ein
Generalkonsulat umgewandelt wird. Diese Cnt-
scheidung, so wird amtlich mitgeteilt, habe mit den eng-
lisch-italienischen Verhandlungen über das Mittelmeer
nichts zu tun und stehe in keinem Zusammenhang mit der
Frage der Anerkennung der Croberung Abeffiniens.
Ebenso ist die französtsche Gesandtschaft in Addis
Abeba in ein G e n e r a l k o n s u l a t umgewandelt
worden. Man hält es für möglich, daß der Völker -
bund im nächsten Jahr die Oberhoheit Jta-
liens in Abessinien endgültig anerkennt. Dann wird,
so wird erklärt, auch für Frankreich und England die
Möglichkeit gegeben sein, die ofsizielle Anerkennung zu
vollziehen.
SaS Remstk v«m Lag.
Mordversuch in 4V0 Meter Höhe.
Eine Frau schießt auf den Flieger.
Paris. 21. Dezember. Cine eigenartige Affäre
hat sich am Sonntag in der NLHe von Paris abgespielt.
Der französische Flieger und Ingenieur L'Allemand
war mit seiner Freundin, der französischen Fliegerin
Schmsldsr-Caphullet zu einer Vergnügungsflug
aufgestiegen und zwar in einem Flugzeug, das beiden ge-
meinsam gehörte. L'Mcmand, der das Flugzeug führte,
fühlte plöhlich einen schlagartigen Schmerz im Rücken
und merkte, daß seine Kräfte ihn rasch verlietzen. Das
Flugzeug befand sich etwa 400 Meter über dem Crd-
boden. L'Allcmand gelang es, das Flugzeug noch zur
Landung zu bringen/er stürzte aber, als er das Flug-
zeug verlietz, ohnmächtig vor dcn Menschen zu Doden,
die dem Flugzeug zu Hilfe geeilt waren. Im nächsten
Augenblick erhobsich dasFlugzeUg wieder und
flog davon. Der verlehte Flieger wurde sofort in
ein Kranksnhaus gsbracht, wo eine Schußverlehung fest-
gestellt wurde, die zwar ernst, aber nicht lebensgefähr-
lich ist.
lleber das Motiv dieser Tat Lußerte sich L'Allemand
nicht. Doch versichern Freunde des Paares, Frau
Schmslder-Chaphullet, die in Scheidung lebe, habe von
L'Ällemand erwartet, datz er sie nach vollzogener Schei-
dung heiraten werde. LÄllemand habe dies jedoch
wahrscheinlich verweigert, was seine Gelisbte zu der
Tat veranlatzt haben dürfte. Die Kugel ist ganz nahe
am Rückgrat vorbei in den Körper gedrüngen ünd konnte
bisher noch nicht herausgenommen werdsn, doch glauben
die Aerzte an gute Heilungsaussichten.
Frau Schmelder-Thaphullet landete einige
Zeit später an der Küste von Südengland in der
Nähe von Portsmouth.
Drei Personen, darunter ein Polizist, sahen das
Flugzeug vom Kanal aus auf das Land zusteuern, als
sie bei der hereinbrechenden Dunkelheit am Sonntag nach-
mittag einen Spaziergang an der Küsts machten. Sie be-
merkten, daß der Motor stillstand. Ctwa achtzig Meter
landeinwärts machts das Flugzeug eine Landüng, dis
mehr nach einem sanften Wstürz aussah. Fahrgestell und
Propeller zerbrachen. Crst als der Pilot seine Kappe
abnahm, um eins Kopfwunde untersuchen zu laffen, be-
merkten sis, datz es eine Frau war. Sie sprach erst
nur französisch. Als man sie daraus aufmerksam machte,
datz sie sich in Cngland befindet, erklärte sie erstaunt,
sie habe nichts davon gemerkt, datz sie über den Kanal ge-
slogen ssi. Sie habe plöhlich keinen Vrsnnstoff
mehr gehabt. Sie hatte weder einen Paß noch englisches
Geld. Cin Landwirt lud sie zu sich ein. Cr ersäh aus
den Morgenzeitungen, um wen es sich handelte und ver-
ständigte die Polizei, die die Französin mehrere Stun-
den vcrhötts. lleber das Crgebnis des Verhörs wurde
nichts mitgeteilt.
Iüdischer Cmigrantenschwindel in Vudapest.
Vudapest, 21. Dezember. Dis Polizei kam vor
einiger Zeit einer großzügig aufgezogenen „Organisa-
tion" auf die Spur/die angeblich für aus Deutschland
geflüchtete Cmigranten Dammlungen durchführte.
Die Leiter dieser Sammelaktion waren aus Deutschland
ausgewanderte Iuden. Die Crmittelungen ergaben,
datz die Iuden nur für ihreTasche sammel-
ten und gar nicht daran dachten, anderen irgsndwelche
llnterstützüngen zuteil werden zu laffen. Die Gslder
brachten sis im Äudapcster Nachtleben durch. Die
jüdischen Verbrecher wurden zu Freiheitsstrafsn ver-
urteilt, nach deren Verbüßung sie des Landes verwiesen
wcrden.
Großes Fährunglück in Sowjetrußland.
Moskau, 21. Dezember. Wie die „Prawda" berichtet,
hat sich auf dem Baikalsee ein schweres Fähr-
unglück ereignet. Beim Uobersetzen geriet ein mit
sisben Pevsonen besetztes Fährboot in Nebel und ver-
lor die Orientierung. Erst 24 Stunden später wurde es
vom Wind an Land getrieben. Jm Boot fand man vier
der Jnsassen tot auf. Sie waren erfroven. Die
drei übrigen sind ertrunken.
Das Unglück, das — wie die „Prawda" sagt — nicht
das erste dieser Art auf dem Baikalsee ist, soll nach dem
Blatt auf Fahrlässigkeit bei der Staatlichen Schisfahrts-
gesellschaft zurückzusühren sein, die nichts zur Durchfüh-
rung eines gsordneten Fährbetriebes getan habe.
Schweres Cisenbahnunglück in Südafrika.
London, 21. Dezember. Auf der Strecks von Port
Elizabeth nach Kapstadt entgleiste am Montaq früh
em Lisenbahnpug. Dabei vsrlorsn acht Per-
sonen das Leben, 35 wurden verleht. Von den
Verlehten befindet sich eins größere Anzahl in Lebens-
gefahr.
Der Skiidnl Li«der-Mst«seli>.
Wasfenlieserungen und gefälschte Akten.
Paris, 22. Dezember. (Cig. Funkmeldung.) Die
Verhaftung der Sekretärin Linder vom franzö-
sischen Außenministerium und des Inden Rosenfeld
beschäftigt dte Partser Preffe weiterhin sehr stark, ob-
gleich dis amtlichen Stellen stärkste Zurückhaltung üben.
Rosenseld war bereits aus Frankreich aus-
qewiesen worden. Trohdem hatte er sich um die
sranzösische Staatsbürgerschast beworben. Das Cinbürge-
rungsverfahren wurde jedoch durch gewiffe Schriftstücke
erschwert, die bei Rosenfelds Personalpapieren im Au-
tzenministerium liegen. Aus diesen Dokumsnten geht her-
vor, datz der Iude eine wenig empfehlenswcrte Per-
sönlichkeit ist.
Die verhaftete Sekretärin Linder hatte früher in
Rosenfelds Diensten gestanden und unterhzelt immer noch
enge Äeziehungen zu ihm. Sic entsernte die be-
lastenden Schriftstücke aus den Akten und ersehte sie durch
falsche Papiere, in denen dem Iuden die besten
Prädikats gegeben wurden. Aus diesen Dokumenten war
dis Unterschrift eines hohen Beamtsn des Quai
d'Orsay gefälscht worden, der inzwischen gestorben ist.
Die Sskretärin Linder hat weiter ihren Freuüd
Rosenfeld über allc Verhandlungen laufend unter-
richtet, die in Znsammenhang'mit Waffenlieferungen
zwischen verschicdenen französischen Fabriken und dem
Äusland gepflogen wurden. Das französische Außenmini-
stsriuiü inutz zu solchen Verhandlungen Gutachten
abgsbsn, ehe sis zum Wschlutz gebracht werden können.
Auf diese Weise war es Rosenfeld möglich, sich im ge-
gebenen Augenblick einzu s ch a lte n, um sein Ge-
schäst zu machen.
Gegen die Sekretärin Linder hat der Llntersuchungs-
ttchter Anklage wegen klrkundenfälschung
srhoben. Der Inde Rosenfeld wird stch vorläufig
nur wegen Nichtbeachtung eines Ausweisungsbefehls zu
verantworten haben. Wegen des Wasfenschmug-
gsls nach Spanien wird die Untersuchung gegen ihn
noch weitergeführt.
Mitteilung troh des Dementis des französtschen Luft-
fahrtministers und trotz der gerichtlichen Klage, die der
Minister gegen das Vlatt wegen der Veröffentlichung
von „Falschmeldungen" eingereicht hat.
„Wir dementieren das Dementi des Lust-
sahrtministers", so schreibt das „Echo de Paris", „und
wir sügen sogar hinzu, daß auch das zweite Devoi-
tine°Kanonenflugzeug, das wir noch in Händen der tech-
nischen Wteilung des Luftfahrtministeriums glaubten,
ebenfalls nach Varcelona unterwegs ist und augenblicklich
wegen einer Motorstörung in Limoges liegt."
Das Vlatt gibt im übrigen nähcre Cinzelheiten
über diese Lieferüngen und nennt dis Namen der Flug-
zeugführer, die mit der Durchführung des Auftrags be-
traüt worden seien.
3ft d«s NiSleiWisching?
Auch das zweite französtsche Kanonenflugzeug nach
Varcelona gesandt.
Paris, 22. Dezember. (Cig. Funkmeldung.) Das
„Lcho de Paris", das am Montag eine Meldung ver-
breitet hatte, wonach die sranzösische Regierung das
modernste französische Kampfflugzeug,
einen Devoitine-Kanonenapparat, an die spanischen Vol-
schewisten gelisfett habs, bestätigt am Dienstag diess
Nm die Frciliffinz Tschiingdaischedr.
Donald und Sung nach Nanking zurückgckehrt.
Nanking, 21. Dezember. (Ostasiendienst des DNV.)
Aus Siansu kommend, trafen am Montag nachmittag
zunächst Tschiankaischeks Berater, der Australier Do-
nald, und wenig später der Gouverneur der Bank
von China und Schwager des Marschalls Sung, auf
dem Nankinger Flugplatz ein. Beide begaben stch sofort
in die Wohnung des stellvertretsnden Ministerpräsiden-
ten Kung zum Vortrag.
In Nanking war die Stimmung am Montag abend
peffimistischer, als bekannt wurde, daß Tschanghsueliang
ofsensichtlich Marschall Tschiangkaischek vorläufig
nicht sreilassen will. Anscheinend wünscht er G a -
rantien für eine genaue Durchführung etwaiger
Vereinbarungen von seiten der gefamten Nan-
kingregierung und vsrlangt, daß Mitglieder der
Regierung mit umfaffenden Vollmachten nach Sian-
fu kommen. Cs heitzt, Tschanghsueliang sei zwar bereit,
dem Wort Marschall Tschiangkaischeks zu vertrauen, er
fürchte aber, datz nach seiner Freilaffung sich wieder an-
ders Cinslüsse geltend machen könnten.
Frau Tschiangkaischek nach Sianfu abgeflogen.
Nanking, 22. Dezember. (Eig. Funkmeldung.) Frau
Tschiangkaischek ist mit ihrem Vruder T. V.
Sung und dem englischen Verater Tschiangkaischeks,
Donald, am Dienstag vormittag von Nanking nach
Sianfu abgeflogen, um die Verhandlungen mit dem
meuternden Marschall Tschanghsueliang fortzu-
setzen.
MitersinieMeide.
Von C. G. Kolbenheyer.
Im Schnegewölk stchst du, ein Glutenhauch,
Gestirn. Kaum war es Tag, schon liegt dein Vrand,
Cin lehtes Glimmen, auf dem Spiegelband
Des Flufles. !lnd im zarten Kälterauch
Crtrinkt, nicht eine Meile wsit, das Land.
Die abendscheuen Dogelschwärms schwirrsn
(Sie fürchten diese Nacht) von Strauch zu Strauch.
Still steht die Luft. Wie ein verhaltnes Klirren
Hebt es sich kurz, nur kurz, dann schweigt es auch.
Die gleiche weitze Decke allsr Stratzen —
Weitz und bedeckt, die Mühsal auf der Crde.
Cs stirbt ein Iahr, lautlos, entsühnt, gelaffen,
Gibt dem Geschick heim, was da dauern werde.
Voi RnWchlei «id llilgliizei.
Was der Volksmund erzählt . . .
Keine Zeit des Iahres ist so dicht gedrängt voll Ge-
heimnis, so bestcrnt mit Festsn wis die Wochsn um die
Wintersonnenwende, die dcr Natur nach licht-
lvssste Zeit des ganzen Iahres. Taaelang steht die Sonne
sast still auf ihrem niedrigstcn Punkt, der natürlichs Kreis-
lauf des Lebens scheint unterbrochen, in den Pflanzen
ruhcn die Süfte, viel Gctier schlummcrt in der Crde, es
ist wie einc tiefe stumme Pause zwischcn Tod und Reu-
geburt. In dieser Zeit tiefster Schwäche des tttebhasten
Lebens aber haben, so sagt der Volksmund, die Geister
Macht wie niemals sonst. In den Nächten besonder-
spürt ber Mensch, der zugleich der Natur und dem Gei-
sterreich angehört, ihr Wältsn und Naunen.
Die heiligen „Zwölf NLchte" von Cnde Dezember
bis Anfang Ianuar war die Zsit, in der Wodan mit dem
ganzen Geisterhser durch die Lüfte brauste, da allerlsi
^A-nholde" aus ihrem sonst unsichtbaren Zwischenreich
plötzlich ins irdisch Sichtbare traten, um die Menschsn zu
crschrccken und ihnen, wenn möglich, Schaden anzutun. Da
mied jeder die einsamen Wege, alles was von Fleisch
und Blut war drängte sich zusammcn, Mensch und Vieh
in die trauliche Wärme von Haus und Slall. ums Herd-
feuer und um den Kienspan. Aber das allein war nicht
genuq, uralter, seit undenklicher Zeit von den Vätern
überLieferter Drauch wurde geübt, Rauchwerk verbrannt,
Opfcr gsschlachtet, um die mitleidlosen stnirdischen gnä-
dig zu stimmsn, Leib und Leben, Feld und Flur zu
schühen und fruchtbar zu erhalten.
Das Bewutztsein, von höheren. unerforschnchen Mach-
ten abzuhängen, gehört dem heidnischen Eötterglauben wis
dem Christentum glsichsrmatzen an. Das Licht, das in
Stall und Krippe von Vethlehem aufgegangen ist, durch-
strahlt die geisterdurchraunten, aeheimnisvoll heiligen
Nächts dsr Vorzeit. Ununterscheidbar wie Wein in Was-
ser mischen sich seitdem hetdnisches und christliches Brauch-
tum. Immer noch ist ein geisterhaftes Wandern durch
unsere winterlichen Nächte, ein langer Zug von Gestal-
ten folgt dem Kind in der Krippe oder geht ihm voraus.
In dem Vewußtsein der breiten Maffen zwar, besonders
in den stLdtisch entwurzelten, sind von all den alten volks-
tümlichen Festen außer dsm Heiligen Abend selber nur
noch der Nikolausabend und der Silvesterabend lebendig
und allenfalls der Dreikönigstag. Wer man muß in abgc-
legene Dörfer hinauswandern, ganz besonders in solche
der bayerischen oder tirolerischen Alpen, um zu erfahren,
wie überraschsnd viel von altem Volksglauben noch lebt
und wirksam ist. St. Nikolaus isi keineswegs der
einzige Heilige, deffen Fest in dieser Advendszeit mit
besonderen Gebräuchen aefeiert wird. Cins Woche nach
ihm, am 13. Dezember, folgt St. Luzie, eine im allge-
meinen mehr gesürchtete als verehrte Gestalt, besonders
bei den Kindern und Dienstmädgen. Denn es wird ihr
nachgesagt, daß sie, dis „Luzelfrau" in der ihr geweihten
Nacht prüfend durch Haus, Küche und Keller streiste und
faule MLgde unsanst strafte. In dieser hausfraulich rich-
tcnden Tätigkeit trägt ste deutliche Züge der Frau Holle-
Schwerer aber lätzt stch srklären, wie diese Gestalt zu dem
ihr ebenfalls zugehörenden dämonischen Zug der Kinder-
frefferei kommt. Mit einem langen Mefler soll sie den
von ihr eingeholten Kindern den Bauch aufschlihen, glü-
hsnde Ziegelsteine hineintun und ihn dann wieder zu-
nähen. Andererseits hat die Luzelfrau absr auch Macht,
vor bösen Geistern und Zauberei zu schühen. Um sie dazu
geueigt zu machsn, wird in oberösterreichischen Äauern-
häusern Räucherwerk angezündet und von allen Vewoh-
nern durch Stuben, Kammern, Stall und Stadel ein !lm-
gang veranstaltet und dazu ein Spruch gebetet.
Bis zur Gregorianischen Kalenderreform galt der
Luzientag als der kürzcste Taq des Iahres. Der
wirklich kürzeste aber, der 2!., ist der Thomastag, an
dem den MLdchen ein Blick in die Zukunst erlaubt ist und
Liebssglück oder Leid im Voraus ersahren werden kann.
Mit dem Thomasabend fangen die Rauhnächte
an, dis bis zum Dreikönigstag dauern, besondere Chren
unter ihnen genietzen aber die Thomasnacht, dis Christ-
nacht, die Silvesternacht und die Nacht vor Dreikönig.
In diesen Nächten wird Haus, Stall und Feld mit Weih-
waffer und Rauchwerk umschritten. Ihre eiqene Vedeu-
tung haben auch die drei Donnerstage vor der heiligsn
Nacht, zumal der lehte, der in vielen Gegenden mit lär-
menden Ümzügen von Hos zu Hof endet. Manche der hier
geübten Bräüchs, so beispielsweise die der Salzburger
„Äerchtlnacht" erinnert dsutlich an Karnevals- und Vor-
jrühlingsbräuchs und vsrratsn gcmsinsamsn Ursprung.
kunsk und Vissenschafk.
Am
dsr
sine
sEin Werk von Erich Lauer im Rundfunk.f
gestrrgen Montag zu später Wendstunde brachte
Deutsche Rundfunk eine „Sonnwendfeier",
Dichtung von Gerhard Schumann mit der Musrk des
srüher in Heidelberg ansäffigen Komponisten Crich
Lauer. Dre SA. war Trägerin der Feier. Lausr, der
seine Musik selbst dirigierte, hat die bei ihm bekannte
schlichte Drktion auch in diesem Werk wieder angewandt.
Sein Apparat ist nicht grotz: Bläserchor, einstimmiger
Männerchor; die Anforderungen blerben ebenfalls rn
überall erreichbaren Grenzen. Die Bläser behandelt
Lauer in wuchtiq dahinschreitender Fanfarenmelodik; die
Führung der Singstimmen ist der Herbheit und Strenge
der neuen Melodik angemeffen. Lausr hat mit diesem
Werk erneut gezsigt, datz er die Technik musikalischer
Feiergestaltung vortrefflich beherrscht und in der Melo-
dik ausgezeichnet dis Stimmung festzuhalten versteht.
Ssin Cinfall ist prägnant, fesielnd, ohne nach Orrginali-
tät zu haschen. O.
sDer Maler Iohann Anton Cngelhard f-.j Nach
langem, schwcrem Leideir starb in ^arlsruhe, 64
Iahrs alt, der Maler Iohann Anton Cngelhard.
Ciner alten Frankfurter Patrizierfamilie entstammend,
wurde er zunächst Schüler von Haffelhorst, seine weitere
Ausbildung faiid er in Karlsruhe bei Vaisch und Zügcl.
Sein eigsntlichstes Gebiet wurde später die Landschaft,
jene großzügrae Darstellung der Bsrgwelt. der weiten
Täler und Wresengründe, die ihm im ganzen Reich zahl-
rerche Frsunde gewann. Vor allem im deutschen Norden
mrd Osten waren Cngelhards Vilder bekannt und belrebt.
Warmherzrg und lebhaft, an allem Anteil nehmennd, was
die badische Künstlerhand bswsqte, stand Cnqelhard stets
in der ersten Reihe derer, dre sich sür die künstlerischs und
soziale Hebung des jungen Nachwuchses ernfetztsn.s Fünf-
undzwanzig Iahre hindurch war er als Kunstwart des
Badischen Kunstvsxeins tätig, bcim Aufbau dsr Fach-
gruppe Maler und Graphiker der Reichskammer der Vil-
denden Künste in Daden konnte ihm seine lange Crfah.
rung ebenfalls gute Dienste leisten.
jChemniher Bücherpreis.s Die Gesellschaft dsr Vü-
chsrfreunde zu Chemnih hat ihrs diesjährrge Chren-
gabe rn Höhe von 500 Mark dem Dichter Dr. Otto
Freiherr vonTaube rn Gauting bsi München ver-
liehen.
Kulturgesell-
. . . ft. die unter
„ _ --- ^ichters E. G. Kol-
benheyer stehende Rulturorganisatwn der Sudeten-
deutschen im Reich und in Deutsch-Oesterreich hislt in
Berlin ihre Jahreshauptversammlung ab. Der Ver-
lauf der Taguna vermlttelte einen lebendigen Eindruck
pon der Arbeit für das sudetendeutsche Kulturschafsen,
Mschied des Rotteichesr.
Die §rriegsmarine ehrt den scheidenden Admrr
det
Verlin, 21. Dezember. Admiral Foerst
mit Ablauf des Monats Dezember aus dem
Drenst der Krregsmarrne ausscherdet, holte " chef
21. Dezenrber 1936 seine Flagge als F l ^
nieder. Konteradmiral Carls wurds mrt dcr
nehmung des Dienstes als Flottenchef beauftrag'
Am Montagnachmittag fand dw ^e r """
geae
ensla!
schiedung des Flottenchefs^Admiral Fosrst "
-- „.oen ^
Kriegsmarine in Kiel statt. An Stelle des E ,
in den spanrschen Gewäffern lregenden Flottenl
„Wmiral Graf Spee" hatte das PanzerschM_^„^g
miral Scheer" für dsn heutigen Tag bie
eines Flottenflaggschiffes übernommen. kchifs^
Auf der achteren Steuerbordseite des ,Iu>'
„Wmiral Scheer" hatte eine seemännische Drvfl ^ht
stellung genommen. Die Chrenkompag"^
unter den Röhren des hinteren Geschühturare -
übrige Vesahung steht auf der Steuerbordserte
radeaufstellung. Punkt 14.30 llhr verläßt ^ csalü
Foerster seine Kajüte und schreitet mit den'eai
reepaästen die Front der seemännischen Divrsrvn » ^ji-d
begibt sich an Bord der bereitliegenden Gig- croe^
von Offizieren dss Panzerschiffes gepullt. AdmiM'
ster übernimmt selbst das Steuer, während der^L,jgx,
dant der „Wmiral Scheer", Kapitän zur See > ^j^.t.
den scherdenden Flottenchef rn der Gig an Land
Beim Verlaffcn des Pairzsrschiflss werden ^jcsen-
Foerster die milrtärischen Chrenbezeugungen ssj cvre'
Querab vom Panzerschiff bringt der Crste
gattenkapitän Virkner, drei Hurras für ve»
dsnden Flottenchef aus, die Admiral Foerster » „ j/
crwidert. Dann ertönen vom Kreuzer „Nürnbem
Im gleichsn Augenblick Aeht tani?!^l
„Ädn»K
Schutz Salut . „ .
dis Admiralsflagge vom Panzcrschisf „ „„„
Scheer" nieder, die nun am Vug der Gig flaiterr .g
Zeichen dafür, datz Admiral Foerster sein Kom>
niedergelegt hat. ^
Aus den im Hafen liegenden Schiffen, den Kr^pje
„Köln", „Nürnberg" und der „Karlsruhe", niaren
Besahungen in Paradeaufstsllung angetreten, d>
miral Foerster zum Wschied ein dreifaches Hurr
riefen. „g
An der Scheer-Brücke, vor der Dienstwoh"
des Flottenchefs, legt die Gig an. Auf der Drücke v
sich inzwischen seine engsten Mitarbeiter eingefundc
von ihrem Vorgesehten Wschied zu nehmen.
ziere der Gig bringen auf den Flottenchef ein drer^j.
Hurra aus. Dann verabschiedct er sich von den <
arbeitern seines Stabes mit den Worten „Auf
sehen, Kameraden!"
IevtWs Rcich. .....
Tonneberger Kinder im Haus bes MinisterpräsidH ü'
Göring. Die schwierige Lgge, in dem sich das suo > .„f-,
ringische^ Wirtschaftsgebiet mit ichner.
gedehnten Spielzeugfabrrkation viele Jahre hindurai
fand, konnte dank der tatkräftigen Matznahmen
iiationalsozialistischen Dienststellen für einen suten -„g
behoben werüen. Um dem Ministerpräsidenten
den Dank -des Gaues Südthüringen für seine.^i..chen-
kung an dem wirtschastlichen Wisderaufstieg ausznlpr .se
überreichten am Montag fünf Mädel nnd vier 4
ihm Geschenke der -sonneberger Spielzeuginduitru- >
Deutsches Ersenbahnmaterial für China.
eines Vertragsabschluffes zwischen einer deutscheü
mengruppe und dem chinesischen EisenbahnminNte st
wird deutsches Eisenbahnmaterial >ni
von 40 Millionen chinesischen Dollar nach China geu
werden. Der gegenwärtige Vertrag ist das Ergebnm
Verhandlungen, die aufgrund eines am 22. Januar -
geschlossenen Vorvertrags geführt worden sind und w>
Jahr gsdauert haben. Er ist ein neuer Ausdruck de
einigen Jahren von deutschen Firmen aufgenomM üj,
vertrauensvollen Zusammenarbeit mit der m
schen Regierung auf dem Gebiet des Eisenbahnbaues-
Sie sWjettijsische Friiei-Armee.
Woroschilow: „Wir sind schon längst vercit zu>"
Kampf!"
Moskau, 21. Dezember. Im großen Kreml-^ . „
wurde am Sonntag dieVeratung der
dsr roten Kommandeure eröffnet, die von den Soü>!-,
als große Propagandaveranstaltung zur Mi! > ^
sierung der Sowjetfrauen aufgezogen
An den Beratungen nchmen Stalin und alle ''
der der Regierung, sowie dis Sowjetmarschälle teü- ^ ^.
Die Cröffnungsrede hielt Kriegskommiffar 22 e ^
schilow, der nicht nur die „kulturelle" Vetätiguus ^
Frauen der Kommandeure der roten Armee
sondern auch besonders lobend erwähnte, daß die
jetfrausn „sich zu richtigen Kämpfern in den ^ ^ „
schiedenen Spezialitäten der Kriegsku»^
herausbildeten. Außer der rotsn Armee
Sowjetunion noch eine zweite Armee, die
rnachtvoll und unbesiegbar sei, die Armee
Frauen der roten Kommandeure. „Auch diess^
werde einst aufstehen, wenn „der Kriegsfeind . „j,
suchen sollte, die Sowjetunion zu überfallen." ^^ yN
low rief: „Im Kampf für den Friedsn sind wir >
längst bersit zum Kainpf für den Schuh
rsr Anabhängigkcit."
In den Vorträgen der verschiedenen Fraucnvcr
rinnen wurden unter lebhaftem Beifall der rote" ^ m
ralität immer neue Veispiele von Frauen crzählt, ^jjrct
Scharfschützen,
werden.
Fliegsrn, Tankführern usw- au-
-lus aller Welt. ,,
— Ein deutscher Dampser gesunken. Dsr Danü^„
.. Afrika " der Reederci Schulte und Druns,
(AtlaS-Reederei), der mit einer Ladung von 11 -> jst
nen Crz auf der Reiss von Narvik nach Cmden 'hci
an der norwegischsn Küste, nördlich von Drontn
schwerem Wetter gesunken. Der deutsche Zzc-
„Frielinghaus" konnte von der 38 Mann starre
sahung 37 Angehöriqe übernehuien. Ungewiyy^
steht lcdiglich um das Schicksal des Kap'tans.
befurchtet, datz er ertrunken ist. „ „nte^
— Cuie balbe Million englisch« Schulkmd _ 2^4
ernährt. Nach dem soeben veröffentlichten -o §r-
bericht dsr GcsundhcitsLbteilung dcs ^ engnlM e b ^
ziehungsminii'eriums sind in Cngland und Waies ^
als einc halbe Million Schulktnder
jedes neunte Kind, unterernährt. ^ „n"
hielten in dem Berichtsjahr nur 143 000
Mädch«n Freitischs,
Knabcn