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Mannheimer Zeitung — 1824

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No. 32 - No. 60 (1. Februar - 29. Februar)
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es [war aus Planken "gebauet, wovon die einen in
die Länge und die andern quer zu liegen kamen, so
daß das Schiff eine außerordentliche Feſtigkeit erhiclt,
die Maſtbäume waren ſo eingerichtet, daß man ſie
auf dem Verde niederlegen konnte, und das Schiff

ſelbſt konnte, ohne die geringſte Gefahr für die Manne

schaft, unter die Oberfläche des Waſſers untergetaucht
werden. Joh n sons Plan war, zur Nachtzeit sich
der Inſel Helena zu nähern , sein Schiff an der Kü-
ſte unter Waſſer zu setzen und bis zur folgenden Nacht
zu verweilen, wo Bonaparte auf irgend eine Arr bez
nachrichtigt, das Ufer des Meeres gewinnen konnte.
Jetzt sollte ſich das Schiff wieder erheben, den be-
rühmten Gefangenen an Bord nehmen und unter dem
Schutz der Nacht unter Segel gehen. Napoleon ſtarb
aber, ehe das Schiff völlig ausgebaut war; an dem
Tage wo die Nachricht von seinem Tode zu London
ankam, wurde es mit Kupfer beschlagen. Johnson
sollte, ſobald sein Schiff untet Segel ging . 40,000
Pf. Sterl. erhalten, ohne die Belohnurg die ihm
zu Theil werden würde, wenn das Unternehmea
lückte.
s Von der Küſte des h eter! Meers,
den. z. Febr. .
Nach dkrecten Berichten : der Levante sind seit ei-
niger Zcit die Vorbereitungen zu Bemannung und
Ausrüſtung einer neuen türkiſchen Kriegsflotte mit
der größten Thätigkeit betrieben worden. Der Capu-
dan Paſcha, der ſich unausgesetzt zu Conſtantinopel
befand und neuen Einfluß gewonnen hat, ſeicdem
der Großherr feine Rechtfertigung für gegründet bes-
funden, erhielt die ausgedehnteſten Vollmachten, um
nach Befinden der Umſtände zu handeln und alles
anzuordnen, wie er es. für den. Dienſt der Pforte
am Zuträglichſten finde. Man läßt der Thätigkeit,
mit der er ſich benommen , vollkommene Gerechiigkeit
widerfahren. Mehrere Schiffe, mit denen er zurück-
gekehrt, sind als unbrauchbar befunden und durch
solche. die sich im Srearſenal zu Conſtaniinopel be-
fanden , erſetßt wordenz diese letztern ſind zum Theil
qus gerüſtet. Andere von den zurückgeführten Schif-
feir ſind reparirt worden. Viele Arbeiter aus dem
Seearſenal ſind. nach Gallipoli abgegangen, um an
der Ausbesserung der dort befindlichen Schiffe zu ar-
beiten. Die vorzüglichſte Schwierigkeit, die man
bei der Flotte findet beſtcht darin, daß es an ge-
ſchikien und tauglichen Matrosen zu deren Beman-
nung fehlt. Im vorigen Feldzug bediente man sich
dazu vieler Juden und mancher Abenteurer; allein
durch gute Zahlung hatte man fich auch daimaziſche
und andere geschickte Matroſen (worunter manche
engliſche) verschafft, die wesentliche Dienſte leiſt:ten.
Diese fremden Matroſen wollen nicht mehr dienen.
Manche derſelben haben sich entfernt, und die andern
müſſen ſehr ſtreng beobachtet werden, um ſie am
Fortgehen zu verhindern. Es |ſt bereits eine Preſſe
in Conſtantinopel veranſtaltet und viel Gesindel auf
die Flotte gebracht worden. Allein diese letztere Maße
regel iſt eher ſchädlich als nützlich. Auf die Gries
Hen zu Conſtantinopel und in Kleinaſien, die gleich-

falls gepreßt wurden, kann man ſich niemals verlas-

ſen, indem ſie bei der erſten günstigen Gelegenheit
zu ihren Landsleuten übergehen. Es wird dem Capus
dan Paſcha sehr schwer werden, die Bemannung der
Flotte ins Werk zu setzen. Man gibt den Anfang
des Merz als den Zeitpunct an, wo ſie wieder unier
Segel gehen ſoll. .
Marſeille, den 6. Febr.

Die Streitigkeiten zwiſchen England und Tunis wers

den, den neuesten Berichten zu Folge, nun bald ing
Reine gebracht ſenn. Es iſt ein Abgesandter des
Dey von Tunis zu Conſtantinopel angekommen , der
dem Großherrn die Versicherung überbracht hat , daß
man dem engliſchen Admiral die verlangie Genugs
thuung zu geben bereit ſey. Lord Strangford iſt ſo-
gleich davon benachrichtigt worden. –~ Ein undurch-s
dringlicher Schleyer. bedcckt noch die Verhältuiſſe mit
Persien. Man ſieht als- gewiß an, daß der Friedenss
zuſtand mit dieſem Lande ſo leicht nicht hergeſtelle
werden kann. Jedoch glaubt man nicht, daß neue
Feindseligkeiten Statt finden werden. Allein die
Pforte iſt nichts deſtoweniger gendbthig, ihre Armee
in Asen zu laſſen und kann davon keine Truppen
nach Europa kommen laſſen. Die an die Küſte von
Natolien beorderten Truppen haben Gegenbefehl
erhalien, und müſſen gegen die Perser aufgeſtcllt
bleiben.
_ Bon der türkiſchen Gränze,

: den 18. Jan. :

G (B.sſchluß ) ; .
Zu den weitern Vorfällen, welche die Verlegenhei-
ten der Pforte vermehren, rechnet man das Anlehen,
das , wie man versichert, von den Malteser. Rittern
in England gemacht worden iſt. Schon vor einigen
Wochen verkündeten Briefe von Smyrna die Ankunft
von vier Rittern dieſcs Ordens von Paris zu Corfu,
und ihre Abreiſe nach Hydra , mit dem Auftrage, ein
Anlehen von mehreren Millionen Franken unter der
Bedingung zu unterhandeln, daß die Insel Candia
(nach andern Briefen die Insel Ryodus, und nach
einer dritten Angabe die Feſtung Napoli di Romania)
den Darleihern als Hypoiheke eingeräumt würde,
Später berichtete der Spectateur Oriental in Nro.

13Z1., es ſeyen ſehr angesehene Philhellenen zu Hydra

angekommen , und daſelbſt ſehr gut empfangen wor-
den, und ſetzt hinzu, sie hätten den Griechen die sons
derb arſten Vorſchläge in Betreſſ der Insel Rhodus
gemacht. Beide Nachrichten erſchienen indcssen höchſt
unwahrscheinlich, wiewohl spätere in Conſtantinopel
angekommene Handelsbriefe ſogar die nähern Bedin-
gungen dieses Anlehens. auseinander setzen, welche bei.
dein Divan einen sehr lebhaften Eindruck gemacht
haben. Man darf ſich) indeſſen nichr wundern, wenn
es einigen kühnen Ubentheurern gelungen iſt, die
Griechen zu täuſchen, und einige engliſche Kaufleute
in ihrer Liebe zum Gewinne, und in ihrer Leichtgläu-
biögkeiſt, gegen Klugheit und Voraussicht zu verblen-
den. – Der am 06. Dec. wit eitf Schiſſen und drei
genommenen griechiſchen Fahrzeugen zu. Confktantino-
pel angekommene Capudan Paſcha, Haſſan M-hemed
 
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