Mannheimer Zeitung — 1824
Cite this page
Please cite this page by using the following URL/DOI:
https://doi.org/10.11588/diglit.44352#0665
DOI chapter:
No. 152 - No. 180 (1. Juni - 30. Juni)
DOI Page / Citation link:https://doi.org/10.11588/diglit.44352#0665
- Einband
-
No. 1 - No. 31 (1. Januar - 31. Januar)
-
No. 32 - No. 60 (1. Februar - 29. Februar)
-
No. 61 - No. 91 (1. Maerz - 31. Maerz)
-
No. 92 - No. 120 (1. April - 30. April)
-
No. 121 - No. 151 (1. May - 31. May)
-
No. 152 - No. 180 (1. Juni - 30. Juni)
-
No. 181 - No. 211 (1. Juli - 31. Juli)
-
No. 212 - No. 242 (1. August - 31. August)
-
No. 243 - No. 272 (1. September - 30. September)
-
No. 273 - No. 303 (1. October - 31. October)
-
No. 304 - No. 332 (2. November - 30. November)
-
No. 333 - No. 362 (1. December - 31. December)
- Einband
- Maßstab/Farbkeil
. 7. L pi L y U -
.. [V ô T V/) Mi,
; ; u D, N 49 Y.
: I ; ? ; . h Uh M! §
; / Us
E
] ; t § '. [ s ty i
: [ ' PAM h J
; : fi s ( js Y -
F .. \ § :: I] ]
f M
Mit Eroßherzoglich badiſchem
N° 165.
Dienſtag, den 15. Juni
1824.
E ccd Ä a a a H G mH DH Ê. GOGO O EOS StiSTz
Politische Zeitge schichte.
z Paris, den 11. Juni.
Von d 8 dom 9.1: Renten 102 Fr. 80 Et.; Bankaetien
1865; kdnigl. ſpaniſches Anlehen 64. Vom 10. Ren-
1en 102 Fr. 40 Ct.; Piaſter 18 ;
In der Sitzung der Deputirtenkammer urm 8. wurs
de am Schluſ]e der Geſsetzesoorſchiag über die Sieben-
jährigkeit der Kammer angenommen. Die Sigung
vom g. war von keinem weſentlichen Intereſſe. Der
Prinz von Polignac , franzdſiſcher Gesandter am Lon-
doner Hofe, wird dem Vernehmen nach heute wieder
auf ſeinen Peſten zurückkehren.
Vierzig Miſſionäre ſollen unverzüglich nach Lyon
abreiſene. Seit der Reſtauration iſt dieſes das erſte-
mal, daß in gebachter Stadt eine Misſſion etablirt wird.
Die Absetzung des gewaltigen, ia vergditer!en Herrn
v Chatraubriand hat eine lange nachhallende Wir-
Fung auf die politiſchen Blä t.r der Hauptſtadt her-
vorgebrachte. Man erinnert ſich keiner Miniſterial-
veränderung, wobey mit dem Fallenden weniger Ums
ſiände gemacht wurden. Sogar veranlaßte die Ents
fernung des glorreichen Beendigers des Sommerkam-
Pfes mit Spanien nicht einmal eine ſpecielle königl.
Ordonnanz. Herr von Chateoubriand geht ant
Pfingſtsonntage wie gewöhnlich nach den Tulllerieen.
War es ihm auffall.nd daß von den demütbigrn Kratz-
füßlern, die ihn gewöhnlich hier umſchwärmten, heute
keiner erſcheint, ſo muß es ihn um so m. hr wundern
als die Pforte, die ein Wink von ihm, noch wenige
Stunden früher, wohl aus den Angeln gehoben hätte,
heute verſchloſſen bleibt. ö Ehe er ader noch nach
dern Grunde der unerwarteten Veränderung forschen
konnte, erhält er die Nachricht, {n ſeinem Hotel err
warteten ihn wichtige Depeſchen. Er geht auf der
Stelle zurück und finder ſcine Entlaſſung,
von folgendem laconiſchen Briefe des Hn. vu. Villele :
„Den Befehlen des Kbnigs gehorchend, übermache ich
Ihnen bepygeſchloſſene Ordonnanz * ~~ „„Ich habs
begleitict .
das Hotel der auswärtſgen Angelegenheiten verlaſſen ;
das Departement ſteht zu Ihrem Befehl, ‘“ ~ war
die nicht weniger bündige Unt1wort Chateaubriands,
welche ſchon eine Stunde ſpäter erfolgte. Ein Gaſt-
mahl, daß er am Abende zu geben gedachte, wurde
wieder abbeſtcl1. Es iſt das zweytemal daß Hr., v.
Chateaubriand förmlich in Ungnade fällt; 1816
war er Staatêminiſter und weil er damals die Häup-
ter der royaliſtiſchen Oppoſition , die Herren v. Villele
und v. Corbiere, vertheidigte, verlor er ſein Amt;
1816, weil er geſprochen und 1824 weil er geſchwie-
gen – r ämlich zur großen Finanzoperation des Hu.
v. Villele, wie.das I. des Debats meintt ,, Wem
wohl die heurige Abſeßung gefährlicher werden dürf-
te, ‘“ fährt baſſelbe Blatt fort, ,„ dem Sirger oder dem
Beſiegten ? '
„„Die Idee von der Septennalität der Kammer, war
die ſeinige ~ ſagt das J. d. D. Hälte man ihn doch
wenigſtens ſcinen Schwanengeſsang hdren laſſen. Hr.
von Chateaubriand wollte litzien Samſtag, wo ihm
Hr. v. Corbi:re das Wort abnahm, einen Vorſchlag
machen. der gerigneier geweſen wäre, alle Meinun-
gen zu vercinigen. Die gegenwärtige Kammer ſollte
ſünfiährig, die folgenden ſiebenijägrig werden. Als
Gegengewicht der Siebdenjährigkeit wünſchte er, daß
die Wahlfähigkeit vom dreißigſten Jahre beginne.
MM it Bedauern sagen wir es, daß die Eintracht der
Royaliſten geſtört ſen. Möge das Miniſterium doch
bald aus dem Schlummer erwachen, in welchen
Schmetcheley, Ränke und die niedrigſten Intereſſen
es gelulli haben.“. Wenn Hr. von Villele, wie das
Gerücht geht, im Sinne hat, die ledige Stelle mit
ſeinen geg-nwärtigen Würden zu vereinigen, ſo wird
er ein wüklicher erſter Miniſter, gleich einem Maurer
pas, cinem Richelieu, werden. ~ Eine zweyie Neuigs
keit, gibt jeder Cotterie Stof zum Räſonniren. Herr
v. Vill.le iſt, wie man sagi, zum Herzog ernannt
worden. Eine Belohnung, wegen des gefallenen Rees
duciionsgeſetzes der R-nten, kann der Herzogstitel
nicht wohl ſeyn, eher ein Treſt für die verlorne Pars
thie. Aus der Erfahrung weiß man, daß mit neuen
] § ;
.. [V ô T V/) Mi,
; ; u D, N 49 Y.
: I ; ? ; . h Uh M! §
; / Us
E
] ; t § '. [ s ty i
: [ ' PAM h J
; : fi s ( js Y -
F .. \ § :: I] ]
f M
Mit Eroßherzoglich badiſchem
N° 165.
Dienſtag, den 15. Juni
1824.
E ccd Ä a a a H G mH DH Ê. GOGO O EOS StiSTz
Politische Zeitge schichte.
z Paris, den 11. Juni.
Von d 8 dom 9.1: Renten 102 Fr. 80 Et.; Bankaetien
1865; kdnigl. ſpaniſches Anlehen 64. Vom 10. Ren-
1en 102 Fr. 40 Ct.; Piaſter 18 ;
In der Sitzung der Deputirtenkammer urm 8. wurs
de am Schluſ]e der Geſsetzesoorſchiag über die Sieben-
jährigkeit der Kammer angenommen. Die Sigung
vom g. war von keinem weſentlichen Intereſſe. Der
Prinz von Polignac , franzdſiſcher Gesandter am Lon-
doner Hofe, wird dem Vernehmen nach heute wieder
auf ſeinen Peſten zurückkehren.
Vierzig Miſſionäre ſollen unverzüglich nach Lyon
abreiſene. Seit der Reſtauration iſt dieſes das erſte-
mal, daß in gebachter Stadt eine Misſſion etablirt wird.
Die Absetzung des gewaltigen, ia vergditer!en Herrn
v Chatraubriand hat eine lange nachhallende Wir-
Fung auf die politiſchen Blä t.r der Hauptſtadt her-
vorgebrachte. Man erinnert ſich keiner Miniſterial-
veränderung, wobey mit dem Fallenden weniger Ums
ſiände gemacht wurden. Sogar veranlaßte die Ents
fernung des glorreichen Beendigers des Sommerkam-
Pfes mit Spanien nicht einmal eine ſpecielle königl.
Ordonnanz. Herr von Chateoubriand geht ant
Pfingſtsonntage wie gewöhnlich nach den Tulllerieen.
War es ihm auffall.nd daß von den demütbigrn Kratz-
füßlern, die ihn gewöhnlich hier umſchwärmten, heute
keiner erſcheint, ſo muß es ihn um so m. hr wundern
als die Pforte, die ein Wink von ihm, noch wenige
Stunden früher, wohl aus den Angeln gehoben hätte,
heute verſchloſſen bleibt. ö Ehe er ader noch nach
dern Grunde der unerwarteten Veränderung forschen
konnte, erhält er die Nachricht, {n ſeinem Hotel err
warteten ihn wichtige Depeſchen. Er geht auf der
Stelle zurück und finder ſcine Entlaſſung,
von folgendem laconiſchen Briefe des Hn. vu. Villele :
„Den Befehlen des Kbnigs gehorchend, übermache ich
Ihnen bepygeſchloſſene Ordonnanz * ~~ „„Ich habs
begleitict .
das Hotel der auswärtſgen Angelegenheiten verlaſſen ;
das Departement ſteht zu Ihrem Befehl, ‘“ ~ war
die nicht weniger bündige Unt1wort Chateaubriands,
welche ſchon eine Stunde ſpäter erfolgte. Ein Gaſt-
mahl, daß er am Abende zu geben gedachte, wurde
wieder abbeſtcl1. Es iſt das zweytemal daß Hr., v.
Chateaubriand förmlich in Ungnade fällt; 1816
war er Staatêminiſter und weil er damals die Häup-
ter der royaliſtiſchen Oppoſition , die Herren v. Villele
und v. Corbiere, vertheidigte, verlor er ſein Amt;
1816, weil er geſprochen und 1824 weil er geſchwie-
gen – r ämlich zur großen Finanzoperation des Hu.
v. Villele, wie.das I. des Debats meintt ,, Wem
wohl die heurige Abſeßung gefährlicher werden dürf-
te, ‘“ fährt baſſelbe Blatt fort, ,„ dem Sirger oder dem
Beſiegten ? '
„„Die Idee von der Septennalität der Kammer, war
die ſeinige ~ ſagt das J. d. D. Hälte man ihn doch
wenigſtens ſcinen Schwanengeſsang hdren laſſen. Hr.
von Chateaubriand wollte litzien Samſtag, wo ihm
Hr. v. Corbi:re das Wort abnahm, einen Vorſchlag
machen. der gerigneier geweſen wäre, alle Meinun-
gen zu vercinigen. Die gegenwärtige Kammer ſollte
ſünfiährig, die folgenden ſiebenijägrig werden. Als
Gegengewicht der Siebdenjährigkeit wünſchte er, daß
die Wahlfähigkeit vom dreißigſten Jahre beginne.
MM it Bedauern sagen wir es, daß die Eintracht der
Royaliſten geſtört ſen. Möge das Miniſterium doch
bald aus dem Schlummer erwachen, in welchen
Schmetcheley, Ränke und die niedrigſten Intereſſen
es gelulli haben.“. Wenn Hr. von Villele, wie das
Gerücht geht, im Sinne hat, die ledige Stelle mit
ſeinen geg-nwärtigen Würden zu vereinigen, ſo wird
er ein wüklicher erſter Miniſter, gleich einem Maurer
pas, cinem Richelieu, werden. ~ Eine zweyie Neuigs
keit, gibt jeder Cotterie Stof zum Räſonniren. Herr
v. Vill.le iſt, wie man sagi, zum Herzog ernannt
worden. Eine Belohnung, wegen des gefallenen Rees
duciionsgeſetzes der R-nten, kann der Herzogstitel
nicht wohl ſeyn, eher ein Treſt für die verlorne Pars
thie. Aus der Erfahrung weiß man, daß mit neuen
] § ;