Mannheimer Zeitung — 1824
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No. 304 - No. 332 (2. November - 30. November)
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- Einband
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No. 1 - No. 31 (1. Januar - 31. Januar)
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No. 32 - No. 60 (1. Februar - 29. Februar)
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No. 61 - No. 91 (1. Maerz - 31. Maerz)
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No. 92 - No. 120 (1. April - 30. April)
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No. 121 - No. 151 (1. May - 31. May)
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No. 152 - No. 180 (1. Juni - 30. Juni)
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No. 181 - No. 211 (1. Juli - 31. Juli)
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No. 212 - No. 242 (1. August - 31. August)
-
No. 243 - No. 272 (1. September - 30. September)
-
No. 273 - No. 303 (1. October - 31. October)
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No. 304 - No. 332 (2. November - 30. November)
-
No. 333 - No. 362 (1. December - 31. December)
- Einband
- Maßstab/Farbkeil
Maÿheimer ( .
Mit Großherzoglich badiſchem
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gnädigſt. ausſchl. Privilegium.
N° 3141.
Va terländ iſche Nachrichten.
Mann he im, den 8. Nov.
Während der Gefahr, in welcher die Stadt Manns
heim seit zehen Tagen ſchwebte, zeichneten ſich alle
Claſſen der hieſigen Einwohner – mit wenigen Aus-
nahmen — und ſelbſt die hier ſich aufhaitenden Freme
den durch Beyſtand und Hülfe jeder Art auf das
rühmlichſte aus. Vor allen aber leuchtete das Bey-
ſpiel Ihrer königl. Hoheit der Durchlauchtigſten, ver-
wittweten Frau Großherzogin. – Höchſtdieſelben er-
munterten die Arbeiter durch Ihre perſonliche Gegen-
wart , lieſſen ſîie, und die aufgeſtellten Wachen mit
dem nöthigen Holz verſehen, ihnen Unterſtütung an
Geld , Wein und Lebensmitteln verabreichen , und
ſtellten Ihren ganzen Marſtall zur Verfügung der Ber-
hörden. ~ Es bedurfte aber auch ſo erhabener Vor-
gänge, und der allgemeinſten Mitwirkung aller Stände,
um das zu leiſten, was in ſo kurzer Zeit zur Erret-
tung der Stadt geleiſtet wurde. :
f Mann heim, den 8 Noon.
Der von den Fluthen bedeckt geweſene, nun wieder
zum Vorschein gekommene, 12 Schuh hohe Maßſtab
an der Rheinbrücke zeigt heute 10 Schuh 4 Zoll; der
Rhein hat demnach seit ſeinem hböchſten Stande 2
Schuh abgenommen. Der Neckar ſteht hier beynahe
immer In gleichem Verhältniſſe mit dem Rhein. Die
noch grſtern von Neckarau her drohende Gefahr eines
Durchbruchs des daselbſt im J. 1820 durchbrochenen
neuen Dammes, den man durch äußerſte Anstrengung
bisher erhalten, ſcheint deſſenungeachtet noch nicht
ganz vorüber zu ſeyn. Ö
Baden, den 3. Nov.
Hier hat eine wahre Sündfluth uns den Untergang
gedroht. Vorigen Donnerſtag ſtieg dcr Fluß in der
Nacht ſo unerwartet, daß am Morgen das ganze
Wiesenthal nach Lichtenthal unter Waſſer ſtand , und
das Waſſer forifuhr so zu ſteigen, daß am Nachmit-
tag alle hölzerne Brücken in Baden, die nach der
Promenade führen , weggeriſſen wurden, nachdem
Dienſtag, den 9. No vember
18241.
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ſchon früher alle übrigen Stege und Brücken zwiſchen
Baden und Lichtenthal weggenommen waren. In der
Nacht zum Freytage wurde es indeſſen ſehr ſchlimm: die
große Brücke bey Lichtenthal wurde zertrümmert,
nachdem die Mühlen hinter dem Kloſter demolirt wa-
ren, und nun riß der wüihende Strom alles mit
ſich fort;, ein ganz neues zwey Stock hohes maſſivses
Haus , das hinter dem Ludwigsbade lag, wurde nebſt
zwey andern Bauernhäuſern , einem Theil des Lud-
wigsbades ſselbſt, und eincm großen Theil des mit
einer starken Mauer eingeſchloſſenen Kloſtergartens
eine Beute des wüthenden Elements, ſo daß von den
Häuſern auch keine Spur übrig geblieben iſt. Ganz ,
Unter-Beuren , das ganze Wiesenthal ſtand nun unter
Waſſer; ein großer Theil des Siephanien - oder kalten
Flußbades des Zimmermelſters Barth, wurde nun
zertrümmert, und die ganze Familie iſt kaum dem
Tode entronnen, wenigstens brachte sie die ganze
Nacht unter Todesängſten zu, da ſie, auf den Trüm-
mern ſizend . keine Hülfe bekommen konnte. Das
Waſſer, immer mehr ſteltgend, vernichtete nun den
hübſchen Garten des Hofraths Cramer, und drohte
ſeinem Hauſe den Untergang, indem das Waſſer
ſchon bis an die Fenſter reichte; er und ſ:rine Gattin
mußten ſich auch aus den Fenstern flüchten, indem
einige Leute, bis an den Hals im Waſſcr , sie her-
ausrrugen. Glücklicherweiſe wurde die große
ſteinerne Brücke, bey des Herrn Markgrafen Leopold
Hauſe, zertrümmert, wodurch das Waſſer mehr Luft
bekam , aber nunmehr auch nicht allein einen bedeu-
tenden Theil des markgräflichen Gartens verſchlang,
ſondern alle übrigen Gärten, die bis zum Badiſchen
Hofe hinunter lagen , so, daß man von den mehrſten
auch nicht einmal sagen kann, wo ſie eigenlich lagen.
Ein großer Theil der Promenade, haupiſächlich von
dem, wo unsere Brücke ſtand, iſt bis an den Hügel-
abhang verſchlungen, und ein großes Flußbett, von
Steinen und Kies angefüllt. Da das Waſſer sich nun
auf den Badiſchen Hof und auf die daſelkſt befinds
liche ſteinerne Brücke warf, die glücklicherweiſe wi-
derſtand, ſo ſuchte der wüthende Sirom einen andern