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Mannheimer Zeitung — 1824

DOI Kapitel:
No. 92 - No. 120 (1. April - 30. April)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44352#0449

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gnädigſt. ausſchl. Privilegium.

N: 412..

Donnerſtag, den 22. April

18241.

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Politiſche Zeitgeschichte.



Aus Preußen, den z. YUpril ;
Die Fortbildung der Conſtitution geht ihren besonne-
nen Gang fort, den wanche zwar langsam nennen;
dagegen meynen wohlunterrichtete, daß die Verzdge-
rung vor Uebereilung sichere. Der König hat jetzt
auch die Verordnungen wegen der Provinztalſtände
der übrtgen Provinzen vollzogen; die Geſetzesſamm-
lung wird dieſe neuen Inſstitutionen, , die mit gerin-
gen, durch Lokalität veranlaſt.-n Abweichungen den
für zwey Provinzen bereits eilaſſenen gleichen , nach
und nach bekannt machen. Demnächſt werden die
Provinzial-Landtage gehalten, deren Berathungen

oſfenbareu müſſen, was der Staat von dieſen reprâe

ſentativen Collegien zu erwarten, was ſich die Za-
kunft von denselben zu verhciſſen hat. ~ Der mârs«
kiſche Landtag wird wahrſcheinlich erſt im nächſt.n
Herbſte zuſammenberufen, weil man die Abgeordne-
ten vom Lande nicht in ihren Landbaubeſchäftigungen
hindern will. ~ Bey den Abgränzungen der Provin-
zen wird nicht die seit der neuen Organiſat'on des
Staates vom Könige angeordnete Provinzialcintheis
lung feſtgehalten, ſondern manche geſchichtlich richti-
ge Thatſache bey der Anordnung anderweitiger Beer
ſtimmungen zur Grundlage genommen, So wird

die Altmark, welche für die Verwaltung zum Bezirke

z Regierung von Magdeburg, mithin zur Provinz
achſen gehört, wieder zur Mark zurückgeführt wer-
den, wenigſtens rückſichtlich der Theilnahme . an den
Landtagen. Man vuermauthet, daß der König zum
märkiſchen Landtagsmarſchall den ( Brafen v. A.vens-r
leben (der während der Vormundſchaft des ictzt regles
renden Herzogs von Braunſchweig, als Staatsmini-
fler ſo ruhmvoll Braunſchweigs Regierung leitete) er-
nennen werde, einen Mann, deſsſen perſdönlichcr
. Werth in jedem Verhältniſſe sich von Neuem bewährt
~7.Dis Vorbcreitungen für den pommerſchen Landtag
find ſchon so bedeutend vorgirückt, daß man deſſen

Zuſammenberufung mit Ende dieſes Monats für un-
bezweifelt hält z für denselben iſt Hr von Borgſtede
zum Landtagsmarſchall ernannt. ~ Seit dem Tode
des Fürſten von Hardenberg wurden dfter Gerüchte
von Veränderungen in unserm Staatsmiviſterium in
Umlauf geſ.tzt. Keines derſelben hat ſich beſtätigtz

ſo ward neuerlich behauptet, daß ein. Oberlandess

Gerichtspräſident, der wegen commiſsarischer Geſchäfte
hieher berufen iſt, ins Juſlizmiviſterium treten würde.
Da aber außer dem erſten Juſtizminiſter v. Kirchels
ſen, noch ein zweyter in der Perſon des Hrn. von
Beyme vorhanden iſt, ſo ſcheint diese Nachricht uns
richtig , ſelbſt für den Fall, daß Erſterer bey seinem
hohen Alter ſich eines Theils seiner Giſchäfte zu ents
ledigen wünſchte. –~ Pünktliche Erſullung allcr Vet-
bindlichkeiren gegen die Staatsſchuldner hat fortwähs

rendes Stcigen der Staatspapiere bewirkt; dennoch

war neulich das ſchnelle Empergehcn derſeiben übers.
raſchend. Mehrere Urſachen gaben dazu Veranlaſſsung ;
zu den mitwirkenden Begebenheiten, sagt man, gehds
re, daß der Kurfürſt von Heſſen mehrere im brirtis
ſchen Staatsfond gelegene Milionen zum Ankauf
von preußischen Staatspapieren verwendet habe. Was
im Algemcinen den finanzicllen Zuſtaud Preußens
betrift, so hat derſelbe fortwährend mit den Folgen
der frühern ungeheuerſten Anstrengungen in den Kriegss
jahren zu kämpfen. Mit dieser Thaiſache mag aber
der Irrihum nicht verwechſclt werden, als ob eine
unverhältnißmäßige Hdhe des Kriegsetats fortwährend
drücke. Die nächſten Erſparniſſe muß man nicht dort,
ſond-ern in einer einsichtsoollen Ausbildung , das helßt
Vereinfachung der innern Staatsverwaltung ſuchen ;
ferner in einer Vermehrung der ECinnahmen durch Er-
niedrigung der durch mancherlei Mißgriffe zu hoch ges
ſtellten indirectcn Steuerſätze. Daß bei diesem Ver-
waltungszweige nur ein niedriger Tarif großen Erst

trag liefert, und cine das bürgerliche Gewerbe nicht

bedr ükende Kontrolle mdglich macht, ist eine Wahr-
heit, welche auf allen Seiten beſtäiigt, aber aus eins
ſeitigen Ansichten noch häufig widerſprochen wird.
Bey der für unsern Staatshaushalt ſo bedeutenden
 
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