Mannheimer Zeitung — 1824
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https://doi.org/10.11588/diglit.44352#1389
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No. 333 - No. 362 (1. December - 31. December)
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- Einband
-
No. 1 - No. 31 (1. Januar - 31. Januar)
-
No. 32 - No. 60 (1. Februar - 29. Februar)
-
No. 61 - No. 91 (1. Maerz - 31. Maerz)
-
No. 92 - No. 120 (1. April - 30. April)
-
No. 121 - No. 151 (1. May - 31. May)
-
No. 152 - No. 180 (1. Juni - 30. Juni)
-
No. 181 - No. 211 (1. Juli - 31. Juli)
-
No. 212 - No. 242 (1. August - 31. August)
-
No. 243 - No. 272 (1. September - 30. September)
-
No. 273 - No. 303 (1. October - 31. October)
-
No. 304 - No. 332 (2. November - 30. November)
-
No. 333 - No. 362 (1. December - 31. December)
- Einband
- Maßstab/Farbkeil
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Mit Großÿerzoglich badischem
gnädigſt ausſchl. Privilegium.
e. , OD O OOO . OO O , O DO lO. D cIÊé o G 0Þ0OI SEITE S D} . . © A - - >
N° 346.
Dienſtag, den 14. December
18241.
P olitiſche Zeitge schichte.
Berlin , den g. Dec,
(CPrivatcorreſponde nz.)
® Von mehreren Seiten her wurde die Ausführung
des Projects der Errichtung einer preußischen Natlios
nalbank als ganz nahe vbevorſtehend verkündet. Man
gab sogar schon den Anfang des neuen Jahres als
den Zeitpunkt an, wo dieſes Inſtitut ins Leben tre-
ten würde.
Es ſcheinen jedoch im Laufe der Erdrterungen ſich
Schwierigkeiten in den Weg geſtellt zu haben, deren
Beseitigung man bis zu dieſem Termine nicht wohl
in Ausſicht nehmen darf. Es iſt indeſſen bey dieſem
Verzuge nichts weiter verloren, als daß unſere Spe-
culanten à la bausse einige Täuſchungen erfahren ha-
ben; die Staatsſchuldſcheine ſind erwa um 4 pCt. im
Ganzen genommen gefallen, denn ſie waren bereits
auf 93 geſtiegen und ſanken hiernächſt bis auf 88:2 bis
89 herab. Inzwiſchen fragt man vergebens nach der
thatſächlichen Urſache dieſer Schwankung; sie liegt vors
nehmlich in dem sanguiniſchen Temperamente unſerer
Börſenleute, die eben ſo geneigt ſind, bey jedem Ans
ſcheine von Gunſt ſich in das Blaue hinauf zu ſchwin-
gen, als sie bey unerfüllt gebliebener Hoffnung den
Muth ſinken laſſen. Hr. Salomon v. Rothſchild, der
bereits zu Anfang des Mona1s uns verlassen wollte,
iſt noch immer hier anweſend; dagegen ſiud die übri-
gen fremden Bantiers, welche die Speculation her-
beyzog, ohne daß ſie jedoch zur Kategorie der Einges
tweihten gehörten, in diesen Tagen wieder von hier
abgereist und, wie man vermuthen darf, mit verfehl-
tem Zweck ihrer Reiſe. ~ Die Veränderungen in dem
Personale mehrerer hoher Staatsmänner, vornehm-
lich der Oberpräſidentſchaften und die eiwatgen Be.
weggründe hiezu hat den Witz und Scharfsinn unſerer
politiſirenden Bevdlkerung gar ſehr angestrengt. Das
endliche Reſultat lief darauf hinaus, es mödge wohl
die individuelle Tendenz der Er ſe ü 1 e n uicht mic den
' Grundſätzen des oberſten Regierungssyſtems ganz im
Einklange ſtehen. Und in der That, es möge nun
dieſe Schlußfolgerung in ihren Prämiſsen gegründet
ſeyn oder nicht, so gereicht ſie der loyalen Gesinnung
unſerer politiſchen Logiker immer zum Ruhme , denn
ſie beweiſt ihr vollcs Vertrauen zu der Weisheit un-
eres erhabenen Monarchen, der jederzeit nur die
Wohlfahrt einer Unterthanen im Auge habend, ſtets
die beſten Miu1:1 zu den beſten Zwecken zu wählen
weiß.
Paris , den g. Dec.
(Privatcorreſpondenz.)
* Dir Gegner der gegenwäriigen Machthaber ſcheinen
beinahe der Hoffnung entsagt zu haben , den Lohn
ihrer Mühen zu erndten. Ein letztes Mittel zum
Zweck wird jetzt noch von ihnen angewandt : ſie suchen
Mißtrauen und Zwist in dea Reihen ihrer Feinde,
oder vielmehr der von ihnen Angefeindeten, zu erres
gen. Aber auch dieser Verſuch wird, wie alle frühere,
an der Characterſtärke, an der weiſen Conſequenz
Carl X. scheitern. Und was wäre es denn auch am
Ende, wenn der Baron von Damas den Fürſten
von Polignae in London und diejer jenen im Mivi-
ſterium ersetzte? Die Haup1sache im Letzteren ſteht
feſt: ſie erfreut ſich des Vertrauens des Monarchen,
der Gunst und Achtung ſeines erlauchten Sohnes;
ſie hat die eniſcheidendſte Majorität in der Deputirs
tenkammer und bvey eriner einzigen Gelegenheit trug
in der Pairskammer eine aus den verschiedenariigſten
Elementen organiſirbe, oder vielmehr aggregirte, Ops
poſition den Sieg davon; und dies mit einer ganz
ſchwachen Si.inmmenmehrheit, All. in, was bey den
innigen Verhältniſſen, worin die Staaten Europas
zu einander ſtehen , ſehr zu brrükſichigen iſt,
das gegenwärtige Miniſterium FrasFrrichs genießt des
Vertrauens aller andern großen Pîächtez und dürfte
eine Veränderung ſeiner Personifica.ion, wie sie auch
geſtaltet wäre,, eines solchen Vorzugs in gieichem.
Grade ſich erfreuen ? Naur bey ſchwachcu Regierun-
gen, dies lehrt uns noch jetzt der Augenſchein. wech-
eln die mit der oberſten Verwaltung von Monare
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Dienſtag, den 14. December
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des Projects der Errichtung einer preußischen Natlios
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gab sogar schon den Anfang des neuen Jahres als
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Es ſcheinen jedoch im Laufe der Erdrterungen ſich
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Beseitigung man bis zu dieſem Termine nicht wohl
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Ganzen genommen gefallen, denn ſie waren bereits
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thatſächlichen Urſache dieſer Schwankung; sie liegt vors
nehmlich in dem sanguiniſchen Temperamente unſerer
Börſenleute, die eben ſo geneigt ſind, bey jedem Ans
ſcheine von Gunſt ſich in das Blaue hinauf zu ſchwin-
gen, als sie bey unerfüllt gebliebener Hoffnung den
Muth ſinken laſſen. Hr. Salomon v. Rothſchild, der
bereits zu Anfang des Mona1s uns verlassen wollte,
iſt noch immer hier anweſend; dagegen ſiud die übri-
gen fremden Bantiers, welche die Speculation her-
beyzog, ohne daß ſie jedoch zur Kategorie der Einges
tweihten gehörten, in diesen Tagen wieder von hier
abgereist und, wie man vermuthen darf, mit verfehl-
tem Zweck ihrer Reiſe. ~ Die Veränderungen in dem
Personale mehrerer hoher Staatsmänner, vornehm-
lich der Oberpräſidentſchaften und die eiwatgen Be.
weggründe hiezu hat den Witz und Scharfsinn unſerer
politiſirenden Bevdlkerung gar ſehr angestrengt. Das
endliche Reſultat lief darauf hinaus, es mödge wohl
die individuelle Tendenz der Er ſe ü 1 e n uicht mic den
' Grundſätzen des oberſten Regierungssyſtems ganz im
Einklange ſtehen. Und in der That, es möge nun
dieſe Schlußfolgerung in ihren Prämiſsen gegründet
ſeyn oder nicht, so gereicht ſie der loyalen Gesinnung
unſerer politiſchen Logiker immer zum Ruhme , denn
ſie beweiſt ihr vollcs Vertrauen zu der Weisheit un-
eres erhabenen Monarchen, der jederzeit nur die
Wohlfahrt einer Unterthanen im Auge habend, ſtets
die beſten Miu1:1 zu den beſten Zwecken zu wählen
weiß.
Paris , den g. Dec.
(Privatcorreſpondenz.)
* Dir Gegner der gegenwäriigen Machthaber ſcheinen
beinahe der Hoffnung entsagt zu haben , den Lohn
ihrer Mühen zu erndten. Ein letztes Mittel zum
Zweck wird jetzt noch von ihnen angewandt : ſie suchen
Mißtrauen und Zwist in dea Reihen ihrer Feinde,
oder vielmehr der von ihnen Angefeindeten, zu erres
gen. Aber auch dieser Verſuch wird, wie alle frühere,
an der Characterſtärke, an der weiſen Conſequenz
Carl X. scheitern. Und was wäre es denn auch am
Ende, wenn der Baron von Damas den Fürſten
von Polignae in London und diejer jenen im Mivi-
ſterium ersetzte? Die Haup1sache im Letzteren ſteht
feſt: ſie erfreut ſich des Vertrauens des Monarchen,
der Gunst und Achtung ſeines erlauchten Sohnes;
ſie hat die eniſcheidendſte Majorität in der Deputirs
tenkammer und bvey eriner einzigen Gelegenheit trug
in der Pairskammer eine aus den verschiedenariigſten
Elementen organiſirbe, oder vielmehr aggregirte, Ops
poſition den Sieg davon; und dies mit einer ganz
ſchwachen Si.inmmenmehrheit, All. in, was bey den
innigen Verhältniſſen, worin die Staaten Europas
zu einander ſtehen , ſehr zu brrükſichigen iſt,
das gegenwärtige Miniſterium FrasFrrichs genießt des
Vertrauens aller andern großen Pîächtez und dürfte
eine Veränderung ſeiner Personifica.ion, wie sie auch
geſtaltet wäre,, eines solchen Vorzugs in gieichem.
Grade ſich erfreuen ? Naur bey ſchwachcu Regierun-
gen, dies lehrt uns noch jetzt der Augenſchein. wech-
eln die mit der oberſten Verwaltung von Monare