Mannheimer Zeitung — 1824
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https://doi.org/10.11588/diglit.44352#0221
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No. 32 - No. 60 (1. Februar - 29. Februar)
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- Einband
-
No. 1 - No. 31 (1. Januar - 31. Januar)
-
No. 32 - No. 60 (1. Februar - 29. Februar)
-
No. 61 - No. 91 (1. Maerz - 31. Maerz)
-
No. 92 - No. 120 (1. April - 30. April)
-
No. 121 - No. 151 (1. May - 31. May)
-
No. 152 - No. 180 (1. Juni - 30. Juni)
-
No. 181 - No. 211 (1. Juli - 31. Juli)
-
No. 212 - No. 242 (1. August - 31. August)
-
No. 243 - No. 272 (1. September - 30. September)
-
No. 273 - No. 303 (1. October - 31. October)
-
No. 304 - No. 332 (2. November - 30. November)
-
No. 333 - No. 362 (1. December - 31. December)
- Einband
- Maßstab/Farbkeil
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Mit Großherzoglich badischem
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N° 55. Dienſtag,
Zeitung.
gnädigſt. ausschl. Privilegium.
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den 24. Februar
Politiſche Zeitge schichte.
. A
M ainz, den 18. Febr.
Der spanische Krieg hat zwar dem moraliſcheu Prin-
cip die Oberhand gesichert, aber noch keineswegs das
Schickſal Spaniens entſchieden. Der anarchiſche
Zuſtand dieſes Landes kann nicht von Dauer seyn,
und es muß ſich einem jeden die Frage auſfſtellcn :
welche Regierungsform wird- in Spanien Platz grei-
fen? wird dieses Reich unter die abſolute Gewalt zu-
rückkehren ,, oder die Anzahl der conſtitutionnellcen Re-
gierungen vermehren ? Die Löſung dieser Frage ergibt
ſich am ſicherſten aus der Unterſuchung der Lage Spa-
nmiens, die in der That so verzweifelt iſt, daß keine
auswärtige Hilfe und kein fremder Einfluß hinreis-
chend scheinen, um von dieſem unglückiichen Lande
das Schicksal abzuwenden , welches ihm die gebietes
riſchen Zeitverhäliniſſe vorbereiten. Die zu Anfang
des Kriegs von Seiten des Herzogs von Angouleme
erlaſſenen Manifeste berechtigen zu glauben , daß die
ſpaniſchen Royaliſten, ſelbſt mit Inbegriff der Geiſt-
lichkeit, anfänglich mit den Anscchten des franzöſiſchen
Feldherrn, deſſen Handlungen eine weise und ehrende
Moderation bewciſen, vollkommen übereinſtimmten.
Allein die Hoffnungen, die eine Parthey nährt, wach-
ſen ſtets mit den Fortſchritteu, die sie macht. Kaum
waren die Cortes geſtürzt und die Geiſtlichkeit wieder
in ihre früheren Rechte eingetreten, ſo ſah man ein
Miniſterium ſich bilden, in welchem ein Mönch den
Vorſtz erhielt, und dessen erſte Schritte die Abſicht .
verriethen, auf den Trümmern der Monarchie eine
theokratiſch- absolute Regierungsform zu errichten. Die-
ſes Syſtem mußte alle aufgeklärte Spanier, denen
die Inguiſition und ihre Gräuelſcenen noch im Andens-
ken waren, mit Beſorgniſſen und Schrecken erfüllen,
Selbſt unter dem hohen Adel, der ſich bedroht ſah,
seinen ganzen politiſchen Einsluß zu verlieren, fand
dieſes Syſtem viele und heftige Gegner. Schon vor
Nusbruch des Kriegs hatten mehrere Anführer der
Glaubenstruppen, während ihres Aufenthaltes in Pa-:
ris, ihre Abneigung gegen die Wiedereinführung der
Inquiſition und der unumſchränkten Gewalt zu erkens
" tte: von dem neuen Miniſterium befolgte
Syſtem nicht den Anſichten des aufgeklärten Theils
der spaniſchen Nation entsprach, so war es noch viel
weniger der kritiſchen Lage angemeſſen, in welcher
ſich die ſpaniſchen Finanzen befinden. Vor dem Aus-
bruch des Napolconiſchen Kriegs war America die
Quelle, aus welcher der grdßte Theil der Geldmittel
floß, deren die Regierung bedurfte. Später waren
es die Subſidien der Engländer, welche Spanien die
Miitel verſchafſten, siegreich aus dem Kampfe gegen
Napoleon zu treten. :
Allein nach dem Frieden geriethen die Finanzen
dieſes Reichs in den kläglichſten Zuſtand. Das Land
war verheert und alle Kaſſen erſchöpft. Der Gueril-
las - Krieg hatte die Ernennung vieler tausenden von
Officieren erfordert, die nuu der Regierung zur Laſt
ielen. : :
j Der Verluſt der ſpaniſchen Colonieen und der ame-
ricaniſchen Goldminen setzte das Miniſterium auſſer
Stand ihre Forderungen zu befriedigen; ſselbſt die
ſtehende Armee fonnte nicht mehr bezahlt werden.
Dieſer zerrüttete Zuſtand der Finanzen iſt eine der
Hauptursachen, welche die Empdrung auf der Inſel
Leon erzeugten. Gegenwärtig iſt der Geldmangel in
Madrid ſo groß, daß kaum die dringendſten Bedürf-
niſſe des Hofes beſtritten werden können. ;
Unter dieſea Verhältnissen iſt an die Organiſation
einer Armee, die allrin der Regierung Macht und
Anſehen verſchaffen und die geſetzliche Ordnung in
Spanien herſtellen könnte, nicht zu denken, Indem
die ſpaniſche Regierung die eben ſo widerrechtliche als
unpolitiſche Maßregel ergriff, die unter den Cortes
ſtattgefundenen Anleihen nicht anzuerkennen, hat ſie
ihren Credit im Auslande zernichtee. Um das veren
lorne Zutrauen wieder herzuſt.len, wurde ein ande-
res Miniſterium. aus Männern gebildet. die wegen
ihrer Moderation bekannt waren. Seſeßt das pros
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Der spanische Krieg hat zwar dem moraliſcheu Prin-
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Schickſal Spaniens entſchieden. Der anarchiſche
Zuſtand dieſes Landes kann nicht von Dauer seyn,
und es muß ſich einem jeden die Frage auſfſtellcn :
welche Regierungsform wird- in Spanien Platz grei-
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rückkehren ,, oder die Anzahl der conſtitutionnellcen Re-
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ſich am ſicherſten aus der Unterſuchung der Lage Spa-
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das Schicksal abzuwenden , welches ihm die gebietes
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des Kriegs von Seiten des Herzogs von Angouleme
erlaſſenen Manifeste berechtigen zu glauben , daß die
ſpaniſchen Royaliſten, ſelbſt mit Inbegriff der Geiſt-
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Feldherrn, deſſen Handlungen eine weise und ehrende
Moderation bewciſen, vollkommen übereinſtimmten.
Allein die Hoffnungen, die eine Parthey nährt, wach-
ſen ſtets mit den Fortſchritteu, die sie macht. Kaum
waren die Cortes geſtürzt und die Geiſtlichkeit wieder
in ihre früheren Rechte eingetreten, ſo ſah man ein
Miniſterium ſich bilden, in welchem ein Mönch den
Vorſtz erhielt, und dessen erſte Schritte die Abſicht .
verriethen, auf den Trümmern der Monarchie eine
theokratiſch- absolute Regierungsform zu errichten. Die-
ſes Syſtem mußte alle aufgeklärte Spanier, denen
die Inguiſition und ihre Gräuelſcenen noch im Andens-
ken waren, mit Beſorgniſſen und Schrecken erfüllen,
Selbſt unter dem hohen Adel, der ſich bedroht ſah,
seinen ganzen politiſchen Einsluß zu verlieren, fand
dieſes Syſtem viele und heftige Gegner. Schon vor
Nusbruch des Kriegs hatten mehrere Anführer der
Glaubenstruppen, während ihres Aufenthaltes in Pa-:
ris, ihre Abneigung gegen die Wiedereinführung der
Inquiſition und der unumſchränkten Gewalt zu erkens
" tte: von dem neuen Miniſterium befolgte
Syſtem nicht den Anſichten des aufgeklärten Theils
der spaniſchen Nation entsprach, so war es noch viel
weniger der kritiſchen Lage angemeſſen, in welcher
ſich die ſpaniſchen Finanzen befinden. Vor dem Aus-
bruch des Napolconiſchen Kriegs war America die
Quelle, aus welcher der grdßte Theil der Geldmittel
floß, deren die Regierung bedurfte. Später waren
es die Subſidien der Engländer, welche Spanien die
Miitel verſchafſten, siegreich aus dem Kampfe gegen
Napoleon zu treten. :
Allein nach dem Frieden geriethen die Finanzen
dieſes Reichs in den kläglichſten Zuſtand. Das Land
war verheert und alle Kaſſen erſchöpft. Der Gueril-
las - Krieg hatte die Ernennung vieler tausenden von
Officieren erfordert, die nuu der Regierung zur Laſt
ielen. : :
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ricaniſchen Goldminen setzte das Miniſterium auſſer
Stand ihre Forderungen zu befriedigen; ſselbſt die
ſtehende Armee fonnte nicht mehr bezahlt werden.
Dieſer zerrüttete Zuſtand der Finanzen iſt eine der
Hauptursachen, welche die Empdrung auf der Inſel
Leon erzeugten. Gegenwärtig iſt der Geldmangel in
Madrid ſo groß, daß kaum die dringendſten Bedürf-
niſſe des Hofes beſtritten werden können. ;
Unter dieſea Verhältnissen iſt an die Organiſation
einer Armee, die allrin der Regierung Macht und
Anſehen verſchaffen und die geſetzliche Ordnung in
Spanien herſtellen könnte, nicht zu denken, Indem
die ſpaniſche Regierung die eben ſo widerrechtliche als
unpolitiſche Maßregel ergriff, die unter den Cortes
ſtattgefundenen Anleihen nicht anzuerkennen, hat ſie
ihren Credit im Auslande zernichtee. Um das veren
lorne Zutrauen wieder herzuſt.len, wurde ein ande-
res Miniſterium. aus Männern gebildet. die wegen
ihrer Moderation bekannt waren. Seſeßt das pros