Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mannheimer Zeitung — 1824

DOI chapter:
No. 333 - No. 362 (1. December - 31. December)
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.44352#1385

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext







Maùheimer

Mit Großzerzoglich badischem

WM. m
J .
AD UW j

Ä W '
J: /

Er,.
D

4.8 Ö t . §

u. Y é h

d’
s z



N Z.izs6



gnädigſi auscchl. Privilegium.

N° 345.

Montag, den 13. December

18241.

Politische Zeitgeschichte.



Aus dem südlichen Frankre ich,
den 27. Nov. :
Mach Briefen aus Madrid hat ſich unsere Regierung
gu keinem , auch nur kurzen Aufſchub der Räumung
Spaniens verſtehen wollen. Dieser Punct war am
Ende noch der einzige, über den man unterhandelte,
nachdem man ſpanischer Seits die Ueberzeugung er-
langt hatte, daß Frankreich in keinen neuen Tractat
gu Verlängerung des Aufenthalts der Oceupationsar-
mee willigen würde. Uebrigens haben auch, wie es
ſcheint, die Rathſchläge mehrerer Personen von den
Umgebungen des Kdnigs Ferdinand , dieſen Monar-
cen vermocht, zuletzt nicht mehr auf einem neuen
Tractate zu beſtehen; ein Entſchluß, der wenigstens
vielen Spaniern sehr angenehm iſt, und der vielleicht
Allen erwünscht wäre, wenn man die Ueberzeugung
hätte , daß eine unpartheyiſche und kraftvolle Regie-
rung allen Unordnungen , die schon gegenwärtig ſtatt
finden, und deren Zunahme man mit Recht beſorgt,
ein Ziel setzen könnte. Nichtsdeſtoweniger Verſichert
man, König Ferdinand habe beruhigende Verſprechun-
gen erhalten , daß man ihn unterstützen werde, wenn
feine Nutorität nach dem Abmaerſch der franzöſiſchen
Truppen , von irgend einer Seite verkannt , oder
wenn von dex niedergedrückten revolutionnären Par-
they eine gewaliſame Umwälzung versucht werden

ſollte. Im Norhfalle kdunten die franzdsiſchen Beſa-

tzungen , die in Spanien verbleiben, und diejenigen
Truppen, die in den franzöſiſchen Gränzdepartemen-

ten ein Beobachtungscorps bilden sollen, dem Könige

Hülfe leiſten. Wie dem auch sey, so scheint sich Kd-

nig Ferdinand von der Nothwendigkeit überzeugt zu
haben, mit Frankreich ein gutes Einverſtändniß zu

unterhalten, und deßhalb auch die ihm von unserm

Hofe ertheilten Raihſchläge, wenigſtens einigermaßen,

zu befolgen. Dieſer Ursache ſchreibt man es zu, daß
sich Se. Majeſtät ernſtlich mit Veränderungen im

Miniſterium beſchäftigt und einen gemäßigtern Gang
der Verwaltung anzuordnen gedenkt, Diese Verän-
derungen wären vielleicht schon ohne die Kränklichkeit
des Königs erfolgt, die ihn binderte , ſich mit Regie-
rungsangelegenheiten zu beſchäftigen. Mandche ere
warteten ſogar in Kurzem Nachricht von der Entlaſs
ſung der Miniſter Calomarde und Aymerich, ſo wie
des Generalpolicég- Intendanten Gonzalez, und des

ren Erſeßung durch gemäßigtere Männer. Allein Ca-

lomarde iſt so wenig in Ungnade gefalleen, daß man
ihm einen ſehr ausgezeichneten diplomatischen Poſten
(die Geſandiſchaft am päbſtlichen Stuhle ) bestimmt;
auch Aymerich, und ſelbſt Gonzalez sollen andere An-
ſtellungen erhalten, was woyl beweist, daß ſie ge-
genwärtig nur aus besondern hbhern Rücksichteu de-
ſeitigt werden. Hr. Zea Bermadez jokl an der Spitz-
der Geschäfte bleivden, und an Hrn. Arjona, dem vo-
rigen General-Policey- Intendanten , einen Collegen
erhalten, der in ſein Syſtem eingeht. Das Miniſtes

rium der Juſtiz und des Innern iſt ihm beſtimmt.

Allein auch der neuen Verwaltung des Hrn. Zea mit
gemäßigten Collegen will man keine lange Dauer

Prophezeihen. –~ Die Reise des Infanten Francisco

und feiner Familie nach Neapel beſtätigt sich durch
die neueſten Briefe. Er will sich durch das ſüdliche
tu nach Neapel begeben , ohne Paris zu be-

B a g o n ne, den 27. Nov.
Ein Schreiben aus Corunna meldet, daß am 16. d.
zwblf Personen auf einmal an Einen Galgen gehängt
wurden z der ehemalige Stadtcommandant und zwey
Obriſten wurden gendihigt, während dieser Hinrichs
tung nnter dem Galgen zu ſihen. Mehrere andere

Personen wurden zur Karrenſtrafe veruriheilt , alle .

wegen ihres f.ühern politiſchen Beiragens.

Trieſt, den 1. Dec :
Aus Smyrna lief ein Schiff in 20 Tagen hier ein.
Es bringt Nachricht, daß Ibrahim Paſcha zuletzt ſich
bey Boudroun befand,
 
Annotationen