Mannheimer Zeitung — 1824
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No. 304 - No. 332 (2. November - 30. November)
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- Einband
-
No. 1 - No. 31 (1. Januar - 31. Januar)
-
No. 32 - No. 60 (1. Februar - 29. Februar)
-
No. 61 - No. 91 (1. Maerz - 31. Maerz)
-
No. 92 - No. 120 (1. April - 30. April)
-
No. 121 - No. 151 (1. May - 31. May)
-
No. 152 - No. 180 (1. Juni - 30. Juni)
-
No. 181 - No. 211 (1. Juli - 31. Juli)
-
No. 212 - No. 242 (1. August - 31. August)
-
No. 243 - No. 272 (1. September - 30. September)
-
No. 273 - No. 303 (1. October - 31. October)
-
No. 304 - No. 332 (2. November - 30. November)
-
No. 333 - No. 362 (1. December - 31. December)
- Einband
- Maßstab/Farbkeil
Ausweg; er zertrümmerte nunmehr die ſteinernen
Gartenmauern des Badiſchen Hof's und der auf der
Seite liegenden andern Häuser, und wöühlte ſich en
zweytes Flußbette. Der Arm, der nun nur vuoch
unter der ſteinernen Brücke durchgieng , durchbrach
bey der Sägemühle rechter Hand der Chauſſee, die
vor der dritten ſteinernen Brücke liegt, da er das Ge-
bäude ſselbſt nicht zertrüummern konnte, die Chauſsſee,
in einer Tiefe von zehn Fuß, vereinigte ſich mit
ſeinem Bruder, der ſi:.h hinter dem Badiſchen
- Hof ſeinen Weg gebahnt . hgtte, und gieng tn
alle Welt, mit allen Trümmern uon Häusern, Brü-
>en , Bauholz, Meubeln, über tauſend Faden Scheit-
holz c, Man muß es gesehen haben, um ſich eine
Borſtellung von der gräßlichen Zerſtörung zu machen,
die dieſe Ueberſchwemmung hinterlassen hat. Die Urſache
iſt nicht allein ſtarker Regen oder Wolkenbrüche, ſondern
auch eine plötzliche Entladung aller Quellen auf den uns
umgebenden Gebirgen. Die Hirten aufden Bergen haben
es, ſo zu sagen, kommen sehen; Quellen, die kaum
floſen , geriethen auf einmal in ſolche Art preßhafter
B.wegung, daß sie gefälltes Holz, selbſt Holländer
Si\ämme, ordentlich hoben, und nun ſich Lauft ma-
chend, durch die über ſie liegende Erde, armdick her-
vorſprangen; hier in der Anlage, und auf dem Wege
nach Lichtenthal, haben wir mehrere ſolcher Quellen
von den Abhängen herunterſtrödmen ſehen, wie or-
dentliche Kaskaden, nicht Regenwaſser, ſondern von
dem ſchönſten helſſten Quellwaſſ.r.
Politische Zeitgeschichte.
P ar is, den 3. Nov.
Fond ê;: Vom 2. 5 pCt Conſolidirte 102 Fr. 45
Ct. ; Banka.tien 1980, k. ſpan. Auleihen 573.
Man berichtet aus Washington, als Gen. Lafayette
daſelbſt angekommen ſsey, hätten ſich die Gesandten
von Frankreich, Rußland und England geweigert, dem
Gaſtmahle beyzuwohnen, welch.s Hr. Adams bey dieſer
Gelegenheit gab.
Der Hertzog von Laval. Montmorency, franz. Ge-
ſand er zu Rom, und der Marquis von Maiſsonfort,
Gesandter zu Florenz, haben ſich auf ihre Poſten be-
geben. ! ; ;
f Briefe aus Barcellona, die am 25. Oct. in Perpig-
nan eintrafen, berichten, daß D. Ortez, Policeyinten-
dant von Catalonien, von seinen Poſten zurückberu-
ſen wurde.
k Wir liefern hier unsern Lesern eine umſtändliche
Beſchreibung der bereits erwähnten feierlichen Undienz
des General Guilleminot bey dem Großherrn ;
" Als der Bolſchafter mit ſeinem Gefolge vor dem
Pallaſt des Großoveziers Mehmed-Selim-Paſcha ange-
kommen war, hielt er nur so lange an, als nöthig
war. daß ſich dieſer erſte Miniſter der Pforte, dem
Hirkommen gemäß , „vor dem geſandtſchaftlichen Zug
. hex in Bewegung ſctzen konnte. Un dem Thor , das
die beiden Höfe des Serails trennt, ſtieg der Bot-
ſchafter vom Pferd und ward von dem Dragoman
der Pforte empfangen. Er wollte nicht in das kleine
dunkle Gemach treten, das der osmaniſche Stolz von
jeher zur Aufnahme der Botſchafter, um darin zu ver-
weilen bis zum Augenblick des Eintritis in den zwey-
ten Hofraum , beſtimmt hat. Nachdem hierauf der
Bolſchafter in den Saal des Divans eingeführt wor
den, wieß man ihm seinen Sitz auf dem Sopha des
Nidſchanzi - Bachi (Staatssecretärs für den Namens-
zug des Sultans) an, als welcher nur Botſchaftern
vom erſten Range eingeräumt wird. Hier war nun
General Guilleminot mehrere Stunden lang Zuſchauer
der Divansverhand1ungen. In einer Proceßſache ward
ein Urtheil geſprochen und die Janitſcharen erhielten
Sold ausbezahlt. Der Großvezier zog ſich demnächſt
nebſt den Divansgliedern in ein anderes Gemach zu-
rück, und der Botſchafter ward von dem Ober - Cere-
monienmeiſter eingeladen, sich außerhalb des Divands-
ſaals zu begeben und der Stelle gegenüber Platz zu
nehmen, wo die ausbezahlten Beutel den verſchiede-
nen Ortas zugetheili werden. General Guilleminot
war Zeuge des Eifers, womit die zugelaſſenen Janit-
ſchareu der einzelnen Ortas ſich auf die Beutel ſtürzo
ten und ſich ſtritten, wer sich am meiſten aufladen
könnte, um ſie in den Pallaſt des Janitſcharen - Aga
zu bringen, von wo aus ſie erſt in die Casernen ge-
schickt werden. Nach dieser Ceremonie und nachdem
der Botschafter noch lange Zeit gewartet hatte, wur-
den die Speis-Tiſche im Divavusſsaal zugerichtet. Ge-
neral Guilleminot allcin saß an der Tafel des Groß-
" veziers; der Dragoman der Pforte verwaltete dabey
das Dollmetſcheramt. Zwölf andere von dem Bot-
ſchafter beſtimmie Personen nahmen an den übrigen
drev von angeſehenen Siaatsbeamten präſidirten Ta-
feln Platz. Nach der Mahlzeit näherte sich der Obers
Ceremonienmeiſter, und führte den Boiſchafter nuebſt
ſeinem Gefolge (21 Personen, worunter auch der
Sohn des Generals) zur Audienz bey dem Großherrn,
der durch Wink und Worte dem Botſchafter zu verſte-
hen gab, er ſolle herbeykommen. Dieſerr hielt nun
ſcine Avrede, die der Pfortendollmeiſcher ins Türki-
ſche überſette. Der Großvrzier antwortete darquf im
Namen des Großherrn wie folgt: ,, Seine Hoheit,
der erhabene mächtige Fürſt, mein Wohlthäter, der
Sultan,, der Welt Zuflucht, unſer Herr und Meiſter,
hat, in Betracht der aufrichiigen Freundſchaf: , welche
Frankreich der erhabenen Pforte gewidmet hält, und
ivie es die zwischen beiden Staaten beſtehenden freund-
ſchafilichen Verhältniſſe erfordern , einen kaiſerl. Be-
fehl erlaſſen, daß alle französische Angeſtellte, Reiſende
oder Handelsleute, welche ſich in dem Gebiete Sr.
Hoheit aufhalten, den Capitulationen g.mäß, geschüßt
und veriheidigt werden ſollen. “ Hirrauf nahm der
Aga Paſcha aus den Händeu des Bolſchafiſecretärs
Deſagcs das Beglaubigungsſ[chreibin, übergab es dem
Großvezier, und dieſer legte es auf den Thron zuk
Linken des Großherrn. Während der ganzen Audienz
ſtand der Bolſchafter, so wie ſein Gefolge, und alle
blieben bedecien Hauptes.
Gartenmauern des Badiſchen Hof's und der auf der
Seite liegenden andern Häuser, und wöühlte ſich en
zweytes Flußbette. Der Arm, der nun nur vuoch
unter der ſteinernen Brücke durchgieng , durchbrach
bey der Sägemühle rechter Hand der Chauſſee, die
vor der dritten ſteinernen Brücke liegt, da er das Ge-
bäude ſselbſt nicht zertrüummern konnte, die Chauſsſee,
in einer Tiefe von zehn Fuß, vereinigte ſich mit
ſeinem Bruder, der ſi:.h hinter dem Badiſchen
- Hof ſeinen Weg gebahnt . hgtte, und gieng tn
alle Welt, mit allen Trümmern uon Häusern, Brü-
>en , Bauholz, Meubeln, über tauſend Faden Scheit-
holz c, Man muß es gesehen haben, um ſich eine
Borſtellung von der gräßlichen Zerſtörung zu machen,
die dieſe Ueberſchwemmung hinterlassen hat. Die Urſache
iſt nicht allein ſtarker Regen oder Wolkenbrüche, ſondern
auch eine plötzliche Entladung aller Quellen auf den uns
umgebenden Gebirgen. Die Hirten aufden Bergen haben
es, ſo zu sagen, kommen sehen; Quellen, die kaum
floſen , geriethen auf einmal in ſolche Art preßhafter
B.wegung, daß sie gefälltes Holz, selbſt Holländer
Si\ämme, ordentlich hoben, und nun ſich Lauft ma-
chend, durch die über ſie liegende Erde, armdick her-
vorſprangen; hier in der Anlage, und auf dem Wege
nach Lichtenthal, haben wir mehrere ſolcher Quellen
von den Abhängen herunterſtrödmen ſehen, wie or-
dentliche Kaskaden, nicht Regenwaſser, ſondern von
dem ſchönſten helſſten Quellwaſſ.r.
Politische Zeitgeschichte.
P ar is, den 3. Nov.
Fond ê;: Vom 2. 5 pCt Conſolidirte 102 Fr. 45
Ct. ; Banka.tien 1980, k. ſpan. Auleihen 573.
Man berichtet aus Washington, als Gen. Lafayette
daſelbſt angekommen ſsey, hätten ſich die Gesandten
von Frankreich, Rußland und England geweigert, dem
Gaſtmahle beyzuwohnen, welch.s Hr. Adams bey dieſer
Gelegenheit gab.
Der Hertzog von Laval. Montmorency, franz. Ge-
ſand er zu Rom, und der Marquis von Maiſsonfort,
Gesandter zu Florenz, haben ſich auf ihre Poſten be-
geben. ! ; ;
f Briefe aus Barcellona, die am 25. Oct. in Perpig-
nan eintrafen, berichten, daß D. Ortez, Policeyinten-
dant von Catalonien, von seinen Poſten zurückberu-
ſen wurde.
k Wir liefern hier unsern Lesern eine umſtändliche
Beſchreibung der bereits erwähnten feierlichen Undienz
des General Guilleminot bey dem Großherrn ;
" Als der Bolſchafter mit ſeinem Gefolge vor dem
Pallaſt des Großoveziers Mehmed-Selim-Paſcha ange-
kommen war, hielt er nur so lange an, als nöthig
war. daß ſich dieſer erſte Miniſter der Pforte, dem
Hirkommen gemäß , „vor dem geſandtſchaftlichen Zug
. hex in Bewegung ſctzen konnte. Un dem Thor , das
die beiden Höfe des Serails trennt, ſtieg der Bot-
ſchafter vom Pferd und ward von dem Dragoman
der Pforte empfangen. Er wollte nicht in das kleine
dunkle Gemach treten, das der osmaniſche Stolz von
jeher zur Aufnahme der Botſchafter, um darin zu ver-
weilen bis zum Augenblick des Eintritis in den zwey-
ten Hofraum , beſtimmt hat. Nachdem hierauf der
Bolſchafter in den Saal des Divans eingeführt wor
den, wieß man ihm seinen Sitz auf dem Sopha des
Nidſchanzi - Bachi (Staatssecretärs für den Namens-
zug des Sultans) an, als welcher nur Botſchaftern
vom erſten Range eingeräumt wird. Hier war nun
General Guilleminot mehrere Stunden lang Zuſchauer
der Divansverhand1ungen. In einer Proceßſache ward
ein Urtheil geſprochen und die Janitſcharen erhielten
Sold ausbezahlt. Der Großvezier zog ſich demnächſt
nebſt den Divansgliedern in ein anderes Gemach zu-
rück, und der Botſchafter ward von dem Ober - Cere-
monienmeiſter eingeladen, sich außerhalb des Divands-
ſaals zu begeben und der Stelle gegenüber Platz zu
nehmen, wo die ausbezahlten Beutel den verſchiede-
nen Ortas zugetheili werden. General Guilleminot
war Zeuge des Eifers, womit die zugelaſſenen Janit-
ſchareu der einzelnen Ortas ſich auf die Beutel ſtürzo
ten und ſich ſtritten, wer sich am meiſten aufladen
könnte, um ſie in den Pallaſt des Janitſcharen - Aga
zu bringen, von wo aus ſie erſt in die Casernen ge-
schickt werden. Nach dieser Ceremonie und nachdem
der Botschafter noch lange Zeit gewartet hatte, wur-
den die Speis-Tiſche im Divavusſsaal zugerichtet. Ge-
neral Guilleminot allcin saß an der Tafel des Groß-
" veziers; der Dragoman der Pforte verwaltete dabey
das Dollmetſcheramt. Zwölf andere von dem Bot-
ſchafter beſtimmie Personen nahmen an den übrigen
drev von angeſehenen Siaatsbeamten präſidirten Ta-
feln Platz. Nach der Mahlzeit näherte sich der Obers
Ceremonienmeiſter, und führte den Boiſchafter nuebſt
ſeinem Gefolge (21 Personen, worunter auch der
Sohn des Generals) zur Audienz bey dem Großherrn,
der durch Wink und Worte dem Botſchafter zu verſte-
hen gab, er ſolle herbeykommen. Dieſerr hielt nun
ſcine Avrede, die der Pfortendollmeiſcher ins Türki-
ſche überſette. Der Großvrzier antwortete darquf im
Namen des Großherrn wie folgt: ,, Seine Hoheit,
der erhabene mächtige Fürſt, mein Wohlthäter, der
Sultan,, der Welt Zuflucht, unſer Herr und Meiſter,
hat, in Betracht der aufrichiigen Freundſchaf: , welche
Frankreich der erhabenen Pforte gewidmet hält, und
ivie es die zwischen beiden Staaten beſtehenden freund-
ſchafilichen Verhältniſſe erfordern , einen kaiſerl. Be-
fehl erlaſſen, daß alle französische Angeſtellte, Reiſende
oder Handelsleute, welche ſich in dem Gebiete Sr.
Hoheit aufhalten, den Capitulationen g.mäß, geschüßt
und veriheidigt werden ſollen. “ Hirrauf nahm der
Aga Paſcha aus den Händeu des Bolſchafiſecretärs
Deſagcs das Beglaubigungsſ[chreibin, übergab es dem
Großvezier, und dieſer legte es auf den Thron zuk
Linken des Großherrn. Während der ganzen Audienz
ſtand der Bolſchafter, so wie ſein Gefolge, und alle
blieben bedecien Hauptes.