Mannheimer Zeitung — 1824
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https://doi.org/10.11588/diglit.44352#0307
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No. 61 - No. 91 (1. Maerz - 31. Maerz)
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- Einband
-
No. 1 - No. 31 (1. Januar - 31. Januar)
-
No. 32 - No. 60 (1. Februar - 29. Februar)
-
No. 61 - No. 91 (1. Maerz - 31. Maerz)
-
No. 92 - No. 120 (1. April - 30. April)
-
No. 121 - No. 151 (1. May - 31. May)
-
No. 152 - No. 180 (1. Juni - 30. Juni)
-
No. 181 - No. 211 (1. Juli - 31. Juli)
-
No. 212 - No. 242 (1. August - 31. August)
-
No. 243 - No. 272 (1. September - 30. September)
-
No. 273 - No. 303 (1. October - 31. October)
-
No. 304 - No. 332 (2. November - 30. November)
-
No. 333 - No. 362 (1. December - 31. December)
- Einband
- Maßstab/Farbkeil
Die Religion unserer Väter hat die Herzen, hat-
dieſes Reich, das ſolche nie hätte bey Seite ſetzen
ſollen, aufs Neue ergriffen, ohne von dem Geiſte der
Duldung abzuweichen , der das gegenwärtige Jahr-
hundet bezeichnet, und ohne der von der Charte be-
willigten Freyheit Abbruch zu thun. “§
Der dffentliche Credit überſteigt alle Erwartung.
Ludwig XVII. sieht unter seiner Regierung, in Erfül-
luag gebracht, was vielen von seinen erlauchten Vor-
fahren entgangen war, nämlich die Obligationen des
fön. Schatzes durch das dffentliche Zutrauen bis über
v»ari erhoben. i
! Die ermuthigte Landesinduſtrie vervielfältigte aller
Orten die Früchte ihres Fleißes ; in unserem Boden
wurden neue Reichthümer erzeuget, welche der begün-
ſtigte Handel in alle Welttheile der Erde verführet.
ANuch den Ackerbau hat man nicht vergeſſen. Der
Grundzins iſt um 34 Mill. vermindert worden ; und
wenn der Landmann dennoch Ursache zu klagen hat,
ſo beklage er ſich über den allzureichen Seegen des
Herrn, der ſeinen Fleiß mit unermeßlichen Erndten
ekrdnet hat. .
s Wo iſt gegenwärtig ein Land zu finden, das Frank-
reich an Wohlstand übertriſsſt ? frey unter dem Schutz
der Gesetze kann jeder seinem Geschäft und ſeinen Tas
lenten mit Muth sich widmen, der Arme wie der Rei:
che, und wem hat er dieſes zu verdanken? blos der Le-:
gitimität: befragen Sie ſelbſt meine Herrn darüber Ihr
eigenes Gewiſſen. Unſere Freyheiten ſind gesichert ge-
gen alle Anfechtungen, und die Charte iſt als das von.
Frankreich naturaliſirte Kind nach der erlauchten Fa-
milie der Bourbons unserm Vat.rlande das Li bſte,
was es besitze. Der König, der ſie gegeben , weiß
ſie zu handhaben. Ewig unvergeßlich unserer Erin-
nerung müſſen die Worte seines an Kindesſtatt auf-
genommenen Sohnes und künftigen Thronerbens ſeyn,
die er an die Vorgesetzten der dffentlihen Erziehung
gesprochen : „„ Präget euern Zdglingen die Liebe zu
ihrem Könige ein, so wie zu den Inſtitationen die
er gegeben . 't
Aber meine Herren ! bei all’ dieſem geprieſenen Glücke
unſerer R' gierung vergessen wir auch nicht, der Kam-
mer, die jet nicht mehr beſteht, die ihr gebührende
Anertennung zu zollen, da übrizens der König, durch
die Ernennung eines großen Theits ihrer Mitglieder
zu Präſidenten der Wahlcollegien, seine Zufriedenheit
hz den von ihnen gelciſteten Dienſten ausgesprochen
at. Ô
L Petersburg , den 24. Febr. ;
Am 19. d. erschien ein Allerhdchſtes Manifeſt dieses
Inhalis: ,, Heute warde die erwünfſchte Vermählungss
fever Ihrer kaiſerl. Hoheiten, des Großfürſten Mi-
chael mit der Großfürſtinn Helena Pawlowna, in Un-
serer Feldkirche des Winter » Palais, in Unſrer, Unſe-
rer Geiſtlichkeit und hdchſten Civils Autoritäten Ge-
genwart, feierlichſt und glücklichſt, zu Unserer und
Unseres ganzen Kaiserhauſes Freude, vollzogen. Ju-
dem Wir dieſes Unsern getreuen Unterthanen bekannt
Mathen, senden Wir aus der innerſten Tiefe Unſers
ihn zum Wohle Rußlands eahalten.
Herzens Unsern Dank für diese neue Wirkung ſcines
heiligen Willens zu dem Herrn der Herren empor,
und flehn Ihn an, Er mdge auch dieſen neuen Zweig
Unsers Hauses mit seinem Segen |tetltteten (z
überzeugt, daß a c< alle Unsre tieben und getreuen
Unterthanen zugleich mit Uns Ihre heißeſten Gebete
[fir die Erhaltung und das Wohl der Neuvermählten
dem Allerhöchſten darbringen werden. | ;
Gegeben in Unsrer Reſidenzſtadt St. Petersburg
im J. 1824 und im 23. Unſsrer Regierung.
| A l'e x a n d e r.
Co r fu, den x2. Febr.
Lord Byron hat ſich nur kurze Zeit zu Miſſolunghi
aufgehalten; nachdem er den Tite: eines Rathsmit-
gliedes des weſtlichen Griechenlands angenommen
hatte, den ihm die Autoritäten des Landes angebo-
ten, zog er griechiſche Kleidung an , ſtellie sich un-
ter die Chefs und begab ſich ſofort mit einem Trup-
pencorps nach Lepanto das gegenwärtig eng blokirt,
iſt. Lord Byron unterhält von dieſem Corps 590
Mann auf seine eigene Koſten. Einige neulich von
London angekommene europäiſche Officiere von ausge-
L!hueten Verdienſte nehmen an ditsſer Unternehmung
heil M
Die vornehmſten bürgerlichen und mnilitäsriſchen
Häupter der weſtlichen Provinzen Griechenlands ſind
eingeladen, ſich nach Miſſolunghi zu begeben, um
daſelbſt einer Verſammlung beryzuwohnen, in wel-
cher beſchloſen werden soll, was für Maßregeln über
die Operationen des Feldzuges von 1824 zn nehmen
ſeyen. Die meiſten der eingeladenen Chefs ſind be-
reits daſelbſt eingetroffen. Die Anweſenheit des Mau-
rocordato’'s, der die Aufsicht über dieſenTheil Griechen-
lands hat, läßt den glücklichſten Erfolg von dieſer Ver-
einigung hoffen. z
Ein Theil der Schiſfe. der die griechiſche Escadre
in den Päſſen von Miſſolunghi ausmachte, wurde,
Deconomie halber, nach Hydra zurückgeſchikt; nur 5
Schiffe und 3 Brander hat man da behalten, die
hinreiczeud ſind die Barbaresken Flotille im Zaum zu.
halten, die ungeachtet ihrer großen Ueberzahl und
des Umfangs ihrer Schiffe unter den Kanonen von
Lepanto fault. ‘§48
Eine türkiſche Abtheilung aus Theſſalien kommend,
unter der Anführung des Abolabud Pascha, begab
ſich nach Lepanto , in der Hoffnung die Blocade auf-
zuheben; allein kaum waren ihr zwcy griechiſchen Di-
uviſionen unter den Befehlen des Contoyannis entge-
gen gerückt, als die Türken ſogleich die Flucht er-
griffen und ſich in Unordnung nach Theſſalien zurüs-
zogen. Viele Mauselmänner kamen bey dieſem Rück-:
zuge ums Leben. Man kann ſich nur ſchwer vorſtel-
len, auf welchen Grad von Sittenloſigkeit die türki.
ſchen Truppen herunter geſunken stud.
Die Albaner, ohne ſo herabgewürdigt wie die Tür-
ken zu seyn, haben indeſſen auch das Gefühl zur
Oberherrschaft und das Zutrauen, das ſie in ihre
Stärke ſctzten, verloren;, und bis ictzt war noch keine
dieſes Reich, das ſolche nie hätte bey Seite ſetzen
ſollen, aufs Neue ergriffen, ohne von dem Geiſte der
Duldung abzuweichen , der das gegenwärtige Jahr-
hundet bezeichnet, und ohne der von der Charte be-
willigten Freyheit Abbruch zu thun. “§
Der dffentliche Credit überſteigt alle Erwartung.
Ludwig XVII. sieht unter seiner Regierung, in Erfül-
luag gebracht, was vielen von seinen erlauchten Vor-
fahren entgangen war, nämlich die Obligationen des
fön. Schatzes durch das dffentliche Zutrauen bis über
v»ari erhoben. i
! Die ermuthigte Landesinduſtrie vervielfältigte aller
Orten die Früchte ihres Fleißes ; in unserem Boden
wurden neue Reichthümer erzeuget, welche der begün-
ſtigte Handel in alle Welttheile der Erde verführet.
ANuch den Ackerbau hat man nicht vergeſſen. Der
Grundzins iſt um 34 Mill. vermindert worden ; und
wenn der Landmann dennoch Ursache zu klagen hat,
ſo beklage er ſich über den allzureichen Seegen des
Herrn, der ſeinen Fleiß mit unermeßlichen Erndten
ekrdnet hat. .
s Wo iſt gegenwärtig ein Land zu finden, das Frank-
reich an Wohlstand übertriſsſt ? frey unter dem Schutz
der Gesetze kann jeder seinem Geschäft und ſeinen Tas
lenten mit Muth sich widmen, der Arme wie der Rei:
che, und wem hat er dieſes zu verdanken? blos der Le-:
gitimität: befragen Sie ſelbſt meine Herrn darüber Ihr
eigenes Gewiſſen. Unſere Freyheiten ſind gesichert ge-
gen alle Anfechtungen, und die Charte iſt als das von.
Frankreich naturaliſirte Kind nach der erlauchten Fa-
milie der Bourbons unserm Vat.rlande das Li bſte,
was es besitze. Der König, der ſie gegeben , weiß
ſie zu handhaben. Ewig unvergeßlich unserer Erin-
nerung müſſen die Worte seines an Kindesſtatt auf-
genommenen Sohnes und künftigen Thronerbens ſeyn,
die er an die Vorgesetzten der dffentlihen Erziehung
gesprochen : „„ Präget euern Zdglingen die Liebe zu
ihrem Könige ein, so wie zu den Inſtitationen die
er gegeben . 't
Aber meine Herren ! bei all’ dieſem geprieſenen Glücke
unſerer R' gierung vergessen wir auch nicht, der Kam-
mer, die jet nicht mehr beſteht, die ihr gebührende
Anertennung zu zollen, da übrizens der König, durch
die Ernennung eines großen Theits ihrer Mitglieder
zu Präſidenten der Wahlcollegien, seine Zufriedenheit
hz den von ihnen gelciſteten Dienſten ausgesprochen
at. Ô
L Petersburg , den 24. Febr. ;
Am 19. d. erschien ein Allerhdchſtes Manifeſt dieses
Inhalis: ,, Heute warde die erwünfſchte Vermählungss
fever Ihrer kaiſerl. Hoheiten, des Großfürſten Mi-
chael mit der Großfürſtinn Helena Pawlowna, in Un-
serer Feldkirche des Winter » Palais, in Unſrer, Unſe-
rer Geiſtlichkeit und hdchſten Civils Autoritäten Ge-
genwart, feierlichſt und glücklichſt, zu Unserer und
Unseres ganzen Kaiserhauſes Freude, vollzogen. Ju-
dem Wir dieſes Unsern getreuen Unterthanen bekannt
Mathen, senden Wir aus der innerſten Tiefe Unſers
ihn zum Wohle Rußlands eahalten.
Herzens Unsern Dank für diese neue Wirkung ſcines
heiligen Willens zu dem Herrn der Herren empor,
und flehn Ihn an, Er mdge auch dieſen neuen Zweig
Unsers Hauses mit seinem Segen |tetltteten (z
überzeugt, daß a c< alle Unsre tieben und getreuen
Unterthanen zugleich mit Uns Ihre heißeſten Gebete
[fir die Erhaltung und das Wohl der Neuvermählten
dem Allerhöchſten darbringen werden. | ;
Gegeben in Unsrer Reſidenzſtadt St. Petersburg
im J. 1824 und im 23. Unſsrer Regierung.
| A l'e x a n d e r.
Co r fu, den x2. Febr.
Lord Byron hat ſich nur kurze Zeit zu Miſſolunghi
aufgehalten; nachdem er den Tite: eines Rathsmit-
gliedes des weſtlichen Griechenlands angenommen
hatte, den ihm die Autoritäten des Landes angebo-
ten, zog er griechiſche Kleidung an , ſtellie sich un-
ter die Chefs und begab ſich ſofort mit einem Trup-
pencorps nach Lepanto das gegenwärtig eng blokirt,
iſt. Lord Byron unterhält von dieſem Corps 590
Mann auf seine eigene Koſten. Einige neulich von
London angekommene europäiſche Officiere von ausge-
L!hueten Verdienſte nehmen an ditsſer Unternehmung
heil M
Die vornehmſten bürgerlichen und mnilitäsriſchen
Häupter der weſtlichen Provinzen Griechenlands ſind
eingeladen, ſich nach Miſſolunghi zu begeben, um
daſelbſt einer Verſammlung beryzuwohnen, in wel-
cher beſchloſen werden soll, was für Maßregeln über
die Operationen des Feldzuges von 1824 zn nehmen
ſeyen. Die meiſten der eingeladenen Chefs ſind be-
reits daſelbſt eingetroffen. Die Anweſenheit des Mau-
rocordato’'s, der die Aufsicht über dieſenTheil Griechen-
lands hat, läßt den glücklichſten Erfolg von dieſer Ver-
einigung hoffen. z
Ein Theil der Schiſfe. der die griechiſche Escadre
in den Päſſen von Miſſolunghi ausmachte, wurde,
Deconomie halber, nach Hydra zurückgeſchikt; nur 5
Schiffe und 3 Brander hat man da behalten, die
hinreiczeud ſind die Barbaresken Flotille im Zaum zu.
halten, die ungeachtet ihrer großen Ueberzahl und
des Umfangs ihrer Schiffe unter den Kanonen von
Lepanto fault. ‘§48
Eine türkiſche Abtheilung aus Theſſalien kommend,
unter der Anführung des Abolabud Pascha, begab
ſich nach Lepanto , in der Hoffnung die Blocade auf-
zuheben; allein kaum waren ihr zwcy griechiſchen Di-
uviſionen unter den Befehlen des Contoyannis entge-
gen gerückt, als die Türken ſogleich die Flucht er-
griffen und ſich in Unordnung nach Theſſalien zurüs-
zogen. Viele Mauselmänner kamen bey dieſem Rück-:
zuge ums Leben. Man kann ſich nur ſchwer vorſtel-
len, auf welchen Grad von Sittenloſigkeit die türki.
ſchen Truppen herunter geſunken stud.
Die Albaner, ohne ſo herabgewürdigt wie die Tür-
ken zu seyn, haben indeſſen auch das Gefühl zur
Oberherrschaft und das Zutrauen, das ſie in ihre
Stärke ſctzten, verloren;, und bis ictzt war noch keine