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Mannheimer Zeitung — 1824

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No. 61 - No. 91 (1. Maerz - 31. Maerz)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44352#0342

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ger Einfluß anf den moralischen Character der Sclas

ven äußern ; ſo daß sie an den bürgerlichen Rechten

und Privilegien würden Theil nehmen können , de-
ren die übrigen Unterthanen Sr. M. ſich: erfreuen.
Die Kammer wünſcht ſehnlich,, daß dieser Plan ſo
bald ausgeführt werde, als es das Wohl der Sclas
ven ſelbſt, die Sicherheit der Colonieen, und die Res
spectirung des Privateigenthums erlauben. ““

Hierauf gibt Hr. Canning noch mehrere Erläute-
rungen über dieſen Gegenſtand ; er sagt unter ande-
ren, die Papiere, welche er auf dem Büreau nie-
derlege, ſsceypen von zweyerkey Art; die eine begreife
die, aus Weſtindien eingelaufenen Berichte, die
andere enthalte die Hm von der Regierung zuge-
kommenen Befehle. Die americaniſchen Colonieen
müßten auch in 2 Claſſen eingetheilt werden , die eis
nen sey jene, welche unmittelbar von der Krone bee
herrſcht würden, und die andern, diejenigen, welche
dieſelben Einrichtungen haben, wie das Mutterland.
Nachdem Hr. Canning verſchiedene Beweggründe an-
geführt hat, ſchließt er damit, daß er von der Kams
mer die Autoriſation verlangt, ihr eine Bill vorzule-
gen, durch welche der Sclavenhandel definitiv abge-
ſchafft wird. Dieser Vorſchlag wird mit großem Beys
fall aufgenommen und die Kammer beſchließt einſtim-
mig, den Hr. Canning zur Vorlage jener Bill zu aus-
10rxisiren.

( Wir geben unseren Leſern hier auszugsweise die
Reden des Marquits von Lansdoron und d.s Grafen
Liperpool, welche in der Sitzung gehalien wurden,
von der ein, in unſerem Blaite Nro. 83 enthaltenes
Privatſchreiben aus Paris vom 19,. dieſes Erwähnung
that. : :

E. Marquis von Landsdown : Ich schlage Euerer

Herrlichkeit vor, in einer Adreſſe den König zw bit-

ten, die Unabhängigkeit des südlichen Americas anzu-
“hüls ich vor 4 Jahren die Ehre hatte , Ihnen zu
Gunſten unsers ſpaniſch- americaniſchen Handels einen
Vorſchlag zu 1hun, so vermicd ich jeden Anſcheln, der

auf irgend eine Anerkennung der neuen Staaten Ber-

zug haben könnte; ich sühlte in mir, daß eine in die-

ſem Zeitraume Statt gehabte Anerkennung eben so

unbeſcheiden als unedel geweſen wäre. Damals wa-
ren die Colonieen mit dem Mutterlande in Streit
begriffen, und hätten wir die erſtern anerkannt, ſo
ſchiene es die Abſicht zu verrathen, als wenn wir das
Unglück vor . . . . . benützen wollten.

es daran. zu verhindern vermbge. Auch ſcheint aus
d'eſcn. Papieren ganz klar hervorzugehn, daß Niemand

über die wirkliche Exiſtenz der neuen americaniſchen
Sraaten eine Frage aufſtellen werde. Der ganze ſpa-
niſche und portugieſiſche Theil dieſes Feſtlandes, o-
reich an. fruchtbaren, angenehmen. Gegenden iſt in

der That von Europa unabhängig. Meriso, das ſie-

ben. Millionen Einwohner zählt, hat ſcit vier Jahren.

Jetzt haben.
ſich die Sachen geändert. Die dem Parlament durch
den Miniſter mitgetheilten Papiere beweiſen, daß Enge
land in dieſer Angelegenheit ganz frey handeln. könne
und durchaus keine Verbindlichk. it auf sich habe, was-

keinen ſspaniſchen Soldaten gesehen. Das einzige
Schloß Ulloa, unangreiflich durch ſeinelLage, hat noch
eine ſpaniſche Beſatzung von 300 Mann, die ganz

iſolirt, ſich nicht lange mehr halten können. Guati-
mala iſt durchaus unabhängig, und Columbien ente
hält seit der Einnahme von Porto: Latens keine
Spanier mehr. Buenos - Ayres übt ſchon seit 13 Fahr-
ren alle Souveränität einer unabhängigen Nation
aus. In Chili verbleibt der Macht Spaniens nuex
eine einzige Inſel. Zwar befindet ſich in Peru eine

zu Gunſten des alten Gouvernements gestimmte Par-

they und ein ſpan. Armeecorps von 7 –~ 8000 M. z
allein Bolivar, deſſen Genie und Tapferkeit Colum-
bien begründeten, iſt in Peru angekommen.
Es läßt ſich durchaus nicht annehmen, daß Spas
nien je wieder in den Besitz dieſer weitläuftigen Sraa-
ten gelange ; dieſelben enthalten zwar 21 Millionen
verſchiedenartiger Nationen, die aber alle dahin mit
einander einverſtanden ſind, ihre Unabhängigkeit zu
vertheidigen. Ich nehme Braſilien zu 4 Mill. an.
Fügen Sie diesen die 3 Mill. europäiſcher Portugies
ſen, und die 10 Mill. Spanier bey und Sie werden
in allem 13 Millionen Menſchen herausbringeu, die
mit 21 Mill. im Kampfe ſind. Welche Unwahrſchein-

lichkeit für Spanien, ſelbſt in V.reinigung mit Por-

tugal, je wieder die Oberherrſchaft in der neuen Welt
u erringen ? .

é Ec l usickéhére Frage ergibt sich bey Betrachtung
des Rechts. Sind dieſe ncuen Gouvernements im
Siande einen richtigen Gebrauch von ihrer Unabhän-
gigkeit zu machen? Hrier hören wir den franz. Ges-
ſandten zu uns sagen 1 ,, daß die Anerkennung dieser.
Staaten in gegenwärtigem Augenblicke ihm gerade
als eine wüklich geſetzliche Beſtätigung der Anarchie
vorkomme. ‘“ H ct. dieſe Meinung. des Herrn v. Porz
lignac auf die Grundſätze Bezug, nach welchen disse
Gouvernements errichtet ſind ?. h :
Ich würde in dieſem Falle fragen, was er. vom
Großſultan dächte,.. wenn. er es ſich: einfallen ließe,
darüber Klage zu ſühren, daß. Frankreich eine. Charte
erhalten habe ? Wenn. die Ausdrücke der Politik
dieſer. Staaten. gelten ſollen , so will ich nur Colume
bien anführen,. das vielen andern für civiliſirt gehale
tenen Staaten zum Muſter dienen kann.

Die gesetzgebenden Principien. dieſes Gouverne-
ments ſind so,. daß dieſe Kammer ſie richiig finden
würde. Das Wabhlſyſtem Columbiens geht darauf
hin, den Einſluß der Menge. zu verhindern, es vers
langt ſtarke Anforderungen von Eigenthumsbeſilz um
wählbar zu ſchn. Die Verwaltung befindet ſich in
dem beſten Zuſtande z nicht ein Soldat wäre noths
wendig, um innere Policey zu handhaben, die dffents.
liche Erzichung ſchreitet mit Erfolg vorwärts, die Scla-
verey iſt auf immer verbannt, uud durch ein weiſes
Geſetz, daß. alle Kinder bey der Geburt frey ſeyen,
aufgehoben worden. ~ ;

j (Beſchluß folgt. )
P an am a, den 4. Januar.
Durch ein, heute aus Peru eingetroſfenes Schiff ero
fahren wir, daß jenes Land eine Zeitlang in Gefahr
 
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