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Mannheimer Zeitung — 1824

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No. 61 - No. 91 (1. Maerz - 31. Maerz)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44352#0347

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zt j. ffuff1éCorfnu, den 28. Febr. |
Am 23. d. ging hier Nachricht ein, daß sich Coron
am 18. d. an die Griechen erg.ben hat. Zugleich er-

ſehen kann, bis das Schiff bei günstigem Winde nach
dem feſten Lande abſegelt.‘“ t j



hält man aus Miſſolunghi Beſtätigung der Einn<ens.

me der Außenwerke von Lepanto, wobey die engliſchen
Genieofficiere, welche den Griechen zu Hilfe gezogen
ſind, lich auf die vortheilhafteſte Art auszeichneten.
Lord Byron war von Tripoliza nach Miſſolunghi zu-

rückgekehrt, und überall feſtlich empfangen worden.

Smyrna, den 20. Febr. t
Der Spectateur Oriental enthält folgende Nachrich-
ten: „„,Erzerum , 22. Jan. Der perſiſche Gesandte,
der ſich nach Conſtantinopel begibt , iſt ſeit einigen
Tagen hier, und hatte mehrere Conferenzen mit dem
nach Teheran beſtimmten türkiſchen Geſchäftstragers
Wegen der kalten Jahrszeit wird Haſſan Mirza Kan
erſt zu Ende künftigen Monai1s nach Conſtaniinopel
abgehn. Der zwiſchen beiden Mächien abgeſchloſsene
Friede wird den Handel noch mehr beleben. Mehrere
hier aufgehaltene Karavanen ſchicken sich an, ihre
Reiſe nach ihrem Beſtimmungsort fortzusetzen. “
„Salonichi, 29. Jan. Der neue Mäüänzfirman wird
mit großer Strenge gehandhabt. Ein Jude und meh-
rere Griechen sind wegen deſſen. U.beriretung gehan-
gen worden. Die Glaubensgenoſſen des Erſtern bo-
fen 200,000 Piaſter, um ihm das Leben zu erkanu-
fen; es war zu ſpät, er war ſchon hingerichtet.".

„Conſtantinopel, 7. Febr. Hr. v. Minciaky hat bis ießt.
seinen diplomatiſchen Character nicht entwikelt. Doch
iſt er im Begriff, ſeine Canzlei zu erdffnen, und dem.
Divan seine Beglaubigungsſchreiben zu übergeben..
Dieser Tage hatte er eine Conferenz mit dem Groß-
wesfier, deren Reſultat noch unbekannt iſt. Die Aus-
rüſtung der Flotte geht lebhaft fort, und verſpricht

von der neuen Expedition genügende Reſultate. Auſz
ſcer dén neu. erbauten Frega ten werden Z0 Kanoniers-

ſchaluppen auslaufen. Von zehn derselben , die be:

reits nach den Dardanellen abgegangen waren, ſind
bei einem entſtandenen Sturme zwcy auf den Strand.

gelaufen, die man jedoch wieder flott zu machen hofft.
~ Aus Turin iſt dieſer Tage ein Courier hier ange-
kommen, deſſen muthmaßlicher Zwick der Handels-
tractat dieſes Hofs mit der Pforie iſt, Ein. ſardini-

ſcher Geſchäftsträger ſoll hierhier unterwegs seyn." -
,„„Scio, 5. F. br. Der holländiſche und der franzdsi-
ſche Biceconſul ritten dieſer Tage aus. Ein wüthen-
der Türke ſetzte dem Erſtern eine Piſtole auf die

Bruſt, und wollte Feuer geben. Der franzöſiſche

Viceconſul, Hr. David, Sohn, hielt ihn ab; der-

Janitſchar des franzdſiſchen Conſulats kam dazu, und
fiel dem Türken in den Arm. Dieser riß ſich los,

z0g die zweyte Piſtole, und legte ſie auf Herrn Da-.
vid an; dieser ſtürzt ſich auf ihn, setzt ihm eine

ſeinem Janitſcharen entriſſene Piſtole auf die Bruſt,
wodurch der Türke auſſer Faſſung geräch, und von
herzu gelaufenen Albaneſern nach, heftigem Kampfe

_ in Verhaft gebracht wird, Der Paſcha ließ zur Ge-
nugthuung den Türken prügeln, in Eiſen ſchlagen,.
und in ein offenes Schiff ſetzen, wo. ihn Jedermann

Mannigfaltigkeiten.



Minden, den 109. März. In der Mitte des voris.
gen Monais wurde beym Grundgraben in der Nähe
der Weser, 12 Fuß über dem Niveau derselben, und
12 Fuß unter der Erde von den Ardeitern eine große
Baumwurze!, wie ſie glaubten , gefunden. Bei näo

herer Unterſuchuag des für Naturkunde und Meteor-

ologie beſonders wirkſamen Dr. Hoyer fand es ſich,
daß es der Stoßzahn eiues Urelephanten von unge-
wöhnlicher Größe und Dicke war , nämlich im Durch-
messer 8 Zoll, und von der Baſis bis zur Spitze 8
Juß lang. Zugleich wurde ein Stück von dem Ba-
>denzahn eines Mammuths gefunden, ſo wie vor meh-
reren Jahren, zwey große Backenzähne, die ſich in
der Sammlung des Or. Mayer, Herausgebers des
Sonntagsblatts, befinden. Diese Zeiiſchrift enthäls
nun die nähere Beſchreibhung dicſer merkwürdigen
Ueberbleibsel einer grauen Vorzeit und folgende Er-
örterung über deren Ursprung: „„Wie ſind dieſe Zähne
und Knochen hier an das Weserufer gekommen ? Wie
ſind sie an den Ural, nach. Sibirien und Nordame-
rica gekommen, wo man ſie ebenfalls vorfindet (ebur
kossile !). Da begraben , wird. wohl. keinem einfal-
len; denn wer wollte so vieles Elfenbein der Verwes
ſung übergeben ? Hergeſchwemmt aus einer so weiten

Entfernung, läßt ſich auch nicht denken, da ein ſo

ſchweres Knochengebäude eher ſich ſenken würde, und
wann ſollte dieß geſchehen ſein? ~– Es bleibt also
wohl nichts anders übrig,, als anzunehmen, daß frü-
her Eiephanten, Rhinozeroſſe tc. hier gelebt , daß die
nördlichen Gegenden ſüdlicher gelegen, ja daß der
Pecl unter dem Acquator ſich bifunden, und dies einſt
umgekehrt der Fall sein werde, wovon uns ja das
Vorrücken der Nachtgleichen (das. platoniſche Weli-
jahr D 25.920 Jahren;) und daß unmerkliche Fort-
rücken der Fixſterne nach Süden. unläugbar überzeugt,
welches zugleich die weiſe Einrichtung des Weltge-
bäâudes beurkundet, wodurch es ewig jung bleibt.
Die Erde, die so viele tauſend Jahre brach unter
den Polen lag, iſt anzuſehen als eine neue Erde,
(terra recens) wovon die nordamericaniſchen Urwäls-
der hinlängliche Beweiſe geben.



Vor dem kdnigl. Gerichtshofe zu Rouen iſt gegenwär-

l1ig folgender intereſſante Proceß verhandelt worden :

Ein durch: ſeinen Namen und sein Vermdgen ehr
angesehener Mann, hat seine cigene Gattinn verhafs
ten und in die ſchreckiichſte Gefangenſchaft verſetzen
laſſen, dabri auch sein aus gesetzlicher Che gebornes
Kind ſeiner Rechte beraubt. Alles dieses war ohne
gerichtliches Verfahren, und zwar auf den Befchl ei-
nes Miniſters durch einen Policeykommiſsſär geſche-
hen, Wir begnügen uns, hier. die Hauptthaisschen
 
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