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Mannheimer Zeitung — 1824

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No. 121 - No. 151 (1. May - 31. May)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44352#0494

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gere Umſtände erlauben, ſie auf 3 pCt. zu verrins
gern. ? ;

Herr Ricard sprach gleichfals gegen den Geſctzent-
wurf, jedoch kürzer als seine beyden Vorgänger, wor-
auf der Finanzminiſter durch eine bündige Sthluß-
rede alle Vortheile ins Licht ſetzte, die ſeiner Mey-
nung nach ſo groß ſseyen, daß wenn die Kammer
eine andere Ansicht davon hâtte, ihm nur die trau-
rige Ucberzeugung bliebe, daß er das Talent nicht ges
habt habe , dieselben aus dem wahren Geſichtspunkte
betrachtet darzuſtellen.

In der Sitzung der Deputirtenkammer vom 26.
wurden die Discuſſionen über die Heimzahlung oder
Reduction der Renten fortgesetzt. Hr. Bourdeau ſprach
. zuerſt dagegen; er behauptete, daß das Steigen der
Renten nicht Folge der Wirtlichkeit, ſondern einer

leeren Einbildung gewesen ſey: er unterſuchte, ob der

Vorſchlag über die Grundeigenthümer, den Handel
und Gewerbfleiß begünſtige, und vucrneinte solches ;
hierauf erklärte er den neuen Vorſchlag für geſelzwi-
drig, weil der fragliche Artikel des Gesetzbuches auf
einen Verirag nicht anwendbar seyn könne, der zwi-
ſch.n Privatleuten und der Regierung adgeſchloſſ:n
worden sey. .

Das franzöſiſche Zartgesühl, rief er unter anderm

_ gus, wird nicht begrcifen können, daß es ſehr mo-

rxaliſch ſey , den NRentiers zu n eh m e n uin den Emi-
grirten wieder zu g e ben.
Herr von Louvlgny vertheidigt den Vorſchlag und

sucht gerade das Gegentheil von dem zu beweiſen

was sein Vorgänger behauzteie,
folgende Abänderung vor :

Die ehemaligen Berſitzer der 5 procentigen Renten,
welche die Reduction dec ? erlitten haben, ſollen forts
während - z pCt. Zinsen ihres Capitals empfangen,

vorauég.seht, das ſie ihre Ansprüche nicht veräuſſert
hätten.

Er ſchiägt jedoch

Herr Sanlot - Baguenault erklärt ſih gegen den

Morſchlag, indem er behauptet, daß derselbe keinen
einzigen der angeprieſenen Vortheile darbieie, dagegcn
aber hauptſächlich zur ſchlimmen Folge haben würde,
die Summe der öffentlichen Schuld um 1000 Millio-
nen zu vermehren , unter dem Vorwande eines ihrs
lichen Erſparniſſces von 28 Millionen, und daß da-
durch das Schuidentilgungszeſchäſt unverm.idlich ges
heramt werde, / ;
“Br V. (Beſchluß folgt.)

Der strengen Maaßregeln ungeachtet, die in Cor-
ſ iea gegen die Näuber ang wandt werden, tuoelche das
Land verpeſten, und obgleich befondere Behörden in-
stallirt worden ſind, um der Gensd’armeiie gehö-
rige Achtung zu verſchaffen, iſt die Zahl der began-
genen Verbrechen doch noch höchſt beunruhigend. Das
FJournal de la Corſe enthält in seinen neueſten Num-
mern einen Artikel, der überſchrieben iſt: ,, Darle-
gung der, ſcit dem verfloſſenen 24 Januar in Corſica
verübten bemerkenswertheſten Verbrechen. ‘“ In dem
furzen Zeitraume von 2 Monaten, wurden nicht we-
niger als 15 Mordihaten, meciſtens von Personen bes
- gangen, denen die Grrechtigkcit bereits auf der Ferſe

der gegenüberſtehenden Partheyen, angefüllt.

war. Mehrere dieser Meucheleyen bieten Umſtände
von der ſchreclichſten Art. Man bedauert, daß bis
tt w sr ein einziger der Mörder eingebracht werden

Lon d on „ den 23. April.

î Fonds: 3 pCt. Conſolid. 96 !.

Man ließt in einem unſerer öffentlichen Blätter fol.
genden Auszug aus einem Privaiſchreiben:; Das brit-
tiſche Miniſterium hat monallich 600 Pf. Sterl. zur
Unterſtützung der nach England geflohenen Spanier
beſtimmt. Man erwählte aus denselben die Vertrau-
teſten, um eine Commiſſion zu bilden, damit eine
richtige und zweckmäßige Vertheilung dieſer National-
wohlthätigkeit besorgt werden möge. General Mina
iſt zum Präſidentern, der ehemalige Deputirte, Gal-
liano zum Secretär und Villanueva zum Schatzmei-
ſter dieſes Vereins erwählt worden. Wahrſcheinlich
dürften die Italiener, welche während der Revolu-
tion in Spanien gedient, und gleichfalls ihre Zuflucht
in England geſucht haben, davon nicht ausgeſchloſ-

. sen werden.

Die iriſchen Zeitungen ſind mehr als gewöhnlich
mit Erzählungen von Reibungen zwischen den einan-
Limes
rif scheint ſo unruhig zu seyn, als kaum früher.

Dem Vernehmen nach, ſagt die Sun, haben Öes
ſterreich und Preußen die Ubſicht, künftiges Jahr,
gleich Frankreich und England, . den Zinsfuß ihrer
Staatsschulden herabzusetzen.

Schiſfernachrichten zufelge, hat der Gouverneur von
Manilla, bey einem, in dem vorigen Jahre ausger
brochenen Aufſtande das Leben eingebüßt.

M a dri d, den 16. April.

' (Privaicorreſpondenz.)
& Daz verbreiteie Gerücht, der Domherr Victor Saez
werde wirder ins Miniſterium treten, gewinnt immer
mehr Beſtand ; man ſchreint jenes Zuſtandes der Er-

îſtarrung vereicrs überdrüſſig zu seyn, den einige für

Nuhe hielten. Die Anhänger der unumſchränkten
iHewalt machen kein Geheimniß mehr aus den gro-
ßen Veränderungen, weiche, in ihrem JIntercſſe, in
Kürze werden bewerkſtelligt werdrn Haurnch das ber
kannte Deeret vom 26. Oct. vorigen Jahres hatte
der König befohlen, einſtweilen mit den Purificatio-
neu inne zu halten, bis Se. Maj. nach Madrid zu-
rückgeklommen, di se wichtige Angelegenheit in reili:
<e Ueberlegung würde gezogen haben. Nunmchr hat
der König eniſchieden, daß das Decret der Regent-

ſchaft des Kdoigreichs v. 27. Juni o. F, , in Betreff

der Puriſicationen der Angeſt.llten, in volle Wirksam-
krit treten ſole. Die Kundmachung dirſes kön. Car
blinetösbefehls, die am 13. d. M ſtatt fand, erfüllte
die Einen mit Trauer, indeſſen ſie die Andern auf
den Gipfel der Freude verſetzte; auch währen die Vers
folgungen ſtärker, als jemals fort und man begnügt
ſich uicht mit der Verhaftung etlicher Individuen et-
wa, ſondern sobald ein Bürger wegen politiſcher Mei:
nungcn oder, um ſich richtiger auszudrücken , aus
 
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