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Mannheimer Zeitung — 1824

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No. 121 - No. 151 (1. May - 31. May)
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wenn man den Katholiken erlaubt, sich nach den Ge-
bräuchen ihrer Kirche zu verheirathen. §

Cinige weltliche Pairs ſtimmten für, andere gegen
die Bill; der Lord-Canzler betrachtete ihre Einfühs
rung als ein verabſcheuungswürdiges Geſetz; Lord
Halland ſprach mit vieler Ironie gegen deſsſen Mei-
nung, und verglich den edeln Herrn mit einem Men-
ſchea, der glaubt einen Woltj zu sehen, wenn eine
Maus über die Bretter läuft. Die Bill wutde end-
lich durch 103 gegen 66. Stimmen verworfen..

Unſere dffentlichen Blätter ſetzen den Handelsſtand
und die Schiffahrt in fortwährende Beunruhigung, in-

dem ſie bcſtändig von nahen Aussichten zu einem

Scefrieg in America predigen, und ſsozar eine große
nordiſche Macht darein verwikeln wollen. Herr Can-
ning wendete stets seine ganze Ber:dsamkeit aa, die-
ſen irrigen Gerüchien zu widersprechen. Es ſcheint,
daß eine Communleation zwischen der franzöſiſchen
und unſr.rer Regierung dicßfalls vorwalte, woraus
ſich bald nähere Auſſchlüſſe ergeben werden.

Ein Freund des Generals Sir Charles Maccarthy
hat Nachrichten über deſſen unglückliche Lage in einige
Londoner Zcitungen einrücken laſſen, woraus erhellct,
daß er Hoſſuung ſchöpfe, es toerde ihm. in seiner Ge-
fangenſchaft bey den ſo wild beſchriebenen Ashantees
dennoch ſo übel nicht ergehen, als man befürchte.
Cr kenne perſonlich ihren König Zay Touton Quan-
cina, der ſchon mehrmals ſich menſchenfreundlich ge-
gen britiiſche Officlere betragen , die in ſeine Gewalt
gerathen waren, und die er gegen ein beträchiliches
Löſegeld nach einigen Monaten wieder freygelaſſen
haite. Denn Se. ſchwarze Majestät haben ein aufs

ſerordentliches Wohlgefallen an den schön geprägtes :

engl. goldenen Guineen.

Salon i chi, den 8. Aprile. ;
Der hicſîſge Kaufmann Manolaki, welcher in Verdin-
dung mit unſerm Staathalter Aboulubut gestanden
hatte, und eben ſo große Reichthümer als dieser be-
faß, war so unsorſichtig, dieſelben durch den Glanz
: feines Hauſes und ſeine prächtigen Pferde zur Schau.
zu geben , ja den Statthalier darin zu übertreffen.
Gut. fand sich der Stolz dieſes Tyrannen belei-

digt. Auf ſeinen Befehl wurde Manolaki, der ſich

als Conſul von Dänemark vor willkührlichen Mißs
handlungen gesichert hielt, in der Racht von Igries
ſcharen verbastet und ins Geſfängniß geführt.. Seine

Frau flüchtete ſich tiber die Garlenmauer zu dem dſters-

-

reichiſchen Conſul.. Dieser beſprach ſich mit den Coo

ſuln der andern europäischen Mächte, und sie bega-
ben sich sämmilich zu dem Paſcha, um Manolaki,
als Consul von Dänermark , zurückzufordern. Abou-
q1ubut empſicng sie mit ſpbttiſchem Lächeln, erklärte
ihnen, Manolaki ſey cin Grieche, stehe daher unter
seiner Gewalt, er habe das Recht über deſſen Leben
1 nd Tod , und werde Gebrauch davon machen. Ver-
geblich beriefen ſich die Conſsuln auf deſſen Character.
Der Paſcha machte einen Unterschied unter Geſand-
ten und von Handelskammern ernannten Consuln,
die in ſeinen Augen kcinen politiſchen Character hâts

ten. Der franzöſiſche Consul Botru ſchickte einen

Courier nach Conſtantinopel, aber der vom Großſul-
tan kommende Firman entſchied zu Gunſten Aboulu-
buts. Nun wurde das letzte verſucht. Die Gattinn
Manolaki's warf sich dem Pascha zu Füßen, und bat
um deſſen Loslaſſang. Dieser ſtrich ſeinen weißen
Bart, und aniwortete : „Weib, dein Mann hat ge-
nug gelitten; morgen ſollſt du ihn wieder haben ‘t
Aber am andern Morgen ließ er ihr deſſen Leichnam
bringen; denn er hatte ihn in der Nacht erdroſſeln
laſſen. Aboulubut bemächtigte ſi.h darauf .der Reich-
thümer deſſclben, und verwies die alles Vermdgens
beraubte Familie Manolaki's des Landes. Dem fran-
zöſiſchen Consul ſagte nachher der Paſcha: ,,Hâättet
ihr aus der Sache keine Staatsangelegenheit gemacht.
und den Manolaki, aus Gefälligkeit, freygebeten, ſo
hättet ihr ihn auf der Stelle erhalten. ' sr

Od eſſg;, den 23. YUpril.

Ueltere Nachrichten aus Couſtantinopel vem 13 Usyril
zufolge, hatten die dort bcfindlichen ruſſiſchen Unter-
thanen ſogleich nach der Bekanntmachung des Hrn.
v. Minciaky , daß ſie ſich in Zukunft an den von ihm
bezeichn.ten Collegienrath u. Timoni (nicht Simoni,
wie es irrig in der allgemeinen Zeitung hieß) in ih-
ren Handelsangelegenheiten zu w:nden häiten, ihre
Papiere von ihm legaliſiren laſſen, und fanden bis
ift kein Hinderniß bei Betreibung ihrer Geſchäfie.
Allein seitdem hat die Pforte, In Folge der aus der
Moldau eingereichten Becſchwerden mehrerer Bojaren
gegen den Hoſpodar, dieſe Bojaren feſtuehmen und
nach verſchiedenen Feſtungen abführen laſſen, welche
Strenge beym Corps diplomatique Auſſsehen erregte,
weil man fürchtet, sie mbchte dem ruſſiſchen Hoſe
mißfal.n. Lord Strangford’'s Einfluß iſt aus den
bekannten Ursachen und in Felge der neuerlich wieder
von den tüikiſchen Minlſtern in heftigen Ausdrücken
(über das Benehmen des Gouverneurs dir jonlſchen

YJaſcln und der dortigen Engiäuder) beg hrten Erpli-

caiionen in dicſem Augenblik, sozusagen, nich1s.
Um 10. April wollte er sſcin Mcemoeire wegen der
Räumung der Moldau und Wallach y übergeben, ala
lein S-ida Effendi wurde auf einmal wicd.r kräuker,
ſo daß die Ucbcrgabe vor der Hand unterblicb. Wir
fürchien in der That, daß w:un Cngiand ſcin Sy-
ſtem nicht ändert, ſich dieſcr Zuſtand noch verlängern
kann, und daß durch den verminderten Einfluß des
edelu Lords die Unterhandlungen allcr europäischen

Miniſter ebenfalls leiden werden , weil das Mißtrau:

en des Livans gegen alle chriſtliche Mächte immer
mehr zunimmt. Ob abcr Englands Politik ſich auf-
richtig der griechiſchen Sache annimmt, oder ob es
nicht vielmehr ſich einen Einfluß zu sichern, um die
Griechen auf freundlichem Wege unter den Gehorſam
der Pforte zurückzuführen, und ſo dem Großherrn
mehr zu nützen, als dieſcr ahnden und begreifen
kann, iſt eine zweyte Frage, die nur die Zeit löſcn
wird.
Cairo, den 30. März.

(Auf auſſerordentlichem W ge-.) j

Negib : Eſſcndi, der vom Sultan zum Mchemet Ali
 
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