Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mannheimer Zeitung — 1824

DOI Kapitel:
No. 121 - No. 151 (1. May - 31. May)
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.44352#0574

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
über den Roscio zum König. Man weigerte ſich ohs

ne Befehl des Infanten die HH. durchzulaſſen. Auf
die imponirende Feſtigkeit des franzdsiſchen Gesand-

ten, der erklärte, Europa kenne nux den König, führs-

te endlich ein Adjudant Miguel’'s die Diplomaten zum
Königz Der König. erklärte, was geſchehe,. geſchehe
weder auf ſeinen Wunſch noch auf ſcinen Befehl. Sein

Sohn werde übrigens ſelbſt kommen. Wirklich kam

_ auch der Prinz bald, kniete ſich vor dem Könige nie-

der, küßte ihm die Hand und meldete den Gesandten
und Miniſtern, es ſey eine Verſchwörung wider das
L-ben des Königs und ſein eigenes entdeckt worden ;

er habe Maßregeln ergreifen müſſen, ſie ſcheitern zu .
. machen; das diplowatiſche Corps ſcy nur einen Aus

genblick zurückgehalten worden , well er gefürchtet ha-
be, es möchten ſich unter seinem Schirm Bdswillige
in den Pallaſt ſchleichen und ietzt wolle er die Befehle
des Königs vernehmen. Auf Verlangen des Königs
zogen ſich die Truppen in ihre Quariiere zurück und
die Gesandten begaben ſich erſt Nachis in ihre Woh-

nungen. Aw faoalgenden Tage fand ſich das diplomas

tiſche Corps wieder bey dem Könige ein , und begab
ſih darauf zum Grafen Palmela dem Miniſter der
auswärtigen Angelegenheiten, welcher wieder in Frey-
heit geſeßt worden war Man weiß noch nicht, wie
ſich dieſe Scene à la Mallet endigen wird, ~ ſchließt
das JI d. Debats ſeinen Bericht, ~ weil sie im ers
ten Augenblick aber nicht die Folgen hatte, welche ſie

augenſcheinlich haben follte, so si ht man sie als in

ihren vornehniſten Reſultaten für verfchlt an.

„ Ein Paiifer Blatt äußert ſich in einem Privat- .

ſchreiben über die Operation der Renten, wie folgt :

Die Bankiers waren, wie es ſcheiut, ſchon seit län-
ger als 6 Monaten, als die Rente auf 95 ſtand, von
deim Plane benachrichtigt. Sie brachten also Ales
an ſich, was auf den Markt kam;. ſie haben, ſagt.
man , in dieſem Zeitraume 15 Mill. Renten gekauft.

Ulles was iclzt nicht verkauft iſt, wird gewiß nicht

baar zurückgezahlt werden, denn Niemand wird so
thbricht ſehn , 100 von der Regierung zu fordern,
während er auf der Börſe 104 haben kann. Also
wird für Alles, was jetzt noch in den Händen von
Privaiperſonuen iſt, die Verwandlung in 3 procentige.

M.nien angencmmen wurden, und es blciben nur die

15 Mill. übrig, welche die Bankiers zu 95, zu 100,

zu 104, aufgejammelt haben. Diese werden sie der

Regierung zu dem. Curſe von 104 oder 103 überge-:
ben, und dafür 3 procentige Renten vom nämlichen
Werthe und mit einer ziemlich beträchtlichen Vergü-
Sie werden. demnach einerſeits den

iuug erhalien. .
zm. zwiſchen 95 und 105 , und anderer-
ſeics jene Veigülung gewmnen. Ihre einzige Mühe
wird dagegen segn, die 3 procentigen Renten, die ſie

erhalten, in Z. ii von 2 Jahren unterzubringen, und
auch dabey werden ſie noch gewinnen, weil dieſe 3

procentigen Renten in ihrrn Taſchen am Werthe
fteigen müiſſen. Die ganze Operation beſtand alſo
elgentlich darin, daß man 15 Millionen, welche der

Oppoſuionsgeiſt zum Verkaufe brachte, durch Bane

quiers ansammeln und aufheben ließ, wofür diese.
dann einen beträchtlichen Vortheil genie len.

St o <h ol m, den 4. May.
Die Regierung beſchäffiigt ſich in. diesem Augenblicke
thätig mit einer ſchon lange für nothwendig erachte
ten Reform in der. Verwaltung der Marine, und mit
einer Verminderung der bey dieser angeſtellten geoßen
Zahl der Officiere. Der dießfällige Plan ſoll vom 1.
Jan. künftigen Jahres an zur Ausführung kommen,.
und dann über die Hälfte der jetzt im Dienſte befind-
lichen Officiere, jedoch auf Zeitlebens mit vollem
Solde, verabſchiedet werden, den Gehalt der im
Dienste bleibenden aber will die Regierung, im Vers
häitniß wie jene ausſterben, ansehnlich erhöhen. Auch
ſolen, wie man versichert, die jetzt im Dienſte ſtes
hendende 9 Compagnien Matrosen auf z oder 4 res

ducirt werden. Für diese, schon ſo lange gewünſche.

Reform iſt der jetzige Augenblick um so gäünſtiger,
als ſeit denn Ableben des Großadmirals Baron von
Stedingk die beiden Flotten , die große und die ſoge«
nannte Scheerenflotte, unter Ein Commando geſtellt
ſind, und der vormals beſtandene Unterschied zwiſchen.
den Officieren und deren Avancement aufgehoben iſt.

St o > h ol m, den 9.0 May,.

Se. Maj. der König von Großbrittannien haben utſ-
rer Regierung auf oficiellem Wege zu erkennen gegee
. ben, daß ſchwediſche Handelsſahrzeuge, die von Schwer-

den tommen und mit ſchwediſchen und zur Einfuhr er-
laubten Waaren beladen. ſind, vom 1. Juni d. Jahrs
an hinſichilich des Ein - und Ausfuhrzolls ganz wie
engliſche Fahrzeuge behandelt werden ſollen. Seine
Maj. unser König haben daher befohlen, den englis
ſchen Fahrzeugen in unsern Hälen gleiche Bortheile
zu gewähren. Hiervon ſind jedoch folche Waaren aus-

genommen, welche auf Schiſſen eingeführt werden.

die den britliſchen Colonien zugehdren , oder auf eng-
liſchen Schisfen ,. die geraden Weges von dor: herkome
tuen: :

O d e ſſa, den. 28. April..
Nachrichten aus Conſtantinopel vom 20. zufolge, hate
te Lord Sirangford wieder eiwas mehyr Einfluß bey
der Pforte gewonnen ,. weil er, wie verſichert wird,.
dem türkischen Miniſterium das Versprechen ertheile
hat , daß alle. im engliſchen Dienſte stehenden Officte--
re, die bey Lord Byron, oder überhaupt! bey äen Gries
chen dienen, durch einen Befehl des Königs von Engs«
land zurückgerufen, und wenn sie demselben nicht Fols-
ge leiſten, ihres Gehaltes und aller Anstellung ver-
luſtig erklärt werden sollen. Der Divan hat, wie
man hört, dieſen Beſchluß gut aufgenommen, und
man fing wieder an zu glauben , daß der edle Lord
nach Uebergabe ſciner Note wegen Räumung der Mol-
dau und Wallachey, dieſen vorgeſteckten Zweck ſeiner
raſtloſen Bemühungen endlich noch erreichen werde,

cdHulchareéeſt, den 4. May.
(Durch außerordentliche Gelegenheit.)
Tataren aus Conſsktantinopel bringen ſo eben die Nach-

richt, daß der Divan in die Räumung der Fürſtens
 
Annotationen