Mannheimer Zeitung — 1824
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DOI Kapitel:
No. 121 - No. 151 (1. May - 31. May)
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- Einband
-
No. 1 - No. 31 (1. Januar - 31. Januar)
-
No. 32 - No. 60 (1. Februar - 29. Februar)
-
No. 61 - No. 91 (1. Maerz - 31. Maerz)
-
No. 92 - No. 120 (1. April - 30. April)
-
No. 121 - No. 151 (1. May - 31. May)
-
No. 152 - No. 180 (1. Juni - 30. Juni)
-
No. 181 - No. 211 (1. Juli - 31. Juli)
-
No. 212 - No. 242 (1. August - 31. August)
-
No. 243 - No. 272 (1. September - 30. September)
-
No. 273 - No. 303 (1. October - 31. October)
-
No. 304 - No. 332 (2. November - 30. November)
-
No. 333 - No. 362 (1. December - 31. December)
- Einband
- Maßstab/Farbkeil
kunft und begab ſich hierauf nach dem Pallaſte, eine
Audienz bey dem Kdnige verlangend. Nach einer an-
fänglichen Weigerung des jungen Prinzen wurden ſie
zugelaſſen. Der König ſchwebte in der größten Be-
ſorgniß; er ließ den Infanten vor ſich kommen. Die-
ſer gab seinem erlauchten Vater einige Erläuterungen
und auf die dringenden Vorſtelungen der Grtsandten,
erhielten die Truppen Befehl, ſich in ihre Caſsernen
zurückzuziehen. Schnell war die Ruhe wieder herge-
ſtell. Die Königinn traf von ihrer Riſidenz zu Que-
luz in dem Pallaſte, Bempoſta ein.
_ Indessen fuhr der Infant fort, mehrere Verhaftun-
gen vornehmen zu laſsſen, unter andern die des erſten
Miniſters Palmella Der Miniſter Graf von Povos
war der einzige der nicht v rhaftet wurde.
Marſchall Bercsford verläßt den König nicht; er
trägt die portugicſiſche Uniform und ſcheint die Ach:
tung des Volkes zu genießen. Wahrſcheinlich war er
es, der den Ralh gab, bey dem eiſten Augenblicke
der Verwirrung das Schiſf Windſor - Caſtle zum Em-
pfange S. M. bereit zu halten. –~ Der Graf von
Subſerra fand Gelegenheit, ſich auf die engliſche Fre-
gatte Lyvely zu flüchten, nachdem er einige Tage in
dem Hotel des franz Geſandten zugebracht hatte.
Zahlreiche Patrouillen durchſtreikfen Tag und Racht
die Straßen. Es werden immer noch eine Menge
Verhaf!'ungen vorgenonmen. Sehr genaue Liſten
von allen Mitgliedern revolutionnärer Clubbs ſind in
die Hände des Infanten gefallen, und keiner kann
ſich mehr der Strafe entziehen ; alle werden mit dem
gemeinſchafilichen Namen Freymaurer bezeichnet.
Seit dem 29. April Abends haben ſich außerordent-
liche Dinge bey einem Balle zugetragen, den der eng-
liſche Gesandte gab.
Festes erſchien plötzlich der General-Policey-Intendant.
Er lud den Grafen und die Gräfinn von Pamplona
ein mit ihrer Tochter und deren Grmahl aguf die
' Seite zu treten. ; : :
Die Damen wurden ſogleich von ihm ſe.bſt in sei-
. nen Wagen geführt, die beiden Herren aber in einen
königl. Wagen gebracht. Der franz Geſandte, Herr
Hyde de Neuville, verließ augenblicklich den Saal,
lich vorfahren, und befahl dem Ku ſcher, dem Wagen,
in welchem ſich der Graf befand auf dem Fuße zu
folgen. Bald war die ganze Gesellſchaft zerſtreut.
Bry anbrechendem Tage erſuhr man, daß alle Trups-
pen unter den Waff.yu ſcy n. Der ehemalige Gene-
ra'-Policey Intendant ergriſf sogleich die Flucht, wurde
aber noch eingeholt. Uuter den Verhafteten ſind auch
' viele Officiere. ;
Man halte boshafter Wriſe das Gerücht zu ver-
breiten gesucht, franz. Truppen würden Portugal be-
ſclzen, allein die officielle Zritung wioerſpricht demſel-
bin auf das beſtimmt. ſte.
P ari s, den 25. May.
( Privateorreſpondenz )
% Durch außerordentliche Gelegenheit hat man hier
Narchrichten aus Liſſabun vom 11. May erhalten, die
NMachſstehendes mittheilen :
4, Der Infant erhielt von seinem erhabenen Vater
Mitten unter den Freuden des
den Befehl, sich an Bord des Schiffes Windsor-Caſtle
zu b'geben: er gehorchte soglcih. Der Köniz befand
ſich ſchon daselbſt ; die erſte Zuſammenkunft bot das
rührendſte impoJantefſte Schauſpiel dar. Die Feſtigkeit
und Maieſtät eines Batiers und beleidigten Souves:
räns ſchmolzen in der Person des Königs mit dem
Gefühle der Natur zuſammen , während der junge
Prinz ſeine kindliche Unterihänigkeit laut aussprach.
Se. königliche Hoheit erklärte hierauf, welcher Kunſts
griffe und Verſührungsmittel man sich bedient habe,
um ihn zu dieſer Handlung zu verleiten. Nachdem
ihm der König den b gangenen Fehler vorgeſtellt
hatte, reichte er ihm, zum Zeichen der Vergebung die
Hand, welche der Infant mit Ehrfurcht küßte und
ſich dann in ein anders Gemach des Schiffs begab.
Das diplomatische Corps war bey dieſer feicrlichen
E!tt gegenwärtig 1 es kehite erſt gegen Abend aufs
and zurück. ; .
Der König befindet ſich noch immer heute, als am
11.. am Bord des Schiffes; es ſcheint; daß Se. Mai.
erſt morgen Mittag, als am Vorabende ſcines Gee
burtsfeſtes wieder ausſteigen werden. Seine Befehls
werden üb rall mit dem ſchaldigen Gehorſam vollzos
g n Der gewöhnliche Gang der Dinge wird wieder
eintreten, und energiſche Maßregeln werden der Er-
neuerung ſolcher Exceſſc vorbeugen, wovon wir Au-
genzeugen waren.
Illuminationen, döff nt'iche Ergdzlichk iten jeder Art
b urkunden die allz-mein herrſch.uden frohe Gemü:hss
immung.
ß Der Marquis Palmela hat am ro folgendes off.
ci:le Schreiben an den Herzog von Vilahermoſa,
Gesandten Sr. kaihol. Mai., erlaſſcn . Ö
Der Unterzeichnete Miniſter Siaats- Secretär der
auswäriigen Angelegenheiten hat die Ehre Sr. Erc.
dem Herz'g von Villahermoſa, Gesandien Sr. kathol.
Maj. ein Ex mplar der Proc'amaiion und die geſtern
erschienene Zritungsbcylage, in Betreſf der Wicdero _
herſtellung der Ruhe und dff.ntllchen O:dnung, wele
che unglücklicher weise geſtört worden waren, zu über-
rcichen. Jede weitere Erkläruug wüide üverflüſſtg
seyn , weil Ihr: Exe. sſelbſt von dem Vorgefallenen Au-
genzeuge gew. sen. ;
Allein der Unterzeichnete konn nicht umhin, Euer
Ezcell. die Gefühle des Dankes Sr. Mai. auszudru-
>den für die Mitwirkung und Feſtigkeit womit Sie
im Einklang mie dem ganzen dip'omatiſchen Corps
gegen die Ucte protettirt haben, welche willkürlich
und ungesetzlich waren, und gegen die, zur Erhal-
tung der Ordnung von allen Nationen angenommen
nen Grundsätze anſtießen. .
Es liegt ausser allem Zweifel, daß der einmüthig,
am Tage des 30 v. M von den würdigen Sielloers
tretern der ſouverainen Aliirten und Freunde Seiner
Mai. gefaßie Entſchluß, ſowie die gemeinschaftlich er»
laſſene Erklärung , die traurigen Folgen dieſer schmerz-
lichen Criſis verhindert haben. Nie wird man den
Fnhalt dieſes Actes vergeſſen, ~ rines der auſſcror-
dentlichſten den die Gcſchichte der Diplomatie aufzu-
wriſen hat, der icdoch nur ein Beweis der Einigkeit
Audienz bey dem Kdnige verlangend. Nach einer an-
fänglichen Weigerung des jungen Prinzen wurden ſie
zugelaſſen. Der König ſchwebte in der größten Be-
ſorgniß; er ließ den Infanten vor ſich kommen. Die-
ſer gab seinem erlauchten Vater einige Erläuterungen
und auf die dringenden Vorſtelungen der Grtsandten,
erhielten die Truppen Befehl, ſich in ihre Caſsernen
zurückzuziehen. Schnell war die Ruhe wieder herge-
ſtell. Die Königinn traf von ihrer Riſidenz zu Que-
luz in dem Pallaſte, Bempoſta ein.
_ Indessen fuhr der Infant fort, mehrere Verhaftun-
gen vornehmen zu laſsſen, unter andern die des erſten
Miniſters Palmella Der Miniſter Graf von Povos
war der einzige der nicht v rhaftet wurde.
Marſchall Bercsford verläßt den König nicht; er
trägt die portugicſiſche Uniform und ſcheint die Ach:
tung des Volkes zu genießen. Wahrſcheinlich war er
es, der den Ralh gab, bey dem eiſten Augenblicke
der Verwirrung das Schiſf Windſor - Caſtle zum Em-
pfange S. M. bereit zu halten. –~ Der Graf von
Subſerra fand Gelegenheit, ſich auf die engliſche Fre-
gatte Lyvely zu flüchten, nachdem er einige Tage in
dem Hotel des franz Geſandten zugebracht hatte.
Zahlreiche Patrouillen durchſtreikfen Tag und Racht
die Straßen. Es werden immer noch eine Menge
Verhaf!'ungen vorgenonmen. Sehr genaue Liſten
von allen Mitgliedern revolutionnärer Clubbs ſind in
die Hände des Infanten gefallen, und keiner kann
ſich mehr der Strafe entziehen ; alle werden mit dem
gemeinſchafilichen Namen Freymaurer bezeichnet.
Seit dem 29. April Abends haben ſich außerordent-
liche Dinge bey einem Balle zugetragen, den der eng-
liſche Gesandte gab.
Festes erſchien plötzlich der General-Policey-Intendant.
Er lud den Grafen und die Gräfinn von Pamplona
ein mit ihrer Tochter und deren Grmahl aguf die
' Seite zu treten. ; : :
Die Damen wurden ſogleich von ihm ſe.bſt in sei-
. nen Wagen geführt, die beiden Herren aber in einen
königl. Wagen gebracht. Der franz Geſandte, Herr
Hyde de Neuville, verließ augenblicklich den Saal,
lich vorfahren, und befahl dem Ku ſcher, dem Wagen,
in welchem ſich der Graf befand auf dem Fuße zu
folgen. Bald war die ganze Gesellſchaft zerſtreut.
Bry anbrechendem Tage erſuhr man, daß alle Trups-
pen unter den Waff.yu ſcy n. Der ehemalige Gene-
ra'-Policey Intendant ergriſf sogleich die Flucht, wurde
aber noch eingeholt. Uuter den Verhafteten ſind auch
' viele Officiere. ;
Man halte boshafter Wriſe das Gerücht zu ver-
breiten gesucht, franz. Truppen würden Portugal be-
ſclzen, allein die officielle Zritung wioerſpricht demſel-
bin auf das beſtimmt. ſte.
P ari s, den 25. May.
( Privateorreſpondenz )
% Durch außerordentliche Gelegenheit hat man hier
Narchrichten aus Liſſabun vom 11. May erhalten, die
NMachſstehendes mittheilen :
4, Der Infant erhielt von seinem erhabenen Vater
Mitten unter den Freuden des
den Befehl, sich an Bord des Schiffes Windsor-Caſtle
zu b'geben: er gehorchte soglcih. Der Köniz befand
ſich ſchon daselbſt ; die erſte Zuſammenkunft bot das
rührendſte impoJantefſte Schauſpiel dar. Die Feſtigkeit
und Maieſtät eines Batiers und beleidigten Souves:
räns ſchmolzen in der Person des Königs mit dem
Gefühle der Natur zuſammen , während der junge
Prinz ſeine kindliche Unterihänigkeit laut aussprach.
Se. königliche Hoheit erklärte hierauf, welcher Kunſts
griffe und Verſührungsmittel man sich bedient habe,
um ihn zu dieſer Handlung zu verleiten. Nachdem
ihm der König den b gangenen Fehler vorgeſtellt
hatte, reichte er ihm, zum Zeichen der Vergebung die
Hand, welche der Infant mit Ehrfurcht küßte und
ſich dann in ein anders Gemach des Schiffs begab.
Das diplomatische Corps war bey dieſer feicrlichen
E!tt gegenwärtig 1 es kehite erſt gegen Abend aufs
and zurück. ; .
Der König befindet ſich noch immer heute, als am
11.. am Bord des Schiffes; es ſcheint; daß Se. Mai.
erſt morgen Mittag, als am Vorabende ſcines Gee
burtsfeſtes wieder ausſteigen werden. Seine Befehls
werden üb rall mit dem ſchaldigen Gehorſam vollzos
g n Der gewöhnliche Gang der Dinge wird wieder
eintreten, und energiſche Maßregeln werden der Er-
neuerung ſolcher Exceſſc vorbeugen, wovon wir Au-
genzeugen waren.
Illuminationen, döff nt'iche Ergdzlichk iten jeder Art
b urkunden die allz-mein herrſch.uden frohe Gemü:hss
immung.
ß Der Marquis Palmela hat am ro folgendes off.
ci:le Schreiben an den Herzog von Vilahermoſa,
Gesandten Sr. kaihol. Mai., erlaſſcn . Ö
Der Unterzeichnete Miniſter Siaats- Secretär der
auswäriigen Angelegenheiten hat die Ehre Sr. Erc.
dem Herz'g von Villahermoſa, Gesandien Sr. kathol.
Maj. ein Ex mplar der Proc'amaiion und die geſtern
erschienene Zritungsbcylage, in Betreſf der Wicdero _
herſtellung der Ruhe und dff.ntllchen O:dnung, wele
che unglücklicher weise geſtört worden waren, zu über-
rcichen. Jede weitere Erkläruug wüide üverflüſſtg
seyn , weil Ihr: Exe. sſelbſt von dem Vorgefallenen Au-
genzeuge gew. sen. ;
Allein der Unterzeichnete konn nicht umhin, Euer
Ezcell. die Gefühle des Dankes Sr. Mai. auszudru-
>den für die Mitwirkung und Feſtigkeit womit Sie
im Einklang mie dem ganzen dip'omatiſchen Corps
gegen die Ucte protettirt haben, welche willkürlich
und ungesetzlich waren, und gegen die, zur Erhal-
tung der Ordnung von allen Nationen angenommen
nen Grundsätze anſtießen. .
Es liegt ausser allem Zweifel, daß der einmüthig,
am Tage des 30 v. M von den würdigen Sielloers
tretern der ſouverainen Aliirten und Freunde Seiner
Mai. gefaßie Entſchluß, ſowie die gemeinschaftlich er»
laſſene Erklärung , die traurigen Folgen dieſer schmerz-
lichen Criſis verhindert haben. Nie wird man den
Fnhalt dieſes Actes vergeſſen, ~ rines der auſſcror-
dentlichſten den die Gcſchichte der Diplomatie aufzu-
wriſen hat, der icdoch nur ein Beweis der Einigkeit