Mannheimer Zeitung — 1824
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DOI Kapitel:
No. 152 - No. 180 (1. Juni - 30. Juni)
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- Einband
-
No. 1 - No. 31 (1. Januar - 31. Januar)
-
No. 32 - No. 60 (1. Februar - 29. Februar)
-
No. 61 - No. 91 (1. Maerz - 31. Maerz)
-
No. 92 - No. 120 (1. April - 30. April)
-
No. 121 - No. 151 (1. May - 31. May)
-
No. 152 - No. 180 (1. Juni - 30. Juni)
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No. 181 - No. 211 (1. Juli - 31. Juli)
-
No. 212 - No. 242 (1. August - 31. August)
-
No. 243 - No. 272 (1. September - 30. September)
-
No. 273 - No. 303 (1. October - 31. October)
-
No. 304 - No. 332 (2. November - 30. November)
-
No. 333 - No. 362 (1. December - 31. December)
- Einband
- Maßstab/Farbkeil
yeheere Fereundes und ſelbſt Todte auf dem Platze
geblieben ſind.
Am letzten Samstage, als dem Feſte des heiligen
Iſidors, war das Hinzuſtrdmen des Volkes zu deſſen
Capelle ungeheuer. Aller getroffenen Vorſichtsmaß-
regeln ungeachtet, wurde die öffentliche Ruhe an meh-
rern Orten und zwar’ auf das Ernſtlichſte geſtört,
wenn gleich zahlreiche Streifwachen der franzöſiſchen
Gensdarmerie uw deren Erhaltung ſehr bemüht wa-
ren.
; Man verſichert auch hier, daß bey den letzten Un-
ruhen zu Liſſabon viele Leute ums Leben gekommen
ſind. Wenn man indeſſen tveiß, zu welchen Ueber-
treibungen Pariheywuth geneigt iſt, ſo mdchte man
wohl mit Recht Bedenken tragen, dergleichen Gerüch-
1en nnbedingten Glauben zu ſchenken. Es war, ſagt
man, der Plan zu einer andern Bartholomäus-Nacht
entworfen; man wollte einer allgemeinen Amneſt e
zuvorkommen, welche die Regierung auf dem Punkt
war, bekannt zu machen. Allein auch hier haben
die Errigniſſe in Portugal dazu beygetragen, die Kd-
pfe noch mehr zu erhitzen und die Partheyen in
kriegfertigen Stand einander gegenüber zu erhalten.
Nachdem unsere außerordentliche Gaceta alle Vors
fälle in Liſſabon genau berichtet, schließt sie mit der
Bemerkung, daß ihr dortiger Correſpondent ihr ſchrei-
be, Alls ſchreine ſich in Güte beyzulegen , wiewohl
der Kbnig, ein Glied der königlichen Familie, die
fremden Miniſter und die Staatsſecretäre ſich noch
immer am Bord des engliſchen Linienſchiffes befinden.
Es le be der Kö nig allein! sey der allgemeine
Ruf; die ganze ungeheuere Menge uverhafieter Perſo-
nen wäre wieder in Frcyheit geſetzt und ihren Fa-
milien zurückgegeben worden. Das Schreiben ſchlicßt
mit den Worten :
„Es bleibt noch viel zu thun übrig und man dürfte
ſich nicht wundern, wenn heute oder morgen die zu
Cadix befindliche franzdſiſche Escadre nebſt Truppen
von dieſer Nation hier eintreffen solle, weil in der
That eine zur Geſandtiſchaft gehdrige Person , die ei-
nen Beſchl des franzöſiſchen Bolſchafiers überbringt,
in aller Eile abgeschickt worden iſt, um diese Hilfe zu
verlangen. 't
Liſſabon, den 11. May,
Pr oclama tion des Königs.
(Berichluß.)
Da ich jedoch wünsche, uud ſollre es auch mit
der größten Aufopferung geſsch:hen, daß die Einigkeit
unter allen Gliedern meiner Familie erhalten werde,
ſo hielt ich für gut, durch mein königliches Deeret
vom 3. d. M . zu befehlen, daß Richter ernannt wer-
den. um die Sache zu unteeſuchen ,
der ſich angemaßten, ungebührliche Jurisdictions - Ge-
walt zu entheven, und den Lauf der Geſetze wieder
in ihren natürlichen Gang zu bringen.
Deſſenungeachtet dauerten die Verhaftungen fort,
und es erſchien im Namen des Infanten ein Befehl
um den Andern, unterzeichnet von Unbekannten, die
meinen Sohn,
ganz und gar keinen Theil an den Geſchäften der Re-
gierung haben,
Diesem dffentlichen Scandal ein Ende zu machen,
obschon auß.r Stand, meinen getreuen Unterthanen
meine königliche Willensmeynung darüber laut zu er-
kennen zu geben, da ich mich beſtändig von den Auf.
wieglern, die meinen Sohn betrogen, bewacht und
umgeben sah, ſo entſchloß ich mich, um einem län-
gern Kampfe auszuweichen, d:ſſen Ausgang unges
wiß bliebe , in der Zuverſicht der erkannten Treue der
portugieſiſchen Nation, mich auf ein engliſches Kriegs-
ſchiſf zu begeben, das in dem Hafen vorhanden war,
und wohin mir auch die Repräsentanten der europäi-
ſchen Mächte fo!gten, damit ich von hier aus meinen
ireuen Unterthanen meine Lage zu erkennen geben,
und nöthigenfals
konne.
Mit Beyſtimmung meiner Miniſter und übrigen
getreuen Räthe ergriff ich Vordersamſt die Maßregel,
meinen Sohn den Infanten Mtguel von dem Genes
ralcommando der Armee abzuſetzen, und ſämmtlichen
Kriegs - und andern Beamten und Unrerthanen zu
verbieten, seinen, oder den in ſ.inem Namen ertheil-
ten Befehlen zu gehorch.n, bey Sirafe als Rebellen
und Aufwiegler gegen die darch Gottesgnade mir al-
lein gebührende Autorität behandelt zu werden.
Portugiesen! Dieses ſind meine erſten Verfügungen;
hierauf beschäftigte ich mich, die unſchuldig Verhafteten
ihres Gefängniſſes zu entiedigen , iene aber, die wirk-
lich ſtrafbar ſch inen, und in die Umtriebe der gehei-
men Geſelſchaſten eingeweihet ſind, der Gerechtig-
keit zu überliefern.
Soldaten! Euch mache ich kelne Vorwürfe, ihr
habt den Befehlen eures Chefs, den ich euch gegeben,
Folgegeleiſtet. Dieser Oberbefehlshaber, ohne Erfah-
ſie um ihr Beyſtand anrufen
xung, war unvwillkührlich durch treulose Rathſchläge zu
Handlungen gebracht, die ſeinem natùüilichen Characs-
ter und seinem it dlichen Gehorſam enigegen ſind.
Ich habe ihm die Gewalt entzogen, zu deren Mis-
brauch er durch Ränkevolle Menſchen veilciitet. wurde.
Ich befchle euch nur meine königliche Autorität an-
zuerkennen, Kraft welcher ich vcrlange, daß ihr eure
Waſfen nur zu meinem Dienſte gebraucht und nur
den von mir ernannten Vorgeſetztien gehorchet e. -
Gegeben an Bord des engl. Schiffes Windsor Caſtle
den g. May 1824. :
D'er Kön ig.
O e er e f.
Da ich die Jugend und Unerfahrenheit In den poli-
tiſchen Geſchäften in Betrachtung ziehe, die meinen
vielgeliebten Sohn zu pſflichtswidrigen Schritten
bewogen und die ihm unruhige und übermüthige Kd-
pfe durch ihre Rathſchläge eingeflüſtert, indem ſie die
nur mir allein durch die Gnade Go'tes verlirhene kd-
nigliche Gewalt nicht nur am 390. April, 1. und 2.
May, ſondern auch noch nach Erlaßung des königl.
Decrets vom Z. May, wodurch ich meinem Sohne
volle Verzeihung zugeht ließ, uſurpirt haben ; so ha-
be ich beſchloſſen, dieſe Schuldentlaßung in dem Um-
geblieben ſind.
Am letzten Samstage, als dem Feſte des heiligen
Iſidors, war das Hinzuſtrdmen des Volkes zu deſſen
Capelle ungeheuer. Aller getroffenen Vorſichtsmaß-
regeln ungeachtet, wurde die öffentliche Ruhe an meh-
rern Orten und zwar’ auf das Ernſtlichſte geſtört,
wenn gleich zahlreiche Streifwachen der franzöſiſchen
Gensdarmerie uw deren Erhaltung ſehr bemüht wa-
ren.
; Man verſichert auch hier, daß bey den letzten Un-
ruhen zu Liſſabon viele Leute ums Leben gekommen
ſind. Wenn man indeſſen tveiß, zu welchen Ueber-
treibungen Pariheywuth geneigt iſt, ſo mdchte man
wohl mit Recht Bedenken tragen, dergleichen Gerüch-
1en nnbedingten Glauben zu ſchenken. Es war, ſagt
man, der Plan zu einer andern Bartholomäus-Nacht
entworfen; man wollte einer allgemeinen Amneſt e
zuvorkommen, welche die Regierung auf dem Punkt
war, bekannt zu machen. Allein auch hier haben
die Errigniſſe in Portugal dazu beygetragen, die Kd-
pfe noch mehr zu erhitzen und die Partheyen in
kriegfertigen Stand einander gegenüber zu erhalten.
Nachdem unsere außerordentliche Gaceta alle Vors
fälle in Liſſabon genau berichtet, schließt sie mit der
Bemerkung, daß ihr dortiger Correſpondent ihr ſchrei-
be, Alls ſchreine ſich in Güte beyzulegen , wiewohl
der Kbnig, ein Glied der königlichen Familie, die
fremden Miniſter und die Staatsſecretäre ſich noch
immer am Bord des engliſchen Linienſchiffes befinden.
Es le be der Kö nig allein! sey der allgemeine
Ruf; die ganze ungeheuere Menge uverhafieter Perſo-
nen wäre wieder in Frcyheit geſetzt und ihren Fa-
milien zurückgegeben worden. Das Schreiben ſchlicßt
mit den Worten :
„Es bleibt noch viel zu thun übrig und man dürfte
ſich nicht wundern, wenn heute oder morgen die zu
Cadix befindliche franzdſiſche Escadre nebſt Truppen
von dieſer Nation hier eintreffen solle, weil in der
That eine zur Geſandtiſchaft gehdrige Person , die ei-
nen Beſchl des franzöſiſchen Bolſchafiers überbringt,
in aller Eile abgeschickt worden iſt, um diese Hilfe zu
verlangen. 't
Liſſabon, den 11. May,
Pr oclama tion des Königs.
(Berichluß.)
Da ich jedoch wünsche, uud ſollre es auch mit
der größten Aufopferung geſsch:hen, daß die Einigkeit
unter allen Gliedern meiner Familie erhalten werde,
ſo hielt ich für gut, durch mein königliches Deeret
vom 3. d. M . zu befehlen, daß Richter ernannt wer-
den. um die Sache zu unteeſuchen ,
der ſich angemaßten, ungebührliche Jurisdictions - Ge-
walt zu entheven, und den Lauf der Geſetze wieder
in ihren natürlichen Gang zu bringen.
Deſſenungeachtet dauerten die Verhaftungen fort,
und es erſchien im Namen des Infanten ein Befehl
um den Andern, unterzeichnet von Unbekannten, die
meinen Sohn,
ganz und gar keinen Theil an den Geſchäften der Re-
gierung haben,
Diesem dffentlichen Scandal ein Ende zu machen,
obschon auß.r Stand, meinen getreuen Unterthanen
meine königliche Willensmeynung darüber laut zu er-
kennen zu geben, da ich mich beſtändig von den Auf.
wieglern, die meinen Sohn betrogen, bewacht und
umgeben sah, ſo entſchloß ich mich, um einem län-
gern Kampfe auszuweichen, d:ſſen Ausgang unges
wiß bliebe , in der Zuverſicht der erkannten Treue der
portugieſiſchen Nation, mich auf ein engliſches Kriegs-
ſchiſf zu begeben, das in dem Hafen vorhanden war,
und wohin mir auch die Repräsentanten der europäi-
ſchen Mächte fo!gten, damit ich von hier aus meinen
ireuen Unterthanen meine Lage zu erkennen geben,
und nöthigenfals
konne.
Mit Beyſtimmung meiner Miniſter und übrigen
getreuen Räthe ergriff ich Vordersamſt die Maßregel,
meinen Sohn den Infanten Mtguel von dem Genes
ralcommando der Armee abzuſetzen, und ſämmtlichen
Kriegs - und andern Beamten und Unrerthanen zu
verbieten, seinen, oder den in ſ.inem Namen ertheil-
ten Befehlen zu gehorch.n, bey Sirafe als Rebellen
und Aufwiegler gegen die darch Gottesgnade mir al-
lein gebührende Autorität behandelt zu werden.
Portugiesen! Dieses ſind meine erſten Verfügungen;
hierauf beschäftigte ich mich, die unſchuldig Verhafteten
ihres Gefängniſſes zu entiedigen , iene aber, die wirk-
lich ſtrafbar ſch inen, und in die Umtriebe der gehei-
men Geſelſchaſten eingeweihet ſind, der Gerechtig-
keit zu überliefern.
Soldaten! Euch mache ich kelne Vorwürfe, ihr
habt den Befehlen eures Chefs, den ich euch gegeben,
Folgegeleiſtet. Dieser Oberbefehlshaber, ohne Erfah-
ſie um ihr Beyſtand anrufen
xung, war unvwillkührlich durch treulose Rathſchläge zu
Handlungen gebracht, die ſeinem natùüilichen Characs-
ter und seinem it dlichen Gehorſam enigegen ſind.
Ich habe ihm die Gewalt entzogen, zu deren Mis-
brauch er durch Ränkevolle Menſchen veilciitet. wurde.
Ich befchle euch nur meine königliche Autorität an-
zuerkennen, Kraft welcher ich vcrlange, daß ihr eure
Waſfen nur zu meinem Dienſte gebraucht und nur
den von mir ernannten Vorgeſetztien gehorchet e. -
Gegeben an Bord des engl. Schiffes Windsor Caſtle
den g. May 1824. :
D'er Kön ig.
O e er e f.
Da ich die Jugend und Unerfahrenheit In den poli-
tiſchen Geſchäften in Betrachtung ziehe, die meinen
vielgeliebten Sohn zu pſflichtswidrigen Schritten
bewogen und die ihm unruhige und übermüthige Kd-
pfe durch ihre Rathſchläge eingeflüſtert, indem ſie die
nur mir allein durch die Gnade Go'tes verlirhene kd-
nigliche Gewalt nicht nur am 390. April, 1. und 2.
May, ſondern auch noch nach Erlaßung des königl.
Decrets vom Z. May, wodurch ich meinem Sohne
volle Verzeihung zugeht ließ, uſurpirt haben ; so ha-
be ich beſchloſſen, dieſe Schuldentlaßung in dem Um-