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Mannheimer Zeitung — 1824

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No. 152 - No. 180 (1. Juni - 30. Juni)
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dern Lebensmitteln, als wozu er ſich verpflichtet hat- ..

te, geliefert. Der tieſblickende Geiſt dieſes Fürſten
begriff, daß die Mittel, welche man man zur Her-
ſt. lung der Ordnung in Griechenland bisher gewählt,
unzu'änglich waren; er trug alſo in Conſtantinopel
darauf an , daß man Ihm es überlaſſen mdbge, Morea
und die griechiſchen Inseln zur Ruhe zu bringen, in-
dem er zugleich ſich erbot, aus seinem eigenen Schatze
die Koſten dieſes Unternehmens zu beſtreiten. Die
hohe Pforte nahm dieſes Anerbieten günſtig auf, und
der Sulian ſandte zum Zeichen ſeines beſondern Wohl-
gefallens einen seiner erſten geheimen Räthe, Nigil
Effendi, als Ueberbringer des Titels; Paſcha von
Morea, an Ibrahim Paſcha , Sohn des Vicekdnigs,
der bereits Weſſier des glücklichen Arabiens tc iſt.
Der Vicekönig hat sogleich die thätigſten Einleitungen
geiroffen, weiche erwarten laſſen, daß noch im Laufe
dieſces Jahres Griechenland der Friede miedergeſchenkt
werden wird. Ibrahim Paſcha hat die ausgedehnte-
ſten Vollmachten hinsichtlich der Inſurgenten. Die
Sicherheit, welche die Griechen in Egypten genießen,
die ihnen Bürge für die Gesinnung, mit welcher die
Uatiernehmung begonnen wird, nämlich mit der Hof-
nung, nicht Blut zu vergießen, sondern dem Blutver-
gießen cin Ende zu machen. Schutz und Sicherheit
wird allen Griechen werden, wenn ſie es zu erkennen
wiſſen, aber eben ſo dürfte Vernichtnng ihr Loos
ſeyn, wenn ſie ſich billigen Vorſchlägen widerſetzten.
% Die Pforte hat zet n Fregatten geſchickt; außerdem
hat der Vicekdnig 35 Kriegsſchiffe von verſchiedener
Größe ausgerüſtet. Die Flotte wird, von einer hin-
länglichen Zahl Transporrlſchiffe begleitet, unker den
Beſehlen des Admirals Jsmail Gibraltar auslaufen,
um ein Heer von 39,000 Mann nach Morea überzu-
führen. Zwey Drittheile dieſer Truppen ſind auf eu-
ropäiſchem Fuße exerzirt, die übrigen ſind Druſen
und Syrier, mit dem Gebirgskrieg wohl vertraut.
YUnuch befinden !ſich 3000 Mann Cavallerie dabey. ~
Das ganze bisherige Leben Muhamed Ali Paſcha's
hat bewiesen, daß er zwar, wo die Noth es gebietet,
ſehr ſtreng iſt, aber auch nur dann, denn ley ieder
andern Gelegenheit licß er Gnade und Milde vor
Recht ergehn. Viele der unglücklichen Flüchtlinge aus
Scio ſind jett in Egypten in Dödrferrn angeſiedelt,
wo ſie glücklich und zufrieden leben, und ſich beſon-
ders mii Seidenbau beschäftigen. Der Paſcha ſoll
lebhaft von der unglücklichen Lage Griechenlands ges-
rührt ſeyn, und ſehr wünſchen, derselben ein Ende zu
uachen. S.in Sohn Jarahim Paſcha theilt ganz die
Geſinnungen des Vaters. – Die viclen abentheuers
lichen Nachrichten, die ich in Ihren Zeitungen leſe,
veranlaſſen mich, Ihnen dieſe wahrhafte Schilderung
der hieſizen Ungelegenheiten mitzutheilen. ~ Eine
franz. Fregatte iſt hier angkommen , welche dem Vice-
König Geſchenke Sr. Maj. des König von Frankreich
überbringt.
S myrn.a, den r2. May.. i

Nicht fo bald waren die feindliche Note des Lord
Sira\gford und die nicht minder ſeliſame Erklärung

des Hrn. v. Tatliſcheff hier bekannt, als zu einem
neuen Ausrottungsfeldzuge gegen die Griechen die
Vorbereitungen gemacht wurden. Man erfuhr , daß
der Vicekönig von Aegypten alle englische, öſterreichi-
ſche und andere Schiffe. die gerade im Hafen von
Alexandria lagen, mit Truppen und Munition be-
frachtet habe, welchergeſtalt die Griechen ihnen nichts
anhaben und der Sultan unter dem Schutze der chriſtl.
Flaggen allenthalben hin Vernichtung verbreiten kann.
Kurz darauf ging die Nachricht ein, es hätten 1500
Neger von des Vicekönigs Heer, eine Landung auf Creta
gemacht, die Einwohner theilweiſe niedergemetelt,
und theilweise auf europäiſche Schiffe gepackt, um ſie
nach Aegypten zu bringen, wo der Paſcha die Ab-
ſicht haben ſoll, ſie mit Negerinnen zu verheirathen,
um damit Colonieen in Nubien zu bilden. Die Meyus-
cheleyen, welche von den türkiſchen Horden bey ihrem
Durchzuge hier, begangen wurden, ſollen wie ſie ſa-
gen, nur deßhalb zugelaſſen worden seyn, um ihren
Soldaten Muth zu machen. Der offenbare Zweck
der Pforte ſoll ſehn, in ihrem europäiſchen Gebiet
das Chriſtenthum gänzlich auszurotten, und wenn
dieß gelingt, die Bevdlkerung im Archipel und in

Morea durch Neger und africaniſche Stämme zu er-

ſchen, damit. einſt die Herrſchaft der Saracenen auf
dem miitelländiſchen Meere wieder hergeſtellt werde.
Das iſt kein eitler Lärm. Die Klugheit verbietet
uns mehr von einer Menge niedriger Ränke zu sa-
gen, welche die Zeit noch ans Licht bringen wird.

Z ante, den 16. May.

Nach BVerichten aus Smyrna haben die aſiatiſchen
Truppen , auf ihrem Zuge durch diese Stadt, eine
große Anzahl griechiſcher und kathoiiſcher Chriſten er-
mordet. Alle Reclamationen , welche der französiſche
Conſul in dieſer Beziehung einreichte, waren verge-
bens. Nach dieſer Metzeley begabin sich die Aſiaten
nach Scala nuova, und ſchifften ſich dort zu der Ex-
pedition nach Samos ein. Nur wenige ſind von ih-
nen wieder im Hafen von BVathi ausgeſchifft worden,
und aus deren Mittheilungen ersieht man, daß die
Samier nochmals die Rache für die Ermordung der
Chriſten in Smyrna vollzogen haben. –~ Die glrie-
chiſche Regierung iſt bereit, den Türken zu begegnen,
wo ſie auch angreifen mögen. Man verſichert, Con-
ſtantin Kanaris folge der türkiſchen Fiotte mit Bran-
dern, in der Absicht, bey der erſten günſligen Gele-
genheit sich durch die Verbrennung eines dritten 1ür-
liſchen Admiralſchiſfs wieder auszuzeichnen.



Mannigfaltigkeiten.



Berlin,. den y2. Juni. In St.. iſt kürzlich wieder.
in dem gesetzlich hart verpbnten Zweykampfe ein jun-
ger Militär getödiet worden. Der Licutenan! D. . .
hatie bey ſeinem Chef in der Garniſon um einen
 
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